Geisterschatten
Eine Charakter Fanfiction aus dem Harry Potter Universum zu meiner Fanfiction „Horror Show"
Disclaimer: Alle bekannte Plätze, Personen und Ähnliches gehören Joanne K. Rowling. Die Charaktere Steffi, Lisande, Lastalda und Aryana gehören dem jeweiligen Rudelmitgliedern. Es tut mir wirklich leid, eure Charas zu quälen, aber ich kann halt nichts dafür - liegt in den Genen.
Inspiration: Lastaldas Charakter Fanfiction „Losing myself" und das Lied "Into the west" von Annie Lennox.
Anmerkung: Dieses ist eine Special Episode zu Horror Show, sie spielt zeitlich vor Horror Show, gehört aber trotzdem dazu. Ich muss vorher noch sagen, das jeder keine Psychische Folter mag es nicht lesen sollte, hier wird mit Tia nicht sehr sanft umgegangen. Danke meinen Beta: Lastalda!
Ohne dich ist meine Rechtschreibung wirklich zum weglaufen.
Über Komentare würde ich mich wirklich freuen! Also bitte, bitte einen Komentar!
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Das Wasser traf sie mitten ins Gesicht und ließ sie erschrocken die Augen aufreißen und entsetzt nach Luft schnappen. Sie brauchte einige Sekunden bis sie wusste wo sie war. Auf einmal fiel es ihr ein und dieses Wissen schnürte ihr die Kehle zu.
„Hallo Schneewittchen, aufgewacht?" meinte eine kalte Stimme, und noch ehe sie etwas sagen konnte, wurde sie brutal hoch gezogen.
Kalte graue Augen musterten sie und jagten ihr eisige Schauer über den Rücken.
„Ja, man kann es deutlich sehen: die kleine Tia Maddox ist erwachsen geworden!"
Tia drehte den Kopf und blickte zur Seite. Rabastan Lestrange lachte kalt, fasste mit einer Hand um ihr Kinn und zwang sie somit, ihn wieder anzublicken.
„Na na, wer wird denn gleich so abweisend sein? Freu dich doch, du bist noch übrig!"
Tia riss sich los und taumelte ins Licht der Fackel.
„Ich wäre lieber tot!" zischte sie und man konnte jetzt erst erkennen, wie klein sie doch war und wie dürr, ja fast abgemagert sie aussah. Ihr Augen wirkten unnatürlich groß.
Lestrange lachte leise. Er war besonders gefährlich wenn er lachte, das hatte Tia schon mehrmals erlebt. Er trat auf sie zu, aber statt noch einmal nach ihr zu greifen, schlich er nun um sie herum, wie ein Löwe der nur darauf wartete, dass seine Beute einen Fehler machte.
Tia hob stolz den Kopf in den Nacken.
„Sieh an, scheinbar hast du sogar noch ein bisschen Stolz. Das ist mehr als wie erwarten konnten." Er trat wieder auf sie zu und griff nach ihren Armen. Seine großen Hände waren wie Schraubzwingen, die alles festhielten und nichts mehr los ließen. Sie war ihm ausgeliefert. Fast reflexartig versuchte sie sich loszureißen obwohl sie wusste, dass es sinnlos war.
„Lass es sein, du wirst es nicht schaffen", drang seine Stimme an ihr Ohr.
Auf einmal lächelte Tia herausfordernd zu ihm hinauf. „Wollen wir wetten?" fragte sie kalt, holte aus und trat Lestrange mit aller Macht gegen das Scheinbein.
Der Griff um ihre Handgelenke lockerte sich und Lestrange keuchte vor Schmerzen entsetzt auf.
Mit einem Ruck riss sich Tia los und hechtete zur Tür. Sie war verschlossen, eine Tatsache, der sie sich hätte bewusst sein müssen. Fieberhaft überlegte sie, was sie nun tun konnte, da wurde sie auch schon gepackt und mit voller Wucht zu Boden geschleudert. Sofort rappelte sie sich wieder auf.
„Du kleines, verdammtes Miststück! Soll ich dir zeigen, wo es lang geht?" Lestrange trat auf sie zu, griff sie mit einer Hand und zog sie ruckartig nach oben, dann traf seine flache Hand mit voller Wucht ihre Wange. Tia taumelte wieder und stolperte einige Schritte, als er erneut ausholte und sie noch einmal schlug.
Beim zweiten Schlag ging sie zu Boden. Der Erdboden war kalt und feucht, ihre Wange brannte wie Feuer und ihr ganzes Gesicht schien in Flammen zu stehen. Entsetzt hielt sie sich die Hand an die Wange und blickte den wütenden Lestrange entsetzt an.
„Du bist ein Nichts, hörst du, ein nichts! Du bist noch nicht mal so viel Wert wie der Dreck auf dem verdammten Fußboden! Aber das wirst du noch lernen..."
Er lächelte zufrieden und Tia keuchte, als er sie nun am Arm hochzog.
„Also, sag schon Maddox, wer ist dein Herr und Meister? Vor wem wirst du demütig niederknien?"
Tia wandte ihren blick ab und sah betont zur Seite, ihre Wange glänzte rot im Fackellicht.
„Los sprich, oder soll ich erst deine Zunge lockern?"
Fast trotzig drehte sie den Kopf noch weiter, um Lestrange nicht anblicken zu müssen.
Lestrange lächelte. „Nun gut, wer nicht hören will, der muss eben fühlen."
Mit einer fast lässigen Handbewegung zog er den Zauberstab aus seiner Robe und richtete ihn auf Tia. Sein Lächeln hatte etwas ungemein Grausames an sich.
„Ja, auch du wirst es lernen! CRUCIO!"
Ihre Augen weiteten sich mit Schrecken als sie erkannte welcher Spruch es war. Einige Sekunden schaffte sie es, sich gegen den Schmerz zu wehren, aber dann schrie sie, laut, schmerzhaft und ängstlich.
Doch der Schmerz hörte nicht auf und so wurden für Tia Sekunden zu Minuten, Minuten zu Stunden, Stunden zu Tagen. Für sie war eine Ewigkeit vergangen, als Lestrange den Fluch aufhob und sie musterte, wie sie zusammen gekrümmt auf dem Boden lag.
Elegant ließ er den Zauberstab zurück in seine Robe gleiten. Dann trat er auf Tia zu, die noch immer schwer atmend auf dem Boden lag. Ihre Lippe war aufgeplatzt und ihre Wange begann inzwischen, violett zu schimmern. Die Augen hatte sie zugekniffen. Sie wollte nichts mehr spüren, wollte nichts mehr von der Welt sehen, die ihr solche Schmerzen bereitete und auf der es für sie nichts mehr gab, wofür es sich gelohnt hätte zu leben.
Rabastan kicherte. „Ja, auch du wirst es lernen. Dein Blut wurde erneut vergossen, kleine Maddox. Du bist nichts wert, gar nichts, das solltest du immer wissen. Und ich habe es mir zu meiner persönlichen Aufgabe gemacht, es dir beizubringen. Wir sehen uns noch, Tia Maddox!"
Damit verließ er den Raum.
Tia wusste nicht, wie lange sie auf dem Boden gelegen hatte . Die Kälte kroch durch ihren Umhang in ihre Glieder und erst nach einer Zeit wurde ihr klar, dass sie weinte. Sie hatte nicht mal bemerkt, dass sie angefangen hatte...
Sie schluchzte leise, während ihre Tränen unaufhörlich ihren Weg fanden.
Wenn sie die Augen schloss, sah sie Lisandes blaue Augen, die sie weit aufgerissen anstarrten, ihren leblosen Körper, der wie der einer Puppe auf den Boden geworfen worden war, und sie begann noch mehr zu weinen. Sie hatte Lisande verraten, hatte sie nicht beschützten können. Sie hatte auch Steffi, Lastalda und Aryana nicht beschützten können und das war das Schlimmste: dass sie ihrem Rudel nicht hatte helfen können.
Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen, als sie die Stelle erkannte, wo das schmale, rot-gelbe Armband von ihrem Handgelenk gefallen war. Der Zauber hatte aufgehört zu wirken als Lastalda gestorben war. Es war einfach von ihrem Handgelenk gefallen und plötzlich hatte sie gewusst, dass Lastalda, die starke selbstbewusste Lastalda, niemals mehr zurück kommen würde.
Der rechten Unterarm war mit Blut verkrustet, die lange Schnittwunde war nur notdürftig versorgt worden. Tia dachte daran, dass es wohl besser gewesen wäre, wenn sie gar nicht versorgt worden wäre. Dann wäre sie jetzt bei Lastalda, Steffi, Aryana und Lisande sie wären wieder vereint und vielleicht so unbeschwert wie früher.
Die Wange schmerzte und Tia zitterte, vor Schmerzen, vor Kälte und vor Sehnsucht danach, endlich zu sterben.
Sie konnte nicht sagen, wie viele Stunden vergangen waren, als schließlich Lestrange wieder eintrat und sie halb sitzend an einer Wand vorfand. Er zog belustigt eine Augenbraue hoch.
„Na, du siehst doch schon wieder recht fit aus. Also meine Liebe, willst du mir jetzt sagen, wem du dienen wirst?"
Tia schnaufte und spuckte auf dem Boden.
Lestrange lächelte. Es war ein höhnisches Lächeln.
„Du scheinst nicht klüger geworden zu sein, aber das ändern wir noch, nicht wahr, meine Liebe? Wie ich schon sagte, auch du wirst es noch lernen!"
Tia blickte ihn nun fast hilflos an. „Ich lerne gar nichts!" meinte sie, und ihre Stimme klang heiser und so als wäre sie lange nicht benutzt worden.
„Nicht?" Rabastan ließ seinen Kopf zur Seite fallen. „Ich bin da aber ganz anderer Meinung..." Er zog den Zauberstab und richtete ihn auf Tia. Sie hielt den Kopf gesenkt und wartete schicksalsergeben darauf, dass sein Cruciatus sie traf.
Doch sie irrte sich.
Der Fluch, den er sprach, war ein Haushaltsfluch, ein Fluch, mit dem man Tomaten die Haut abziehen konnte Er war sehr schmerzhaft, hatte man nur kurz seine Finger an der falschen Stelle.
Der Fluch traf Tia und sie schrie laut auf, als Tausende kleiner Messer sie trafen. Wimmernd hielt sie sich die Hände vor das Gesicht und während sie schrie, begann Lestrange vor Genugtuung zu lachen.
Es dauerte dieses Mal länger bis der den Fluch von ihr nahm.
„Alle Achtung, Maddox, viele andere sind schon viel früher zusammengebrochen. Du scheinst noch nicht klein beigeben zu wollen. Aber es hat keinen Zweck, deine Freunde sind tot! TOT, verstehst du? Und deine Familie hat dich verstoßen. Du hast nichts mehr, rein gar nichts mehr woran du glauben oder worauf du hoffen kannst. Man hält dich für tot. Keiner wird auf die Idee kommen, dass du noch lebst, dafür haben wir gesorgt. Hör endlich auf die starke Märtyrerin zu spielen! Es hat sowieso keinen Sinn, am Ende wirst du doch das tun was wir dir sagen!"
Tias Schultern bebten. Ihr Gesicht war hinter ihren Händen versteckt, die mit blutigen Kratzern übersät waren. Auch ihre Arme und alle Stellen wo ihr Körper nicht verdeckt war, waren blutig.
Lestrange blickte noch einmal auf Tia herab und öffnete die Tür, doch statt zu gehen wie des letzte Mal, winkte er nun drei Todesesser herein. Zwei trugen eine Art Grill, in dem heiße Kohlen lagen. Der Dritte hatte eine lange Eisenstange, deren Ende seltsam geformt war, fast wie ein Zeichen oder etwas in der Art.
Die zwei, die den Grill trugen, stellen ihn mit einem lauten Scheppern ab. Der dritte legte die Stange ins Feuer und zog seinen Zauberstab. Er murmelte etwas und kurz drauf glühten die Kohlen intensiver als vorher. Er steckte den Zauberstab weg und drehte sich zu Lestrange um. Dieser nickte und gab den beiden Todesessern, die den Grill getragen hatten, ein Zeichen.
Zielstrebig ging sie auf die am Boden liegende Tia zu und rissen ihr die Hände vom Gesicht weg. Die Wange war mittlerweile dunkelviolett und grün, die Lippe aufgesprungen und die Kopfplatzwunde, von der sie selbst nicht genau wusste woher sie stammte, hörte schon wieder auf zu bluten. Eines der kleinen Messer des Tomatenschälfluches schien sie im Gesicht getroffen zu haben, aber hier waren es bei weitem nicht so viele Schnitte wie an ihren Händen und ihren Armen.
Die einzige Farbe, die es an ihren Armen überhaupt gab, war rot - das Rot ihres Blutes.
Ihren Augen blickten nun ängstlich die zwei Todesesser an, welche sie brutal nach oben und zu dem Kohlegrill zerrten. Lestrange nickte dem mit der Eisenstange zu.
Schlagartig wurde Tia klar, was hier passieren sollte.
„Nein!" flüsterte sie heiser und dann lauter, und schließlich schrie sie mit heiserer Stimme und je lauter sie schrie um so sadonischer wurde das Grinsen von Lestrange.
Sie versuchte, sich loszureißen, aber es wollte ihr nicht gelingen, zu stark waren die beiden Todesser die sie in ihren Pranken hielten. Als die heiße Eisenstange ihr rechtes Handgelenk schließlich erreichte und es berührte, erschlaffte ihr Körper ganz plötzlich. Ihr Kopf fiel nach vorn und wie eine Puppe sackte ihr kompletter Körper zusammen.
Der süßlich beißende Geruch von verbrannter Haut durchdrang den Raum.
Lestrange beobachtete zufrieden lächelnd, wie der Buchstabe tief in ihre Haut gebrannt wurde bis schließlich die Eisenstange weggenommen wurde und die Sicht auf das „ T" freigab, welches nun auf ihrem inneren Handgelenk prangte. Er gab den beiden Todessern einen Wink, Tia loszulassen, und sie fiel zu Boden wie ein nasser Sack. Ihr Gesicht war vor Qual zu einer hässlichen Grimasse verzogen, wie war zerschlagen und geschunden.
Lestrange lachte leise. „Nun denn. Wollen wir mal sehen, wie widerspenstig du noch in drei Tagen bist!" Er verließ den Raum und die anderen drei folgten ihm.
Zurück blieb eine bewusstlose Tia, wie eine leblose Puppe am Boden liegend, wie ein Spielzeug das man einfach weg geworfen hatte, als es kaputt war.
Die Tür schloss sich und schon bald darauf verlosch die Fackel. Eine gruselige Dunkelheit trat nun im Raum ein. Nichts war zu sehen, rein gar nichts, nur die Dunkelheit.
Als Tia die mörderische Hitze des Eisenstabes gespürte hatte, war sie ohnmächtig geworden und sie hatte sich so sehr gewünscht, einfach zu sterben, den langen Weg zu gehen und ihre Freunde wieder in die Arme zu schließen. Alle Schmerzen, alle Qualen, alle Angst zu vergessen und nur noch ihre Freunde wieder zu sehen. Sie wollte das Leben, das sie nun wieder quälte, hinter sich lassen, die Schatten ignorieren können und vor der Dunkelheit keine Angst mehr haben.
Als sie die Augen wieder öffnete, herrschte Finsternis um sie herum, und auf einmal war sie wieder das kleine Mädchen, das sich vor der Dunkelheit fürchtete, das im hauseigenen Verließ der Maddox Sippe eingesperrt wurde, und je länger sie rief und schrie, weinte und flehte dass sie wieder heraus wollte, umso länger blieb sie darin.
Sie hatte geglaubt, diese Angst längst hinter sich gelassen zu haben, sie mit der Hilfe von Aryana, Lisande, Steffi und Lastalda überwunden zu haben.
Sie hatten damals alle einmal zusammen in einem Keller geschlafen. Nicht in dem geräumigen, hellen Keller ihres Rudelhauses, sondern in einem dunklen, engen Keller. Und weil die anderen dabei waren, war es für Tia gar nicht mehr schlimm gewesen. Am Schluss war es fast wie eine Schlafanzugsparty.
Aber jetzt, jetzt hatte sie wieder Angst. Diesmal war keiner bei ihr, keiner der sie in den Arm nahm oder ihr wissend über das Haar strich. Da war keine Wärme, keine freundschaftliche und liebevolle Umarmung. Da war nur die Kälte, der feuchte Boden, der Schmerz, die Angst und die Dunkelheit, die sie fest umschlungen hielt.
„Lass mich aufwachen! Bitte!" flüsterte sie leise und ihre Stimme klang heiser und verweint, nicht wie die Stimme einer jungen Frau, sondern wie die eines kleinen Mädchens. „Bitte lass mich aufwachen. Das ist ein Traum, ein Traum, gleich wache ich auf und bin in meinem Bett. Wenn ich bis drei gezählt habe, bin ich zurück..."
Sie schloss die Augen und begann zu zählen.
„Eins...zwei...drei!"
Als sie die Augen öffnete, war es immer noch dunkel und da wusste sie, dass es kein Traum war, dass es real war. Dass alles real war, auch der Schmerz, der ihren ganzen Körper erfasst hatte. Sie begann zu zittern und schloss wieder die Augen, sie wollte die Realität nicht sehen, sie konnte es nicht ertragen und sie würde es nie ertragen können.
„Warum weinst du, Snow? Ich bin doch da", flüsterte eine Stimme. Die Stimme ließ Tia wieder das Wasser in die Augen treten. Ganz deutlich konnte sie nun Lastalda vor sich sehen. Sie wirkte betrübt.
Mit einem lauten Schluchzen warf sie sich in die Arme ihrer Rudelschwester. „Ich habe geträumt, du wärst tot, du, Lisande, Aryana und Steffi!"
„Aber ich bin doch tot!"
Tia ließ ihre Freundin los und starrte ihr verständnislos in die Augen. Sie wirkten leblos.
„Du bist tot? Aber warum bist du hier?"
Lastalda zuckte mit den Schultern. „Ich bin wirklich tot. Oder was meinst du, warum du hier nicht verletzt bist?"
Tia blickte ihre Arme an. Sie waren ganz normal, so wie sie immer ausgesehen hatte, makellos und die Haut blass wie Papier. „Dann bin ich wohl auch tot!" meinte sie, und eine abstruse Mischung aus Verwirrung und Freude spiegelte sich auf ihrem Gesicht.
Doch Lastalda schüttelte nur den Kopf. „Nein, das bist du nicht, du schläfst nur, Armes..."
Lastalda zog ihre Freundin noch einmal in eine Umarmung. Das Gefühl war so vertraut und Tia fühlte sich sicher. Sie begann wieder zu weinen.
„Ich will auch sterben! Ich will nicht ohne euch leben, ich kann nicht ohne euch leben, das kann ich einfach nicht!"
Lastalda schüttelte den Kopf. „Aber es geht einfach noch nicht, Kleines. Unser armer kleiner Tollpatsch, wer passt nur jetzt auf dich auf?" Bei diesen Worten verblasste Lastalda langsam, die warme Umarmung, das Vertraute verschwand. Tia blieb alleine zurück. Die Dunkelheit hatte sie wieder und wieder hörte man ihr Schluchzen in der Dunkelheit.
„Warum weinst du eigentlich, Rudelschwesterchen? Ich bin doch da", flüsterte eine Stimme. Tia sah auf und erkannte ihre große Rudelschwester Steffi. Sie trat auf die jüngere zu und lächelte, aber auch ihr Blick wirkte betrübt.
„Was haben sie nur mit dir gemacht, dass du so viel weinst?"
Tia blickte Steffi an und ließ den Kopf hängen.
„Du bist also auch tot..."
Steffi nickte kummervoll. Sie trat einen Schritt auf Tia zu und legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter. „Es tut mir so leid, dass ich nicht mehr da bin um dich aus dem Schnee raus zu ziehen."
Tia lächelte traurig. „Mir tut es leid, dass ich nicht auf dich aufgepasst habe."
Steffi nickte. „Ja, das tut mir auch leid..." Sie griff nach Tias beiden Händen und lächelte kurz. „Aber das heißt ja nicht, dass du mich nicht mehr wieder siehst! Irgendwann werden wir uns treffen, egal wo!" Wieder ließ die Wärme der Vertrautheit nach und wieder wurde es dunkel und Tia blieb alleine.
„Ich bin allein, ich bin ganz allein", flüsterte sie und starrte auf den Punkt an welchem erst Lastalda und dann Steffi gestanden hatte.
„Ganz allein..."
„Warum weinst du, kleine Tia? Ich bin doch da", flüsterte erneut eine Stimme. Es war Aryana, die nun erschien, Aryana, die aussah wie immer, mit dem roten Haar und der Brille, und die eben einfach Aryana war.
Tia schniefte. Ihre Freunde noch einmal zu sehen, ihnen so nahe zu sein sie noch einmal berühren zu können, war ein Geschenk so kostbar, so unendlich kostbar wie tausend Goldschätze auf der Welt.
„Arme Tia... Es ist wie du gesagt hast, sie werden dich nie in Ruhe lassen." Ihre Hände legten sich sanft auf ihre Wangen und Tia zuckte zusammen, weil die Wange weh tat. „Dein Schmerz ist real, man kann ihn sehen und fühlen. Arme kleine Tia, wenn ich nur könnte, würde ich dich mitnehmen. Aber du weißt, es geht nicht..."
Tia nickte und lehnte den Kopf gegen Aryanas Schulter. „Wenn du auch weg bist, bin ich alleine und Einsamkeit und Dunkelheit haben mich wieder... Das ist alles nicht fair. Das habt ihr nicht verdient!"
Aryana lächelte traurig. „Das Leben ist niemals fair, das solltest du doch wissen. Und der Tod ist auch nicht so fair, wie du glaubst. Aber du schaffst das schon irgendwie, kleine Slytherin Tia!"
Sie zwinkerte der ehemaligen Slytherin zu ehe sie sich auflöste und es schließlich erneut dunkel wurde.
Tia begann zu zittern, stärker als zuvor. Aber weinen konnte sie nicht mehr. Sie hatte keine Tränen mehr, es gab einfach nichts mehr was geweint werden konnte.
„Du brauchst nicht zu weinen, ich bin doch auch da." Und dieses Mal war es Lisande.
Lisande war, obwohl nicht wirklich viel älter, wie eine Mutter für Tia geworden. Aber sie wirkte nicht so wie früher. Schmerz lag in ihren Augen, als sie Tia in ihre Arme zog.
Sie schwiegen einige Sekunden, vielleicht, weil es im Moment nichts zu sagen gab.
„Es ist ja nicht so, als wären wir nicht da, Kleines. Wir sind immer noch da, genau hier", meinte Lisande und deutete auf Tias Brust, genau auf die Stelle wo das Herz lag.
„Aber es wird lange dauern, bis ich euch wieder sehe!"
Lisande nickte. „So lange dauert es für jeden..."
Und es wurde zum letzten Mal dunkel.
„Sieh an, Schneewittchen ist aufgewacht", höhnte eine Stimme, als Tia die Augen aufmachte. Sie lag auf einem einfachen Bettgestell in einem Raum, der sonst fast nichts hatte.
Die kalten Augen Lestranges hefteten sich auf sie. „Du hast mir meine Frage immer noch nicht beantwortet. Also, wer ist dein Meister, wem wirst du treu dienen?"
Tia fixierte Lestrange lange. „Deinem Meister bestimmt nicht!"
Lestrange verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen. „Und ich dachte, die drei Tage Schlaf hätten dich klüger gemacht. Nun gut, wenn nicht so, dann eben anders!"
Er zog sie hoch und zerrte sie vom Bett herunter und hinter sich her. Er schleifte Tia mehr als dass sie lief. Schließlich betraten sie einen Raum, in dessen Mitte ein Stuhl stand. Sonst war der Raum leer.
Er schubste Tia auf den Stuhl. Wie von Geisterhand wurden ihre Handgelenke an den Armlehnen festgebunden und eine blecherne Stimme erklang, fast so wie die des Computers den Tia einmal im Fernseher gesehen hatte.
„Willkommen zur ersten Sitzung, Tia Maddox!"
Verwirrt blickte Tia Lestrange an.
Dieser grinste. „Eine sehr nützliche Muggelerfindung, viel Spaß!"
Damit verlies er den Raum und die Stimme erklang wieder.
„Willkommen zur ersten Sitzung Tia Maddox. 1. Voller Name?"
Verwirrt blickte Tia sich um.
„Voller Name?" wiederholte die Stimme im gleichen Tonfall.
„Tia Maddox!"
„Voller Name!"
„Tia Maddox!"
„Voller Name!" forderte die blecherne Computerstimme im selben Tonfall wie die anderen drei Male zuvor.
„Tia Sophie Maddox!"
"2. Geburtstag?"
"13.07.1968"
"3. Familie?"
"Aryana Lupin, Lisande Career, Lastalda Felina, Stephanie Shirley!"
"3. Familie!"
Tia zählte wieder die Namen auf und wieder und wieder wiederholte die Stimme die Frage. Tia wusste nicht, wie lange die Frage wiederholt worden war, bis sie schließlich aufgab und antwortete:
„Victoria Maddox, Christian Maddox und Clarissa Maddox"
Die Fragen gingen weiter, teilweise mit wirklich unwichtigen Fragen, wie nach der Lieblingsfarbe.
„333. Welche Person ist dir am Wichtigsten?"
„Lastalda, Steffi, Aryana, Lisande"
"333. Welche Person ist dir am Wichtigsten!"
Tia traten Tränen in die Augen. „Steffi, Aryana, Lisande, Lastalda!"
"333. Welche Person ist dir am Wichtigsten!"
„Lisa..."
"333. Welche Person ist dir am Wichtigsten!"
Irgendwann wurde sie aus dem Raum geschleift und fand sich heulend auf der Pritsche wieder.
Am nächsten Tag ging das ganze Prozedere von vorn los.
„Herzlich willkommen zur zweiten Sitzung, Tia Maddox!"
Manchmal mussten sie die Sitzung früher abbrechen, weil Tia einfach zusammenbrach. Meistens war allerdings nach Frage 333 Schluss. Am nächsten Tag begann alles von vorne und am darauf folgenden Tag, am darauf folgenden und dem Tag darauf und dem nächsten.
„Herzlich willkommen zur einhundertzweiundvierzigsten Sitzung, Tia Maddox!"
Sobald Tia die blecherne Computerstimme hörte, hätte sie sich am liebsten übergeben, geschrieen oder gelogen. Aber die Stimme schien immer zu ahnen, wenn sie log, denn dann begann sie die Frage monoton, immer im gleichen Tonfall zu wiederholen.
„Herzlich willkommen zur einhundertdreiundfünfzigsten Sitzung, Tia Maddox!"
Es begann von vorne und Tias Widerstand gegen die Fragen wurde von Tag zu Tag schwächer.
„333. Welche Person ist dir am Wichtigsten?"
Ihre Augen begannen zu tränen und zu schmerzen und sie würgte fast, aber ihr Wille war nach über fünf Monaten ziemlich bröckelig und sie hatte einfach keine Kraft mehr.
„Der dunkle Fürst, Lord Voldemort!" presste sie hervor, und in ihrem Inneren kehrte die Leere ein.
„334. Wer hat dich alleine gelassen?"
„ Lastalda, Steffi, Lisande, Aryana" Es war furchtbar einfach, jetzt wo sie nicht mehr um die Wahrheit kämpfte.
„335. Wem wirst du treu dienen?"
„Lord Voldemort!"
„336. Wie fühlst du dich?"
„Gut."
„336. Wie fühlst du dich!"
„Schlecht!"
„337. Warum fühlst du dich schlecht?"
„Weil ich alleine bin, weil mich alle meine Freunde verlassen haben und ich die Einsamkeit nicht ertrage!"
„337. Warum fühlst du dich schlecht?"
Dann hatte sie einen Filmriss.
„Willkommen zur einhundertachtundsechzigsten Sitzung, Tia Maddox!"
Dieses Mal gab sie auf und antwortete so auf die Fragen wie die Stimme es wollte. Ihren Kopf hatte sie gesenkt.
Lestrange trat auf Tia zu und befreite sie von ihren Fesseln.
„Wie fühlst du dich?"
„Gut", kam die monotone Stimme, die niemand als Tias erkannt hätte.
„Wem wirst du treu dienen und als den einzig wahren Herrscher anerkennen?"
„Lord Voldemort, den dunklen Fürst!"
Lestrange nickte zufrieden. „Dann können wir dich endlich zum Meister bringen! Folge mir!"
Sie stand auf und humpelte hinter Lestrange her. Ihre Wunden waren alle verheilt, einzig die Narbe auf dem rechten Unterarm war geblieben und das „T" konnte man deutlich auf ihrem Handgelenk erkennen.
Es dauerte lange, bis sie den Thronsaal erreicht hatten. In demütiger Haltung betraten sie ihn und verneigten sich tief.
„Nun, Rabastan, wen hast du mir da mitgebracht?" fragte Voldemort und seine Augen glühten bedrohlich.
„Das, euer Lordschaft, ist Tia Maddox!"
Voldemort betrachte die mit gesenkten Kopf vor ihm kniende Tia eingehend. „Maddox, sagst du?"
Lestrange nickte.
„Die Tochter von Christian und Victoria Maddox?"
Lestrange nickte abermals.
Voldemort ließ seinen Blick über den zierlichen Körper schweifen. Nachdenklich klopfte er mit den Fingern einen leisen Rhythmus auf dem Rand seines Throns.
„Heb deinen Kopf!"
Tia tat wie geheißen und hob den Kopf, die blaugrünen Augen leblos wie die einer Marionette.
„Wem wirst du treu dienen?"
„Meinem Herrn und Meister, dem dunklen Lord Voldemort!"
Voldemort nickte langsam. „Gut. Rabastan, du kannst jetzt gehen!"
Lestrange verbeugte sich tief und verschwand.
Langsam stand Voldemort auf, ging zu Tia hinüber und hob mit seinen langen Fingern ihr Gesicht
an, sodass er ihr direkt in die leeren Augen sehen konnte.
„Wirst mir auch mit deinem Körper dienen?"
„Mein Körper gehört euch!" antwortete Tia der gleichen monotonen Stimme.
Voldemort lachte. „Nun denn. Von nun an wirst du ein Geist im Schatten sein und mir immer zu Verfügung stehen!"
„Ja, Meister, wie ihr wünscht!"
„Dann kannst du mich in mein Gemach begleiten..."
„Jawohl, euer Lordschaft!"
Als Tia abends in ihrem Zimmer im Bett lag, kam sie sich schmutzig vor und sie fühlte sich gedemütigt.
„543. Was ist deine Aufgabe?" Die blecherne Stimme verfolgte sie noch immer.
„Dem dunklen Lord treu dienen", flüsterte sie leise in die Dunkelheit.
Als sie die Augen schloss sah sie die blauen, weit aufgerissenen Augen von Lisande. „Es tut mir so leid...!"
Und ein letztes Mal sah sie ein Foto vor ihren Augen, ein Rudelfoto, das sie aufgenommen hatten, als sie alle noch glücklich waren. Glücklich, Frauen, die der Welt trotzten und von denen jede für die anderen durch die Hölle gegangen wäre.
Doch das Band was sie verbunden hatte, war zerrissen.
„332. Wer ist Schuld an dem Tod dieser Frauen?" konnte sie die blecherne Stimme noch immer hören, und in die Stille flüsterte sie leise: „Ich bin daran schuld!"
Manchmal muss man kriechend leben,
obwohl man lieber stehend sterben will.
Manchmal muss man tausend Qualen erleiden,
Weil man keine Kraft mehr hat zum Kämpfen.
Manchmal müssen wir mit dem Schmerz leben,
weil er das einzige ist das uns zeigt, dass wir noch leben.
„499. Wie ist die Welt?"
„Düster!"
„500. Was ist die Düsternis?"
„Mein einziger Freund..."
Ende
