Loeke77: Wie schön, ein neuer Leser! Und es freut mich, dass die Geschichte Deinen Geschmack trifft!

Celebne: Mal wieder einen lieben Dank für Deine Treue! Ja, es war mir ein Bedürfnis auch mal einen um Faramir trauernden Denethor zu beschreiben! Und ja, Du hast vollkommen recht: Boromir gibt die Hoffnung nicht auf!

Ratisbona: Auch Dir mein Dank für Deine lieben und treuen Reviews! Und danke für Dein Lob!
Oh, was Herumar will, offenbart das folgende Kapitel!

Ann: Du liegst mit Deinen Gedanken schon ganz gut und ja, armer Faramir! Er hat noch einiges vor sich!
Aber ich bekomme ja ein schlechtes Gewissen, wenn ich lese, dass Du im Matheunterricht über meine Geschichten nachdenkst!

Euch vieren einen lieben und festen Knuddler für die Reviews! Danke!


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Es hatte einige Monate gedauert, aber dann war es in ganz Harad bekannt, dass der blonde Mann, den Herumar in seiner Sippe aufgenommen hatte, diese Wölfe getötet hatte!

Herumar hatte es nie zugegeben, aber es erfüllte ihn mit Stolz, dass auch sein Name jetzt in aller Munde war!
Oftmals wurde er auf den blonden Mann angesprochen und warum er ihn aufgenommen hatte! Er antwortete immer, dass er sofort gewusst habe, dass dieser Mann außergewöhnliche Fertigkeiten im Bogenscheißen besaß!

Jetzt sah er Faramir grinsend entgegen.
Ihm war nicht entgangen, dass dieser seine Axt abstellte und sich den Schweiß von der Stirn wischte.
Dann konnte er beobachten, dass der Mann ihn jetzt auch erblickte und er bemerkte seinen Schreck!
Langsam ritt er auf ihn zu und vor ihm parierte er das Pferd zum Stand durch. Dabei erwiderte er dessen Blick!

Faramir stützte sich mit seiner rechten Hand auf den Griff der langen Axt ab und sah dem Haradrim entgegen, der vor ihm das Pferd zum Halten brachte.

Einen Moment sahen sie sich schweigsam in die Augen und Faramir sah ein spöttisches Funkeln in ihnen. Aber er wartete ab, was Herumar von ihm wollte! Denn dieser war bestimmt nicht zu einem netten Plausch hierher geritten, das musste andere Gründe haben! Gründe, die für diesen Haradrim von großer Bedeutung waren!

Herumar sah einige Momente in das Gesicht des Mannes und er konnte keine Angst oder Unsicherheit mehr bemerken. Die Augen dieses Mannes schauten ihn klar und fest an und er bemerkte das Selbstbewusstsein, dass dieser ihm zeigte.
Jetzt war er es, der einen Moment unsicher wurde, aber dann wischte er diese Gefühle beiseite und sprach ihn an.
Seine Stimme klang ein wenig spöttisch dabei. „Was für eine Ehre für mich, mit dem großen Wolfstöter selbst sprechen zu dürfen. Es ist mir ebenso eine absolute Ehre Dir meine Aufwartung machen zu dürfen!" Er grinste, als er auf dem Pferd eine Verbeugung andeutete.
Dann stieg er von seinem Pferd und baute sich vor Faramir auf! Der Spott war aus seinem Gesicht verschwunden und hatte einer Kälte Platz gemacht.
„Du wirst bald Deine Qualität als Bogenschütze beweisen können!"

Faramir wartete einen Moment ab, doch Herumar sah ihn nur abwartend an. Seine Stimme klang ablehnend. „Ich will vor nichts und niemandem irgendetwas beweisen. Dies ist nicht meine Absicht!"

Herumar grinste jetzt kalt. „Oh, was höre ich denn da? Willst Du Deine Loyalität für dieses Land in Frage stellen?"

Faramir verstand nicht. „Wie meint Ihr das? Ich verstehe den Sinn Eurer Worte nicht!"

Herumar sprach jetzt laut und deutlich. „Wirst Du für dieses Land kämpfen und töten? Wirst Du für das Land, dass Deine Heimat geworden ist, in den Krieg ziehen?"

Faramir war von diesen Worten geschockt und schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Dieses Land ist meine Heimat. Das ist richtig! Aber von was für einen Krieg sprecht Ihr? Ich habe nie etwas von einem Krieg gehört!"

Herumar sah ihn jetzt ernst an. „Über diesen Krieg wirst Du noch unterrichtet werden. Aber Du und Ermon, ihr beide werdet jetzt mit mir reiten. Wir reiten in ein Lager, in dem sich bereits viele Krieger meiner Sippe versammelt haben. Das Lager ist am Ufer des Anduin!"

Faramir schaute den Haradrim ungläubig an. Er konnte im ersten Moment nicht glauben, was er soeben gehört hatte!
Er sollte mit Ermon von hier weg um in einen Krieg zu ziehen? Was für ein Krieg? Gegen wen? Und warum hatte Ermon ihm nie etwas darüber berichtet?
Er war verwirrt und hatte das Gefühl, das seine Welt zusammenbrach! Es war nur eine kleine Welt, aber er liebte sie und wollte sie für keinen Preis der Welt hergeben!
Abermals schüttelte er den Kopf, während sein Blick an dem des Haradrim hing und er flüsterte nur. „Nein! Nein, ich will hier nicht weg! Und ich will auch keinen Krieg!"

Herumar herrschte ihn an. „Dies war keine Bitte, sondern ein Befehl! Solltest Du Ihn missachten, so ist es Dein Todesurteil!"

Ermon und Naira standen am Küchenfenster und konnten die Ankunft Herumars beobachten!
Sie sahen, dass er sich mit Faramir unterhielt, aber sie verstanden seine Worte nicht. Doch das Wechselspiel der Gefühle in Herumars Gesicht ließ nichts Gutes verheißen. Und sie ahnten es!

Ermon sprach leise, während er weiterhin zum Fenster hinaus schaute. „Es ist meine Schuld! Ich hätte es ihm längst sagen müssen, aber ich konnte es einfach nicht übers Herz bringen." Er hatte schon vor einiger Zeit in der nächsten Ortschaft gehört, dass in Gondor ein Waffentransport geplant war und dass dieser überfallen werden sollte, da die Schwerter und Bögen dieses Landes um ein vielfaches besser gearbeitet waren, als die eigenen.
Auch hatte Ermon von diesem Krieg gehört und von Sauron und dessen gestaltloser Macht. Er hatte es nicht so richtig verstanden, aber sein Unterbewusstsein, sagte ihm, dass sich etwas in dieser Welt ändern würde und dass ein verheerender Krieg bevorstehen würde!
Er legte einen Arm um die Schultern seiner Frau und ihre Blicke begegneten sich. „Naira, es ist soweit! Ich werde in den Krieg ziehen müssen!"

Naira sah ihn gefasst an und ihre Augen schwammen in Tränen. „Warum leben wir zu Zeiten wie diesen? Wir wollen doch nur unsere Ruhe und wir wollen Frieden haben!"

Wortlos nahm er seine Frau in die Arme und küsste sie zum Abschied! Sein Kuss war voller Bitterkeit und Schmerz! Und voller Hoffnung, die er in seinem Herzen mit sich trug!

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Einen Monat später in Pelagir!

Die Pferde, die vor den fünf schwer beladenen Wagen gespannt waren, legten sich mit ihrem Gewicht in das Kutschgeschirr und zogen an.
Die Pferdewagen waren aufgrund des Gewichtes jeweils vierspännig und es waren schwere und grobknochige Pferde.
Sie waren nicht schnell, aber ausdauernd in ihrer Kraft. Vier lange Tage würden sie die Wagen zur weißen Stadt Minas Tirith ziehen müssen und nur wenige Stunden der Nacht würde ihnen zur Erholung gegönnt sein!

Fünfzig Soldaten waren als Eskorte dieses Zuges ausgesucht worden. Es waren erfahrene Kämpfer mit viel Herz!
Die Späher hatten abermals berichtet, dass in Harad alles ruhig war! So waren alle Männer sehr zuversichtlich diesen Transport sicher und ungehindert nach Minas Tirith bringen zu können.
Einige der Männer empfanden diese Eskorte als Spaziergang und keiner machte sich große Sorgen!
Nach den ersten Meilen auf dem offenen Land wurden die ersten Witze ausgetauscht und es herrschte eine ausgelassene Stimmung unter den Männern.

Das Lager der Haradrim befand sich gut versteckt in einem kleinen dichten Wald, nahe dem Ufer des Anduin.
Hinter dem Wald, in Richtung Landesinnere wurden die Haradrim für den Kampf vorbereitet.

Herumar hatte nur wenige seiner erfahrenen Krieger im Einsatz, denn diese brauchte er für die richtigen Kämpfe, die unweigerlich kommen würden.

Die meisten dieser Männer waren jung und recht unerfahren. Doch Herumar war der Ansicht, bei diesem kleinen Überfall würden diese Männer vollkommen ausreichen.
Er wollte ja keinen offenen Kampf wagen, sondern sie würden aus dem Hinterhalt angreifen. Das wäre dann ihr Vorteil.

Faramir hatte die Aufgabe, dreißig junge Männer im Bogenschießen zu üben. Jeden Tag in aller Frühe machte er sich mit ihnen auf den Weg zu einer großen Fläche, die nur wenige Bäume oder Büsche besaß!
Sie hatten einige Bäume markiert. Dies waren die Ziele, die getroffen werden mussten.

Hier ließ er die Männer immer und immer wieder üben. Er zeigte ihnen wie sie ihren Körper und den Bogen halten mussten.
Es hatte sich herausgestellt, dass einige der Männer wirklich Talent hatten, aber bei anderen dagegen, war er der Meinung, dass diese es nie schaffen würden.
Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und zeigte es ihnen immer und immer wieder.
Faramir hatte Zeit bis Mittag. Dann musste er mit den Männern zurück im Lager sein.
Nach einem kargen Mittagsmahl wurden die Männer mit dem Schwert im Nahkampf ausgebildet.
Auch hierbei half Faramir den anderen Haradrim, die diese Art des Kampfes beherrschten.

Mit Erstaunen hatte er festgestellt, dass er selbst diese Kampfart ebenfalls sehr gut beherrschte. Wenn auch nicht so gut wie das Bogenschießen.
Allerdings hatte er einen Unterschied festgestellt!
Die Haradrim kämpften mit Kraft, er aber mit Technik und ohne große Muskelkraft!

Herumar war es auch aufgefallen, dass Faramir den Nahkampf beherrschte und er fragte sich zum wiederholten Mal, wo dieser das gelernt haben könnte!
Es war ganz offensichtlich, dass der blonde Mann ein hervorragend ausgebildeter Krieger war!

Es wurden noch Mann gegen Mann Kämpfe geübt! Herumar wollte seine Krieger bestens auf dieses Ereignis vorbereiten!

Abends hatten die Männer Ruhe und suchten ihre Decken auf, die sich im Schutze des Waldes befanden!
Faramir und Ermon hatten ihre Decken nebeneinander und saßen erschöpft vom Tage gegen einen Baum gelehnt.
Ermon hatte Faramir alles gesagt, was er über diesen Überfall und über Sauron wusste und dass irgendwann ein schrecklicher Krieg über das ganze Land ziehen würde!
Aber Einzelheiten wusste er nicht und er war sich auch unsicher, ob es der Wahrheit entsprach, was man ihm so gesagt hatte und was er gehört hatte.

Faramir sah nachdenklich vor sich hin. „Übermorgen wird es soweit sein! Schon morgen Nacht sollen wir schwimmend den Fluss überqueren und dann zu diesem Steinbruch gehen. Herumar sagt, dort sind alle Vorbereitungen getroffen worden und es hätte keiner in Gondor etwas bemerkt!"

Ermon nickte bedrückt. „Er macht einen Fehler damit, dass er überwiegend diese jungen und unerfahrenen Männer mitnimmt. Die einzigen die Kampferfahrung haben sind Herumar selbst und die sieben älteren Männer, die ständig um ihn herum sind!"

Jetzt hatte Faramir einen anderen Gedanken. „Wie will Herumar die Pferdewagen auf die andere Seite des Flusses bekommen?"

„Weiter südlich ist eine Furt, dort können die Wagen den Fluss passieren!"

Sie blickten nach vorne und konnten Herumar und diese Männer sehen. Auch sie saßen am Boden und schienen eine Karte ausgebreitet zu haben.
Sie konnten hören, dass die Männer diskutierten, aber sie konnten nichts verstehen.

Nach einem Moment sah Faramir Ermon an. „Hast Du Kampferfahrung?"

Dieser erwiderte den Blick und seine Augen sahen ihn traurig an, als er nickte. „Ja, aber ich habe nur einmal kämpfen müssen. Es war eine Fehde zwischen Herumars Sippe und einer anderen. Ich habe versucht keinen zu töten, aber um mein eigenes Leben zu schützen musste ich es tun." Er machte eine Pause bevor er weitersprach. „Es war ein sehr junger Mann und ich werde sein Gesicht wohl nie mehr in meinem Leben vergessen!"

Faramir sah wieder zu Boden und überlegte, ob er schon einmal gekämpft und getötet hatte! Aber er wusste es nicht, doch eines wusste er genau: er wollte nicht kämpfen und er wollte nicht töten.

Die Nacht war rabenschwarz und die Männer, die alle in schwarz gekleidet waren und auch schwarze Kopfbedeckungen trugen, waren nur schwer zu erkennen.
Man musste schon sehr nah sein und genau hinschauen, um sie zu sehen. Es waren keine Geräusche zu hören, als sie gebückt zum Ufer des Anduin schlichen um dann in den Fluss zu waten.
An dieser Stelle floss der Anduin nur träge und die Männer hatten mit so gut wie keiner Strömung zu kämpfen.
Unbeschadet konnten sie das andere Flussufer erreichen und eilten leise weiter.
Herumar ging an der Spitze und die Männer gingen in einer ungeordneten Formation hinter ihm.
Sie mussten noch einige Stunden gehen um ihr Ziel, den Steinbruch, zu erreichen!
Dann würden sie nur noch warten müssen!

Faramir ging in Ermons Nähe in dieser Gruppe von Haradrim und er war bewaffnet mit einem Schwert, welches eine krumme Klinge besaß und er trug seinen Bogen sowie einen Köcher mit Pfeilen.
Man hatte ihm ebenfalls eine schwarze Kopfbedeckung gegeben, schon allein um sein leuchtend blondes Haar zu verstecken. Außer von seinen Augen, war von ihm nicht viel zu erkennen. Äußerlich war er einfach nur ein Haradrim. Nicht mehr und nicht weniger!

In der Morgendämmerung war der Steinbruch erreicht und Faramir sah, dass ein schmales Stück in diesem steinernen Tal verschüttet war. Ah, dies waren also die Vorbereitungen von denen Herumar gesprochen hatte!
Der Ort war gut gewählt. Der Steinbruch war sehr schmal und ein Pferdewagen würde sich dort nicht so schnell wenden lassen. Und die verschüttete Stelle lag hinter einer Biegung, sie war also anfangs nicht zu sehen!
Würden die Wagen erst einmal dort sein, gäbe es für die Männer kein vor und kein zurück mehr!

Er kauerte sich hinter einem Felsen und suchte Ermons Blick! Dieser war ganz in seiner Nähe, ebenfalls hinter einem Felsen versteckt und er nickte Faramir aufmunternd zu.

Dann bemerkten die Männer das Winken eines anderen Mannes! Es war soweit!
Gleich würde es beginnen und Faramir zog seinen ersten Pfeil aus dem Köcher um ihn auf die Sehne des Bogens zu spannen!