Disclaimer: Alles gehört Joanne K. Rowling, außer der Story, die gehört mir

Summary: Die Sommerferien nehmen für Harry und Co. eine dramatische Wendung. Kann Harry es verkraften, noch einen Menschen, dem er sehr nahe steht, zu verlieren? Diese Geschichte ist zwar eine Fortsetzung zu OotP, wird aber nur in den Sommerferien spielen.

Pairing: da habt ihr doch bestimmt langsam die ersten Tipps parat

Reviewantworten sind wie immer unten!

Ab diesem Kapitel wird alles besser Zumindest hat FLy Or Die mir ab hier am meisten Spaß gemacht zu schreiben. Ach ja: ich werde alles daran setzen, die Story noch vor dem Erscheinen von HP6 fertig zu bekommen. Hab ja jetzt schon eine Menge Kapitel fertig bei mir herumliegen.

Fly Or Die

Dracos Umweg

Hermine drehte den Zettel langsam um, um nachzusehen, ob auf seiner Rückseite etwas geschrieben war. Doch dort war das Papier weiß und leer. Sie runzelte die Stirn und blickte wieder auf die Vorderseite des Blatts. Was hatte diese Nachricht zu bedeuten? Noch einmal las sie sich die Worte von Snape durch:

Miss Granger,

ich schreibe diese Nachricht in großer Eile und mit dem Gefühl, dass sie gar nicht nötig ist.

Wie Sie unschwer erkennen können, wurden Sie vom Schwarzen Orden der Todesser hier hergebracht. Man hat zudem Ihren Zauberstab konfisziert, so dass Sie ihn nicht zu ihrer Befreiung benutzen können.

Im Laufe des nächsten Tages wird jemand sie aufsuchen und Ihnen erklären, warum Sie hier sind und Ihnen auch Verpflegung mitbringen.

Letztendlich ist das hier alles ein nicht gewollter Umstand und aufgrund der Tatsache, dass noch nicht klar ist, wie lange Sie am Leben bleiben sollen oder ob wir Sie überhaupt für unsere Zwecke brauchen, haben wir uns dazu entschlossen, Ihnen selbst ein wenig Entscheidungsfreiheit zu bieten.

Deswegen sind Sie nicht eingeschlossen und können gerne den Kerker verlassen und versuchen den Ausgang zu finden.

Zu Ihrer Information:

Diese unterirdische Anlage ist über mehr als ein dutzend Meilen lang und Sie sind dem nächsten (sehr versteckten) Ausgang nicht besonders nahe.

Zudem ist die Anlage als ein Labyrinth zu bezeichnen.

Nun, ich denke, Sie haben mein Anliegen verstanden, und können sich nun Ihre eigene Meinung bilden.

Sollten Sie sich dafür entscheiden, einen Ausgang zu suchen …

Werden wir uns wohl niemals wieder sehen.

Severus Snape

Hatte etwa Snape sie entführt? Das konnte nicht sein, schließlich war Snape ein Spion von Dumbledore. Natürlich arbeitete er als Todesser für Voldemort – Hermine zuckte kurz zusammen; noch immer hatte sie sich nicht vollständig daran gewöhnt, seinen Namen zu sprechen oder auch nur zu denken.

Aber hatte Snape den keine andere Möglichkeit gehabt? Wenn er doch der Todesser gewesen war, der sie in ihrem Zimmer niedergeschlagen hatte, dann hätte er sich doch sicherlich eine Erklärung ausdenken können, um sie entkommen zu lassen. Er hätte Voldemort sagen können, dass Hermine sich versteckt hätte und er sie nicht schnell genug gefunden hatte, da die Auroren Kingsley Shacklebolt, Nymphadora Tonks und der Verbündete Charlie Weasley eintrafen. Nach dem, was Harry ihr über die Nacht von Voldemorts Wiederauferstehung und dem Zurückkehren seiner Todesser erzählt hatte, hätte Voldemort Snape wahrscheinlich wegen seinem Versagen bestraft. Aber das hätte Snape gewiss auf sich genommen. Sonst wäre er als Spion für Dumbledore unbrauchbar.

Also konnte Snape nicht ihr Entführer gewesen sein. Sicher, ein kleiner Zweifel nagte an Hermine. Gab es nicht doch die Möglichkeit, dass Snape Dumbledores Vertrauen nicht verdient hatte und in Wahrheit für Voldemort arbeitete? Obwohl niemand da war, der es hätte sehen können, schüttelte sie energisch den Kopf. Dumbledore war der intelligenteste Zauberer seiner Zeit und er vertraute Snape.

Es bestand kein Zweifel, ein anderer Todesser hatte sie niedergeschlagen und Snape hatte von der ganzen Sache nichts gewusst, schließlich war er auch nicht unter den vier Todessern, die sich im Erdgeschoss ihrer Eltern angenommen hatten. Ohne es kontrollieren zu können, spürte Hermine wie sie bei dem Gedanken an ihre Eltern am ganzen Körper zu zittern anfing. Doch nur nach wenigen Sekunden hatte sie sich wieder unter Kontrolle, sie wusste, dass es keinen Sinn machte, darüber zu grübeln, was ihren Eltern zugestoßen sein konnte. Erstmal musste sie hier heraus.

Die Sache war für sie jetzt klar, ein anderer Todesser hatte sie verschleppt. Snape hatte nur die Nachricht geschrieben – und noch nicht einmal das wusste sie genau. Was hatte er mit „ein nicht gewollter Umstand" gemeint? Offenbar war doch die Entführung nicht geplant gewesen. Sie runzelte die Stirn. Wir hätten alle sterben sollen. Schon kurz nach dem Gedanken packte sie wieder die Furcht, die schreckliche Wahrheit drohte über sie zu kommen; doch sie konnte den Panikanfall unterdrücken. Charlie und die beiden Auroren waren bestimmt noch rechtzeitig erschienen, um ihre Eltern zu retten.

Nur ihr hatte keiner mehr helfen können. Vielleicht hatte sich der Todesser in ihrem Zimmer versteckt, um sie zu ermorden. Hermine dachte angestrengt nach. Und die drei Auroren hatten ihn in Zeitbedrängnis gebracht, also entschloss er sich sein Opfer einfach mitzunehmen? Das wäre dann wohl „ein nicht gewollter Umstand". Die Frage war nur, warum die Auroren gekommen waren. Nein, dachte Hermine. Das ergibt alles einen Sinn. Snape. Er war nicht dabei, als die Todesser ihr Elternhaus angriffen, aber er hatte es gewusst und Dumbledore alarmiert. Doch sie kamen zu spät und Hermine war nun hier … wo auch immer das sein mochte. Vielleicht hat Snape mich sogar gesehen. Er war sicherlich da, als man mich hier herbrachte. Und er musste den Brief an mich verfassen.

Hermine stöhnte und fasste sich an den Kopf. Richtig schlüssig war das alles nicht, aber so ausweglos wie die Situation hier aussah, hatte Snape wohl auch nach ihrer Ankunft keine Möglichkeit mehr, sie zu befreien. Noch einmal betrachtete sie den Brief. Hätte Snape gewusst, wo sie untergebracht war, oder einen Ausweg gefunden, hätte er ihr doch sicher einen versteckten Tipp in seiner Nachricht gegeben. Aber da war nichts. Also wollte er ihr mit dem Brief wohl sagen: abwarten; eine andere Chance auf dein Überleben haben wir nicht.

Ohne Zauberstab war sie in einem Labyrinth aufgeschmissen und apparieren konnte sie auch noch nicht. Siebzehn wurde sie erst im September und vorher durfte man seine Apparierprüfung nicht ablegen. Außerdem hätten die Trainingsstunden sowieso in Hogwarts stattgefunden und sie hätte zusammen mit allen anderen Sechstklässern geübt. Was war also, wenn sie sich ohne Hilfe von magischen Hilfsmitteln auf die Suche nach einem Ausgang machte? Ob die Aussage Snapes, es gäbe nur einen weit entfernten Ausgang, stimmte, konnte Hermine nur vermuten. Schließlich wurde der Brief vielleicht noch von anderen Todessern kontrolliert und Snape hatte ihr deswegen nicht die Wahrheit sagen können.

Über eines war Hermine sich im Klaren: sie würde nicht hier sitzen bleiben und warten. Warten, dass jemand kommt. Warten, dass man ihr sagte, was sie zu tun hatte. Warten auf den Tod.

Entschlossen faltete sie das Papier, legte es neben sich auf den Tisch und zog den Teller mit den belegten Broten und das Glas Wasser zu sich herüber. Wenn sie sich auf den Weg durch das Labyrinth machte, wollte sie sich wenigstens vorher stärken. Sie aß langsam und kaute ihre Bissen lange, denn sie wusste, dass man davon das Gefühl des Sattseins bekam. Dann trank sie die Hälfte aus dem Glas Wasser. Sie legte sich noch einmal für eine halbe Stunde auf die harte Holzpritsche, trank dann den Rest Wasser und steckte den Zettel von Snape in die Hosentasche ihrer Jeans. Hätte sie einen Stift oder etwas in der Art bei sich gehabt, hätte sie den Brief liegen lassen und eine kleine Notiz für Snape darauf hinterlassen: Sie können mich mal.

Sie musste bei dem Gedanken, was Ron dazu wohl gesagt hätte, grinsen und spürte, wie sehr sie ihn und Harry vermisste. Auch in den Ferien, wenn sie bei ihren Eltern war, sehnte sie sich nach den beiden und den Stunden, die sie gemeinsam verbrachten. Durch die monatelangen Aufenthalte in Hogwarts hatten sie und ihre Eltern sich sehr entfremdet. Das änderte jedoch nichts daran, dass sie ihren Vater und ihre Mutter noch liebte. Sie hatten nur einfach lange keine Zeit mehr miteinander verbracht. Harry und Ron waren zu ihrer Ersatzfamilie in Hogwarts geworden, auch wenn sie das besser keinem von ihnen so ins Gesicht sagte. Besonders Ron konnte mit so etwas nicht gut umgehen. Natürlich waren auch Ginny und die anderen Weasleys und auch Hagrid ihr sehr ans Herz gewachsen, aber mit Harry und Ron verband sie viel mehr – die ganzen Erinnerungen an ihre letzten fünf Jahre.

Aber jetzt war keine Zeit über die Vergangenheit nachzudenken, schalt sie sich. Das Zimmer, in dem sie sich befand, hatte drei Wände; anstelle der Vierten war eine Öffnung, die an einen Flur grenzte. In dieser Öffnung stand sie jetzt, einen Meter vom Korridor entfernt. Angst überkam sie und sie drehte sich Hilfe suchend um. Doch der Raum sah noch genauso aus wie vorher – nur ein Tisch, Stuhl und Bett – und Lichter der Fackeln, die an den kalten Steinwänden befestigt waren, schienen spöttisch hin und her zu flackern und gemeinsam über ihre hirnrissige Idee zu lächeln. Nichts in dem Zimmer würde ihr auf ihrer Suche nach einem Ausweg helfen; es lag noch nicht einmal eine Decke auf der Pritsche. Hermine machte kehrt und trat den ersten Schritt aus dem Raum hinaus auf den Korridor mit den kahlen Steinwänden. Kälte empfing sie. Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Raum eine konstante, angenehme Temperatur gehabt hatte. Der Gang dagegen war sehr kühl und es schien ihr , als würde ein eisiger Wind durch ihn jagen. Vermutlich lag auf dem Labyrinth ein Zauber, der diese Kälte bewirkte; Hermine zögerte dadurch nämlich einen Moment und überlegte, ob es nicht doch besser wäre, zu warten. Doch sie hatte den Entschluss zu gehen gefasst und es war nicht ihre Art, sich noch einmal um zu entscheiden.

Stattdessen blickte sie jetzt in beide Richtungen, in die der Korridor führte. Sie sahen genau gleich aus und waren beide völlig eben. Ohne zu überlegen, wandte sich Hermine nach links und lief schnellen Schrittes den Gang entlang. Nach einiger Zeit gelangte sie an eine Gabelung, an der sie wiederum links abbog – so konnte sie später wenigstens schnell zurückfinden.


Smotchy huschte eilends eine weitere Treppe hinab. Er war viel schneller, als Draco vermutet hatte, immerhin wusste er, dass der Hauself schon über dreißig Jahre in dem alten und prächtigen Anwesen der Familie Nott lebte. Während er sich bemühte, mit dem Hauselfen Schritt zu halten, dachte er an die Zeiten, als er und Theodor hier in den Kellergewölben herumgeturnt waren. Sie hatten sich damals mehrere Male verlaufen. Dadurch mussten Mrs Roberts, die schrullige Haushälterin der Notts, und oftmals auch sein eigener Vater ihn und Theodor einmal mehrere Stunden lang suchen. Was hatte es danach für einen Ärger gegeben! Und alles nur, weil Theo behauptet hatte, ihn der unterirdischen Anlage wäre ein Schatz von mehreren Millionen von Galleonen.

„Ist es noch weit zur Küche?", fragte er Smotchy mürrisch. „Eigentlich wollte ich nämlich nur etwas trinken, doch so erschöpft wie ich jetzt dort ankomme, werde ich mehrere Liter brauchen."

Smotchy drehte sich um und sah zu dem blassen, schmalen Gesicht, auf dem sich kleine Schweißperlen gebildet hatten, auf. „Smotchy bittet um Verzeihung, Master Malfoy." Er machte eine tiefe Verbeugung und seine lange Nase streifte den Boden. „Es ist jetzt nur noch ein kleiner Weg, den wir zurücklegen müssen."

„Dann beeilen wir uns, ich bin jetzt wirklich durstig.", gab Draco zurück. Den langen Gang hätte er nicht auf sich nehmen brauchen; wenn er erst zurück im Versammlungsraum war, hatte er so oder so wieder Durst. Doch Smotchy hatte die Wahrheit gesagt. Einige Augenblicke später erreichten sie eine verzierte Eisentür, an der die kleine Gestalt stehen blieb und die Tür aufstieß. „Wir sind da, Master Malfoy." Und der Hauself machte eine weitere unterwürfige Verbeugung, während er von der Tür zurücktrat, um Draco hineinzulassen. Draco ging an ihm vorbei in die Küche hinein. Auf den ersten Blick sah er eine Handvoll Hauselfen, die geschäftig um Tische, Schränke und Theken wuselten. Als sie seine Ankunft bemerkten, stellten sie sich blitzschnell in einer Reihe auf und verneigten sich.

„Willkommen, Master Malfoy", sagten sie wie aus einem Mund. „Womit können wir dienen?"

Draco machte nur eine unwirsche Handbewegung in Richtung Smotchy, der sofort wisperte: „Er möchte etwas zu trinken!" Schon eilten die Hauselfen umher und im Bruchteil von ein paar Sekunden stand einer vor ihm, der ihm ein Tablett hinhielt, auf dem mehrere Gläser und Tassen verschiedener Größen standen. Die anderen trugen jeweils zwei verschiedene Karaffen. „Tisch", murrte Draco und setzte sich auf einen der Stühle, die um einen großen, aus Mahagoni angefertigten Tisch standen, dessen beiden äußersten Stühle über zehn Meter voneinander entfernt standen. Draco ließ sich Kirschblütensaft einschenken und trank mehrere Becher davon. Die Hauselfen ließen ihn in Ruhe, während er da saß und so hatte er genug Gelegenheit, noch einmal das zu überdenken, was sie in der Versammlung festgelegt hatten. Obwohl sie nun nicht wirklich irgendetwas beschlossen hatten. Draco wurmte es, dass sie noch keine Pläne geschmiedet hatten. Es nützte ihm wenig, Anführer dieser Gruppe Slytherins zu sein, wenn sie nie etwas erreichten. Weder hatten sie bisher sich auf ein Vorhaben geeinigt, um die Schlammblüter und deren wertlosen Freunde aus Hogwarts zu vertreiben, noch hatten diejenigen mit Todessern als Eltern bisher etwas aus ihren Vätern und Müttern herausbekommen. Er selbst hatte da auch nichts erreicht. Wie auch, bei diesem Vater …

Draco stand auf und verließ wortlos die Küche. Smotchy folgte ihm schnell und in einigem Abstand. Wütend drehte er sich zu ihm um und sagte: „Wie soll ich bitte den Weg zurück finden, wenn du ihn mir nicht zeigst!"

„Verzeiht, verzeiht. Smotchy überlegte nicht."

„So sehe ich das allerdings auch." Natürlich konnte Draco nicht auf Smotchy verzichten. Der alte Elf kannte laut Theodor den gesamten Kerker und seine labyrinthartigen Gänge auswendig. Er fragte sich jetzt, warum er und Theodor Smotchy nie dazu benutzt hatten, ihnen beim Schatzsuchen zu helfen. Doch gerade als er Smotchy, der ihm nun den Weg weisen wollte, folgen wollte, hörte er auf einmal etwas. Er hielt inne und mit einem Blick auf den Hauselfen, der seine Ohren gespitzt hatte, sah er, dass dieser es auch hörte. Es klang wie … Gesang, wenn Draco sich nicht irrte. Er konnte nicht erkennen, ob es eine weibliche oder männliche Stimme war, aber er hörte genau, dass sie aus den verzweigten Gängen, die in der entgegen gesetzten Richtung zu seinem Rückweg lagen, stammte.

Draco sah wieder zu Smotchy, der seine Ohren immer noch aufgestellt hatte. Und in dem Moment fiel ihm auch wieder ein, wie Theodor ihm einmal erzählt hatte, Hauselfen könnten weit besser Geräusche hören und bestimmen als Zauberer. Im Grunde hören sie so gut wie Hunde, hatte Theo gesagt.

„Was kannst du hören?", fragte Draco den Elfen angespannt. Smotchy zögerte einen Moment und sagte dann: „Da singt jemand. Ich glaube … es ist eine Frau …"

„Ja, aber was singt sie denn?"

Smotchys Stirn kräuselte sich. „Wenn ich das richtig verstehe, Master Malfoy … dann singt sie …"

„Was denn?"

Smotchy räusperte sich. „Es klingt wie …" Der Hauself blickte verzagt zu Draco auf. „Es klingt wie: Wiesel ist dumm wie 'n Plumpudding, lässt jeden Quaffel durch den Ring, Wiesel sorgt für unsern Gewinn, Wiesel ist unser King."


Es kam ihr vor, als sein mehrere Stunden vergangen, seitdem sie den Raum verlassen hatte. Aber Hermine ahnte, dass sie sich irrte. Das Schlimme waren das Gewölbe und die Gänge, die immer gleich aussahen. Kalte Steinwände, Fackeln in ihren Haltern und selten mal eine Treppe, die hinauf oder hinunter führte. Immer wenn sie an Gabelungen kam, bog sie links ab. So konnte sie sich die Hoffnung erhalten, wieder zurückzufinden. Das redete sie sich zumindest ein, denn sie hatte bereits mehrmals das Gefühl gehabt, dass der ganze Kellerkomplex sich – ähnlich den Treppen und Türen in Hogwarts – veränderte. Manchmal wenn sie zurückblickte, sah sie eine Abzweigung nicht mehr, die sie gerade erst passiert hatte.

Doch noch schlimmer als dieser Verdacht erwies sich die Kälte, die hier unten herrschte. Hermine trug nur das rote T-Shirt, das sie heute Morgen bei sich zu Hause übergezogen hatte, weil es draußen sehr warm war. Auf ihren nackten Armen hatte sich eine Gänsehaut gebildet und sie war sich sicher, dass ihre Wangen von der Kälte gerötet waren. Zu der Kälte kam noch Verzweiflung. Hätte sie jetzt noch einmal vor der Entscheidung gestanden, Warten oder Flucht, hätte sie sich für das Warten entschlossen. Dann hätte sie wenigstens noch Hoffnung auf Rettung haben können. Inzwischen fragte sie sich nur noch, ob sie erfrieren oder verdursten würde.

Vor einiger Zeit – Hermine hatte jegliches Zeitgefühl bereits verloren – hatte sie plötzlich ein unheimliches Geräusch gehört und sich fürchterlich vor etwas erschreckt, was sich flügelschlagend auf sie stürzen wollte – eine kleine Fledermaus. Seitdem bildete sie sich ständig ein, an Wänden und hinter sich Schatten lauern zu sehen. Besonders schlimm war es, wenn der Gang eine Biegung machte und sie nicht wusste, was sie dahinter erwartete. Sie hatte angefangen zu singen. Erst beruhigende Melodien, die sie noch aus ihrer Kindheit kannte, dann lustigere, ermutigende Lieder. Die halfen ihr besser, den Fängen der Einsamkeit und der Angst zu entkommen. Sie musste unwillkürlich wieder an den Gesichtsausdruck von Ron denken, wenn er sie sehen könnte, wie sie in diesem unheimlichen Labyrinth „Weasley ist unser King" sang. Das Ganze hier wirkte auf diese Weise seltsam und nicht wirklich.


„Warten Sie, Master Malfoy! Ich habe keine Befugnis so tief in die Kerker zu laufen. Außerdem muss ich meinem Herrn noch seinen Whiskey bringen!"

Doch Draco hörte nicht auf ihn. Das Lied, das die Person im Kellergewölbe gesungen hatte, war unzweifelhaft „Weasley ist unser King". Das konnte nur jemand aus Hogwarts sein und wenn es wirklich eine Frau war, dann war es auch keiner seiner Freunde, die zur Versammlung gekommen waren. Mädchen waren dort nicht zugelassen. Zudem sah Draco keinen Grund, nicht nachzuforschen, zu wem die Stimme gehörte. Es bestand keine Gefahr für ihn, da Smotchy die gesamte Anlage und ihre verzweigten Wege auswendig kannte. Und die Kerker wurden nicht mehr genutzt, das hatte ihm Theodor erzählt. Jetzt, wo alles anders war und der Dunkle Lord wieder an die Macht zurückkehren würde, veränderten sich solche Sachverhalte schnell, aber er rechnete nicht damit, dass er bei dem Weg, den er wählte, ausgerechnet auf Gefangene oder ähnliches treffen würde.

„Master Malfoy, ich kann das nicht! Ich darf nicht weitergehen!", wimmerte Smotchy. Es klang, als würde er gegen seinen Willen und besseres Wissen mit Gewalt zu etwas gezwungen werden. Wie ein Hund, dessen elektronisches Halsband, ihm ab einer gewissen Entfernung Stromstöße verpasst, er aber gezwungen wird, sich noch weiter zu entfernen.

„Sei still, du blödes Viech!", rief Draco und lauschte. Jetzt konnte auch er den Text, den die Frau sang, eindeutig verstehen. Es klang ein wenig zittrig und nicht besonders melodisch. Draco musste an den Chor denken, zu dem ihn Narzissa hingeschleift hatte, als er sieben war. Er wollte überhaupt nicht dorthin, aber als sein Vater von der Geschichte erfuhr, hatte er Narzissa verboten, den Jungen jemals wieder dorthin zu schicken und dann Draco verprügelt. Er sagte ihm, dass dieser Unsinn, mit dem er da beschmutzt wurde, ihm ausgetrieben werden müsse, und er Schuld sei, da er seine Mutter davon habe abhalten müssen. Was soll aus dir werden, wenn du dich jetzt schon nicht gegen die Meinung eines verkommenen Weibsbilds wehren kannst?

Draco bemerkte, dass Smotchy plötzlich sehr still geworden war und nun erkannte er auch warum. Der Gesang hatte aufgehört. Kein Laut war mehr zu hören, obwohl er sich ganz sicher war, die Person fast erreicht zu haben. Er legte den Zeigefinger an die Lippen, um dem Hauselfen zu zeigen, dass er still sein soll. Doch Smotchy wimmerte immer noch leise und murmelte: „Master Malfoy, ich kann nicht hier bleiben. Mein Herr hat es verboten und sein Wort zählt in diesem Falle mehr als das ihre."

Draco beachtete ihn nicht, sondern zückte seinen Zauberstab. Bildete er sich es ein oder hörte er jemanden hinter der Kurve, die der Korridor machte, atmen? Nur wenige Schritte von ihm entfernt …


Sie hatte sich fürchterlich erschrocken, als sie die Schritte hörte. Jemand rannte sehr schnell auf Hermine zu und sie hatte es nicht gehört, weil sie so laut gesungen hatte. Der Weg machte eine Kurve und jetzt wo sie in der Stille regungslos dastand, hatte sie das dunkle Gefühl, das derjenige, den sie hatte rennen hören, direkt hinter der Biegung stand. Gruseligerweise war sie selbst der Stelle, an der die Mauer endete, sehr nahe. Wenn der andere genauso nah war, hätte sie um die Mauer herumfassen und ihn berühren können. Was war das? Ein Wispern? Warne da mehr als eine Person oder versuchte man ihr einen Fluch aufzuhalsen?

Hermines Körper zitterte vor Anspannung und sie machte sich bereit für das, was auch immer passieren würde. Ihre Hand holte vorsorglich zum Schlag aus.

„Master Malfoy, ich muss jetzt gehen! Smotchy muss zu seinem Herrn, es tut mir leid!" Es gab einen lauten Knall; Draco sah hilflos zu, wie der Hauself sich in Luft auslöste und Hermine sprang um die Ecke herum und stürzte sich auf Draco, der so überrascht war, dass er nach hinten umfiel.

„Aaaarrrggghhhhh …", schrie Draco und spürte, wie jemand ihm den Zauberstab aus der Hand riss. Das Einzige, was er von seinem Angreifer sah, waren eine Menge buschiger, brauner Haare und ein rotes T-Shirt, dann ließ die Hermine auch schon von ihm ab und sprang auf, den Zauberstab auf Dracos Brust gerichtet. Hermine blickte auf ihr Opfer hinab und sagte entsetzt:

„Malfoy?"


So und jetzt/lacht grimmig/ Dieses Kapitel war im Vergleich zu den anderen ein ganzes Stück länger. Und ich hoffe, ihr mochtet es? Wenn ja, dann seid doch so nett und hinterlasst ein kleines Review. /auf das Rekordtief vom letzten Mal deutet/

Zum Titel: Vielleicht hat es ja jemand erkannt? Das ist die Übersetzung von „Draco's Detour" wie eines der Kapitel von HP6 heißen wird. Ist mir beim Überlegen für den Titel so eingefallen, dass das ein ganz klein wenig auf dieses Kapitel passt ;)

Zu euren Reviews:

laser-jet: Dein Review kam aber echt schnell, kaum poste ich das Kapitel schon war es da /extra Riesenkeks reicht/

bepa: /freut sich/ Das ist echt schön, dass es noch einige gibt, die die Story nicht vergessen haben /knuff/ Dieses Mal ist es ein wenig länger, das Kapitel, meine ich. Ach und zu Snape kann ich noch nichts verraten. Bisher lass ich euch da mal lieber im Dunkeln /grinst gemein/

Mohnblümchen: Du hast Glück, das du die Fanfiction erst jetzt gefunden hast. Meine Updatezeiten vorher waren ja katastrophal! Der Brief sollte undurchsichtig sein. Aber letztendlich sind in dem Brief nicht wirklich Hinweise versteckt, es ist mehr die Frage, in welcher Situation Snape ihn geschrieben hat. Das Hermine einen Ausgang sucht, war klar. Genau aus solchen Gründen ist sie ja in Gryffindor.

Zutzi alias Susi: Snape – wie gesagt, ich sage nix ;) Mein Abi habe ich leider noch nicht in der Tasche, hab nächste Woche mündliche Prüfungen … In Baden – Württemberg ist man mit dem Abi eben erst spät fertig … Aber um die mündl. Prüfungen mache ich mir zum Glück nicht so Sorgen. /Keks gibt/ Wir haben uns lang nicht mehr gelesen/geschrieben!