Disclaimer: Alles gehört Joanne K. Rowling, außer der Story, die gehört mir
Summary: Die Sommerferien nehmen für Harry und Co. eine dramatische Wendung. Kann Harry es verkraften, noch einen Menschen, dem er sehr nahe steht, zu verlieren? Diese Geschichte ist zwar eine Fortsetzung zu OotP, wird aber nur in den Sommerferien spielen.
Reviewantworten sind wie immer unten!
Fly Or Die
Gefangen
Das orangengelbe Licht der Fackeln ließ Theodors braune Haare seltsam hell und glänzend erscheinen. Hermine hatte in ihrer ganzen Zeit in Hogwarts nur einmal mit ihm gesprochen, an dem Tag hatte sie Madam Pince nach einem seltenen Exemplar der „Geschichte von Hogwarts" gefragt, dass zwar unvollständig war, aber im 14. Jahrhundert von einem berühmten Alchemisten verfasst wurde. Die Bibliothekarin hatte nicht gewusst, wo es stand und Theodor, der unweit von ihr ein Bücherregal durchforstete, hatte sich eingemischt und erklärt, dass das Buch in der Verbotenen Abteilung hinter den Büchern von Edorian, dem Ekelerregenden versteckt sei. Der Grund dafür sei, hatte er gesagt, dass dieser Alchemist in seinem Buch einige der schrecklichsten Zauberformeln und –tränke, die in seiner Zeit in Hogwarts von begabten Lehrern oder Schülen erfunden und entwickelt wurden und die verboten worden waren, festgehalten hatte. Sonst hatten Theodor und sie sich nie gegenseitige Beachtung geschenkt. Was sie wusste, dass er ein ruhiger Einzelgänger war, der selbst selten in Begleitung von Slytherins unterwegs war. Und, gemessen an den Stunden, die er in der Bibliothek verbrachte, war er weitaus intelligenter und strebsamer als die anderen Slytherins, die sie kannte.
Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, trat Draco nach dem alten Hauself, der versucht hatte, sich hinter Theodor zu verstecken. „Du elender, unfähiger …", fing er an, doch Theodor unterbrach ihn mit schneidender Stimme. „Du bist kein Mitglied der Familie, Draco. Er hatte den Befehl, auf gar keinen Fall weiter in die Kerker zu gehen. Deswegen hat er dich allein gelassen."
Bei diesen Worten nickte Smotchy, gekleidet in eine dreckige Hose und ein winziges T-Shirt, eifrig. „Verzeiht, Master Malfoy. Heute Morgen habe ich Master Nott, sobald er aufgestanden war, besucht und erzählt, was gestern Nacht passiert ist." Dann verbeugte sich der Hauself so tief, dass seine lange Nase den Boden streifte. Hermine überlegte schnell, was sie jetzt tun sollte. Die beiden Jungen anzugreifen, ohne im Besitz eines Zauberstabes zu sein, war ausgeschlossen. Und umdrehen und losrennen war auch nicht sehr hoffnungsvoll. Sie wusste, dass sie weit entfernt von einer Stelle stand, an der der Gang eine Kurve machte. Die beiden hätten freie Schussbahn. Andererseits – was drohte ihr erst, wenn sie bei ihnen blieb?
Draco grinste schadenfroh in sich hinein. Klar, Theo war ausgerechnet in dem Moment aufgetaucht, als er vor Hermine kniete, aber jetzt hatte er ja seinen Zauberstab wieder bei sich und der Elf würde ihnen den Weg aus dem Labyrinth zeigen.
„Wir gehen nach oben. Smotchy du gehst voraus und zeigst uns den Weg.", befahl Theodor mit klarer Stimme. Der Hauself setzte sich in Bewegung. Hermine zögerte, bis Theodor sie ansah. „Du läufst vor uns."
Während sie stumm einen Gang nach dem anderen hinter sich ließen, setzte Draco mehrmals zum Sprechen an, doch der andere Slytherin wies ihm, still zu sein. Also schwieg Draco. Schließlich gelangten sie an einen Gand, an dessen Ende eine schmale Treppe war. Diese führte nach oben ins Erdgeschoss von Nott Mansion. Doch entgegen Hermines Erwartung stiegen sie die Trepe nicht hinauf. Kurz davor blieben die anderen beiden stehen und Theodor schickte den Hauselfen weg. Ein dutzend grober Holztüren grenzten an den Gang. Hermine stand knapp vor der Treppe zwischen den beiden letzten der Türen, die sich genau gegenüber lagen. „Du gehst da rein.", erklang Theodors Stimme hinter ihr. Sie drehte ihren Kopf und sah, dass er auf die Tür zu ihrer Rechten in die Steinwand eingelassen war. Sie seufzte, ging zu der Tür und griff nach der eisernen Klinke. Dabei fiel ihr Blick auf den Riegel, der an der Außenseite angebracht war. Sie drückte die Klinke herunter und die Tür öffnete sich mit einem Knarren. Dahinter befand sich ein Raum, in dem einige Stühle, Tische, Sofas und Schränke standen, die alle mit einer dicken Staubschicht belegt waren. Sie ging hinein, drehte sich auf dem Absatz um und sah gerade noch, wie die Tür hinter ihr geschlossen wurde. Dann hörte sie wie der Riegel vorgeschoben wurde. Kraftlos ließ sie sich auf einen der zugestaubten Stühle fallen, ohne sich darum zu kümmern. Der Raum hatte weder Fenster noch andere Türen als die Holztür, durch die sie gekommen war, und auch keine anderen Auswege waren zusehen.
Theodor schloss behutsam die Tür hinter sich und Draco. Danach entzündete er mit einem Schwung seines Zauberstabes die Kerzen, die an den Seiten standen. Die Mitte des Zimmers war leer, aber um sie herum waren Tische und Stühle kreisförmig angeordnet. Es lagen immer noch die Pläne Papiere von gestern Abend ausgebreitet auf den Tischen. Es gab keinen Grund, sie wegzuräumen. Selbst wenn jemand anderes als Theodor den Raum heraufbeschwur, so dass er begehbar war, waren die Pläne der Erben Slytherins bisher noch ziemlich nichts sagend und deswegen auch für niemanden interessant. Ohne sich um irgendwelche Rituale oder Schwüre zu kümmern, setzten die beiden sich auf zwei Stühle, die sich gegenüber standen.
„Was ist gestern denn passiert?", fragte Theodor Draco nun. Es dauerte nur fünf Minuten, dann hatte Draco ihm alle wichtigen Einzelheiten der letzten Stunden präsentiert. Als er fertig war, fragte Draco sofort: „Und was sollen wir jetzt mit ihr machen?"
Theodor überlegte und sagte schließlich: „Du warst gestern ja nicht bis zum Ende dabei, deswegen wisst du auch nicht, dass wir beschlossen haben, heute Abend noch ein Treffen abzuhalten." Dann führ er grübelnd vor: „Meinst du, wir können alle einweihen?" Draco hob eine blonde Augenbraue: „Es sind Ferien, wem können sie es schon weitererzählen, der uns gefährlich werden könnte?"
„Denk doch mal nach. Wir wissen noch gar nicht, warum sie hier ist. Als ich nach dem Treffen die Treppen hinauf zu meinem Zimmer gestiegen bin, habe ich gesehen, dass im Ostflügel überall Licht brannte. Irgendetwas war dort los. Ich habe mich auf den Weg dorthin gemacht, doch obwohl ich die verwinkeltesten Wege genommen habe, musste ich mich ständig vor Wachen in Sicherheit bringen. Da bin ich zurückgegangen, denn was auch immer im Gange war, es war eindeutig etwas Großes. Vielleicht war der Dunkle Lord selber hier."
Draco sah ihn fragend an, die grauen Augen verengt: „Du meinst, es war wegen ihr?" Theodor zuckte mit den Schultern. „Möglich. Vielleicht war sie in eines der Verliese gesperrt und ist ausgebrochen? Ich weiß es nicht."
„Wir sollten die anderen einweihen, genau auf so etwas haben wir doch die ganze Zeit gewartet."
„Wenn einer der anderen sich gegenüber seiner Familie verplappert, haben wir den Ärger."
Draco starrte ihn über den leeren Kreis hinweg ungläubig an. „Du willst, dass es unsere Sache bleibt?"
„Unsere Sache. Genau. Die Angelegenheit der Erben Slytherins." Draco musterte sein Gegenüber und sah, wie Theodor ihn unverfroren anstarrte. Er musste zugeben, die Sache reizte ihn. Er hatte zwar keine Ahnung, wohin eine Geisel sie bringen konnte, aber wenn er nur an Pottys Gesicht dachte, dass er machen würde, wenn er ihm gegenüber gewisse Andeutungen machen würde. Es würde der reinste Spaß werden. Und viel schief gehen konnte seiner Ansicht nach auch nicht. Schließlich nickte er. „Gut. Aber die anderen weihen wir heute ein." „Einverstanden. Ich werde Smotchy sagen, dass er unserer Gefangenen Verpflegung bringen soll."
Einige Stunden später an diesem Tag starrte ein schwarzhaariger Junge betrübt aus dem Fenster in dem Raum, den er sich mit seinem Cousin und seinem besten Freund teilte. Dudley lag auf seinem Bett und verdrückte ein Stück Torte, das Mrs Weasley ihm gerade hochgebracht hatte. Ron hatte Harry den ganzen Tag noch nicht einmal gesehen. Nachdem es geklingelt hatte, während er und Dudley damit beschäftigt waren, Snape und Kingsley Shacklebolt zu belauschen, hatten sich die beiden in ihr Zimmer zurückgezogen. Harry ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Dudley machte sich gerade über das zweite Stück Torte her, das für Harry bestimmt war. Aber er war froh, auf diese Weise war sein Cousin beschäftigt und störte ihn nicht.
Dabei hätte ihm eine Ablenkung vielleicht ganz gut getan. Doch kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, flog die Tür auf.
Zur gleichen Zeit, nur mehrere Hundert Kilometer entfernt, füllte sich der Versammlungsraum der Erben Slytherins allmählich. Draco und Theodor waren auch schon da. Als Crayen durchgezählt und Draco Bescheid gegeben hatte, dass alle vollzählig waren, stellten sie sich in einem Kreis auf. Sie zogen alle ihre Zauberstäbe und streckten sie so vor sich aus, dass sie in die Mitte des Kreises zeigten. Dann sagte ihr Anführer: „Ich verfestige hiermit den Eid, den ich vor den Augen der hier Anwesenden leistete. Ich schwöre, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um das Werk Salazar Slytherins zu seiner Vollendung zu bringen." Dann wiederholten die anderen reihum den Schwur. Draco machte einen Schritt vorwärts und sagte:
„Die vierte Sitzung der Erben von Slytherin möge jetzt beginnen. Trete derjenige vor, der als Erster sprechen möchte."
Blaise trat vor. „Ich denke, wie wollten das heutige Treffen weniger formal gestalten, weil wir doch nun diskutieren möchten, wie wir das nächste Jahr vorgehen." Er hob einen Zettel hoch, den er vorher in seiner rechten Hand gehalten hatte. „Ich habe mir heute schon eine Menge Ideen aufgeschrieben." Draco warf Theodor einen fragenden Blick zu, worauf der Braunhaarige sagte: „Später, Blaise. Was mich mehr interessiert, ist, ob einer der Todesser-Söhne Informationen für uns hat."
Diejenigen der Jungen, die kein Elternteil hatten, das Mitglied des Schwarzen Ordens war, tauschten überraschte Blicke. Was sollte nach nur vierundzwanzig Stunden passiert sein? Crabbe grunzte: „Als ich gestern Nacht nachhause kam, kam mein Vater auch gerade an. Der sagte, dass ich ihn bloß in Ruhe lassen sollte." Goyle neben ihm nickte zustimmend. „War bei mir genauso."
Markus Rookwood, ein junger Mann mit schwarzen Haaren und einer schief sitzenden Nase, trat vor und sagte mit seiner tiefen Stimme: „Mir ist auch aufgefallen, dass irgendetwas passiert sein muss. Mein Vater kam erst heute früh nachhause und hatte einen Kerl namens Nigel im Schlepptau. Leider ergab sich keine Möglichkeit, die beiden zu belauschen."
Die anderen fingen verwirrt an zu murmeln, doch Theodor hob seine Hand und bat alle zu schweigen. „Irgendetwas hat heute Nacht hier stattgefunden. Die Lichter des Teils des Hauses, den zu betreten mein Vater mir strengst untersagt hat, waren die ganze Nacht an und überall waren Wachen postiert."
Blaise unterbrach ihn: „Und was bringt uns das, wenn wir doch nicht wissen, was passiert ist?" Er erntete einen strafenden Blick von Theodor, der jedoch, ohne etwas dazu zu sagen, fortfuhr.
„Draco hatte heute Nacht allerdings ein kleines Abenteuer, von dem wir glauben, das es etwas damit zu tun habt." Draco rührte keine Miene, obwohl er es nicht leiden konnte, wenn Theo so sprach. „Bevor wir euch aber erzählen, worum es geht, solltet ihr euch darüber im Klaren sein, dass die Angelegenheit der strengsten Geheimhaltung unterliegt. Wenn ihr auch nur einem davon erzählt, der nicht zu uns gehört, seid ihr nicht länger ein Mitglied und werdet auf das Schwerste bestraft. Ihr werdet es auch niemandem vom Schwarzen Orden erzählen."
Alle murmelten zustimmend und starrten Theodor gespannt an. Der schlaksige junge Mann nickt Draco zu, der sogleich das Wort ergriff und mit leiser Stimme sprach, so dass alle ihre Ohren spitzen mussten, um überhaupt zu hören, was er sagte.
„Ich bin gestern einen kleinen Umweg in den Kerkern gegangen, bei dem ich von einem Hauselfen begleitet wurde. Und dabei traf ich in den Kerkern von diesem Haus hier, niemand anderen als Hermine Granger." „WAS?", platze John heraus und die anderen zogen scharf die Luft ein. Unbeirrt redete Draco weiter: „Wir wissen nicht, warum sie hier ist und wie sie hier hergekommen ist, aber wir vermuten, das der Orden sie eingesperrt hatte und sie irgendwie ausbrechen konnte."
„Wo ist sie?", fragten mehrere gleichzeitig und Draco verzog seinen Mund zu einem Grinsen.
„Sie befindet sich momentan in dem Raum, der diesem gegenüber liegt."
„Aber müssen wir das nicht dem Orden sagen? Wer weiß, wie wichtig das für sie ist.", warf Morag ein. Theodor antwortete so schnell, dass klar war, dass er mit dieser Frage gerechnet hatte.
„Nun, wir haben sie zuerst gefunden. Außerdem sollten wir erst einmal abklären, warum sie da ist."
Nocke, der Älteste von allen, meinte mit einem Zischen: „Wir sollten sie foltern, dann wird das Mädchen uns alles verraten." Dabei zierte ein äußerst hässliches Grinsen sein Gesicht. Die anderen Mitglieder wurden immer aufgeregter, doch Theodor sagte barsch:
„Nein. Ich glaube nicht, dass das nötig werden sein wird. Aber zuerst sollten wir sie durchsuchen. Und das Zimmer gleich mit, sie könnte inzwischen schon etwas versteckt haben, falls sie etwas Wichtiges bei sich trägt und auf denselben Gedanken wie wir gekommen ist." Bei diesem Vorschlag waren sich alle einig, doch Blaise meinte: „Und wann?"
„Jetzt?", schlug Draco vor. Ihm war es wichtig, dass allen klar wurde, dass er einer der Verantwortlichen bei dieser Sache war. Theodor nickte.
„Draco und ich werden das tun. Ihr habt in der Zeit genug Möglichkeit, eure anderen Pläne für das Schuljahr zu bereden. Markus, du kommst mit und stellst dich zur Sicherheit vor die Tür."
Hermine war verärgert und gelangweilt. Sie saß jetzt seit mehreren Stunden in diesem Raum fest und das Einzige, was ein wenig Abwechslung gebracht hatte, waren Smotchy und ein anderer Hauself gewesen, die ihr etwas zu essen und zu trinken gebracht hatten. Dafür hatte sie das Essen wirklich genossen, nach dem trockenen Brot endlich wieder warmes Essen. Außerdem hatte sie Kürbissaft bekommen – wesentlich besser als immer nur Wasser.
Plötzlich knarrte es und die schäbige Holztür ging auf. In der Öffnung erschienen ein blonder, ein brauner und ein schwarzer Haarschopf. In zwei der jungen Männer erkannte sie Draco und Theodor wieder, der andere war ihr gänzlich unbekannt. Seine Nase saß außerordentlich schief in seinem Gesicht.
„Du bewahrst unsere Zauberstäbe auf, Markus", sagte der Braunhaarige zu dem ihr Unbekannten und gab ihm Seinen. Draco jedoch zögerte. „Wir sollen unbewaffnet zu ihr reingehen?" „Schon mal was von körperlicher Überlegenheit gehört, Draco?", entgegnete Theodor ihm schmunzelnd. Hermine verdrehte die Augen und versuchte das aufkeimende, Unheil verkündende Gefühl zu ignorieren, das sie in den letzten Stunden verzweifelt probiert hatte zu unterdrücken. Schließlich kamen die beiden herein und schlossen die Tür hinter sich.
„So … es wäre nun an der Zeit, uns zu sagen, warum du hier bist.", sagte Theodor und setzte ein Lächeln auf, das seine Augen nicht erreichte.
„Und wenn ich das nicht tun werde?", fragte Hermine probeweise.
„Das wirst du ganz sicher."
„Und wenn ich nicht weiß, warum ich hier bin?" So schnell würde sie nicht aufgeben. Mal ganz davon abgesehen, dass ihr Wissensstand auch nicht wesentlich höher war, als der der beiden. Die Frage, die sie sich in der letzten Stunde am Zweithäufigsten gestellt hatte, war: Würden die beiden sie an die Todesser ausliefern, wenn sie erst wüssten, dass sie ursprünglich von jenen entführt worden war? Noch mehr beschäftigte sie allerdings die Frage, was sie eigentlich vorzog: Von Todessern gefangen oder der Willkür dieser Slytherins ausgesetzt zu sein.
„Ich bin mir sicher, du weißt, warum. Möchtest du uns irgendetwas sagen?" fragte Theodor, weiter unbeirrt lächelnd. Und Draco setzte schnell hinzu: „Sonst steht der Durchsuchung ja eigentlich nichts mehr im Wege."
„Durchsuchung?", fragte Hermine ohne nachzudenken und hätte sich im selben Moment ohrfeigen können. „Ja", nickte der Blonde und grinste breit. „Erst die Körperdurchsuchung, dann sehen wir uns im Zimmer um." Das Ganze gestaltete sich viel spaßiger als er sich gedacht hatte. Nach all den Demütigungen, die er von ihr ertragen musste – und er dachte dabei nicht nur an die letzte Nacht, auch ihren Wutausbruch in ihrem dritten Jahr hatte er nicht vergessen – genoss er die Sache immer mehr. Schade nur, dass sie nicht aussah wie Ginny Weasley, da wären vielleicht noch mehr Annehmlichkeiten mit verbunden. Hermine erwiderte nichts darauf.
„Dann leer doch bitte mal deine Taschen aus", sagte Theodor und zeigte auf ihre Jeans. Einen Hoffnungsfunke keimte in ihr auf – mehr würden sie vielleicht gar nicht verlangen. Also stülpte sie erst die Innenseite ihrer rechten Hosentasche um, dann die Linke. Da fiel ein zusammengefalteter Zettel heraus und im nächsten Moment schlug sie sich an die Stirn – die Nachricht von Snape hatte sie ganz vergessen. Sie bückte sich schnell und hob das Papier hoch. Doch schon hatte Theodor eine Hand um ihr Handgelenk geschlossen.
„Darf ich das bitte mal sehen?"
„Nein", murmelte sie zornig auf sich selbst und gab ihm den Zettel. Hätte sie ihn doch bloß irgendwo im Zimmer versteckt! Oder aufgegessen …
Theodor faltete das Papier auseinander und hielt ihn so, dass er und Draco ihn gleichzeitig lesen konnten. Hermine blieb wie versteinert stehen und wartete ab. Je weiter die beiden im Text fortschritten, desto überraschter blickten sie. Schließlich blickte Theodor auf.
„Ich glaube, die Körperdurchsuchung können wir auf ein anderes Mal verschieben. Unwahrscheinlich, dass wir noch etwas Brauchbares finden."
Draco hatte nun auch fertig gelesen und sah Theodor fragend an. Der Braunhaarige wollte sich schon zum Gehen abwenden, dann entschied er offenbar, dass Hermine das, was er Draco zu sagen hatte, ruhig hören konnte.
„Das ist unser Glückstag. Mit diesem Zettel spricht nichts dagegen, dass wir uns deiner annehmen", sagte er und sah Hermine lächelnd an. „Du darfst dich freuen, du bist unsere erste Gefangene – oder besser: Geisel …" Damit wandte er sich und ab und verließ das Zimmer. Draco schenkte ihr noch einen spöttischen Blick. „Bis demnächst." Dann schloss die Tür sich hinter ihm.
Als die beiden mit Markus zurück in dem Versammlungsraum waren, verstummten alle anderen sofort und sahen sie gespannt an. Draco erzählte, was sie herausgefunden hatten und reichte den Zettel herum. Niemand äußerte den Zweifel, dass der Zettel nicht von Snape stammte; sie alle kannten seine Handschrift in- und auswendig, hatten sie doch oft genug ein spitzes, geschwungenes S unter ihren Aufsätzen gefunden. Als Draco alles erzählt hatte, sagte er:
„Damit ist es klar, dass wir den Schwarzen Orden nicht unterrichten müssen. Sie werden denken, dass das Schlammblut tot ist und wichtig war sie für den Orden offensichtlich auch nicht. Die Frage ist jetzt, was wir mit unserer Gefangenen machen."
Blaise strich sich die Haare aus dem Gesicht und sagte mit lauter Stimme: „Man könnte sie als Druckmittel nehmen, aber das Erste, wofür sie generell nutzen können, wäre doch, um Informationen über die andere Seite zu bekommen."
„Abgesehen von anderen Dingen, die wir mit ihr tun könnten!", warf Morag ein und erntete Gelächter. Blaise warf ihm einen wütenden Blick zu. „Es gibt Wichtigeres als deine Entjungferung, wofür sie uns behilflich sein könnte!"
Nocke fragte: „Und wie sollen wir von ihr Informationen bekommen?" „Foltern?", schlug Morag kichernd vor. „Echt jetzt?", hakte John Moon mit erhitztem Gesicht nach.
„Ich denke, das Foltern ist erst unsere letzte Möglichkeit. Letztlich könnte wir auf anderem Wege an wesentlich bessere und detailreichere Informationen kommen."
„Was meinst du, Veritaserum?", fragte John neugierig. Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Unklug. Sie könnte das überlisten … ich bin mir sogar sehr sicher, dass sie es schaffen würde." Er ging ein paar Schritte hin und her, als ob er überlegen würde und sagte dann: „Das Beste, was wir tun können, ist ihr Vertrauen zu gewinnen – nicht wir alle, aber einer von uns. Dadurch würden wir wirklich viel erfahren."
Draco runzelte die Stirn. „Wie soll das funktionieren – hey, Granger, wir haben dich eingesperrt, lass uns Freunde sein?" Theodor schüttelte den Kopf.
„Nein. Es soll so aussehen, als ob derjenige sie aushorchen würde. Aber daraus wird Freundschaft. Er könnte zusammen mit ihr irgendwann sogar überlegen, wie er ihr beim ausbrechen helfen kann, nur inszenieren wir das Ganze so, als gäbe es – durch Wachen, Durchsuchungen und so weiter – keinerlei Chance zu fliehen."
Die anderen waren nicht begeistert von dem Vorschlag. „Das kann ja ewig dauern, bis das was wird.", maulte Kevin Brown.
„Es wird sicher eine Weile in Anspruch nehmen, aber das stört nicht. Es ist effektiver als alles andere. Noch nie was vom Stockholm-Syndrom(1) gehört?" Ohne zu erklären, was es damit auf sich hatte, fuhr Theodor fort. „Derjenige, der die Aufgabe übernimmt, wird vermutlich die meiste Anerkennung bekommen, wenn wir dem Dunklen Lord und dem Schwarzen Orden davon erzählen."
„Und wer soll das übernehmen?", fragte Morag spöttisch.
„Derjenige, der bereits die besten Voraussetzungen dafür hat. Draco.", sagte Theodor ruhig.
„Ich?"
(1) Unter dem Stockholm-Syndrom versteht die Wissenschaft ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer von Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Peinigern aufbauen. Dies kann dazu führen, dass Opfer mit den Tätern Mitleid fühlen. Es kann sogar darin münden, dass Täter und Opfer sich ineinander verlieben oder kooperieren. (Quelle: Wikipedia.de)
Die schnellsten Update-Zeiten bisher und die wenigsten Reviews… Leute, das gibt mir zu denken… Vielleicht lasse ich euch ja zu wenig Zeit zum Reviewen? Ich könnte doch mehr Abstand zwischen den Updates lassen … Muhahaha… ich kann wirklich unangenehm werden….
Und, hat euch das Kapitel gefallen?
Reviewantwort:
El blindo: Dankeschön/Keks gibt/ Die Idee mit dem Schnee hat mir auch gefallen – und ich wollte, dass sie noch etwas erleben, während sie da unten sind Und das mit dem Weiterschreiben und Reviewen ist natürlich ein Deal /Hand reich/
