Disclaimer: Alles gehört Joanne K. Rowling, außer der Story, die gehört mir
Summary: Die Sommerferien nehmen für Harry und Co. eine dramatische Wendung. Kann Harry es verkraften, noch einen Menschen, dem er sehr nahe steht, zu verlieren? Diese Geschichte ist zwar eine Fortsetzung zu OotP, wird aber nur in den Sommerferien spielen.
Reviewantworten sind wie immer unten!
Willkommen zu einem sehr Dialog-Lastigen Kapitel, ihr werdet gleich merken, wovon ich spreche /kicher/ Hat schon wieder viel zu lange gedauert, ich hatte zwar drei lange, fertige Kapitel, aber habe überhaupt nicht weiter geschrieben. Heute habe ich aber zwei weitere vervollständigt und dass ist dann endlich mal ein Grund ein wenig upzudaten. Viel Spaß beim Lesen!
Fly Or Die
Verhängnisvolle Begegnungen
Draco starrte Hermine genauso entgeistert an, wie sie ihn. Nach wenigen Augenblicken kam er jedoch zu sich und versuchte sich langsam an der steinernen Wand des Korridors hochziehen.
„Halt! Du bleibst schön da unten sitzen!", sagte Hermine mit schneidender Stimme. Angesichts seines Zauberstabs in ihren Händen und ihres Gesichtsausdrucks, entschloss Draco ihrem Befehl – vorerst – zu gehorchen. Er war nicht besonders scharf darauf, zu erfahren, was für neue Flüche und Verwünschungen Granger in der Zeit seit ihrer letzten Auseinandersetzung erlernt hatte.
„Schon gut, schon gut", sagte er erschöpft und hob beschwichtigend die Hände. „So besser, Granger?"
Hermine erwiderte darauf nichts, sondern versuchte schnell einen klaren Gedanken zu fassen. Sie hatte immer noch keinen Schimmer, wo sie sich befand; doch noch wichtiger schien es ihr, hier schnell zu verschwinden. Und Malfoy konnte ihr dabei vielleicht nützlich sein. Auf jeden Fall sein Zauberstab.
„Wo sind wir hier?" fragte sie ihn. Malfoy hob eine Augenbraue. „Die Frage ist doch wohl eher, was machst DU hier?" Hermine schenkte ihm ein Lächeln. „Ich glaube kaum, dass es an dir ist, die Fragen zu stellen, Malfoy." „Witzig, Granger, wirklich witzig." „Malfoy, ich habe wirklich keine Lust, mich hier ständig zu wiederholen. Wenn du also willst, dass deine Mutter dich noch erkennt, sobald sie dich das nächste Mal sieht, dann antworte mir jetzt: Wo sind wir hier?" Draco seufzte. Er war sich sicher, dass sie keinerlei Legilimentik beherrschte und er sie problemlos anlügen würde können – nur, was sollte er ihr schon sagen, dass sie ihm glauben würde? Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als sehr nah an der Wahrheit zu bleiben. „Bei mir zuhause. Im Keller."
Hermine, die sich gerade mit der freien Hand, eine braune Locke aus dem Gesicht streichen wollte, erstarrte in der Bewegung. „Bei dir zuhause? Was machst du hier unten?" Diesmal, befand Draco, gab es keinen Bedarf, sie anzulügen. „Ich war gerade in der Küche hier unten und habe mir etwas zu trinken geholt.", sagte er grinsend.
„Spar dir das, Malfoy. Lässt dich dein Vater im Keller campieren, oder warum gehst du hier unten in die Küche?" Langsam verging ihm das Grinsen. Eine Lüge mehr konnte nicht schaden. „Ich habe etwas repariert. Eine alte Tür, die am Anfang des Gewölbes ist. Und irgendwann bekam ich Durst. Ziemlich spannend, oder?"
Hermine legte ihre Stirn in Falten. Die Situation schüchterte sie nicht ein, wenn sie es recht bedachte, war sie sogar erleichtert, auf Malfoy gestoßen zu sein. Es war besser, als in diesem Kerker umherzuirren, außerdem hatte sie mit Malfoy als Geisel beste Chancen, hier wieder heil herauszukommen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er log; er war sichtlich überrascht gewesen, sie hier anzutreffen. Sie würde sich von ihm den Weg hinaus zeigen lassen.
„Tja, Malfoy, da ich diejenige mit dem Zauberstab bin, wirst du mich jetzt bitte zu einem Ausgang bringen. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du das so erledigst, dass uns niemand dabei sieht. Und ich bin mir sicher, das liegt auch in deinem Interesse." Bei diesen Worten hob sie den Zauberstab noch ein wenig höher und deutete damit auf sein Gesicht. Draco verzog sein Gesicht und erhob sich langsam. Hermine machte einen Schritt nach hinten, damit sie ihn weiter gut im Auge behalten konnte.
„Es gibt da ein kleines Problem", sagte Draco, als er endlich stand und sie fixierte.
„Ja?", machte Hermine nur und sah ihn abwartend an. Draco grinste wieder. „Ich kenne den Weg nicht." „Ach, und wie willst du dann hier hergefunden haben?" „Mit Hilfe eines vertrollten, alten Hauselfen namens Smotchy. Aber der ist jetzt weg, wenn ich mich nicht irre, hast du ihn verscheucht." Sein Grinsen wurde nun so breit und unerträglich, dass Hermine sich nicht mehr zurückhalten konnte und „Petrificus Totalus!" rief, so dass Draco nach hinten umfiel, unfähig sich zu bewegen. Sie baute sich über ihm auf. „Das ist dumm, erklärt aber auch die zweite Stimme, die ich gehört habe. Irgendeine Idee, wie wir stattdessen vorgehen?" Draco konnte natürlich nicht antworten sondern starrte sie nur böse an. Hermine lachte kurz auf. „Schade. Wirklich schade, Malfoy. Aber – ", sie überlegte kurz, dann fuhr sie fort, „vielleicht kannst du mir ja doch noch helfen. Finite Incatatem!" Mit einem weiteren Schwung des Zauberstabes war Draco wieder fähig, aufzustehen. Draco öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ohne darauf zu achten, fragte Hermine: „Wo befindet sich der Ausgang denn? In welcher Himmelsrichtung des Hauses?"
Draco schwieg erst und sagte dann: „Woher soll ich das wissen?" Hermine stöhnte auf: „Weil du in dem Haus wohnst!" Beleidigt drehte ihr Draco den Rücken zu. Es war erbärmlich, von einem Schlammblut so behandelt zu werden. Und erniedrigend, wenn er ihr nicht erwidern konnte. Woher sollte er denn wissen – da fiel ihm eine der unzähligen Stunden ein, die er in diesem Teil von Nott Mansion verbracht hatte.
„Der Nordflügel", stieß er hervor, während er sich wieder zu ihr drehte. „Was?" „Der Nordflügel. Der Eingang zum Keller liegt dort." „Danke, Malfoy." Dann hielt sie ihren Zauberstab waagrecht und übte den Vier-Punkte-Zauber mit ihm aus. Seine Spitze zeigte in die Richtung, aus der Draco den Korridor entlang gekommen war. „Wunderbar." Mit zuckersüßer Stimme sagte sie danach zu Draco: „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich gehe den Ausgang suchen." Draco starrte sie etwas perplex an, doch als Hermine mit schnellen Schritten und sicherem Abstand an ihm vorbeiging, versuchte er, ihren Arm zu fassen. „Und ich komme mit."
Sie drehte sich zu ihm. „Nein, das glaube ich nicht. Aber du hast die Wahl – entweder du bleibst freiwillig zurück oder ich halse dir noch einen weiteren Fluch auf." Ohne die Augen von ihm zu lassen, machte sie einige Schritte rückwärts. Draco versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Wenn sie ihn wirklich zurückließ, würde er den Ausgang nie finden. Er würde sicherlich in der Kälte erfrieren oder nach ein paar Tagen ohne Wasser verdursten. Er warf ihr einen forschenden Blick zu. Ihre Gesichtszüge wirkten ungewöhnlich starr und unnachgiebig, aber anderseits war sie nur ein Mädchen. Wie könnte sie ihn dem sicheren Tod überlassen? Er entschloss sich, sie genau an diese Tatsache zu erinnern.
„Dieses Gewölbe ist sehr groß, viele Meilen breit, wenn ich mich nicht sehr irre. Und es gibt niemanden, außer dir und einem ängstlichen Hauself, der weiß, dass ich hier unten bin. Wann werden sie anfangen, nach mir zu suchen? Und selbst wenn, welchen Zweck hat es, wenn sie mich tot auffinden? Es war schon ein großer Zufall, dass ich dich hier getroffen habe – wie hoch steht die Chance, dass ich ein zweites Mal solches Glück – oder Pech – habe?" Zufrieden mit sich selbst, wartete Draco auf ihre Reaktion. Es war genial gewesen, sie darauf hinzuweisen, dass er sie mit seinem Erscheinen vor dem sicheren Tod gerettet hatte.
Hermine antwortete ihm nicht. Er hatte Recht, sie würde ihn nicht hier zurücklassen können. Was er über die Kerker sagte, ergänzte sich perfekt mit dem, was Snape ihr geschrieben hatte. Diese unterirdische Anlage ist mehr als ein dutzend Meilen lang und Sie sind dem nächsten (sehr versteckten) Ausgang nicht besonders nahe.
„Du gehst voraus.", sagte sie leise und deutete Draco unwirsch mit dem Zauberstab die Richtung. Er hielt es für besser, sein Glück nicht herauszufordern, und ging wortlos an ihr vorbei.
Nach einer sehr unruhigen Nacht erwachte Harry in dem Zimmer, dass er sich schon letzten Sommer mit Ron geteilt hatte. Er brauchte nur einige Sekunden, um sich in Erinnerung zu rufen, was gestern alles passiert war. Dann richtete er sich in seinem Bett auf und sah sich in dem Raum um. Dudley lag tief schlafend in seinem sperrigen Feldbett und gab nur ab und zu einen lauten Seufzer von sich. Ron hingegen war nirgendwo zu sehen. Harry warf die Bettdecke von sich, sprang aus dem Bett und ließ seinen Koffer aufschnappen. Er brauchte nur kurz, dann hatte er zusammen, was er brauchte: Jeans und ein blaues T-Shirt. Er zog sich eilig an, griff nach seiner Brille und verschwand leise durch die Tür. Im Haus war es ganz still und Harry bemühte sich ebenfalls keinen Mucks von sich zu geben, während er die Treppe herunter lief. In der Eingangshalle hing immer noch das Porträt von Sirius' Mutter, Mrs Black, hinter mottenzerfressenen Samtvorhängen und Harry wusste, dass es ratsam war, das Bild nicht aufzuwecken. Er öffnete die Tür zur Küche, aus der ihm ein Geruch nach frischen Brötchen entgegenschlug. Doch im Gegensatz zum vorigen Abend war es sehr ruhig in der Küche. Er entdeckte nur Kingsley, Mrs Weasley und Ginny. Von Ron keine Spur.
„Morgen", wünschte er den drei anderen, die von ihrem Teller aufblickten. Von Kingsley kam eine verschlafene Erwiderung, Ginny hob zaghaft eine Hand zum Gruß, nur Mrs Weasley sagte, für Harrys Geschmack viel zu fröhlich: „Hallo, Harry. Setz dich und nimm dir was zu essen. Ich hoffe, du hast gut geschlafen?" „Geht so." Ginny schnaubte nur und stocherte lustlos mit einer Gabel in ihrem Brötchen herum. „Ginny, ich bitte dich, Liebes, benimm dich. Es nützt niemanden, wenn du dich so hängen lässt." Daraufhin stand Ginny auf und verließ die Küche. Während Mrs Weasley bedauernd den Kopf schüttelte, ließ sich Harry auf einen der Stühle fallen, die um den klobigen Holztisch standen.
„Wo sind denn all die anderen?", fragte er und griff nach einem Brötchen. Mrs Weasley schenkte ihm Orangensaft ein und seufzte. „Der Orden hat viel zu tun, Harry. Jetzt, wo alle wissen, dass Du-weißt-schon-wer zurückgekommen ist, haben wir mehr Möglichkeiten offen zu arbeiten. Sie haben alle heute Morgen das Haus verlassen. Dumbledore noch gestern Nacht."
Harry hielt im Kauen inne. „Und was ist mit Hermine?" Bevor sie ihm antworten konnte, schaltete sich Kingsley ein. „Harry, wir können nichts unternehmen, bevor Snape nicht eintrifft. Wir haben überhaupt keine Ansatzpunkte, aber ich weiß, dass Emmeline und Tonks heute früh zu ihrem Elternhaus aufgebrochen sind, um nachzusehen, ob es nicht doch noch irgendeinen Hinweis auf Hermines Verbleib gibt." Harry spürte, wie sein Blut wie so oft in Wallung kam. „Können wir ihm vertrauen? Was wusste er über das, was Voldemort plante?" Es gab ein Klonk, als Mrs Weasley ihre Tasse auf den Tisch knallte. Ohne darauf zu achten, antwortete Kingsley mit seiner tiefen Stimme: „Dumbledore vertraut Snape." Dann schwieg er für einen Augenblick und sagte schließlich: „Snape glaubte, dass es etwas mit dir zu tun hatte. Ich kann aber nicht den Gedanken loswerden, dass Du-weißt-schon-wer einen Anschlag auf Arabella Figg plante. Nach allem, was du erzählt hast, war es doch nur Zufall, dass du und dein Cousin dort aufgetaucht sind. Es wäre leicht für ihn gewesen, an die Adresse von Arabella zu kommen und es ist seit deiner Anhörung letztes Jahr kein Geheimnis mehr, dass sie für Dumbledore arbeitet." Harry schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. „Das hatte ich ganz vergessen – dann ist das meine Schuld." „Nein, Harry. Niemand hat sie gezwungen, für dich in der Anhörung auszusagen.", erwiderte Kingsley und schüttelte den Kopf. In diesem Moment setzte ein fürchterliches Geschrei von einer hohen Stimme ein, die eindeutig aus der Eingangshalle kam; ein paar erschrockene Augenblicke später fing unüberhörbar Mrs Black an zu wüten. Kingsley war als Erster an der Tür. Als er durch die Tür gestürmt war und, ohne anzuhalten, zum Porträt hastete, bot sich Harry ein seltsamer Anblick. Mitten in der Halle stand augenscheinlich ein Mann, dessen Gesicht Harry nicht sehen konnte, da er es unter einer Kapuze verbarg. Er trug einen langen, schwarzen Reisemantel, an dem niemand anderes als Ginny mit aller Gewalt zerrte, das Gesicht rot vor Wut. Jetzt konnte Harry auch verstehen, was sie schrie.
„Wie können Sie es nur wagen, mir so etwas zu antworten, Sie verdammter Mistkerl! Ich will wissen, wo sie ist, verdammt noch mal!"
„Ginny! Was tust du da!", rief Mrs Weasley, entsetzt vom Verhalten ihrer Tochter. Die hatte inzwischen damit begonnen, mit ihren Fäusten auf den Mann einzutrommeln. Harry ging schnell zu ihr und griff nach ihren Armen. „Ginny. Hör auf." Sie gehorchte ihm tatsächlich und sackte dann jedoch zusammen und Harry kniete sich neben ihr nieder. Der Mann schob seine Kapuze zurück und sagte mit schnarrender Stimme: „Danke, Potter. Erwarten Sie lieber nicht, dass sich das auf Ihre Noten auswirkt, wenn wir uns wieder in Hogwarts treffen." „In die Küche, Snape. Ich will mit dir alleine reden." Kingsley hatte das Porträt inzwischen zum Schweigen gebracht und packte nun Snape an der Schulter, bevor Harry Gelegenheit hatte, zu reagieren. „Du bleibst hier, Harry.", fügte er dann schnell hinzu, als Harry sich erhob. Danach verschwand er mit Snape hinter der Tür. Harry erhob sich, kochend vor Wut. „Harry, bitte." Mrs Weasleys Stimme klang flehend. Harry blieb reglos stehen, den Blick auf die Tür gerichtet, durch die die beiden Männer gingen. Sie beugte sich währenddessen zu Ginny. „Soll ich dir ein Glas Wasser holen?" „Mum, bitte lass mich in Ruhe und geh", sagte Ginny mit tonloser Stimme. Ihre Mutter wirkte unschlüssig, wie sie fortfahren sollte und ging schließlich die Treppe hoch. Harry haderte mit sich selbst, bevor er sich neben Ginny im Schneidersitz auf den Boden setzte. „Was hat er denn gesagt?" Ginny seufzte und antwortete nicht. Harry glaubte schon, sie würde gar nichts mehr sagen, als sie anfing zu sprechen.
„Ist nicht wichtig … ich habe ihn danach gefragt, wo Hermine sei. Er hat sie beleidigt, dieser Schleimbeutel … ich mache mir solche Sorgen um sie. Keiner weiß, wo sie ist …" Harry legte eine Hand auf ihre Schulter. „Wir werden sie schon finden – wenn es sein muss, auf eigene Faust."
„Ohne Hinweis darauf, wo sie ist?", fragte Ginny leise. „Es wird einen Weg geben, sie zu finden, da bin ich mir sicher. Wo ist eigentlich Ron?" „Keine Ahnung, ich habe ihn seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Vielleicht kümmert er sich um Seidenschnabel. Ich geh hoch, wenn du nichts dagegen hast." Harry nickte und sah ihr hinterher, als sie über die Treppe verschwand. Er stand auf, rieb sich den Kopf und warf einen Blick auf die Tür zur Küche. Wenn er doch jetzt nur Langziehohren griffbereit hätte. Die beiden hatten bestimmt vergessen, die Tür mit einem Imperturbatio - Zauber zu belegen. Als ihm diese Idee kam, zögerte er nicht lange und hastete die Treppe hinauf, um kurz darauf in sein Zimmer zu stürzen. Ohne sich umzusehen stürzte er zu seinem Koffer und begann wild in seinen Sachen herumzuwühlen. „Wo sind sie nur?", murmelte er drängend. „Wer?", kam von seiner Rechten. Harry blickte auf. „Dudley!" Sein Cousin sah ihn böse an. „Allerdings. Fahren wir jetzt nach hause?" Harry jedoch hatte inzwischen gefunden, was er suchte und verließ das Zimmer eilig. Doch er hörte noch, wie Dudley sich aus seinem Bett hievte und sich ihm an die Fersen heftete. „Dudley, verschwinde!" „Wo gehst du hin? Ich will mit! Warte auf mich!"
Als er zurück in der Halle war, wickelte Harry hastig ein Langziehohr von dem Haufen, den er dabei hatte, ab und reichte Dudley dann den Rest. Er stopfte es sich in die Ohrmuschel und sah zu, wie das andere Ende sich unter der Tür durchringelte. Dudley beobachtete ihn bei der ganzen Aktion höchst verwirrt, um es ihm dann gleichzutun. „Müssen wir das tun, um nachhause zu kommen? Ist das ein Du – weißt – schon – was? Das Wort mit Z da? Ein Z…z…z…auber?" Harry sparte es sich zu antworten, wusste er doch, dass Dudley gleich dasselbe wie er hören würde. Und schon drang Kingsleys Stimme an sein Ohr, tief und beruhigend wie immer.
„Ich glaube, jetzt hast du dich genug ausgeruht, Snape." Gleich darauf kam die höhnische Stimme von dem Zaubertränkelehrer: „Schon gut, schon gut. Was ich zu erzählen habe, wird dir sowieso nicht besonders gut schmecken." „Das lass mal meine Sorge sein."
Harry sah, wie Dudley erschrak, als er die Stimmen hörte und legte seinen Zeigefinger an dem Mund. „Leise!"
In der Küche wurde ein Stuhl verschoben.
„Ich erzählte Albus, dass ich gehört hatte, irgendetwas sei im Gange. Das weißt du schon, oder?"
Harry hörte Kingsley nicht antworten und nahm an, dass er genickt hatte.
„Ich musste an diesem Abend bei Nott sein. Der Dunkle Lord wollte mich allein sprechen. Er sagte mir, dass Arabella Figg getötet werden solle. Er habe zwar schon Nigel losgeschickt, aber Er wollte, dass ich auch dorthin appariere. Nigel ist nicht lange dabei – die Todesser erleben jetzt, wo alle wissen, dass ER zurückgekehrt ist, einen mächtigen Zuwachs. Er gab mir die Adresse und ich folgte seinem Befehl. Angekommen versuchte ich einen Plan auszudenken, um ihr Leben zu retten, aber Nigel hatte den Befehl schon ausgeführt."
„Glück für dich, sonst hättest du womöglich deine Tarnung auffliegen lassen müssen." Kingsleys Stimme hatte jetzt etwas von einem drohenden Unterton und Harry verstand, wieso. Snapes Stimme zeigte keinerlei Regung, während er berichtete, wie er Nigel und die Tote aufgefunden hatte. Snape lachte kalt auf.
„Und dann tauchte Potter auf. Etwas Dämlicheres kann man sich nicht vorstellen. Nigel wollte ihn natürlich töten – unvorstellbar der Ruhm, den er vom Dunklen Lord dafür erhalten hätte – doch ich brachte ihn dazu, zu warten. Als er sich nicht mehr länger von dem Angriff abhalten lies, kamen die Katzen. Und er konnte seinen Todesfluch nicht sagen. Ich zielte selbstverständlich daneben, als ich Potter und den anderen Jungen angriff und ließ ihnen die Gelegenheit zum Entkommen. Ich folgte ihnen, sobald ich die Katzen erledigt hatte. Nigel hatte der Angriff schlimmer getroffen, er lief hinter mir her, aber nur langsam. Zu meiner nicht besonders großen Überraschung hatte Potter dafür gesorgt, dass sämtliche Muggel in den umliegenden Häusern von der Sache aufgeschreckt wurden und beobachten konnten, wie er den Fahrenden Ritter heranwinkte. Sehr geistreich. Und so verschwand er."
Harry runzelte die Stirn. Es war unerträglich, Snape dabei zuzuhören, wie er den Vorfall schilderte.
„Die Sache mit den Katzen… ich verstehe nicht, was sie dazu bringen konnte, sich so zu verhalten. Dann hätten sie ja auch Arabella Figg beschützt.", sagte Kingsley. Darauf folgten einige Minuten der Stille, bevor Snape weiter sprach. „Dann sind wir derselben Meinung. Irgendetwas hat sie aufgescheucht. Oder irgendjemand. Jemand, der sie zu diesem Handeln brachte."
„Dann denkst du auch, dass noch jemand Fünftes zur selben Zeit wie ihr am Haus war?"
„Ich weiß es nicht. Potter sollte auf sich acht geben, aber das wird ihm ohne weiteres misslingen."
Draußen vor der Tür überlegte Harry, was Snape damit gemeint haben könnte, er solle auf sich acht geben. Es war doch eindeutig jemand Gutes gewesen. Die Katzen hatten ihn schließlich gerettet.
„Es nützt jetzt nichts, Vermutungen aufzustellen. Vielleicht weiß Dumbledore in dieser Sache Rat. Aber jetzt erzähl weiter, was weißt du noch, Snape?"
„Als Nigel und ich nach Nott Mansion zurückkehrten, herrschte dort eine unsägliche Unruhe. Auch der Dunkle Lord befand sich noch dort. Ich erfuhr, dass es zeitgleich noch einen weiteren Anschlag gegeben hatte."
„Auf Hermine und ihre Eltern?", fragte Kingsley.
„Ja. Doch – und der Dunkle Lord hat bisher nicht die geringste Ahnung, woher der Orden von diesem gewusst haben konnte – wurden die Todesser, die mit der Aufgabe beauftragt waren, unterbrochen. Die Frau und der Mann wurden getötet, aber Jackson hatte wohl dieselbe Sehnsucht nach Ruhm wie Nigel und brachte Hermine Granger zu Ihm. Er schlug vor, sie als mögliches Druckmittel zu verwahren."
Harry zog scharf die Luft durch die Zähne und hörte, wie Kingsley hastig fragte: „Lebt sie noch?"
„Gleich, lass mich erst weitererzählen." Dann ertönte Gepolter und ein Krachen. „Snape!", stieß Kingsley hervor. Daran, dass Snape keuchte und nach Atem rang, erkannte Harry, dass Kingsley ihn am Kragen gepackt hatte, ihn womöglich gegen die Wand drückte: „Issst…ja…g-gut… sie lebt noch…"
Er spürte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel und Harry hätte sogar schwören können, dass selbst Dudley neben ihm erleichtert aufatmete.
„Weiter, Snape."
„Der Dunkle Lord war sehr ungehalten, ich bezweifle, dass Jackson den heutigen Sonnenaufgang noch erlebt hat. Ich wusste, dass es gefährlich sein würde, wenn ausgerechnet ich vorschlagen würde, sie am Leben zu lassen, um sie tatsächlich einmal als Erpressung einzusetzen. Doch Nott – immer noch nicht fähig, wieder selbst gehen zu können – kam mir zuvor. Er schlug vor, die alten Kellergewölbe seines Hauses zu nutzen und sie in einen nicht verschlossenen Raum zu sperren. Auf diese Weise könnte sie ihr Schicksal selbst bestimmen. Denn wenn sie den Raum erst einmal verlässt, um einen Ausgang zu suchen, ist ihr der Tod sicher. Niemand findet einen Weg dort hinaus."
„Aber was war mit Hermine?"
„Bewusstlos. Der Vorschlag von Nott fand Anklang und ich wurde damit beauftragt, einen Zettel zu schreiben, den wir ihr in diesen Raum legen wollten. Dort würde stehen, dass sie Essen und Trinken erhalten würde, wenn sie den Raum nicht verlassen würde. Die Entscheidung läge jedoch bei ihr. Ich hatte keine Wahl und schrieb genau das auf den Zettel. Denn Er hat ihn sich selbstverständlich angesehen. Dann wurde sie weggebracht."
„Kann man denn nicht aus dem Haus disapparieren?", fragte Kingsley.
„Doch, aber aus vielen Teilen des Kerkers nicht. Dort wo die Gefangenen festgehalten werden. Und selbst wenn Miss Granger es schafft, einen der Teile zu erreichen, wo man apparieren kann – sie ist erst sechzehn und hat noch nicht ihre Apparierprüfung abgelegt."
„Stimmt. Weißt du, wo sie untergebracht ist?"
„Nein. Aber Nigel und Nott wissen es. Und aus Nigel bekommt man einiges heraus.", sagte Snape und Harry konnte das höhnische Grinsen in seinem Gesicht beinahe durch die Tür sehen.
In diesem Moment läutete die Türglocke und Harry sprang schnell auf, riss sich das Langziehohr heraus und packte Dudley am Arm. „Schnell, weg hier!"
Reviewantworten:
bagheera: Hehehe, doch der weiß davon. Jetzt sag bloß nicht, meine Erklärungen sind unglaubwürdig, wenn du dieses Kapitel gelesen hast. Oh – und falls ich in letzter Zeit etwas zuviel über den Inhalt der Geschichte zu dir gesagt habe, lass das bloß nicht durchsickern ;)
Zutzi alias Susi: Mein Abi habe ich jetzt vollständig hinter mir – und bin echt froh darüber /springt in der Gegend umher/ und ich bin 19. Das mündliche war halb so schlimm, nur die Aufregung davor… Hilfe!
Ägypten: Dankeschön/Keks gibt/
Padfoot's Mate: Danke fürs Daumendrücken beim Mündlichen. Das Ergebnis genügt zwar meiner Mutter nicht, aber mir – fürs Nichtstun war es ganz ahnsehnlich /Gewünschte Keksdose überreich/ Hoffe, das Kapitel schmeckt…gefällt dir /strahl/ Ja, die Sache mit dem Labyrinth und Snape und Hermine und Draco gefällt mir selber sehr gut. Aber bald… gefällt es mir noch besser /Andeutungen mach, die keiner versteht/
EvilTwin1: Danke, deine Komplimente machen mich ja ganz verlegen – besonders da ich deine Story so liebe Mein Abi habe ich jetzt in der Tasche. Da fällt mir ein, dass mir noch ein Kapitel deiner Story aussteht… /sich eine Notiz schreib/ Wir lesen uns!
