Disclaimer: Alles gehört Joanne K. Rowling, außer der Story, die gehört mir
Summary: Die Sommerferien nehmen für Harry und Co. eine dramatische Wendung. Kann Harry es verkraften, noch einen Menschen, dem er sehr nahe steht, zu verlieren? Diese Geschichte ist zwar eine Fortsetzung zu OotP, wird aber nur in den Sommerferien spielen.
Reviewantworten sind wie immer unten!
So, in diesem Kapitel erleben wir die Rückkehr zum gewohnten Stil – ein bisschen weniger Dialog.
Und da ich es letztes Mal gelassen habe, fange ich jetzt auch wieder an, um Reviews zu betteln. Neuerdings gibt es ja diese schicke, kleine Funktion, wo man sehen kann, wie viele Hits ein Kapitel bekommen hat – einerseits motiviert mich das, weil ich sehe, wie viele sich das angesehen haben, andererseits hätte ich von den Schwarzlesern auch gerne ein Review! (Es gibt natürlich die Möglichkeit, dass die EINZIGE Reviewerin für das letzte Kapitel so oft auf das Kapitel geklickt hat. Ich glaub es aber nicht, die hat besseres zu tun… Denke ich…/lach/
Also, viel Spaß!
Fly Or Die
Weiße Träume
Ihre Füße taten weh, wirklich weh. Zudem hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren. Es war abends gewesen, als sie und ihre Eltern von den Todessern attackiert worden waren, aber wie lange sie bewusstlos gewesen war, wusste sie nicht. Ein paar Stunden? War der nächste Tag schon angebrochen? Sie wusste es nicht. In Snapes Nachricht hatte gestanden, dass „im Laufe des nächsten Tages" jemand zu ihr kommen würde. Vermutlich hatte er die Nachricht kurz nachdem sie hierher gebracht worden war geschrieben. Sicher sein konnte sie sich aber nicht. Und Draco Malfoy neben sich konnte sie auch nicht fragen. Seitdem sie losgelaufen waren, hatten sie beide kein Wort miteinander gesprochen. Vorher hatte sie sich ihm gegenüber stark und überlegen gefühlt, sie war die mit dem Zauberstab und er war doch immer noch das ängstliche Frettchen aus Hogwarts, doch jetzt sank ihr Mut. Sie war müde, vom langen Laufen. Es mussten Stunden vergangen sein, seit sie den Raum verlassen hatte, in dem man Hermine gebracht hatte. Und zusammen mit Malfoy lief sie schon eine Weile.
An jeder Kreuzung vergewisserte sie sich mit dem Vier-Punkte-Zauber, dass sie sich nach Norden hielten. Ob ihr Plan aufgehen würde, auf diese Weise den Ausgang zu finden, wusste sie nicht. Doch diese Ungewissheit hielt sie davon ab, sich darüber Sorgen zu machen, was sie eigentlich tun sollte, wenn sie am Ausgang waren. Dort würde sich dann zeigen, ob Malfoy die Wahrheit gesagt hatte. Ob sie wirklich durch die Kellergewölbe von seinem Zuhause irrten. Die Größe eben jener waren genau genommen das Einzige, was Hermine noch an der Wahrheit zweifeln ließ. Malfoys Eltern waren reich, aber wie groß musste das Haus sein, das sie besaßen, wenn sich darunter ein solcher Keller befand?
Und wieder erreichten sie eine Kreuzung, an der zwei Gänge abzweigten, einer nach links, einer geradeaus. Wie immer sah Hermine wohin sie auch blickte, kahle Steinwände, an denen Fackeln angebracht waren, die immer entzündet waren. Magie oder Hauselfen.
Während sie stehen blieb, ging Draco noch einige Schritte geradeaus, um genügenden Sicherheitsabstand zwischen sich und Hermine zu bringen. Hermine hob den Zauberstab, sprach die Beschwörungsformel und wartete, dass er sich ausrichtete. Draco drehte sich zu ihr um und sagte:
„Ich weiß nicht, was dein Magen noch aushalten kann, aber ich habe seit gestern nichts mehr gegessen."
Hermine war erst überrascht, dann fiel ihr ein, was er meinte. Mit dem Zauberstab war sie in der Lage, Essen aus dem Nichts zu schaffen. Zu ihrem großen Bedauern hatte sie sich mit solchen Sprüchen nie besonders beschäftigt und würde deswegen kaum in der Lage sein, abwechslungsreiches Essen zu erschaffen. „Panis", murmelte sie und schon erschien Brot in ihrer Hand. Dann sagte sie zu Draco: „Mehr kann ich nicht." Er verdrehte die Augen: „Großartig."
„Wenn du noch einen Spruch kennst, dann kannst du ihn mir ja sagen, Malfoy.", erwiderte sie spitz.
„Sehe ich aus wie jemand, der so etwas braucht?"
„Im Moment schon." Draco sparte sich eine Antwort und Hermine sprach den Zauberspruch noch ein zweites Mal. Das so heraufbeschworene Brot warf sie ihm zu, ohne den Abstand zwischen ihm und sich zu vermindern. Doch er war nicht zufrieden.
„Wie soll ich das Brot ohne etwas zu trinken herunterbringen?"
Hermine verzog unmerklich das Gesicht. Dann ging sie zu ihm, was ihr einen verwirrten Blick seinerseits einbrachte und sagte: „Knie nieder."
„Wie bitte!", fragte Draco aufgebracht. Er vertrat die Meinung, dass Granger eine Menge unerwünschte Eigenschaften und Charakterzüge besaß, aber das sie verrückt wäre, hatte er bisher nicht in Betracht gezogen. Hermine lächelte und antwortete mit einem schadenfrohen Ausdruck in den braunen Augen: „Entweder du hast ein Gefäß dabei, in das ich das Wasser füllen kann, oder du musst dich niederknien. Wenn du ein wenig in Professor Flitwicks Unterricht aufgepasst hättest, dann wüsstest du, dass man Getränke nur als Fontäne aus dem Zauberstab sprudeln lassen kann. Wenn du es nicht direkt von der Fontäne trinken willst, solltest du einen Becher dabei haben."
Draco schüttelte den Kopf. „Danke, ich verzichte." Er warf ihr einen bitterbösen Blick ob dieser weiteren Demütigung zu und drehte Hermine den Rücken zu. Sie ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und setzte sich, mit dem Rücken an die kalte Steinwand gelehnt, auf den Boden. Das trockene Brot riss sie in Stücke und spülte hinter jedem Bissen mit Wasser hinterher. Sie wusste, dass sie, wenn sie ihren Hals verrenkte und das Wasser aus dem Zauberstab in ihren Mund laufen ließ, lächerlich aussah. Aber jedes Mal, wenn ihr es besonders unangenehm war, warf sie einen Blick auf Draco, der das Brot ohne Wasser herunterwürgen musste.
Nachdem sie beide alles aufgegessen hatte, stand sie auf. Draco aber blieb sitzen.
„Was ist jetzt schon wieder?", fragte sie argwöhnisch.
„Wir irren seit Stunden umher. Wahrscheinlich sogar in die falsche Richtung. Ich bin müde."
Hermine seufzte. Sie hatte sich bereits Gedanken darüber gemacht. „Einverstanden. Aber nur, wenn ich dich … fessle …" Als sie sah, wie Draco empört den Mund aufriss, sagte sie schnell: „Malfoy! Was soll ich denn sonst machen? Darauf warten, dass du mir den Zauberstab stiehlst, während ich schlafe!"
Draco schloss den Mund wieder, murrte wütend etwas vor sich hin, was sich verdächtig nach „Verdammtes Schlammblut" anhörte und legte sich hin. Schließlich fragte er garstig: „Und wo willst du die Fesseln hernehmen?" „Incarcerus!" Wie aus dem Nichts flogen dicke Seile und schnürten sich fest um Dracos Arme und seinen gesamten Körper. Draco sagte nichts mehr und zog es vor die Steindecke anzustarren, auf der das Licht der Fackeln einen Tanz vollführte. Hermine legte sich an Ort und Stelle hin und fröstelte. Ohne Bewegung schien der Wind, der durch die Korridore fegte, gleich doppelt so kalt. Sie schloss die Augen, zog ihre Knie an und legte die nackten Arme um sie. Nicht zum ersten Mal verfluchte sie das kurzärmelige Shirt, das sie trug. Nun, draußen ist es schließlich Sommer, dachte sie bei sich. Unvorstellbar, dass sie vor nicht allzu langer Zeit noch gewünscht hatte, es möge sich um ein paar Grad abkühlen. Unweit von sich hörte sie, wie Malfoy sich umherwälzte. Hätte sie nicht besser dafür sorgen sollen, dass er unfähig war, sich von der Stelle fortzubewegen? Oder wäre das vielleicht schon zu gemein gewesen? Nach all dem, was sich Malfoy schon geleistet hatte, sollte sie sich schämen, Mitleid mit ihm zu haben. Die Augen fielen ihr langsam zu.
Draco starrte verdrossen auf die kalte Steindecke, während er versuchte, den eisigen Wind zu ignorieren. Das war mit Abstand der schrecklichste Tag in meinem Leben. Dunkel erinnerte er sich noch an das Treffen, das am vorigen Abend stattgefunden hatte. Was war seitdem nicht alles passiert … Ob Theo oder die anderen sich überhaupt Sorgen gemacht hatten, als er nicht wiederaufgetaucht war? Hatte er den anderen gesagt, dass er sich etwas zu trinken holen wollte oder war er einfach gegangen? Er wusste es nicht mehr. Die anderen würden sicher denken, er hätte keine Lust mehr gehabt und sei deswegen verschwunden. Er konnte sich so etwas erlauben. Und nur deswegen würde niemand nach ihm suchen. Er schätzte, dass es mittlerweile früher Morgen war … Er und diese Schreckschraube waren gewiss die ganze Nacht lang umhergeirrt. Wenn er bedachte, wann Theo aufstand, und sein Verschwinden auffallen würde, wurde ihm schlecht. Er hätte heute bei ihm übernachtet, in einem separaten Zimmer. Und genau das würde ihm zum Verhängnis werden. Entweder würde er verdursten oder erfrieren, dessen war er sich sicher. Apropos erfrieren, es wurde langsam wirklich verdammt kalt. Das war ihm früher nie so aufgefallen, wenn er und Theo hier verstecken spielten.
Er drehte den Kopf zur Seite und sah in Richtung Hermine. Sie hatte ihm ihr Gesicht zugewandt, seinen Zauberstab hielt sie schlaff in der Hand. Ihr Gesicht wirkt viel entspannter, wenn sie schläft, dachte er bei sich. Etwas Nasses berührte seine Stirn. Aber es fühlte sich leicht und sanft an. Kein Grund zur Sorge und ein paar Sekunden versank auch er ins Land der Träume.
„Draco", drang eine Stimme an sein Ohr, der er das Lächeln anhören konnte, was zweifellos auf den Lippen der Sprechenden lag. Er schlug seine Augen auf und blickte direkt in ihr Gesicht. „Möchtest du warme Milch?", fragte Hermine und hielt ihm einen Becher an den Mund. Er nickte und trank. Dann setzte er sich auf und sah sich um. Weiß, überall, wo er hinblickte. Sie standen auf einem Balkon, von dem man weit über das schneebedeckte Land gucken konnte. Der Balkon gehörte zu einem weißgetünchten Haus, das sich von seiner Umgebung kaum abhob. Selbst die Ziegel des Daches waren weiß gestrichen. Die Fenster des Hauses bestanden nicht aus Glas, sondern aus Eis, das in der aufgehenden Sonne glitzerte. Auch die Tür, die auf den Balkon führte, war aus Eis gefertigt. Das Land um das Haus herum, war flach und vollkommen mit Schnee bedeckt. Es standen einzelne Bäume herum, deren Stamm, Äste und Blätter weiß, aber ohne Schnee waren. Mehr konnte man nicht sehen.
„Lass uns hineingehen", flüsterte Hermine in sein Ohr. Er strahlte sie an. „Ja." Dann strich er ihr über das braune Haar, das genauso schneefrei wie die Bäume, der Balkon und das Dach des Hauses war. Sie raffte den Rock ihres einfachen, weißen Leinenkleides und nahm seine Hand. Er stieß mit der freien Hand die Tür auf, die in das Haus führte und sie gingen gemeinsam hinein. Seinen Becher aus Eis ließen sie zurück.
Sie fanden sich in einem Zimmer wieder, aus der keine Tür hinaus und keine Treppe hinunter in das untere Stockwerk führte. Das Zimmer war nur spärlich eingerichtet, es gab einen überraschend braunen Stuhl aus Holz, auf dem jemand saß. Es war ein Mann, der genau wie Draco einen weißen Umhang trug. Sein Gesicht wirkte unnatürlich hell, nicht wie bei jemandem, der sich zu viel in Gebäuden aufhält und an dessen Gesicht nie Sonne kommt, sondern seltsam gläsern. Seine ordentlichen braunen Haare waren in regelmäßigen Abständen von weißen Haarsträhnen durchzogen. Als er die Augen öffnete und sie ansah, erkannte Hermine, dass er nur einen weißen Augapfel besaß, keine Pupillen, nichts. Dennoch nickte er ihnen grüßend zu und ging zu ihnen.
„Hallo, ihr Lieben.", sagte er lächelnd mit rauer Stimme und deutete dann auf den Stuhl. „Wenn ihr wollt, kann jetzt einer von euch darauf sitzen, ihr seid schließlich neu hier." Draco sah Hermine fragend an. „Willst du?" Sie schüttelte den Kopf. „Nein, du kannst gerne." Er stupste sie in die Seite. „Doch, du sollst."
„Nein", lachte Hermine.
„Doch!"
„Nein!"
Es ging noch eine Weile so weiter. Niemand wusste, wie lange es gedauert hat, denn Zeit war nicht mehr wichtig. Schließlich gab sich Hermine geschlagen und ließ sich auf den Stuhl fallen. Der braunhaarige Mann bemerkte: „Jetzt, wo ihr hier seid, müssen wir uns neu einteilen. Mit dem Stuhl. Wir sitzen dort immer abwechselnd. Immer."
„Gibt es nur diesen Stuhl?", fragte Draco neugierig, den Mann zur Begrüßung umarmend.
„Stühle? Was sind das?", kam von der Seite eine piepsige Stimme. Es war eine Hauselfe in einem Kleid, das aussah, als wäre es aus Eiskristallen genäht worden, die sprach. Draco reichte ihr die Hand und Hermine sagte: „Hallo Liebes."
„Stell dir vor, neben dem Stuhl stände er noch einmal.", erklärte Draco. „Dann sind es zwei Stühle."
„Das gibt es nicht. Habe ich noch nie davon gehört.", meinte die Hauselfe achselzuckend. „Es gibt nur einen Stuhl. Es gibt ja auch nur einen Mann.", sagte sie auf den Mann mit der rauen Stimme zeigend, der lächelte. „Und nur einen Jungen und nur ein Mädchen." Bei diesen Worten deutete sie auf Hermine und Draco. „Wo sie Recht hat, das hat sie Recht.", sagte der Mann. Er, Draco und die Hauselfe setzten sich auf den weißen Boden.
Hermine glitt von ihrem Stuhl herunter und setzte sich neben Draco. Der Mann sah sie verwirrt an und setzte sich dann eilig auf den Stuhl. Danach starrten alle vier die weiße Wand vor ihnen an. Draco fühlte sich zufrieden. Und glücklich. Es war schön, diese Wand zu betrachten. Endlich fragte Hermine: „Was gibt es?"
Der Mann antwortete: „Den Schnee, den Baum, das Haus, den Balkon, das Land rechts vom Balkon, das Land links vom Balkon, das Land geradeaus von dem Balkon, die Sonne, das Zimmer, den Stuhl, den Mann, die Elfe, das Mädchen und den Jungen."
„Gab es vorher noch etwas anderes?", fragte Draco.
„Was ist das, vorher?", gab der Mann mit rauer Stimme zurück. „Ich weiß nicht.", antwortete Draco. Dann stand der Schnee vor ihnen. Eine wirbelnde Masse von Schneeflocken, die gemeinsam ein menschenähnliches Wesen bildeten.
„Hallo, Schnee", sagten alle lächelnd im Chor. Der Schnee antwortete mit einem Säuseln: „Junge, Mädchen, kommt her und nehmt mich an der Hand."
Die beiden traten hervor und griffen nach seiner Hand. Zum ersten Mal verspürte Hermine Kälte. Dann wurde alles weiß vor ihren Augen und als wieder etwas sah, waren der Stuhl, der Mann und die Elfe verschwunden. Dafür war die Tür zum Balkon noch da. Der Schnee stand immer noch neben ihnen und sagte: „Dies ist das zweite Zimmer. Es ist unter dem ersten."
„Warum sind wir hier?", fragte Draco. Ein paar Schneeflocken bewegten sich, so dass der Schnee ihn nun mit hochgezogenen Augenbrauen ansah.
„Ihr seid frisch, denkt anders. Ihr werdet euch langweilen. Ihr seid alleine. Es gibt nichts. Ihr werdet Dinge tun. Aus diesen Dingen werden Dinge entstehen, die mir noch mehr Energie geben. Das brauche ich zum Leben." Dann verschwand er.
„Was sind Dinge?", fragte Draco Hermine. „Ich weiß es nicht.", antwortete sie lächelnd. Sie setzten sich auf den Boden und sahen die Wand an. Hermine legte einen Arm um Draco. Niemand weiß, wie lange alles dauerte.
„Ich vermisse den Stuhl, den Mann und die Elfe.", stellte Hermine schließlich fest. Draco sah sie an, ihre Gesichter waren nun sehr nahe beieinander. „Ich auch, Mädchen." Sie sahen sich an. Draco beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. Sie hielt inne, dann schrak sie zurück, holte aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
„Draco! Wie kannst du es wagen!"
Milde überrascht sah er sie an. „Was ist ein Draco? Und was war das gerade, was wir getan haben?"
Hermine musterte ihn, das Lächeln war verflogen und sie wirkte angewidert. „Komm mit." Sie stand auf und ging zur Tür aus Eis, öffnete diese und trat hinaus auf den Balkon. Draco folgte ihr eilig.
„Können wir das noch mal tun?" Hermine beachtete ihn nicht, stieg auf das Balkongeländer und deutete ihm, ihr zu folgen. Er kletterte ihr nach und sie nahm ihn bei der Hand. Dann sprang sie und riss ihn mit sich.
Draco schlug die Augen auf und richtete sich stöhnend auf. Bevor er auch nur daran denken konnte, was für ein seltsamer Traum dies gewesen war, stellte er fest, dass der steinerne Gang von Schnee bedeckt war. Seine Fesseln waren verschwunden und Hermine stand vor ihm, den Zauberstab auf sein Herz gerichtet. Ihre Haare waren nass, vermutlich von geschmolzenem Schnee, mutmaßte er. Anstatt verschlafen zu sein, wie er es normalerweise war, wenn er gerade aufgewacht war, war er hellwach und fähig, klar zu denken.
„Los!", fauchte Hermine und ihre buschigen Haare, die ihr ins Gesicht fielen, wirkten wie unter Strom gestellt. Draco sprang auf und rannte vor ihr den Korridor entlang, in die Richtung, die vor der rast der Vier-Punkte-Zauber gezeigt hatte. Doch dann sah er etwas, das ihn zum anhalten brachte. Rechts von ihm, in die Wand eingelassen, waren Gitterstäbe. Dahinter war ein schmuckloser Raum, in dem sich nichts außer jemandem befand, den er sofort erkannte.
„Schnee!", rief er verblüfft aus. Hermine blieb neben ihm stehen, den Zauberstab nun auf das absonderliche Wesen gerichtet. Schnee schüttelte bedauernd seinen Kopf und die Schneeflocken bildeten Haare, die um seinen Kopf schlackerten.
„Mein eigentlicher Name ist Kaburise. Aber ich bin es gewohnt, dass der Name vergessen wird. Könnt ihr mich bitte hier herausholen?"
„Wir haben etwas Besseres zu tun.", antwortete Hermine barsch. Kaburise raufte sich die weißen Haare.
„Das sagen sie alle. Nicht, dass es besonders viele gewesen wären in den Jahren seit ich hier gefangen halten werde. Ich weiß noch ganz genau, im Sommer 1963 als ich gerade …"
„Das interessiert uns nicht!"
Kaburise seufzte. „Schade. Aber meinen Respekt, Mädchen, du bist die Einzige, die jemals entkommen ist. Nicht, dass es besonders viele waren, die in den letzten Jahren hier eingeschlafen sind …"
„Eine Hauselfe und ein Mann, nicht wahr?"
„Ja, genau. Ich brauche diese Energie des Lebens … In der wahren Welt sind sie längst tot, aber ihr Bewusstsein existiert weiter in meinem Kopf, in meiner Welt." Mit einem Blick auf Hermine fügte er eilig hinzu. „Du wirst die beiden nicht retten können, ich werde nicht zulassen, dass du jemals wieder an diesen Ort gelangst. Den Jungen vielleicht schon."
„Kommt gar nicht –", setzte Draco an, aber Hermine fuhr ihm ins Wort. „Sie wollten, dass wir uns … fortpflanzen, nicht wahr?" Draco fiel die Kinnlade herunter, aber Kaburise meinte gelassen: „Natürlich. Das wäre perfekt gewesen."
„Sie sind krank, wenn Sie mich fragen. Ich hoffe, es wird nie jemand kommen, um Sie hier herauszuholen. Wir gehen, Malfoy." Hermine bohrte Draco den Zauberstab in den Rücken und er stolperte vorwärts. Kaburise sagte, mit seiner aus Schneeflocken bestehenden Hand winkend: „Du musst den Kerl ja wirklich hassen, so wie du gegen seine Annäherung reagiert hast, Mädchen. Aber der Junge ist schwach, wie alle anderen Junge eurer Welt."
Draco war froh, dass sie an der nächsten Abzweigung angekommen waren und Kaburise hinter sich lassen konnten. Noch glücklicher war er darüber, das Hermine es vorzog zu schweigen. Dennoch konnte er ihren Blick förmlich Löcher in seinen Rücken brennen spüren.
Nach mehr als ein dutzend weiterer Weggabelungen hielten sie wieder an um zu essen und - in Hermines Fall - auch zu trinken. Mehr schlecht als recht würgte Draco an seinem Brot. Es schien unmöglich, aber es war noch trockener als das Vorherige. Außerdem glaubte er Schimmel ausmachen zu können. Als er sich wieder erhob, um weiterzugehen, wurde ihm schwarz vor den Augen und seine Knie knickten ein.
„Malfoy! Was ist los?", fragte Hermine. „Nichts.", antwortete er wütend. Er kämpfte mit sich selbst, dann sagte er, ohne sie anzusehen: „Ich hätte…doch gerne etwas Wasser."
Hermine nickte stumm und ging zu ihm. Knien tat er bereits, aber mit ihr nun vor sich, schien es wesentlich erniedrigender. Peinlicher geht's nicht, dachte er zornig.
„Soll ich …?", fragte Hermine. Diese Situation war nicht ganz so triumphal, wie sie sich das gedacht hatte. Sie konnte sich vorstellen, wie sie sich an seiner Stelle fühlen würde. Draco verdrehte die Augen. „Ja, verdammt noch mal." Schon sprudelte ein Strahl Wasser aus dem Zauberstab, den Hermine, etwas zittrig in den Händen hielt, auf sein Gesicht herab. Im Bruchteil einer Sekunde war nicht nur sein blasses Gesicht und seine blonden Haare klatschnass, sondern auch sein Umhang. Er schluckte und hustete, während Hermine versuchte, eine weniger kräftige Fontäne aus dem Stab sprudeln zu lassen und dabei den Blick nicht von seinem Gesicht abwandte.
Im nächsten Augenblick wurde sie von hinten gepackt und umgerissen. Der Zauberstab fiel ihr aus der Hand und rollte über den Steinboden aus ihrer Reichweite. Draco sprang auf die Füße, sich das Wasser aus den Augen reibend. Hermine sah, wie von hinten eine Hand nach Dracos Zauberstab griff und ihn aufhob. Sie erhob sich und drehte sich um. Den schlaksigen Jungen erkannte sie sofort wieder. Oft genug hatte sie ihn in der Bibliothek von Hogwarts über dicken Wälzern brüten sehen. Neben ihm stand ein alter Hauself, der die Ohren hängen ließ und den Boden anstarrte. Draco umrundete Hermine und drehte sich auf dem Absatz um, so dass er neben dem Jungen stand. Theodor Nott reichte ihm den Zauberstab.
„So kann sich das Blatt wenden, Granger.", sagte Draco erbost und funkelte sie wütend an. Das Wasser tropfte von seinen Haaren auf seine Schulter. Er hatte sich geirrt, es war doch noch peinlicher gekommen.
Mein Selbstbewusstsein verkümmert! Aber ihr könnt es retten, wenn ihr mir ein kleines Review hinterlasst/zur Sicherheit Keksdose hinstellt/
Reviewantworten:
bagheera: Ja, das mit Malfoy stimmt. Wir sind immer noch bei den Notts Ginny in charakter/freu/ Ich selber bin doch so selten fähig, mich selbst zu beurteilen ;) /Keks gibt/
