Liebe Celebne, wieder einmal einen Dank für Deine Treue.
Ja, Faramir gewöhnt sich an sein neues Leben, aber er hat noch einiges vor sich. Du kennst mich ja, ohne Dramatik kann ich nicht .

Liebe Ratisbona, danke für Dein Review und es freut mich, dass Dir die Story gefällt. Ja, Herumar ist wirklich ein kalter Herrscher in Harad und er wird später noch einmal eine Rolle spielen. Diese wird wohl nicht so gut ausfallen.

Liebe May20, es freut mich ungemein, dass Du auch zu dieser Story gefunden hast. Und ja, es wird noch etwas spannender, versprochen!


Naira und Herumar sahen gleichzeitig zur Tür, als diese sich öffnete.
Zuerst sahen sie Ermon eintreten und hinter ihm betrat Faramir die Küche. Dessen Augen hingen wie gebannt an den schwarzen Augen des Haradrim, der dort auf dem Stuhl saß und seine Beine auf den Tisch gelegte hatte.

Herumar nahm das Tablett und legte es auf den Küchentisch, gleichzeitig nahm er seine Beine vom Tisch um dann langsam aufzustehen. Er überragte selbst Ermon mit seiner Größe

Seinen Blick hatte er nicht von Faramir abgelassen. Jetzt stand er und musterte den blonden Mann. Dieser stand jetzt regungslos in der Küche. Neben ihm war Ermon stehen geblieben.

Faramir bemerkte, dass dieser dunkle Mann ihn mit seinem Blick gefangen hielt und er fühlte Angst in sich aufkommen. Jetzt kam der Mann auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.

Herumar bemerkte die Angst und die Unsicherheit des blonden Mannes und er grinste ihn an.
In seiner Stimme war leichter Spott zu hören. „So, das ist also der geheimnisvolle Fremde, den der Fluss ausgespuckt hat!"

Faramir war überrascht, dass dieser Mann seine Sprache konnte.

Herumar lachte einmal auf und redete weiter. „Sozusagen vom Anduin geboren!"

Faramir wusste nicht was er sagen sollte, daher schwieg er. Ermon und Naira schwiegen ebenfalls und beobachteten bewegungslos das Geschehen. Auch sie waren überrascht, dass Herumar die gemeinsame Sprache beherrschte. Leider konnten sie aber dieses Gespräch nicht verstehen und das machte ihnen Sorgen. So hatten sie nicht die Möglichkeit helfend einzuspringen. Sie wussten, dass dies Herumars Absicht war.

Dieser kniff seine Augen zusammen, als er weitersprach. „Du bist also der Mann ohne Vergangenheit, he?" Er wartete einen Moment, aber er bekam keine Antwort und seine Stimme wurde nun herrisch und laut. „Antworte mir gefälligst!"

Faramir zuckte zusammen. „Ja, Sir, das ist richtig. Meine letzte Erinnerung ist der Fluss!" Der Haradrim kam näher auf ihn zu und er konnte schon seinen warmen Atem spüren.

„Deine letzte Erinnerung ist der Fluss! So, so!" Er überlegte und sah Faramir scharf an. Herumar wusste, das es in Gondor nur wenig Menschen mit blonden Haaren gab. Aber in Rohan war das Volk überwiegend blond. Kam dieser Mann aus Rohan?
„Was sagt Dir der Begriff Rohan!"

Jetzt war es Faramir der überlegte. Ja, diesen Begriff kannte er von irgendwo her! Rohan, Rohan! Was war Rohan? Im fiel ein, dass es ein Land war. Ja, Rohan war ein Land.
„Wenn ich mich nicht täusche ist Rohan ein Land!" Seine Stimme klang leise und zweifelnd.

Auch Herumar sprach leise, gefährlich leise. Denn er fühlte sich in seiner Meinung bestätigt.
„Ja, das ist richtig! Und von Rohan kommen manchmal Spitzel nach Harad. Warum solltest nicht auch Du einer sein? He? Sag es mir, überzeuge mich!"

Faramir wusste nicht, dass sein Leben auf Messers Schneide war. „Sir, ich bin kein Spitzel. Ich weiß nicht einmal wer ich bin! Ich weiß nicht wo ich herkomme und ob ich vielleicht irgendwo eine Familie habe!" Die Verzweifelung in seiner Stimme war nicht zu überhören.

Herumar war es nicht entgangen, dass dieser Mann jetzt wirklich verzweifelt war und er sah die Tränen in den Augen des blonden Mannes.
Mit seiner rechten Hand griff er schmerzhaft in Faramirs Haar und er zog seinen Kopf zurück.
Er flüsterte fast. „Sollte mir irgendetwas zu Ohren kommen, was mich in meiner Meinung, dass Du ein Spitzel sein könntest, bestätigt, bist Du tot! Haben wir uns verstanden?"

Faramir starrte in diese kalten, schwarzen Augen und flüsterte ebenfalls. „Ja, Sir, wir haben uns verstanden. Aber bitte, glaubt mir, ich bin kein Spitzel!"

Herumar ließ von Faramir ab und wandte sich an Naira und Ermon, dabei gebrauchte er wieder seine Sprache.
„Heute habe ich einen großzügigen Tag. Er kann bleiben! Aber sollte ich auch nur ansatzweise etwas über ihn hören, was mir nicht gefällt, ist er tot!"Jetzt sah er Naira in die Augen und seine Stimme triefte vor Spott und Hohn. „Ach Naira, Du musst mir unbedingt Dein Rezept für diesen Braten geben!" Dann lachte er auf und verließ mit schweren Schritten erst die Küche und dann das Haus.

Die drei Personen in der Küche atmeten auf. Das war geschafft!

Faramir fühlte, dass seine Beine zitterten und er setzte sich auf einen der Stühle. Er legte seine Hände auf sein Gesicht und stützte seine Ellenbogen auf den Tisch ab.

Naira und Ermon beobachteten ihn und er tat ihnen leid. Sie konnten sich vorstellen, wie er sich fühlen musste.

Faramir kämpfte mit seinen Tränen erfolglos. Er konnte nicht verhindern, dass er weinte.

Naira nickte zu ihrem Mann und wedelte einmal mit ihrer rechten Hand. Ermon verstand und verließ die Küche.
Jetzt ging Naira zu Faramir, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben ihm. Dann strich sie ihm beruhigend über den Rücken. Mit der anderen Hand nahm sie eines seiner Handgelenke.

Faramir verstand die Geste und er nahm es gern an. Wie sehr brauchte er jetzt die tröstende Nähe und Wärme eines Menschen! Und er ließ sich bereitwillig von ihr umarmen.

Naira nahm ihn fest in den Arm und sie merkte, dass er ihre Umarmung erwiderte. Sie fühlte die Nässe seiner Tränen an ihrem Hals und sprach beruhigend auf ihn ein. Mehr konnte sie im Moment nicht für ihn tun. „Es ist gut, Caen, es ist gut! Weine ruhig!"

Der Rest dieses Tages verlief sehr bedrückend und die Männer verspürten kein Verlangen mehr an diesem Tag nochmals in den Wald zu gehen um dort die Bäume zu fällen.

Minas Tirith zur gleichen Zeit.
Ein Flügel des großen Tores der Stadt wurde geöffnet und Boromir passierte es mit seinem Pferd. Nach kurzer Zeit ließ er das Pferd angaloppieren.
Sein Ziel war der Anduin! Die Zügel hielt er mit seiner rechten Hand, in der Linken hielt er eine kleine weiße Blume.
Sein Pferd kannte mittlerweile die Strecke und hielt auf die Stelle zu, die Boromir auch in den letzten Tagen immer wieder angesteuert hatte.
Er war dankbar dafür und ließ sich von seinen Gedanken tragen. Er glaubte noch immer nicht, dass sein Bruder tot war. Sein Herz sagte es ihm! Sein Herz spürte, dass Faramir lebte!

Am Fluss angekommen blieb das Pferd stehen und Boromir ließ sich aus dem Sattel gleiten um dann zum Fluss zu gehen.
Dort blieb er stehen und schaute auf das Wasser. Sehr lange blieb er regungslos stehen, dann warf er die kleine, weiße Blume in das Wasser und beobachtete wie der Fluss sie davon trug.
Seine Stimme war nur ein Flüstern. „Wo hast Du meinen Bruder hingetragen? Ich weiß, dass Du ihn nicht genommen hast. Irgendwo hast Du ihn lebend an Land gespült! Wenn ich auch nur die leiseste Ahnung hätte, wo Du ihn ausgespuckt hast!" Die Sonne stand schon sehr tief und würde bald hinter dem Mindolluin verschwinden. Boromir wusste, dass er zurück musste und er wandte sich ab um zu seinem Pferd zu gehen.
Dieses hatte ganz in der Nähe ruhig gegrast.

Harad.
Es dauerte drei Wochen, aber dann war es endlich fertig. Ermons Haus war um ein großes und geräumiges Zimmer erweitert worden. Faramir hatte festgestellt, dass ihm diese Arbeit leicht von der Hand ging und immer wieder hatte er überlegt, ob er dies auch schon früher einmal gemacht hatte.
Auch die Möbel, die er sich selbst zimmerte, wiesen auf handwerkliche Kunst hin. Er war ebenfalls sehr überrascht gewesen, festzustellen, dass er mit Pfeil und Bogen äußerst geschickt war!
So konnte er für Ermons Familie auch etwas Gutes tun. Häufig ging er mit Farek auf die Jagd und sie brachten immer erlegtes Wild mit.
Und so hatten sie genug Fleisch zu essen und viel davon wurde zusammen mit den Fellen in der nächsten Ortschaft verkauft.

Auch Faramir war häufig in dieser Ortschaft gewesen. Anfangs hatten die Menschen ihn bestaunt. Ein Mann mit blonden Haaren und blauen Augen hatten sie nie zuvor gesehen. Aber mittlerweile kannten sie ihn und er war auch akzeptiert.
Die Sonne hatte seine Haut gebräunt und das Haar von ihm schien dadurch noch heller zu sein.
Faramir machte es großen Spaß bei dem Verkauf oder auch bei dem Kauf von Dingen zu handeln.
Er fühlte sich wohl und war mit seinem Leben zufrieden. Die Sprache der Haradrim war sehr einfach und er sprach sie jetzt beinahe perfekt.

Herumar hatte nichts mehr von sich hören lassen, wofür sie alle dankbar waren.

An einem besonders warmen Abend saßen sie alle draußen vor dem Haus auf einfachen Stühlen. Sie hatten ein kleines Feuer gemacht um damit ihr Fleisch zu garen. Dazu gab es dunkles und kräftiges Brot.
Der Mond schien voll vom Himmel und es ging kein Wind. Und die Sterne funkelten von dem klaren Himmel.
Dann hörten sie es und erstarrten, dabei schauten sie sich gegenseitig an.
Ermon fand seine Sprache als erstes wieder und seine Stimme klang tonlos. „Wölfe!"

Wieder hörten sie ein langgezogenes Heulen, aber diesmal aus einer anderen Richtung und es klang verdammt nah.
Naira fing an das Geschirr zusammen zu sammeln, dabei sprach sie. „Finiel, Farek, ihr geht sofort ins Haus. Sofort!" Die beiden gehorchten und liefen zum Haus.
Ermon trampelte das Feuer aus und Faramir half Naira alles zusammen zu packen. Dann gingen auch sie zum Haus.
Wieder hörten sie ein Heulen. Es klang noch näher und auch wieder aus einer anderen Richtung. Ihnen war es klar, dass sie von einem ganzen Rudel Wölfe eingekreist waren.

Ermon schloss die Tür und sah Faramir an. „Bisher hatten wir nur selten Wölfe in unserer Gegend." Finiel und Farek waren bereits in der Küche, als auch die anderen eintraten.
Ermon ging sofort zum Fenster und Faramir trat neben ihn. „Du hast mir nicht alles gesagt. Das spüre ich!" Ermon sah ihn an. „Caen, es wird immer wieder darüber berichtet, dass ein Rudel Wölfe auch Häuser angreifen. Sie springen durch das Glas der Fenster und haben so ganze Familien getötet!"

Faramir erwiderte ruhig den Blick des Mannes. Er hatte die Angst und die Sorge um seine Familie in Ermons Stimme gehört. „Es müssen ja nicht diese Wölfe sein. Vielleicht ziehen sie weiter!"

„Vielleicht sind sie es, vielleicht auch nicht. Das bleibt abzuwarten!" Sie wurden durch eine Bewegung draußen vor dem Haus abgelenkt. Und es war wirklich ein Wolf. Ein großer hagerer Wolf befand sich schnüffelnd bei der Feuerstelle, dann hob er seinen Kopf und schaute zu dem Fenster.
Sie konnten seine kalten, gelben Augen sehen und es fröstelte sie.

Faramir wandte sich ab und steuerte sein Zimmer an. Zielstrebig ging er auf eine Ecke des Zimmers zu und nahm seinen selbst gefertigten Bogen und seine Pfeile. Er war froh, dass er bei seinem letzten Marktbesuch so viele Pfeilspitzen erworben hatte.
So konnte er dann auch eine große Anzahl von Pfeilen herstellen. Eru sei dank, hatte er es sofort gemacht und nicht erst lange aufgeschoben.
Er verließ sein Zimmer und verschloss auch die Tür. Dann ging er zurück in die Küche. Auch diese Tür verschloss er.
Dann bemerkte Faramir, dass Farek und die beiden Frauen dicht gedrängt auf dem Boden saßen und Ermon neben dem Fenster stand. Dieser wagte einen vorsichtigen Blick nach draußen.

Ermon sprach Faramir leise an. „Caen! Pass auf, dass sie Dich nicht sehen!"

Faramir ging seitlich auf das Fenster zu und warf ebenfalls einen Blick nach draußen. Dabei blieb ihm fast das Herz stehen. Draußen befanden sich so viele Wölfe, dass er sie nicht zählen konnte, aber er schätzte sie auf ungefähr ein Dutzend.
Sie streunten kreuz und quer über den Hof. Einige schnüffelten über den Boden, andere hatten witternd ihre Nasen nach oben gestreckt.
Faramir und Ermon sahen sich an und ihnen war klar, dass sie sich in einer sehr gefährlichen Situation befanden.

Einen Moment lang war Faramir ratlos. Aber dann hatte er eine Idee!
So konnte es funktionieren. Er wollte gerade sprechen, als sie alle erst ein Kratzen hörten und kurz darauf das Klirren von Glas.
Sie wussten, jetzt war ein Wolf im Haus und sie durften keine Zeit mehr verlieren!