Teil 6
Gerichtsmedizin
nächster
Morgen
Jordan saß leger mit einem Bein über die
Armlehne hängend auf einem der Besucherstühle von Garret
und beobachtete mit einem amüsierten Schmunzeln den düsteren
Gesichtsausdruck ihres Chefs. Es störte sie nicht sonderlich,
dass er gerade eben noch durch den halben Flur nach ihr gebrüllt
hatte und jetzt schweigend ihr gegenüber in seinem Sessel
brütete. Inzwischen war sie es ja irgendwie gewöhnt...
Aber egal wie sie es drehte oder wendete, ihr fiel nichts ein, was sie ausgefressen haben könnte, dass sich sein Zorn so auf sie richtete. Oder aber jemand hatte hier heute Morgen besonders laut ‚hier' geschrieen, als schlechte Laune verteilt wurde...
„Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen ich habe irgendetwas verbrochen... aber.. nein.. so sehr ich auch darüber nachdenke.. mir fällt einfach nicht ein was ich getan haben könnte, dass Ihnen schlechte Laune beschert. Oh... letzte Woche?", fragte sie plötzlich vorsichtig. „ Als ich einfach zwei Tage hintereinander den Nachmittag frei genommen habe?" Garret schüttelte den Kopf und Jordan atmete erleichtert auf. Wie hätte sie bloß einem Mann wie Garret erklären sollen, dass man Termine bei „Jacques" so nahm wie sie fielen? Auch wenn mal wieder niemand aufgefallen war, dass sie beim Friseur gewesen war. Der andere Nachmittag.. nun das ging wirklich niemanden etwas an. Das war einfach.. na ja, manchmal hatte man eben keine Lust auf Arbeit. „Okay... dann verraten Sie mir endlich was los ist. Auf was warten wir hier eigentlich?"
Garrets Mund öffnete sich und gespannt beugte sich Jordan etwas nach vorne. Doch da wurde im selben Augenblick die Tür aufgerissen und ein sehr bestürzt wirkender Woody kam herein gestürmt. Für Garret hatte er keinen Blick übrig, sondern kam gleich auf seine gesuchte Person zu.
„Ich bin.. suspendiert," platzte es aus ihm heraus. „Suspendiert. Weißt du was das für meine Beförderung bedeutet?"
"Du bist was?", Jordan setzte sich sofort gerade auf und sah von Woody zu Garret. Hatte das etwa mit dem zu tun, wieso sie hier saß und das Garret so böse dreinschauen ließ?
„Suspendiert!", Renees ruhige Stimme an der Tür drang unerwartet, dafür eisig, schneiden und sehr punktiert, zu ihnen ins Büro herein.
Jordan sah mit einem missbilligenden Stirnrunzeln zur Tür. Renee stand dort sehr kampflustig im Türrahmen, sah kurz jeden von ihnen an und trat dann ein. Recht heftig schloss sie dabei Garrets Tür und Jordan seufzte. Schlechte Laune an der Tür, schlechte Laune am Schreibtisch... eins und eins... ergab mit etwas mathematischer Fähigkeit – Beziehungskrieg. Und Woody und sie befanden sich bedauerlicherweise mitten zwischen den Fronten. Im Krieg gab es immer Opfer, die man offensichtlich verschmerzen konnte. Sie konnte sich blenden ihre Zukunft vorstellen...
Wieso nur hatte Garret sich und seine Beziehungen nicht einmal besser im Griff... jetzt durften sie es einmal mehr ausbaden. Nur war es beim letzten Mal noch auszuhalten gewesen, abgesehen davon, dass Lily gekündigt hatte und sie ein paar Monate ziemlich alt hatte aussehen gelassen.
Renee stieß sich von der Tür ab, stellte ihre Tasche geschickt mitten vor Garrets Blickfeld auf dessen Tisch ab und wandte sich dann mit einem solch syphisanten Lächeln zu Jordan herum, dass diese am liebsten aufgestanden wäre, um die Staatsanwältin samt Tasche mit einem Tritt auf den Flur zu befördern. Sie begnügte sich damit es sich einfach vor dem inneren Auge vorzustellen... aber das reagierte sie irgendwie nicht so richtig ab. Und das wiederum machte sie ziemlich aggressiv.
Renee verschränkte langsam ihre Arme vor ihrer Brust. Auf diesen Moment hatte sie sehr lange gewartet. Seit jenem Abend, an dem Jordan das erste Mal sich in einen ihrer Fälle eingemischt hatte. Ausgerechnet an jenem Abend, an dem sie versucht hatte Garret vorsichtig klar zu machen, dass sie nicht gewillt war ihre wichtigen Fälle von solch einer unberechenbaren Person bearbeiten zu lassen. Klar war ihr Handy dazwischen gekommen, um ihr mitzuteilen, dass ihr wichtigster Zeuge durch Kaution freigekommen war. Es spielte im Moment keine Rolle, dass sie in Bezug auf Jordan am Ende falsch gelegen hatte.
„Ja, suspendiert," wiederholte sie sich selbst. „Sie im übrigen auch Dr. Cavanaugh."
Zwar hatte Jordan mit dieser Auskunft gerechnet, aber es ausgesprochen zu hören, erschütterte sie einen Moment so sehr, dass sie fassungslos Renee anstarrte. Dann blickte sie mit einem leichten Anflug von Panik zu Garret, der im selben Moment entnervt nach Renees Tasche griff und sie unsanft demonstrativ zur Seite stellte.
„Ich bin was? Garret.. das.. das können Sie doch nicht so einfach zu lassen.. Ich meine Sie sind mein Boss..."
„Und ich bin laut den Gesetzten dieses Staates Dr. Macys Boss," ließ sich Renee die etwas arrogant anmutende Belehrung nicht nehmen und hatte auf einmal erhebliche Schwierigkeiten ein echtes, heiteres Lachen zu unterdrücken. Trotzdem gelang ihr dieses kleine Kunststück. Dies war im Moment wirklich der beste Tag ihres Lebens.. abgesehen von ihrem Universitätsabschluss, der Aufnahme in die Anwaltskammer, ihr erster großer Fall, ihr Wahlsieg... und trotzdem - das hier stand ganz oben auf ihrer Liste – Jordan endlich los zu werden. Und sie lieferte ihr noch ganz von alleine freiwillig die Gründe dafür.
Sie hatte gestern, als sie den Anruf vom FBI erhielt, gedacht vor Wut platzen zu müssen. Aber dieser Suspendierungsbescheid für Jordan hatte ihre Laune noch vor Antritt der Fahrt hierher sehr aufgeheitert.
„Ich befürchte nichts dagegen tun zu können. Ms Walcott hat leider die längeren Hebel, an denen sie ziehen kann. Im Gegensatz zu mir." Garret klang ruhig, aber seine Verärgerung war ihm anzusehen, der Sarkasmus war beißend. Renee warf ihm nur ein leicht entnervten Blick zu, ehe sie sich wieder an Jordan wandte.
„Aber..," Jordan blickte zwischen den dreien aufgebracht hin und her. „Was soll das? Was bringt es Ihnen uns beide von diesem Fall auszuschließen..."
„Delaney wurde gestern zusammen mit vier Regierungsbeamten ermordet. Kurz nachdem Agent Brown eine Überprüfung eines gewissen Det. Hoyt telefonisch veranlasst hatte," erklärte Renee recht sachlich die Umstände, während sie Jordan herausfordernd anfunkelte. Die Pathologin hatte nicht die geringste Schwierigkeit dem Blick stand zu halten.
Doch dann machte sich die Bestürzung auf ihrem Gesicht breit, als Jordan zu begreifen begann was passiert war, nachdem sie diesem kleinen Reihenhaus einen Besuch abgestattet hatten. Sie sah zu Woody, der grimmig nickte.
„Du hast ganz richtig gehört, Jordan. Mein Boss springt im Dreieck," stöhnte Woody und ließ sich auf einem der Stühle nieder.
Und ‚meiner' erst, dachte Garret und warf Renee einen bitterbösen Blick zu, während Jordan von ihrem Stuhl aufsprang, um den hingeworfenen Federhandschuh bereitwillig aufzunehmen.
„Prima.. jetzt hatten Sie ja ihre kleine, private Show. Dann können wir ja weiter am Fall arbeiten und vergessen das hier einfach."
„Soweit ich weiß, Dr. Cavanaugh haben Sie gar keinen Fall mehr.", Renee lief im Raum hin und her und blieb hinter Woodys Stuhl stehen. „Und sie Detective Hoyt auch nicht. Jedenfalls nicht solange wir diesen Fall nicht geklärt haben. So lange schicke ich Sie beide in den Urlaub."
„Hach, Garret jetzt sagen Sie doch auch mal was," Jordan wollte nicht so leicht aufgeben. Und Garrets Schweigen machte sie zugegebener Maßen nervös. Es war so ungewohnt, dass er nicht gleich neben ihr stand und sie verteidigte.
Doch Garret
zuckte nur bedauernd mit den Schultern. Er hatte lange für
Jordan Partei ergriffen, wenn Renee Kritik geübt hatte. Doch
jetzt war sie einen Schritt weiter gegangen, hatte ihn in einer
Personalentscheidung ein weiteres Mal übergangen und seine beste
Mitarbeitern ins Aus gestellt. Wütend war nicht einmal annähernd
das, was er empfand.
Aber er wusste, wann es für ihn ratsamer
war zu schweigen.
„Verdammt," Jordan drehte sich herum und funkelte Renee an. „Was soll das jetzt werden? Ihr ganz persönlicher Kreuzzug gegen uns, mich, unsere Arbeit? Sind es ihre kleinen Träume mich irgendwann einmal für alles zu bestrafen, die Sie sich hier erfüllen?"
„Es geht hier
nicht um persönliche Unstimmigkeiten," sagte Renee gelassen.
„Sondern alleine darum, dass sie und Det. Hoyt gegen eine klare
Anordnung von mir verstoßen haben. Sie können es drehen
und wenden wie Sie es wollen, Dr. Cavanaugh. Aber ich habe Sie vor
weiteren Ermittlung in der Sache Delaney gewarnt. Jetzt sind
Bundesangestellte tot. Ich jedenfalls möchte dafür nicht
die Verantwortung auf meinem Gewissen lasten wissen. Und ja,"
änderte sie plötzlich ihren Ton zu einem etwas
gelassenerem, fast heiteren Tonfall.
„Es ist zugegebener Maßen
von persönlichen Glücksgefühlen begleitet, aber Sie
haben damit alleine nichts zu tun." Renee verschränkte ihre
Arme vor der Brust und sah Jordan fast gelangweilt an.
„Nehmen
Sie sich nicht immer so wichtig, Dr. Cavanaugh. Das hier ist ein ganz
legaler Schritt. Ich würde fahrlässig handeln, wenn die
beiden Beamten, die einen großen, wichtigen Prozess des Countys
zum Platzen gebacht haben, nicht in gewissen Massen bestrafen würde.
Denken Sie doch nur an die ganzen Nachahmer..."
„Woah...
Auszeit," Woody stand von seinem Stuhl auf und trat zwischen
Walcott und Jordan, die nur noch wenige Zentimeter von einander
standen und sich gegenseitig mit ihren Blicken aufspießten.
„Ich
bin genauso wütend wie du Jordan über diesen Schritt von
Seitens Ms. Walcott," dabei sah er die Staatsanwältin kurz
anklagend an. „Aber... es ist nicht von der Hand zu weißen,
dass wir möglicherweise die falschen Männer auf die
richtige Spur geführt haben..."
„Hey.. nein," fiel im Jordan aufgebracht ins Wort. „Ich lass mir doch nicht von der da einreden, dass wir den Tod der Männer zu verantworten haben..."
„Die da," sagte Woody leicht von Jordans Ton
der Staatsanwältin gegenüber peinlich berührt. Denn
Vorgesetzte waren Vorgesetzte und er hielt viel auf Etikette und
jetzt überspannte Jordan seinem Geschmack nach den Bogen
ziemlich gewaltig.
„Kann uns beide ganz locker, einfach mal so
kurz vorm Lunch wegen fahrlässiger Tötung anklagen, wenn
sich beweisen lässt, dass durch unsere nicht ganz genehmigte
Ermittlung Bundesbeamte zu tote kamen," er sah Jordan dabei warnend
an. Vielleicht würde sie das zur Vernunft bringen und ihren
Zorn, der sicherlich angebracht war, zügeln. Sein Plan ging zwar
auf, allerdings zügelte sich ihr Zorn nicht unbedingt, sondern
richtete sich nur auf jemand neues...
Bei Woodys Worten blickte Jordan kurz über seine Schulter hinweg zu Walcott, die bei Woodys bedrohlicher Zukunftsbeschreibung einen siegesbewussten Blick Jordan zuwarf. Und das war zu viel. Auch wenn sie wusste, dass Woody recht hatte. Nicht nur er, auch Walcott. Wobei sie sich das nicht gerne selbst gegenüber zu geben wollte - aber jetzt war das Maß einfach voll.
„Na wunderbar. Stell dich nur
auf ihre Seite," sie tippte ihm dabei so heftig gegen die Schulter,
dass er tatsächlich vor ihr etwas zurückwich.
„Aber
damit eines klar ist – ich bin es nicht, die ständig wichtige
Informationen zurückhält und aus persönlichen Gründen
und Problemen riskiert einen wichtigen Fall über Bord zu kippen.
Ich möchte nur die Wahrheit herausfinden und einen Mord an einer
Frau klären, die Ihre," sie zeigte auf Garret. „Und Ihre,"
ihr Finger wanderte weiter zu Renee,
„Freundin war. Aber
offensichtlich ist das allen anderen völlig egal geworden."
Sie funkelte Woody aufgebracht an und stieß dann frustriert die
Luft durch die Nase aus, eh sie sich zur Tür drehte, sie aufriss
und auf den Flur stürmte
„Na bitte," sagte Renee mit einem säuerlichen Ausdruck. „Unberechenbar. Wie ich es dir immer wieder gesagt habe. Nicht einmal eine Suspendierung rüttelt sie wach, nicht mal das verlorene Leben von vier unschuldigen Männern scheint ihr nahe zu gehen..."
„Ich denke es reicht jetzt," schnitt ihr Garret barsch den Ton ab, richtete sich auf seinem Stuhl auf und sah Renee warnend an. „Detective Hoyt und Dr. Cavanaugh haben deinen Standpunkt sicherlich zu genüge verstanden."
„Möglicherweise du nicht. Sollte Dr. Cavanaugh in diesem Gebäude auch nur im Empfangsbereich gesichtet werden, werde ich dafür sorgen, dass auch deine Tage auf diesem Sessel gezählt sind, und das meine ich ernst."
Beunruhigt verfolgte Woody das stumme, funken
sprühende Blickduell zwischen den beiden, das folgte.
Dadurch,
dass er eben Walcotts Position Jordan gegenüber eingenommen
hatte, hatte er wohl auch dafür gesorgt, dass er von nun an
zwischen den Stühlen saß.
Es gab vieles, dass Garret Renee hätte sagen können, aber das gehörte nicht hier her. Er hatte in den letzten Tagen schon zu viel persönliches mit an den Arbeitsplatz geschleppt. Die Gerüchte waren am Kochen und die neusten Entwicklungen taten ihr übriges dazu.
„Haben wir uns verstanden," wollte Renee den Moment zwischen ihnen beenden.
„So wie immer," erwiderte Garret absichtlich mit der Anspielung auf ihre verletzliche Seite gezielt, die sie zwar nicht zeigte, von der er aber wusste, dass sie verdammt angekratzt war. „Glasklar."
Sie nickte ihm mit einem wissenden Ausdruck in den Augen zu, griff nach ihrer Tasche und wollte aus diesem Büro fliehen, das auf einmal viel zu klein auf sie wirkte, bedrückend. Ihr Sieg hatte sich in ein Fiasko verwandelt und sie wollte nur noch weg von hier.
„Renee,"
Garret machte ungeachtet, dass Woody noch im Raum war, einen Schritt
auf sie zu. Sie blieb stehen, wenn auch widerwillig. Allerdings hielt
sie ihre Haltung, und drehte sich nicht herum.
„Du magst im
Recht sein. Aber war wirklich dieser Auftritt notwendig? Du weißt,
genauso gut wie ich, dass Jordan trotz allen Querschießereien,
nur die Wahrheit im Auge hat. Sie hat sich nicht morgens schon beim
Aufstehen vorgenommen, dir das Leben schwer zu machen."
"Das
war ja klar," sagte sie beherrscht ruhig, aber ein leichter,
trauriger Unterklang war in ihrer Stimme zu hören. Sie sah über
ihre Schulter zurück zu Garret, schüttelte den Kopf und
brachte ein bedauerndes Lächeln zustande.
„Immer auf ihrer
Seit, sie immer verteidigen, auch wenn schon das eigene Schiff am
untergehen ist, wenn man dabei andere Menschen langsam zu verlieren
droht. Tu was du nicht lassen kannst... ich habe es längst
aufgegeben, dir zu beweisen, dass sie ein Gefahr für jeden
ist."
Damit verschwand sie durch die Tür und ließ Woody und Garret zurück, die beide, jeder von „seiner" Frau vor den Kopf gestoßen, sich wissend und gegenseitig mitfühlend anblickten. Und doch im selben Moment wussten, dass sie es gehörig vermasselt hatten.
Lilys Büro
Eine Minute
später
„Und weißt du was? Garret saß die ganze
Zeit einfach nur da und hat nicht ein Sterbenswörtchen dazu
gesagt. Er hat einfach dabei zugesehen, wie mich diese.. diese Hexe
einfach so rauswirft.", Jordan ließ sich auf Lilys Sofa
fallen. Ein paar Sitzkissen rutschten herunter und Jordan hob sie
auf, um sie achtlos zurückzulegen.
„Tja weißt du," Lily sah Jordan mitfühlend an. „Es ist so... vier Männer sind tot. Vier Bundesagenten, die einen verdammt wichtigen Zeugen bewachen sollten, damit in Boston die Straßen statistisch gesehen etwas sicherer werden..."
„Oh komm schon Lily," ereiferte sich Jordan. „Jetzt sag nur, du stehst auch noch auf ihrer Seite."
„Denk doch bitte einfach mal etwas nach."
„Das tu ich doch die ganze Zeit. Aber wenn man mich nicht lässt..."
„Seh es von seiner Seite aus. Er hat es nicht leicht zwischen euch ständig die Balance zu halten. Du bist ihm als Freundin zu wichtig, als das er dich einfach so ausliefern würde. Und diese.. nun SIE... ist ihm ebenfalls als Beziehung wichtig. Und welcher von euch beiden sollte er den Vortritt geben, ohne die andere zu verletzten? Da kann Garret doch nur schweigen und zusehen. Zudem.. du bist doch nur suspendiert."
„Soll ich jetzt noch dankbar dafür sein?" grummelte Jordan weiter.
„Nein, aber du könntest dir einen Keks nehmen," Lily griff in ihre Schublade und zauberte eine Packung Manner-Kekse hervor und warf sie Jordan zu. „Und dich damit etwas beruhigen."
„Eiscreme würde besser helfen, aber danke," lächelte Jordan schon etwas ruhiger und nahm sich einen Keks heraus.
„Was hattet ihr dort eigentlich zu schaffen gehabt", fragte Lily neugierig.
„Wir suchen immer noch die Verbindung zwischen dieser Anne, ihrer Kanzlei und der Mafia," Jordan biss in den Keks und kaute nachdenklich. „Darum waren wir da. Und weil Delaneys Blut im Wagen war - schon vergessen?", Lily schüttelte den Kopf. „Aber wenn ich mir das ganze durch den Kopf gehen lasse, glaube ich nicht, dass Anne von der Mafia getötet wurde. Die erwürgen doch keinen mit bloßen Händen. Das war etwas persönliches. Ganz so wie ich es von Anfang an vermutet habe."
„Na ja, jetzt wo Walcotts Kronzeuge tot ist, kann er euch zumindest keine Antworten mehr darauf geben, was er mit Anne im Moor zu schaffen hatte."
„Das ist noch immer das große Rätsel. Wieso trifft sich der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft mit der Gegenseite? Er hätte mehr gewonnen, wenn er ins Zeugenschutzprogramm gegangen wäre, anstatt die Anwältin zu töten und damit den Prozess vielleicht zum Platzen zu bringen."
„Vielleicht denkt ihr zu kompliziert," schlug Lily vor. „Möglicherweise gibt es ein ganz gutes Motiv von jemanden, den ihr einfach übersehen habt."
„Es gebe noch eine Möglichkeit, da hast du recht. Anne wusste etwas, das ihr nicht gut bekommen ist und darum wurde sie getötet. Ich muss sofort zu Garret. Wenn ich schon nicht mehr mitarbeiten darf, sollte er sich meine Überlegungen anhören." Jordan sprang auf.
„Hm.. ich weiß nicht," setzte Lily an, doch da war Jordan schon auf dem Flur verschwunden. „Ob das eine gute Idee ist," beendete sie leise ihren Satz.
Garrets Büro
Kurz darauf
„Garret..
ich weiß ich sollte von hier verschwinden," überfiel sie
ihren Chef kaum war sie in der Tür erschienen und nahm ihm damit
jede Chance etwas zu sagen, „aber Sie müssen sich anhören,
was ich..."
„Nein!", kam es ihr laut, gereizt und
aggressiv entgegen und ihr Mund klappte zu. Getroffen sah sie Garret
an und schloss erst einmal die Tür hinter sich.
„Ich werde
mir keine waghalsigen Theorien anhören oder was auch immer Sie
vorhatten mir zu sagen. Reicht Ihnen der Ärger nicht, denn Sie,
Woody, ich und damit das gesamte Institut am Hals haben? Wenn Ms.
Walcott es will, kann sie den gesamten Laden einer Prüfung
unterziehen und uns damit das Arbeiten verdammt erschweren. Sind Sie
eigentlich noch ganz bei Trost?"
„Bitte was," fragte Jordan irritiert bei dem plötzlichen Richtungswechsel.
„Sich ständig gegen die Anweisung der Staatsanwaltschaft zu widersetzen und einen Kronzeugen zum Beispiel aufzuspüren. Ich glaube fast Sie sind irre. Ihnen ist jegliches Gefühl für Respekt abhanden gekommen. Der letzte Funken davon, der noch in Ihnen war."
„Ach wissen Sie.. eigentlich wollte ich nur Ihren Arsch retten...", fing Jordan etwas gekränkt an.
„Wenn das so ist, dann verschwinden Sie endlich von hier, bevor ich auch noch meinen Tisch räumen darf, aber nicht nur vorrübergehend. Es wäre zur Abwechslung wirklich schön, wenn Sie bereit wären zu zeigen, was Ihnen unsere Freundschaft bedeutet, wenn ich schon ständig meinen Hals riskiere, wenn ich Sie in Schutz nehme und damit meine Beziehung gefährde."
„Also das ist ja wohl Ihre eigene Schuld. Wie heißt es so schön... Appetit kann man sich holen, gegessen wird zuhause?" sie grinste ihn schief an und wusste, dass der Witz missglückt und vor allem Geschmack los gewesen war.
Garret stand von seinem Stuhl auf und sein Blick sprach Bände. Sie hatte eine Grenze überschritten, den falschen Knopf gedrückt.
„Ich wüsste nicht was Sie das angeht, Jordan. Das ist alleine meine Sache und die von Renee..."
„Oh da täuschen Sie sich aber gewaltig Garret. Inzwischen stecke ich doch mitten in Ihrem Beziehungskrieg drinnen. Wie man unschwer übersehen kann. Ich tanze nicht nach der Pfeife der Staatsanwältin. Hab ich noch nie und es hat Sie nie gestört. Ich bleibe gerne unabhängig in meinem Urteilsvermögen. Sie haben mich immer machen lassen und jetzt auf einmal, kaum sind Sie dressiert, soll ich daran etwas ändern? Nehmen Sie mich in Schutz, bekommen ich irgendwann eine Ohrfeige von der Staatsanwaltschaft. So sieht es aus."
„Trotzdem gibt das Ihnen nicht das Recht, sich in meine und..."
„Ach was heißt schon Recht? Bringen Sie gefälligst Ihre Probleme und Frauengeschichten auf die Reihe. Und wenn das ein Problem für Sie ist, sollten Sie vielleicht wie ich das Singledasein bevorzugen. Falls nicht.. nun, dann gehen Sie das Ganze mal richtig an. Springen Sie über Ihren Schatten. Blumen zum Beispiel können Wunder wirken, oder ein kleines, hübsch verpacktes Päckchen. Frauenherzen sind manchmal leicht zu erobern, man muss nur den Willen dazu haben."
Garret schwieg sie an und dachte nach. Er war noch immer wütend, dass Jordan nicht gleich gegangen war, sondern noch immer hier herum geisterte. Wenn Renee zurückkam, konnte er sich lebhaft vorstellen, was sie sagen würde. Allerdings verstand er Jordans Kritik.. besser, als sie offensichtlich seine.
„Ich denke ich habe kapiert," lächelte er zurückhaltend. „Aber denken Sie nicht, dass Sie genau diese Dinge auch einmal überdenken sollten? Gerade eben ist ein ziemlich geknickter, gewisser Detective aus meinen Büro geschlichen... und das rate ich Ihnen jetzt auch - zu verschwinden. Im Guten. Noch einmal kann ich Sie nicht in Schutz nehmen."
Jordan sah Garret kurz verwundert an, ehe sie begriff auf was und wen er anspielte. Sie verdrehte die Auge, sagte aber nichts dazu und ging zur Tür.
„Na, da haben sie recht. Ich gehe, bevor man Sie auch noch auf die Straße setzte."
Nigels und Bugs
Büro
Kurz darauf
Nigel bastelte an einem kleinen Computer
animierten Model des menschlichen Hirns herum und fluchte leise vor
sich hin, als der PC einfach abstürzte. Die sich öffnende
Tür bekam er gar nicht richtig mit, erst als Jordan an seinem
Tisch stand und sich laut räusperte.
„Hey Jordan... ich dachte du bist rausgeflogen. Mal wieder?"
„Die Buschtrommeln arbeiten heute aber schnell."
„Nee, die nicht mein Herzchen. Aber euch hat man auch noch ein Stockwerk tiefer und höher gut hören können." Nigel drehte sich vom PC weg. „Also.. mit was kann ich dich beglücken und dabei selbst meinen Rauswurf riskieren."
Jordan grinste ihn verlegen an. „Na wenn du so fragst.. hast du eine Ahnung wie statistisch gesehen die Mafia Mordarten bevorzugt? Erschießen, erwürgen. Oder so?"
„Na es gibt doch nichts schöneres, als Suchdatenbanken," Nigel verschränkte die Finger ineinander und bog sie vom Körper weg, bis die Knöchel knackten. Dann schüttelte er sie aus und tippte wild auf der Tastatur herum. „Das haben wir gleich.. ah ja...schwer zu sagen. Scheint von Stadt zur Stadt variabel zu sein. Aber wenn ich das richtig verstehe... was du von mir willst.. nein, Erwürgen durch bloße Hand scheint selten vorzukommen."
„Okay, dann hör dir meine Theorie an.. Anne ist nicht von der Mafia getötet worden, weil sie ihr im Weg stand, sondern weil sie etwas wusste, das ihnen gefährlich wurde. Und sie haben jemanden mit dem Mord beauftragt, der persönliche Beweggründe hatte. Anders kann ich mir eine fehlende, unkomplizierte Schusswaffe nicht erklären. Jemand aus ihrer unmittelbaren Nähe. Aber da die Tochter und der Vater dank DNS und Alibi ausscheiden, bleiben nicht mehr viel übrig."
„Da hast du recht meine Liebe. Deine Erde übrigens..," Nigel drehte sich im Stuhl und griff nach einem Ausdruck. „Das ist eine japanische Erdmischung für Blumenbeete zur Düngung. Ich war im Zoo. Aber die verwenden das dort nicht. Also der Ex-Mann war es wirklich nicht. Habt ihr den Schwiegervater und Schwiegersohn schon näher beleuchtet?"
„Irgendwie.. nein," gestand Jordan ungern. „Wir waren auf der falschen Fährte," stöhnte Jordan auf. „Das einzige Bindeglied und wir haben es noch nicht überprüft."
„Vielleicht gehst du damit lieber gleich zu Garret oder Walcott. Du hast dich schon gehörig in die Nesseln gesetzt."
„Wäre ich du würde ich das tun." Nigel schüttelt den Kopf bei ihren Worten. „Also.. kein Wort zu irgendjemand. Ich mach das schon."
Nigel sah Jordan mit einem Seufzen nach. Wenn sie sich da mal nicht irrte.
Woodruff & Robertson
später
Mittag
„Na das war ja mal wieder klar," schimpfte Woody und
knallte die Bürotür zu Woodruffs Zimmer zu. „Zugeknöpft
bis oben hin aber bestens informiert."
„Ja schon komisch, dass er von der Suspendierung gehört hat," merkte Jordan an. „Am besten bringst du mich hier schnell raus, sonst geh ich da noch mal rein und trete diesem fetten Kerl in seinen Arsch.. uns mit einem Anruf bei Walcott zu drohen, weil wir offiziell nicht mehr am Fall arbeiten. Woher hat er die Info? Und hast du sein dreckiges Grinsen dabei bemerkt?"
„Ja ich war dabei, schon vergessen," seufzte Woody und drückte am Fahrstuhl auf den Knopf. „Aber ich bezweifle, dass er ein Alibi hat oder sein Sohn. Sonst hätte er so nicht reagiert. Das sagt meine Erfahrung."
„Vielleicht...", sagte Jordan, als der Fahrstuhl ankam und sie beide etwas befangen und schweigend eintraten.
Woodruff & Robertson
Woodruffs
Büro, selbe Zeit
„Ja, es wird langsam eng...," Woodruff
wechselte den Hörer in die andere Hans. „Sie sollten etwas
unternehmen bevor diese Schnüffler noch dahinter kommen und
damit alles ruinieren... nein ich ... ja, ich überlasse es
dieses Mal ihnen." Mit diesen Worten legte er den Hörer zurück
auf die Gabel.
Jordans Apartment
Am Abend
Müde und
erschöpft schloss Jordan ihre Tür zur Wohnung auf, als sie
ein Geräusch von oben hörte. Kurz zögerte sie, sah zur
Treppe, aber als niemand kam, schloss sie weiter auf. Sie sehnte sich
nach einer heißen Dusche, einem Sandwich und ihrem Bett. Der
Tag war lange gewesen, wenn auch die Arbeit im Institut nach nur
einer Stunde am Morgen beendet gewesen war... so schnell konnte man
suspendiert sein, dachte sie bitter und stieß die Tür auf.
In dem Moment ging das Licht in seinem gewohnten Rhythmus auf dem
Flur aus und Jordan ersparte sich den Griff nach dem Lichtschalter
und langte lieber nach ihrem Schlüsselbund, um den Schlüssel
abzuziehen.
Allerdings war es sehr anstrengend gewesen, den ganzen
restlichen Tag mit Woody in Boston herumzufahren, um diversen
Hinweisen nachzugehen, die sie bis lange nicht wirklich ernst
genommen hatten. Und zu allem waren sie ohne Ergebnisse
geblieben.
Hinzu kam auch die Tatsache, dass sie sich den ganzen
Tag über nicht über den Vorfall in Garrets Büro
ausgesprochen hatten. Aber er hing schwer zwischen ihnen und sorgte
für eine befremdliche Befangenheit. Das musste sie irgendwie
wieder gerade biegen. Das wusste sie nicht erst nach dem Garret sie
mit der Nase darauf gestoßen hatte.
Jordan machte den ersten Schritt über ihre Türschwelle, als sie etwas hinter sich wahrnahm. Alarmiert wollte sie sich herumdrehen, doch da wurde sie schon von hinten gepackt und in ihre Wohnung unsanft gestoßen. Erschrocken keuchte sie auf, aber war vor Angst einen Moment wie gelähmt, so dass ihr der Angstschrei um Hilfe im Hals stecken blieb. Also versuchte sie sich stattdessen nach ihrem Angreifer umzusehen. Doch dieser war schneller als sie und packte sie derb am Arm und verdreht ihr ihn so, dass sie auf ihre Knie fiel und unter Schmerzen den Gedanken nach hinten zu sehen völlig vergaß.
„So so.. du bist also diese kleine, neugierig Schlampe, die meinem Chef das Leben etwas erschwert und ihn bedroht?"
„Keine Ahnung," keuchte Jordan. „Verraten sie mir ihren und seinen Namen und wir können reden."
„Zum Reden bin ich nicht da," herrschte er sie an. „Und merk dir eines.. für irgendwelchen Psychokram bin ich nicht zu haben. Also erspar dir dein Atem. Wir wollen lieber mal sehen, ob du noch immer so schrecklich neugierig sein wirst, wenn ich mit dir erstmal fertig bin. Die Frage ist nur, ob ich meinen Auftrag gleich ausführe," plötzlich fühlte Jordan die kalte Klinge eines Jagdmessers an ihrem Hals. „Oder ob ich mich nicht vorher noch ein bisschen mit dir vergnügen soll."
„Versuch es, du Scheißkerl," presste Jordan zwischen ihre Lippen hervor und spielte alle Möglichkeiten durch, die sie hatte. Die beste war wohl, er tat was er androhte - dazu musste er sie herumdrehen und sie würde ihn sehen oder sich in eine andere Position bringen, um sich wehren zu können... Angst hatte sie im Moment nicht wirklich.. nur den Willen zu überleben und das mit dem geringsten Schaden.
„Tja, wenn man so nett aufgefordert wird," sein Kopf war plötzlich ganz dicht neben ihrem rechten Ohr und sie konnte seinen warmen Atem spüren, den er ihr gespielt gestöhnt ins Ohr blies. Es widerte sie an und sie wich mit ihrem Kopf etwas aus. Plötzlich riss er Jordan am Arm zurück auf die Beine. Der Ruck, der durch ihren Arm ging, tat höllisch weh, aber sie biss sich hart auf die Zunge, um nicht aufzustöhnen.
„Okay, du tust jetzt genau das, was ich von dir verlange, sonst wird dir das Messer hier dein hübsches Gesicht zerschlitzen.. darauf kannst du wetten. Dreh dich langsam herum", er ließ bei seinen Worten ihren Arm los, behielt das Messer mit der Spitze an ihren Hals gedrückt jedoch oben. Er folgte ihrer langsamen Bewegung und drückte dabei das Messer etwas tiefer in ihr Fleisch. Sie glaubte etwas eigenes Blut zu spüren, als die dünne Haut am Hals nachgab.
Enttäuscht sah sie ihrem Angreifer ins Gesicht. Er trug eine Skimütze über den Kopf und über das Gesicht. Da es in ihrer Wohnung dunkel war, erkannte sie nicht sehr viel von ihm, außer das er größer und massiger als sie war.
„So ist's gut.. und jetzt wirst du mir ganz langsam den Reißverschluss meiner Jeans öffnen.. aber ganz langsam."
Widerwillig zögerte Jordan. Das hier war nicht gut.. das war gar nicht gut... wieso hatte sie Woody gerade eben vor ihrem Haus nach Hause geschickt? Er hatte mit hoch kommen wollen.. sie hatte Angst vor einem Gespräch gehabt... das hatte sie jetzt davon.
„Na
los.. oder muss ich nachhelfen," mit diesen Worten schlug er ihr
hart ins Gesicht und die erste Welle der Panik schlug über
Jordan herein. Sie fing sich rasch wieder und mit zitternden Händen,
dem Messer an ihrer Kehle, tat sie was er wollte.
„Oh ja,
Schlampe.. das fühlt sich gut an. Hoffe, es fühlt sich auch
gut für dich an... mach schon, runter mit deinen Sachen. Ich
will dich sehen, bevor ich es dir besorge."
Jordan schluckte hart und ehe sie ihre Hände nach oben nahm, um ihre Bluse zu öffnen, kämpfte sie gegen Tränen an, die aus Angst, Panik und Scham aufstiegen. Vor allem aus Scham.. wieso tat sie was er wollte? Das würde es doch nicht abwenden oder ihn am Ende dazu bringen, nicht zu tun, was er vorhatte... sollte er es sich doch holen, dabei würde sie sich schon so zu wehren wissen, dass es ihm ganz sicher keinen Spaß mehr machen würde... trotzdem streifte sie ihre Bluse über ihre Schultern ab und ließ sie auf den Boden fallen. Und ehe sie ihren Gedanken in die Tat umsetzen konnte, oder auch noch ihrer Hose auszog, war der Kerl plötzlich ganz nah bei ihr, drückte ihr das Messer wieder mit der Klinge gegen die Kehle und hatte die andere Hand an ihrer Brust.
Angewidert schloss sie ihre Augen und versuchte ihren Körper zu beherrschen, der unter Angst und Panik zu zittern begann. Der Zustand machte ihr fast mehr Angst, als dieser Scheißkerl.
„Du bist ja noch besser, als ich es mir vorgestellt habe, während ich da auf der Treppe hockte und n'scharfes Foto von dir anstarrte, um nicht die falsche Schlampe zu erwischen."
Und dann... geschah alles auf einmal gleichzeitig. Jordan wusste hinterher nicht mehr zu sagen, in welcher Reihenfolge genau die Dinge geschahen, wie sie geschahen... Sie sah auf jeden Fall in dem Moment, als die Hand dieses Decksacks begann an ihrem Körper nach unten zu gleiten und seine Zunge gierig über ihre Wange leckte, eine Bewegung an der noch offenen Tür. Sie wusste auch noch, dass sie daran dachte wie dumm sie doch war, dass sie diesen Umstand nicht vorher bemerkt hatte.. ein Schrei und ein Nachbar hätte sie gehört... dann war seine Hand plötzlich zwischen ihren Beinen und sie fühlte sich so hilflos dem ganzen gegenüber ausgeliefert.. nie hätte sie gedacht, so zu reagieren, wenn sie jemals in eine solche Situation gekommen wäre...und zeitgleich sprang ein Schatten ihren Angreifer von der Seite so an, dass das Messer zwar Jordans Kehle ritzte, aber nichts schlimmeres passierte. Sie wich zurück, während sie vor sich am Boden den Kampf beobachtete. Sie konnte nicht erkennen, wer ihr Retter war, aber das spielte keine Rolle. Sie war froh, dass er da war.
Dann löste sich ein Schuss und instinktiv ging sie in die Knie, schlug die Arme über ihren Kopf zusammen und nahm das Aufstöhnen des Getroffenen gar nicht mehr war.. es war einfach zu viel auf einmal... als sich jemand von dem leblosen Körper befreite und nach dem Lichtschalter suchte, war es Jordan vollkommen egal, wer an ihrer Tür stand.. sie hatte der Panik, der Angst die Überhand gelassen... und wünschte sich nur noch, dass es schnell vorüber sei, falls ihr Angreifer es war, der gerade das Licht angemacht hatte...
