Celebne: Erst einmal vielen lieben Dank für Dein Lob. Und ja, Du hast Recht, Herumars Konzept ist wirklich gescheitert und dies mussten einige Haradrim mit ihrem Leben bezahlen.

May: Wie schön, dass Du wieder da bist, ich habe Deine emotionalen Reviews wirklich vermisst! Oh, nein, bitte keinen Herzkasper bekommen, ich gebe Dir gerne von meinen Herztabletten ab, denn die Story birgt noch viel mehr für den armen Faramir!

Tanja: auch Dir meinen Dank für Dein Review und dass du so mit Faramir mitleidest; aber das war noch nicht alles für ihn, denn jetzt wird es erst wirklich schwer für ihn!

Ratisbona: Auch Dir meinen Dank für Deine Treue und Deinem Review. Ja, das stimmt, jetzt beginnt der eigentliche wirkliche spannende und sehr emotionale Teil der Story!
Und meinen Dank für Dein Lob!


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Drei Tage später hatte Boromir die Nachricht erhalten!
Zusammen mit seinem Vater hatte er in dessen Amtszimmer die Boten aus Pelagir erwartet und er dachte einen Moment lang nach!
Da wäre also fast der Waffentransport in die Hände der Haradrim geraten und es hatte auf beiden Seiten Tote gegeben!
Jetzt sah er seinen Vater an. „Ich habe es geahnt, aber Du wolltest nicht auf mich hören!"

Denethor reagierte ärgerlich. „Ahnung ist nicht Wissen! Und die Haradrim haben sich lange Zeit nicht gerührt!"

Einer der Boten räusperte sich, während er den Truchsess ansah. „Sir, das ist nicht alles, was wir zu berichten haben!"

Denethor erwiderte ungeduldig den Blick. „So? Was gibt es denn noch zu berichten?"

„Wir haben einen Gefangenen gemacht, Sir. Der Mann….!"

Boromir fiel ihm ins Wort. „Es werden keine Gefangenen gemacht. Der Mann soll hingerichtet werden!"

„Aber Sir, lasst mich bitte aussprechen!"

Auch Denethor war ungehalten und sprach sehr laut und gebieterisch. „Es wurden noch niemals aus Harad Gefangene gemacht! Was soll das? Und wer hat das angeordnet?"

Der Bote sah ihn unglücklich an. „Der Hauptmann Amras, Sir! Er hat….!"

Wieder sprach der Truchsess. „Hauptmann Amras soll ihn höchstpersönlich hinrichten. Das ist mein letztes Wort!"
Dann stand er auf und verließ den Platz hinter seinem Schreibtisch um dann Boromir anzuschauen, der neben dem Fenster an der Wand gelehnt stand!
„Du reitest zurück nach Osgiliath und siehst Dir die Lage vor Ort an, welche neuen Schäden die Orks angerichtet haben!"
Dann bemerkte er, dass die beiden Männer aus Pelagir noch immer hier waren und fuhr sie an. „Was wollt ihr noch? Geht jetzt endlich und morgen reitet ihr zurück nach Pelagir. Bestellt Amras, dass er schnellstmöglich dafür sorgen soll, die Waffen herzubringen. Wir brauchen sie hier dringend!"

Die beiden Männer verbeugten sich, obwohl Denethor sich Boromir zugewendet hatte und wandten sich anschließend ab, damit sie das Zimmer verlassen konnten.
Sie hatten bemerkt, dass der Truchsess verärgert und in Gedanken bei den Schäden von Osgiliath war.

Am nächsten Tag verließen sie mit frischen Pferden die weiße Stadt und nach drei weiteren Tagen erreichten sie Pelagir.
Sofort suchten sie ihren Hauptmann auf um ihm zu berichten, was der Truchsess verfügt hatte!

Amras befand sich vor den Soldatenunterkünften, als er die beiden Männer auf sich zukommen sah.
„Was hat der Truchsess gesagt? Schickt er seinen anderen Sohn her oder sollen wir den Mann nach Minas Tirith bringen?"

Einer der Männer schüttelte den Kopf. „Nichts dergleichen, Sir. Er hat verfügt, dass Ihr den Mann persönlich hinrichten sollt!"

Amras starrte den Mann einige Momente an, aber so langsam begriff er den Sinn dieser Worte.
„Er will ihn sich noch nicht einmal anschauen?" Amras war einfach nur fassungslos! Wie konnte der Truchsess so ignorant sein?
Er hatte versucht jemanden zu finden, der die Söhne des Truchsess vom Sehen her kannte, doch leider erfolglos!
Es war auch nicht bekannt, dass Faramir als Waldläufer in Ithilien gedient hatte, sonst hätte er von dort einen Waldläufer kommen lassen.
Denn inzwischen war er davon überzeugt, dass dieser Mann der Sohn des Truchsess war!

„Und der Truchsess braucht so schnell wie möglich die Waffen. In Osgiliath wird gegen Orkbanden gekämpft!"

„Das habe ich schon vorbereitet. In zwei Tagen geht es wieder los! Aber diesmal nehmen wir den weiteren, aber sicheren Weg zur weißen Stadt!" Amras nickte den beiden Männern noch kurz zu und danach ging er auf ein weiteres steinernes Gebäude zu. In diesem Gebäude war ebenerdig eine Zelle mit einem vergitterten Fenster und einer dicken Holztür versehen!
Dort befand sich der Gefangene aus Harad jetzt seit einer ganze Woche!

Faramir kauerte auf dem Boden dieser Zelle in einer Ecke. Die Beine hatte er an den Leib gezogen und seine Arme darum geschlungen.
Sein Kinn ruhte auf seinen Knien und sein Blick war im Halbdunkel dieser Zelle auf das vergitterte Fenster gerichtet.
Dieses Fenster ließ ihn wissen, dass es auch eine andere Welt, als diese Zelle gab, dass es auch Helligkeit und die Wärme der Sonne gab!
Er fühlte sich wie ein eingesperrtes Tier und so wurde er auch behandelt.
Zweimal täglich gab man ihm in einem Napf etwas zu essen, von dem er manchmal nicht wusste, woraus es überhaupt bestand.
Oftmals aß er es nicht, obwohl sein Hunger kaum noch zu ertragen war!
Einige Male hatten sie ihn mit Wasser überschüttet, dies sollte wohl als eine Art der Reinigung dienen.
Die Knaben dieser Stadt hatten von außen unter den Fenster eine Holzkiste platziert um so in diese Zelle blicken zu können und es war ein Sport für sie geworden, Steine nach ihm zu werfen und ihn zu treffen!

Anfangs hatte er noch versucht sein langes Haar mit den Fingern ein wenig zu kämmen, doch irgendwann hatte er es aufgegeben.
Er wusste nicht, dass sein dreckiges Haar schon fast verfilzt war und dass er äußerlich kaum noch wie ein zivilisierter Mensch aussah.
Auch die Kleidung die er trug war dreckig und verschwitzt, seine Stiefel hatten sie ihm abgenommen.
Sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung, doch in seinem Innern und in seinem Herzen tobten die Gefühle!
Manchmal schienen sie ihm die Kraft zum Atmen nehmen zu wollen, zu grausam waren seine Erinnerungen!

Er hatte immer und immer wieder das Bild vor Augen, wie Ermon ihn angesehen hatte, bevor er starb! Faramir hatte die Zweifel in dessen Augen gesehen, Zweifel an ihm und seine Loyalität gegenüber Harad und diesem einfachen Volk, welches ihn aufgenommen und akzeptiert hatte.

Es hatte Nächte gegeben in denen Faramir lautlos geweint hatte!
Er hatte geweint über den Verlust seiner Freunde, den Verlust seiner Familie und letztendlich über den Verlust seiner Heimat!
Doch dann waren seine Tränen versiegt und innerlich hatte er sich seinem Schicksal ergeben und auch sich selbst aufgegeben!

Amras hatte jetzt das Gebäude erreicht und ließ sich von dem Wachposten den Schlüssel zu Faramirs Zelle aushändigen.
Leise seufzend entriegelte er die Tür um sie dann zu öffnen und die Zelle zu betreten. Dies war das erste Mal, dass er den Gefangenen besuchte!
Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, blickte er sich suchend in der Zelle um. Erst sah er ihn nicht.
Aber dann erfasste sein Blick diesen Mann und sein Herz stockte kurz, als er ihn sah.

Der blonde Mann saß zusammengekauert in einer Ecke auf dem steinernen Boden und sein leerer Blick war auf das kleine, vergitterte Fenster gerichtet.
Der Lichtschein dieses Fensters fiel auf das schmutzige Gesicht des Mannes und er konnte sehen, dass dieser offensichtlich geschlagen worden war!
Auf der linken Seite war dessen Unterlippe aufgeplatzt und er konnte getrocknetes Blut an seinem Kinn bemerken.
Er fühlte Mitleid für diesen Mann und Wut auf seine Soldaten in sich aufsteigen, denn er sah auch Blut in den Haaren, obwohl es vor Dreck jetzt recht dunkel wirkte!
Er öffnete die Tür und rief mit klarer Stimme: „Wache! Kommt her, sofort!"

Es dauerte nur einen Moment und der Wachmann, der ihm den Schlüssel gegeben hatte, betrat ebenfalls die Zelle, blieb aber hinter Amras stehen! „Hauptmann Amras?"

Dieser drehte sich nicht zu ihm um, als er auf Faramir deutete.
„Warum wurde dieser Mann geschlagen?"

Es herrschte ein unbehagliches Schweigen und Faramir starrte noch immer unbewegt zu dem Fenster. Er schien die Anwesenheit der Männer gar nicht wahrzunehmen!

„Antwortet mir!" Amras Stimme war wie ein Peitschenhieb!

Der Wachposten hatte Faramir unglücklich angeschaut, doch jetzt sah er auf den Rücken des Hauptmanns.
„Sir, er hat versucht zu fliehen, als wir ihm Wasser geben wollten…!" Dies war eine Lüge, denn er und der andere Mann hatten Faramir provoziert und ihn mit Stockschlägen gequält, bis dieser anfing sich zu wehren!

Amras drehte sich zu dem Mann um. „Und ich glaube Euch kein einziges Wort!" An der Stimme hatte er gehört, dass dies eine Lüge war!
Er flüsterte fast und seine Augen waren zu Schlitzen zusammen gekniffen. „Warum habt ihr ihn gequält? Weil er euch unterlegen ist? Weil er ein Gefangener ist?" Seine Stimme wurde lauter und er schüttelte in Abscheu langsam seinen Kopf.
„Ihr seid nicht besser als wilde Tiere, die die Schwäche eines anderen Tieres ausnutzen Dieser Mann ist ein Gefangener, aber er ist ein Mensch! Auch wenn er aus Harad kommt!"

Der Wachposten hatte verlegen zu Boden gesehen und blieb stumm. Ja, er und ein anderer Mann hatten ihr Vergnügen daran gefunden diesen hilflosen Mann zu quälen und zu demütigen!
Sie hatten wirklich ihren Spaß dabei gehabt und ihnen war es egal gewesen, dass sie einen Menschen gequält hatten.

Amras fühlte Ekel und Abscheu für diesen Mann und seine Stimme drückte dies auch aus. „Geht! Geht und kommt mir nie wieder unter die Augen! Denn dann werde ich Euch quälen und Euch Euren Platz in dieser Welt zeigen!"

Der Wachposten verließ fluchtartig diese Zelle und Amras drehte sich wieder zu Faramir um.
Langsam ging er auf ihn zu, doch er wurde noch immer von ihm ignoriert!

Vor Faramir ging er in die Hocke und sah ihm ins Gesicht!
Er fragte sich, was für ein Schicksal dieser Mann hinter sich hatte und warum er mit den Haradrim gelebt hatte!
Er erinnerte sich ebenfalls, dass dieser Mann die Sprache des dunklen Volkes perfekt sprechen konnte.
Seine Stimme klang jetzt fast sanft. „Ich weiß nicht wer Du bist und warum Du bei den Haradrim gelebt hast. Aber Du bist keiner von ihnen!"

Jetzt wurde es Amras wieder bewusst, dass der Mann misshandelt worden war.
„Diese Männer haben Dir wehgetan, aber das habe ich nicht gewusst, denn ich hätte es nicht zugelassen"
Er studierte Faramirs Gesicht, aber es zeigte keine Gefühlsregung und noch immer sah der blonde Mann zu dem Fenster!
Er fühlte sich hilflos und verzweifelt, denn ihm fiel wieder ein, dass er ihn persönlich hinrichten sollte.
Dies war ein Befehl seines Truchsess und wenn er diesem Befehl nicht folgen würde, wäre vielleicht sein eigenes Leben verwirkt!
„Bitte sag mir Deinen Namen und wo Du herkommst! Sonst kann ich Dir nicht helfen!"

Amras bemerkte, dass das Gesicht des jungen Mannes sehr fein und edel geschnitten war und es zeugte von hohem Blute. Dies ließ ihn seine Meinung verstärken, dass er der Sohn des Truchsess war!

Langsam streckte er seinen rechten Arm aus um mit seiner Hand das Kinn des Mannes sanft zu nehmen, damit dieser ihn anschauen würde!

Faramir hatte die Männer bemerkt und auch gehört was sie gesagt hatten. Und ja, es stimmte wirklich! Sie hatten ihn mit dem Stock immer wieder durch diese Zelle geprügelt. Auf seinem Körper fühlte er noch immer den Schmerz von diesen Schlägen und er wusste, dass es auch zu sehen war. Aber er wollte nicht daran erinnert werden, er wollte es vergessen! Diesen Schmerz und diesen Schmach vergessen. Einfach nur vergessen!

Dann fühlte er die Hand des Mannes an seinem Kinn und erst zuckte er zurück, doch dann sah er ihm in seine grauen Augen!
Und er konnte dort Mitgefühl, aber auch Fragen erkennen.
Es war das erste Mal seit seiner Gefangennahme, dass er menschlich angesprochen und behandelt wurde!
Faramir fühlte seine Tränen und er versuchte verzweifelt sie zu unterdrücken, denn er wollte keine Schwäche zeigen.
Schwäche vor den Männern, die ihn gefangen genommen hatten und seinen Freund und Vater umgebracht hatten!
Wie konnte dieser Mann so freundlich und besorgt zu ihm sein, wenn er kalt und unbarmherzig Ermon und die anderen hatte hinrichten lassen?
Dies verstand er nicht! Es war so absurd, so unmöglich!

Amras sah den Schmerz in den blauen Augen des Mannes und er glaubte zu wissen, was diesen Schmerz hervorrief.
„Es tut mir leid, blonder Mann. Aber die Haradrim sind die Feinde Gondors und hätten wir sie nicht bekämpft, so hätten sie uns bekämpft und sie hätten kein Erbarmen gezeigt!"
Er ließ Faramirs Kinn los und fragte ganz leise. „Wie ist Dein Name?"

Faramir sah ihn an und er wusste nicht mehr was richtig oder falsch sein würde. Er schloss kurz seine Augen und wischte sich die Tränen weg.
Doch dann sah er dem Mann abermals in die Augen und seine Stimme war nur ein Flüstern. Er sagte nur ein einziges Wort, hervor gestoßen mit einer heiseren Stimme. „Caen!"

Amras war einen Moment wie erstarrt, denn eigentlich hatte er keine Reaktion erwartet und er suchte schnell nach einer Antwort, die diesen Mann nicht abschrecken würde.

„Was heißt: Caen? Ist es Dein Name oder ein Schimpfwort in der Sprache der Haradrim?"
Er hoffte auf eine weitere Antwort, aber der Mann legte sein Kinn wieder auf die Knie und schaute zum Fenster.

Faramir fing an leise eine Melodie zu summen, dessen Lied Naira oftmals beim Kochen vor sich her gesungen hatte.
Diese vertraute Melodie gab ihm ein wenig Trost und Geborgenheit und er wünschte, dieser Mann würde endlich gehen und ihn zufrieden lassen!

„Ich habe den Befehl erhalten Dich hinzurichten," Amras Stimme war noch immer leise und er hoffte sein Gefangener würde ihn verstehen. „Doch ich will Dich nicht töten, da ich glaube, dass Du von hohem Blute bist!"
Noch immer bekam er keine Reaktion und der Mann vor ihm summte weiter leise vor sich hin!

Er legte seine rechte Hand an die Brust und sagte leise, aber verständlich: „Amras!" Dann deutete er auf Faramir und fragte: „Caen?"
Er wartete eine ganze Zeit, aber der blonde Mann schien in seiner eigenen Welt zu sein und er gab es auf.
Seufzend erhob er sich und sah auf ihn hinab.
Er hörte das leise und melodische Summen und sah den leeren Blick dieser blauen Augen zu dem vergitterten Fenster!
Jetzt fiel es ihm deutlich auf, wie dreckig dieser Mann war und dass er auch keine Stiefel mehr besaß.
Seine Männer hatten diesem Gefangenen wirklich alles genommen, auch seine Würde als Mensch!

Und ihm wurde jetzt klar, dass der blonde Mann ihm nach ein paar guten Worten nicht sofort vertrauen würde!
Dass die Haut Faramirs an vielen Stellen seines Körpers die dunklen Flecken der Misshandlungen aufwiesen, ahnte er nicht einmal!
Mit einem letzten Blick auf ihn, drehte er sich um und verließ die Zelle, denn er hatte noch einiges zu organisieren, bevor er den Waffenzug abermals nach Minas Tirith anführen würde.
Und dort wollte er versuchen persönlich mit dem Truchsess oder seinem verbliebenen Sohn zu reden!