Sie saßen bei einer Tasse Kaffee zusammen an einem runden Tisch. Henderson war weiterhin etwas wütend auf Lucas. Dieses Verhalten passte so gar nicht zu dem, den sie eigentlich kannte. Oder waren die Veränderungen in ihm bereits soweit fortgeschritten und sie hatte es nur nicht bemerkt? Möglich wäre es ja. Viele an Bord mieden bereits den Kontakt mit dem Wissenschaftler, weil er in seiner Art einfach zu arrogant und selbstgefällig geworden war.
„Kannst du von der seaQuest ein verborgenes Signal senden?", fragte Captain Bridger, als er sich mit seiner Tasse zu ihnen an den Tisch setzte. Sein Blick war dabei auf den jungen Ensign gerichtet.
„Das kommt darauf an wie verborgen. Wollen sie nur, dass man es in der näheren Umgebung nicht bemerkt, oder soll es vollständig von der UEO verborgen bleiben?"
„Mir wäre es recht, wenn es nicht einmal in den Aufzeichnungen einen Eintrag gibt. Soweit ich mich erinnere kannst du das doch ziemlich gut umgehen."
„Das wäre möglich. Je nachdem wo das Signal hingehen muss, könnte es schwieriger werden, aber es ist möglich." sagte Lucas nickend.
„Sehr gut, du musst für mich versuchen Scott zu erreichen."
Henderson räusperte sich. „Entschuldigt bitte, aber ich würde ganz gerne wissen worum es geht, denn mir scheint ich bin die einzige, die keine Ahnung von dem allen hier hat. Außerdem ist doch Commander Keller nicht mehr auf der Erde."
Beide Männer sahen sie an. Es schien fast, als hätten sie völlig vergessen gehabt, dass da ja noch jemand mit ihnen im Raum gewesen war.
„Und?", fragte sie sicherheitshalber nochmals nach, als keiner gewillt war ihr zu antworten.
„Willst du immer noch Hudson informieren?" hakte statt dessen Lucas nach.
„Natürlich will ich das. Er ist der Captain und wenn wir uns nicht bald melden, wird er sowieso skeptisch werden." sagte Lieutenant Henderson.
„Das stimmt. So wie ich Oliver einschätze, wird der nicht lange fackeln und gleich mit der seaQuest her kommen. Wir sollten das hier nicht zu lange hinaus ziehen." sagte Nathan Bridger.
„Was schlagen sie vor? Sollen wir sofort zurück und ich Commander Keller eine Nachricht schicken? Bis der hier ist, kann das dauern. Wer weiß weshalb das Schiff hier ist. Ich würde gerne rein gehen." sagte Lucas.
Bridger schüttelte den Kopf. „Nein Lucas, nicht in ein Raumschiff, von dem wir nicht wissen, was uns erwartet. Denk nur daran, was die holograpische Projektion damals mit uns allen gemacht hat! Das Risiko können wir nicht eingehen. Wir hatten sie zwar eingeladen, aber sie haben es sich anders überlegt. Würden sie nun erneut wegen unserer Einladung hier sein, hätten sie sicherlich uns eine Nachricht zukommen lassen."
Lucas holte tief Luft. „Dann muss ich wohl jetzt kurz was erklären, denn ich glaube nicht, dass die aus einem netten Grund hier sind, sondern eher ein Problem haben."
„Wie meinst du das?" Bridger stellte seine Tasse auf den Tisch ab und sah ihn erwartend an.
„Nun, also sie waren da... nur wurde das Ereignis aus unseren Köpfen gelöscht. Die UEO fand es nämlich interessanter sie hier auf dem Planeten fest zu halten und das auch noch an einer ziemlich kurzen Leine. Das hat ihnen nicht so gefallen, aber sie versprachen wieder zu kommen. Mich macht es nur stutzig, dass sie keinen Ton gesagt haben. Ich glaube nicht, dass sie einfach vorbei kommen und uns in Unkenntnis darüber lassen. Das Schiff macht auf mich keinen Eindruck, als sei das mal kurz auf Pause hier." Lucas dachte sich, wenn er ganz viel redete und die eigentliche Information schnell mit mehreren anderen überhäufte, würde Bridger nicht ganz so wütend sein. Oder, jedenfalls ihm es nicht übel nehmen, dass er als einziger seine Erinnerungen an die Begegnung geheim gehalten hatte. „Wenn sie wirklich dort auf dem Schiff sind, könnten wir versuchen sie zu kontaktieren und fragen, ob wir an Bord kommen dürfen. Bis wir das gemacht haben, kann ich mir auch was nettes für Hudson einfallen lassen, für den Fall, dass sie gleich wieder weg sind. Wobei ich keinerlei Aktivitäten von dem Schiff empfangen konnte. Das ist aber wieder eine Sache, die ich erst heraus finden muss."
„Stopp, stopp, stopp!" Nathan legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ganz langsam mein Junge. Habe ich das richtig mitbekommen, die waren damals da? Sind hier wirklich gelandet?"
Seufzend ließ Lucas die Schultern hängen. „Ja, waren sie."
„Das sichert aber noch nicht, dass sie auch friedlich sind. Dieses ruhige Verhalten kann auch eine Falle sein. Wir müssen unbedingt Captain Hudson informieren!" sagte Henderson, deren Finger bereits verkrampft die Tischkante umklammerten.
„Sonst hast du aber keine Probleme?" fuhr sie Lucas an.
„Lucas!"
„Entschuldigung, Captain. Tut mir leid, Lonnie, aber wir können es ihm nicht sagen. Jedenfalls noch nicht. Ich muss erst wissen was dort drüben los ist und ich möchte es bald wissen. Kommt nun jemand mit dort rüber auf das Schiff oder bleibt ihr hier? Ich gehe auf jeden Fall und lasse mich von niemanden abhalten!" Der Wissenschaftler stand bereits auf. „Ich würde mich freuen, wenn mich einer begleiten würde."
Bridger seufzte. „Allein lasse ich dich bestimmt nicht gehen und dich umstimmen hat wohl keinen Zweck. Gib mir wenigstens etwas Zeit, einige Vorbereitungen zu treffen."
„Natürlich. Ich werde bei uns im Shuttle warten. Ich denke es ist besser, wenn wir damit andocken, anstatt mit ihrem Schiff."
Nickend bestätigte dies der Captain. Er stand auf und ging in seine Kabine. Lonnie sah Lucas fragend an. „Du willst da jetzt nicht wirklich rein? Bridger hält das für keine gute Idee."
„Ich auch nicht, aber ich bin es meinen Freunden schuldig dem auf den Grund zu gehen."
„Deinen Freunden?"
„Ja, meinen Freunden!" Dabei beließ es Lucas und stapfte davon. Auf eine weitere Diskussion mit seiner Kollegin hatte er keine Lust, doch sie würde ihn begleiten, das war offensichtlich.
