A/N: Uff! Ich wünschte, ich hätte so viel Zeit zum Schreiben wie am Wochenende.

Ich freu mich nach wie vor wahnsinnig über euer Feedback, danke:-)


kegel: Oh. ;-) Hilfe … ja, gute Idee eigentlich, ähäm … (Sorry, Jim!)
sunny: Ja, hab Vertrauen in mich, ich kann doch nicht … oder doch? ;-) (Wirklich: Sorry, Jim!)
liz: Ich hasse Tom inzwischen selbst, aber er hat sich grausamerweise irgendwie verselbständigt, ich war machtlos. -hüstel- (Jim, bitte, bitte verzeih mir!)

Und jetzt: Lesefutter-Nachschub!

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Kapitel 11:
Fluchtversuch

Jim lief zwischen Gitterstäben und Gefängniswänden auf und ab, das Lachen des Sheriffs noch in den Ohren, obwohl dieser zusammen mit seinen Deputies schon längst zur Kirche hinüber gegangen war. Gleich würde die Sonne ihre ersten Strahlen durch das Zellenfenster schicken. Der letzte Sonnenaufgang, den er erleben würde. Jim blieb unterhalb des Fensters an der Außenwand stehen, lehnte seine Stirn gegen die kalten Backsteine und schloss die Augen. Vor ein paar Wochen, ach was, ein paar Tagen noch hätte es ihm nicht wirklich etwas ausgemacht zu sterben. Vielleicht nicht unbedingt an einem Galgen, aber auf den Straßen von Las Vegas konnte für ihn als Cop jeder Zeit eine Kugel das Aus bedeuten. Und Jim hätte um nichts in seinem momentanen Leben getrauert. Seit Jahren schon lebte er nur für den Tag, den Moment. Was war ihm auch geblieben? Eine Ex-Frau, die ihn hasste, eine Tochter, die nicht seine war, ihn aber dafür um so mehr verachtete, eine Karriere, die mit seiner Strafversetzung zur Mordkommission nur noch Farce war … Nichts, aber auch gar nichts hatte ihn mehr mit Erwartungen oder gar Freude in die Zukunft schauen lassen. Aber jetzt … Jim dachte an Sara, sah ihr Gesicht, ihre Augen, ihr Lächeln, konnte fast die Berührung ihrer Lippen spüren, den Duft ihrer Haare, ihrer Haut riechen … Doch ihr Bild verblasste hinter dem teuflischen Grinsen des Mannes, der eben noch vor ihm gestanden und seinen nahen Tod verkündet hatte.

"Verdammt!", schrie er auf und schlug Stirn und Fäuste gegen die Steine.

"Hast du nicht schon genug blaue Flecken?"

"Sara!"

Er dreht sich um und sah, wie sie die Gitter aufschloss und auf ihn zueilte. Noch bevor er etwas Weiteres sagen konnte, war sie in seinem Arm. Er hielt sie fest, einfach nur fest, bevor sie sich ganz sanft wieder von ihm löste und fassungslos sein zwar nicht mehr geschwollenes, aber mit allen möglichen Farbschattierungen überzogenes Gesicht betrachtete. Sara atmete scharf aus und berührte vorsichtig Jims Wange.

"Ich könnte diese Schweine dafür umbringen!"

"Ich sie auch, aber ich fürchte, eher werden sie MICH ins Jenseits schicken," grinste er.

"Amüsiert dich das etwa?"

"Nennen wir es Galgenhumor."

"Jim!"

Im Affekt verpasste sie ihm einen leichten Klaps gegen die Brust. Er unterdrückte ein Stöhnen und verzog das Gesicht. Sara wurde bleich.

"Oh Gott, tut mir Leid, ich …"

Er lächelte sie durch die Schmerzen hindurch an.

"Schon gut, ich verzeih dir – aber nur wenn ich verdammt noch mal endlich einen Kuss von dir bekomme."

Ihre Mundwinkel zuckten und sie lehnte sich langsam zu ihm vor ...

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Tom stieß den Reverent von der Kanzel und sorgte mit einer Handbewegung für Ruhe.

"Wie ihr wisst, findet heute Nacht meine Hochzeit statt. Dann ist es so weit: Endlich werden wir erlöst!"

In der Kirche brach Jubel aus.

Tom sah mit blitzenden Augen auf die Gemeinde hinunter und dann zum Reverent und Lucy, die ihn wütend anschauten. Um die Lippen des Sheriffs legte sich ein verächtlicher Zug. Mit einem Wink von ihm verstummte der Jubel wieder.

Tom lehnte sich auf der Kanzel vor und musterte die Menge unter ihm.

"Eine kleine Warnung für den Fall, dass wir immer noch Zweifler unter uns haben – oder gar Verräter …", er nickte drohend zum Reverent und Lucy und auf den Bänken erklang Gemurmel, „Sollte es irgendjemand wagen, sich zwischen mich und diese Heirat zu stellen und so unsere Rettung zu verhindern, werden meine Männer und ich ihm die Ewigkeit in Desert Springs zur Hölle machen!"

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"Hm …", Sara löste zaghaft den Kuss, „ich fürchte, wir müssen uns beeilen."

Jim öffnete die Augen und sah sie irritiert an. Sie griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich.

"Wir müssen verschwunden sein, bevor Tom und seine Schergen aus der Kirche kommen, also schnell!"

"Aber wohin willst du? Wir können hier doch nicht weg …"

Sie traten ins Freie. Vor dem Gefängnis standen zwei gesattelte Pferde. Sara drehte sich zu Jim, küsste ihn und sah ihn eindringlich an.

"WIR können hier nicht weg, aber DU kannst es. Du versteckst dich in der Wüste, bis die Hochzeit vorbei ist und diese unsichtbare Mauer da draußen verschwindet. Und dann holst du Hilfe." Sie wandte sich um und stieg auf eins der Pferde. „Los jetzt, ich bringe dich zu einem Versteck, von dem Lucy mir erzählt hat."

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Nach einem viertelstündigen Ritt erreichten sie ein Felsenplateau. Sara lenkte ihr Pferd in den Schatten eines Vorsprungs, Jim folgte ihr, und sie hielten an und stiegen ab.

"Hier haben sich Amy und Kleiner Bär immer getroffen, eine Stelle, die selbst Tom nicht kennt. Hier müsstest du sicher sein, bis der Spuk vorbei ist."

Sara wischte sich die Stirn und schob die Ärmel ihrer Bluse hoch. Jim erstarrte.

"Was … Sara, woher hast du die Striemen an deinen Handgelenken?"

Sie schob den Stoff wieder herunter und wich seinem Blick aus. Er trat zu ihr und umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht.

"Was hat der Mistkerl mit dir gemacht?", fragte er, bemüht, seine Stimme ruhig klingen zu lassen.

Sie zuckte mit den Schultern, sah ihm aber immer noch nicht in die Augen.

"Er hat mich jeden Morgen ans Bett gefesselt, damit ich bei Sonnenaufgang nicht zu dir kann. Doch heute früh konnte ich mich losmachen ..."

Jim ließ ihr Gesicht los und umarmte sie. Er fühlte die Anspannung in ihrem Körper, ihren schnellen Atem, ihr Zittern. Er kämpfte gegen seine Wut an. Und gegen die Angst vor der Frage, die sich in ihm an die Oberfläche kämpfte. Behutsam strich er Sara über den Rücken und flüsterte:

"Hat er …", er atmete tief durch, „hat er dich …"

Zu seiner Erleichterung spürte er an seiner Wange, wie sie den Kopf schüttelte. Sie lehnte sich zurück und sah ihn an. In ihren Augen las er Ekel und Panik.

"Es beschränkte sich darauf, mich anzufassen … und mir zu beschreiben, was er heute Nacht alles mit mir tun wird."

Jim zog sie zurück in seinen Arm und sagte mit mühsamer Beherrschung:

"Ich lass dich nicht zu ihm zurück, Sara, ich lass nicht zu, dass er dich noch ein einziges Mal anrührt."

Sie machte sich von ihm los.

"Aber er wird nicht so einfach aufgeben, Jim. Er wird uns suchen, er wird dich umbringen … Bitte lass mich gehen, ich stehe das schon irgendwie durch!"

Seine Züge verhärteten sich.

"Oh nein, Sara, lieber sterbe ich, als ruhig abzuwarten, dass er dich vergewaltigt! Außerdem, hey, wir können uns hier zusammen verstecken, bis der Tag rum ist. Vielleicht kann uns der Reverent danach helfen, dass uns nichts angetan wird … Und wir wissen auch gar nicht, ob es für uns nicht doch noch irgendeine andere Möglichkeit als das Auflösen des Fluchs gibt, um hier wieder wegzukommen!"

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Die Abendsonne tauchte die Felsen um sie herum in ein dunkles Orange. Sara legte die Wasserflasche beiseite und lehnte sich wieder gegen Jim. Auf einmal schreckte sie hoch und deutete auf eine Staubwolke über dem Wüstenstück, das zwischen ihnen und Desert Springs lag. Eine Staubwolke, die eindeutig näher kam.

"Oh nein, sie reiten direkt auf uns zu! Schnell, zu den Pferden!"

TBC