Teil 3
Aufgeregte
Stimmen hallten von draußen in den Waschraum, Schritte
trampelten an ihrer Tür vorbei, einige nicht verständliche
Befehle wurden gebrüllt - doch davon bekamen Garret und Renee
nicht das geringste mit. In ihrer Welt drehte sich im Moment nichts
um Panik, Diebe, Stormausfall – denn als ihre weichen, warmen
Lippen auf seine rauen trafen, ging ihre Welt in eigenen, bunten
Farben und Lichtern auf.
Es war eine erste, zarte Berührung,
ohne Verlangen, ohne Drängen, ohne Forderungen. Ein erstes
Herantasten, nach so vielen Tagen des Anschweigens, aus dem Weg gehen
und Streitens.
Und Renee begann langsam dieser immer wiederkehrenden Art ihrer Versöhnung etwas abzugewinnen, während plötzlich Garrets Hände auf einmal überall an ihrem wohlgeformten Körper waren, ihn ertasteten, als hätte er nie zuvor die Gelegenheit dazu bekommen und sie ganz schnell von ihren Gedanken ablenkten. Sie ließ es geschehen und genoss das Erwachen eines lang vermissten Gefühls - Schmetterlinge im Bauch.
Sie hätte nie gedacht, dass in ihr, nach dem ganzen Ärger, noch immer diese Gefühle für Garret waren... aber es war schön sie neu zu entdecken.
Er war hungrig, er hatte sie vermisst, nicht nur physischer Natur, wie sie im vorgeworfen hatte, auch wenn er zu geben musste, dass sein Verlangen im Moment sicher nicht nein sagen würde, wenn sie sich ihm ganz hingeben würde...
Der ganze Ärger der letzten Wochen war vergessen – seine Probleme mit ihrer Autorität, ihre Probleme mit seiner ständigen Untergrabung genau dieser Autorität, der Streit über den Jefferson Fall, ihre Probleme mit Jordan, der unselige Kuss mit Lily, ihre Versuche seine Mitarbeiter auf ihre Seite zuziehen - alles Dinge, auf die sie sich seit ihrem „Ausflug" nach North Carolina zu dieser Hinrichtungs-Geschichte eingelassen hatten, von denen sie gewusst hatten, das sie zu Problemen führen konnten - früher oder später. Auch wenn ihnen beiden ein Später am liebsten gewesen wäre.
Doch auch das spielte kein Rolle mehr...
Der Kuss schien eine Ewigkeit zu dauern, eine Ewigkeit von der Renee hoffte, das sie nie zu ende gehen würde, das sie sie nie zu bedauern hätte.
Als das Licht wieder anging, bemerkten die beiden nichts davon.
Der Kuss zwischen ihnen wurde auf einmal drängender, mutiger... Garret hatte seine Arme um sie geschlungen, drängte sich dicht an sie, wollte sie fühlen mit jedem Teil seines Körpers, spürte ihre Wärme, ihre Weichheit, die sich nicht sträubte, die ihn für diesen Augenblick so nahm, wie er war und gab was er wollte.
Ihre Hände suchten Halt hinter ihr an der Waschzeile, als Garret drängender wurde, seine Hände ihren Platz an ihrem Rücken verließen, um sich ungeduldig an den Knöpfen ihres Jacketts zu schaffen zu machen... und Renne zögerte für einen Moment, ihr Körper versteifte sich nur eine Millisekunde - es war jedoch genug, um Garet inne halten zu lassen. Er sah sie forschend und fragend an und sie musste sich gestehen, dass sie zwar mehr wollte... hier, an diesem für sie völlig abwegigen Ort, an dem jeden Moment jemand herein kommen konnte.. bewaffnete Räuber oder ein rettendes SWAT-Team ... aber Angst davor hatte, was hinter her sein würde. Oder Morgen oder in einer Woche...
„Ist es nicht das was du möchtest?", fragte er verunsichert, mit einem Ausdruck in seinen braunen Augen, der Renee an jenen Garret erinnerte, in den sie sich einst verliebt hatte.
„Garret...," sie machte einen Schritt zur Seite, befreite sich aus seiner Nähe und ging auf die Tür zu. Sie fühlte sich gleich etwas weniger unter Druck gesetzt. „Ich weiß nicht, was da draußen vor sich geht, aber ich denke wir sollten nachsehen? Es ist nicht richtig hier drinnen zu vergessen, was passieren könnte, während wir hier... Spaß haben?"
„Es ist alles was ich im Moment haben möchte," Garret ging ihre einen Schritt nach. „Es ist die schönste Art „Entschuldigung" zu sagen..," er hob erheitert eine Augenbraue und grinste sie schräg an. Ja und so praktisch, dachte Renee sarkastisch, so ganz ohne Worte dafür gebrauchen zu müssen... „Mir ist im Moment völlig egal, ob das Gebäude gerade gestürmt wird oder nicht.", fügte Garret hinzu.
Renee holte Luft, um etwas zu erwidern, doch er war schneller. Er machte die letzten Schritte auf sie zu, nahm in Kauf, dass Renee überrascht nach hinten auswich, ehe ihr Rückzug von der kalten Kachelwand ausgebremst wurde und ignorierte dabei ihren flehenden Ausdruck in den Augen, der ihn bat einen Gang tiefer zu schalten.
Er war ihr so nah, dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten, und während er seine Hand hob, um sanft über ihre Wange zu streicheln, spürte Renee ihren letzten Hauch von Widerstand zusammenbrechen, folgte der Bewegung seiner Hand mit ihrer Wange und schloss die Augen. Für Garret war es Antwort genug ... seine Hand wanderte ein Stückchen weiter ihren Hals hinunter, zog sie an sich heran und wollte Renee erneut küssen, als sie sich doch noch einmal verbal zu wehren versuchte. Doch Garret legte ihr einen Finger seiner freien Hand auf die Lippen ...
„Shhhh... Renee?"
„Was?"
„Halt die Klappe," und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, presste er seine Lippen fest auf ihre und spürte wie sie sich endlich fallen ließ und es geschehen ließ, dass er seine Lippen ein wenig öffnete, tat es ihm gleich und genoss, wie seine Zunge ihren Mund ausfüllte, ließ dieses Mal seine Hände ihre Knöpfe öffnen, lehnte einfach an der Wand, schloss wieder die Augen und versuchte sich vorzustellen, dass dem Ganzen nichts weiter als ein friedliches Essen vorausgegangen wäre, ein romantischer Nachmittag, kein Streit, -versuchte sich vorzustellen, dass nach dem hier, alles besser werden würde, alles anders, versuchte die Gedanken daran zu verdrängen, dass dem nie sein würde...
Garret spürt, dass sie wieder angespannter war, sich nicht völlig gehen ließ, das etwas sie daran hinderte, sich ihm ganz anzuvertrauen, versuchte nicht dran zu denken, an was dies liegen könnte, konzentrierte sich ganz darauf sie ein wenig die Wärme und Zärtlichkeit spüren zu lassen, die sie sich so selten noch gaben ...
Seine Küsse bedeckten ihren Hals, verweilten an ihren Ohrläppchen, stimulierten sie wie gewohnt, ließ sie ungewollt leise aufstöhnen und sie endlich die Entspannung finden, die sie gesucht hatte. Ihre Hände erfassten seinen Kopf hielten ihn fest, als er nach unten zwischen ihr Brüste wanderte, drückte ihn fester an sich. Seine Hände schoben sich nach unten, wanderten zärtlich über ihre Kurven, fassten nah dem Saum ihres Rockes, schoben ihn ungeduldig ein Stück nach oben, während Renee sich stöhnend unter seinen Liebkosungen an der Wand nach oben schob, sich unter seinen Händen wandte und vor Ungeduld damit begann ihm sein Hemd aus der Hose zu ziehen... – es war so viel einfacher sich einfach darauf einzulassen, wenn man den Kopf ausschaltete.
Ein vertrautes Klingeln – laut und deutlich – direkt zwischen ihnen.
Renee sah Garret aus einer Mischung von Bedauern, Entsetzen und Überraschung an.
Garret selbst wusste nicht, ob es ihm zum Lachen zu mute war – zu einem bitteren, enttäuschten Lachen oder aber zum Weinen.
Seine Hände weilten noch immer auf ihren kleinen, zarten Brüsten, die ihn seine Erregung schmerzlich spüren ließen, und in ihr ein angenehmes, vertrautes Ziehen in ihrer Mitte auslöste... doch sie konnte ihn nur bewegungslos anstarren, während das nervtötende Klingeln in die Stille zwischen ihnen drang...
Sie zog scharf die Luft ein, als sie endlich hinter sich griff und das Handy vom ihrem Rockbund klippte. Sie stellte sofort auf Stumm um und warf einen Blick auf das Display. Ihr Büro...
„Du.. du hattest die ganze Zeit dein Handy? Ein eingeschaltetes noch dazu?", Garret wusste nicht, ob er jetzt lieber amüsiert sein sollte, darüber also lachen würde oder wütend und verzweifelt sein sollte. „Ich meine... hast du eine Vorstellung davon was alles hätte passieren können, wenn das verdammt Ding los gegangen wäre, vorhin, als.."
„Ich weiß," unterbrach ihn Renee gereizt. „Hätte ich es dir gleich vorhin aushändigen müssen? Und dann?"
„Hätte ich die Polizei angerufen," verdrehte Garret die Augen, zog seine Hände von ihrem Körper zurück und machte einen Schritt nach hinten.
Fing jetzt alles wieder von vorne an? Wegen einem Handy?
Und da standen sie nun – Renee mit dem vibrierenden Handy in der Hand und der Unentschlossenheit dran zu gehen. Garret, mit wütendem Gesichtsausdruck, der schon fast etwas verzweifeltes hatte - während sie beide doch eben nichts anderes gewollt hatten, als sich endlich zu lieben, sich ihrer Scheu und Kleider zu entledigen –
Sie musste eine Entscheidung fallen ...
„Tu es nicht," bat Garret, aber er wusste leider, dass diese Bitte völlig umsonst war. Imselben Augenblick nahm Renee endlich das Gespräch an.
Garret drehte sich enttäuscht und verletzt von ihr weg und machte ein par Schritte in den Waschraum hinein, während er damit begann die Knöpfe seines Hemdes zu schließen und es dann in die Hose zurücksteckte. Eine kalte Dusche hätte dieselbe Wirkung gehabt, wie ihr verdammtes Handy, das ständig im falschen Augenblick zu klingeln schien.
Renee brachte das Kunststück fertig zu zuhören, mit einer Hand ihre Haare zu richten und mit der anderen ihren Rock zurrecht zu ziehen.
„Ja, ich hab verstanden, bleiben sie einen Augenblick dran. – Garret? Der Übfall war in den Nachrichten. Meine Sekretärin wusste von unserem Termin. Sie haben sich sorgen gemacht und sich erst gewagt anzurufen, nachdem das Restaurant gestürmt wurde. Es ist vorüber. Es besteht keine Gefahr mehr..."
Garret dreht sich wieder zu ihre herum und Renee gefiel sein Gesichtsaudruck nicht sonderlich. Sie hatte keine Lust wieder von vorne anzufangen. Das war eindeutig ihr längstes Vorspiel gewesen, das sie je hatten. Sie verdrehte die Augen über ihn, blickte auf das Handy hinunter und traf erneut eine Entscheidung. Manchmal musste man eben doch über seinen Schatten springen... „Lizzy? Ja.. ja... ich.. bitte was? Nein, tut mir leid," sie warf Garret einen vorsichtig einschätzenden Blick zu, dann grinste sie. „Nein... Ich kann sie nicht mehr richtig hören. Ein Rauschen, ja. Muss irgendwie ein Funkloch sein." Sie drückt das Gespräch einfach weg, sah Garret noch immer direkt mit einem amüsierten Funkeln in ihren Augen an, während sein mürrischer Ausdruck einem breiten Grinsen wich.
Er entspannte sich wieder, sah sie fast bewundernd an, nickte dann anerkennend und kam wieder zu ihr zurück, „Du bis ein verdammt, eiskaltes Miststück."
„Ach weißt du.. ich hatte einen guten Lehrmeister, und jetzt.. Garret. A halt die Klappe und küss mich endlich..."
ENDE
