Wie versprochen: Tag zwei. Diesmal haben wir es mit einem undurchsichtigen Tränkemeister, einem unerschütterlichen Schulleiter und einem Hund zu tun, der einfach nicht alleine bleiben kann.

Disclaimer siehe Kapitel eins.

Eine Runde Aspirin für alle, und los geht's.

FREITAG

Der erste Tee an diesem Tag ist heiß und stark und will kaum über die ausgetrockneten Lippen, die das Schmerzmittel immer hinterlässt. Remus hat es eilig, und er ist irritiert, denn Padfoot ist immer noch da und immer noch Padfoot, er hat die Nacht auf dem Sofa verbracht, in unruhigem Hundeschlaf. Remus hat ihn winseln und strampeln hören, sogar durch die dicke Watte des Schmerzmittels, mit dem seine Sinne verstopft sind, und er hat wach gelegen und lautlos geatmet und sich auf die Unterlippe gebissen und sich gefragt, was wohl von ihm erwartet wird: hinüber gehen und Padfoot in seinen Träumen trösten? Das wäre, was man von einem Freund erwarten würde, aber woher soll er wissen, ob er ein Freund ist, ob er einer sein will? Er ist liegen geblieben und hat versucht zu schlafen und versucht, den Mond zu ignorieren, der fett und gelb sein Licht zum Fenster hinein geschüttet hat, zu allem Überfluss.

Er fühlt sich benommen und erschöpft, am frühen Morgen schon, als er am Fenster steht und seinen Tee aus der blau gepunkteten Tasse trinkt, und er kann nicht entscheiden, was er mit dem Hund machen soll, der hinter ihm in der Küchentür sitzt und soeben die letzten Hundekekse verschlungen und Wasser aus einem Kochtopf getrunken hat. Er reiht die Pillen vor sich auf dem Fensterbrett auf, die ihn durch den Vormittag bringen sollen: eine gegen die Schmerzen, zwei gegen die Müdigkeit, sie jagen ihm den Puls auf zweihundert, er kann unmöglich müde sein in diesem Zustand, er kann höchstens noch zusammen brechen, und das hat er bisher nicht getan.

„Hör mal" sagt er, ohne sich umzudrehen. „Ich habe ein paar Sachen zu erledigen heute, und ich kann dich dorthin nicht mitnehmen. Du kannst einfach hier bleiben, wenn du möchtest. Es gibt einen zweiten Hausschlüssel hier in der Schublade. Sperr bitte ab, wenn du raus gehst." Ein Gedanke kommt ihm, und er hält inne. „Du kannst doch…?" sagt er und wirft einen Blick über die Schulter. „Dich verwandeln, meine ich? Du… steckst doch nicht irgendwie fest, oder?"

Padfoot zieht die Lefzen hoch. Remus erinnert sich an eine Zeit, in der er Padfoots Mimik lesen konnte wie ein Buch. Diese Zeit ist definitiv vergangen. Er betrachtet die Reflexion des Hundes hinter ihm in der Fensterscheibe und daneben seine eigene, er hat sich gezwungen, zu duschen und sich zu rasieren, um wenigstens auszusehen wie ein Mensch, aber er ist blass und schmal, jeden Monat ein bisschen mehr, es ist, als würde der Wolf ihn langsam, stückweise verschlingen, bis nichts mehr von ihm übrig ist. Er fragt sich, wie lange es noch dauert. Seine Struktur hat schon begonnen, sich aufzulösen. Aus seinen Haaren weicht die Farbe und hinterlässt ein stumpfes Grau, das gleiche Grau, das sich auf seinem Gesicht ausbreitet und ihm das Leben aus den Augen zieht. Seine Haut ist beschädigt und verschlissen an zu vielen Stellen, wie seine alte Robe, und wie diese muss sie noch eine Weile halten, weil er keine andere hat. Er streicht sich mit der Hand übers Gesicht, wie um sich zu vergewissern, dass er noch da ist, dass noch mehr von ihm existiert als ein dünnes, körperloses Spiegelbild. Padfoot hinter ihm jault, und er spürt eine plötzliche Anwandlung von Wut.

Spar dir dein Mitleid. Du hast keine Ahnung. Kümmer dich um dich selbst und um deine neuen Freunde, die dich übers Jahr so prima rausgefüttert haben.

„Lass es gut sein" sagt er laut, seine Stimme klingt gemäßigt wie immer. „Es ist der Mond. Einundvierzig Stunden." Er sammelt die Pillen vom Fensterbrett und schluckt sie mit dem letzten Rest Tee hinunter.

„Ich muss" sagt er und nimmt seine Jacke vom Stuhl. „Ich habe meine Verpflichtungen."

Er geht zur Tür, und Padfoot folgt ihm mit hängendem Kopf, den buschigen Schwanz zwischen die Hinterläufe geklemmt.

oooOOOooo

Der zweite Tee an diesem Tag kommt mit Kathys süßem Parfum und einem Blitzen in ihren schönen braunen Augen, als sie ihm die Tasse hinüber schiebt.

„Seit wann hast du einen Hund?" sagt sie. „Warum hast du nie davon erzählt?"

„Ich habe keinen Hund" sagt Remus, der ein wenig benebelt ist von dem Aufputschmittel, es hält ihn auf den Beinen und seinen Puls irgendwo bei gefühlten dreihundert, aber es behindert das Denken, er hat zweimal schon falsch heraus gegeben heute.

Kathy sieht hinüber zu Padfoot, der neben der Tür zwischen Garderobe und Zigarettenautomat liegt und einen treuen blauen Blick zu ihr hinüber schickt.

„Aber du siehst ihn auch?" sagt sie und zwinkert. „Dort drüben, den großen schwarzen?"

„Natürlich" sagt Remus. „Es ist aber nicht mein Hund. Es ist nur vorübergehend. Er ist… von Freunden. Die… eine Reise machen mussten. Ganz überraschend. Nach Australien."

„Du hast Freunde, die nach Australien verreisen?"

„Was wundert dich daran? Australien oder die Tatsache, dass ich überhaupt Freunde habe?"

„Oha" sagt sie. „Bisschen empfindlich sind wir heute, was?"

„Entschuldige" sagt er, seufzt und verfolgt, wie sein Puls auf gefühlte dreitausend steigt, als sie ihm die Hand auf die Schulter legt. „Ich hab' einen schlechten Tag."

„Macht nichts" sagt sie und drückt seine Schulter. „Du hast regelmäßig einen, bevor du zwei Tage krank bist. Ryan hat ständig welche, und das ohne Tropenfieber."

„Ja" sagt er und bekommt ein bisschen Angst, weil sie so genau beobachtet.

„Wie heißt er?" sagt sie.

„Wer?"

„Der Hund" sagt sie geduldig.

„Oh. Padfoot."

„Padfoot" sagt sie lockend und beugt sich von ihrem Barhocker. „Komm mal her zu mir, mein Süßer."

Padfoot schnauft, erhebt sich und kommt getrottet, schwanzwedelnd. Kathy hält ihm die Hand hin, und er beschnuppert sie und legt dann seinen schweren Kopf in ihren Schoß.

Manches ändert sich doch nie. Remus reißt noch ein Tütchen Zucker auf und schüttet es sich in den Tee, obwohl der eigentlich süß genug ist. Er rührt und lässt den Löffel an der Tasse klingeln, während Kathy Padfoot mit liebevollen Koseworten überschüttet und ihn zwischen den Ohren krault.

„Ich wollte ihn eigentlich daheim lassen" sagt er. „Aber ich wurde ihn nicht los. Er ist mir einfach nachgelaufen."

„Recht hast du" sagt Kathy zu Padfoot. „So ein süßes Schätzchen wie du kann doch nicht alleine bleiben, hm? Recht hast du. Bist ein guter Hund. Ein ganz guter Hund." Padfoot winselt vor Wohlbehagen und vergräbt seine Nase zwischen Kathys Knien.

Tisch fünf will zahlen, und Remus lässt seinen Tee und geht kassieren, obwohl es eigentlich Kathys Tisch ist, obwohl er eigentlich Kathys Hände aus Padfoots Fell nehmen und sie auf seine Schultern legen will, und er bekommt sein dünnes Lächeln nicht aus dem Gesicht bei dem Gedanken, dass mit Sirius und ihm alles wieder beim Alten ist, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Er nimmt ein paar neue Bestellungen auf, reicht den Zettel in die Küche, macht Kaffee und serviert ihn, räumt schmutziges Geschirr von einem Tisch und muss dann doch wieder dicht an Kathy heran, als er den Leuten von Tisch fünf ausweicht, die auf dem Weg zur Tür sind. Er steht hinter ihr, die Hände voller schmutziger Teller, und schaut auf ihren Hals. Sie macht ihn lang, sie hat sich nach vorne gebeugt, um Padfoot Zärtlichkeiten zuzuflüstern, ihr Zopf baumelt ihr nach vorne in den Schoß, und der weiße Blusenkragen ist ein wenig nach hinten gerutscht und umrahmt ihren Nacken wie ein Gemälde. Er atmet und zerbeißt sich schon wieder die Unterlippe, er möchte diesen ganzen Tellerstapel fallen lassen, er kann sich den Knall vorstellen und wie die Scherben spritzen, und er möchte über die Scherben zu ihr gehen und sie auf den Hals küssen und seine Hand in diesen Blusenkragen schieben. Der Wolf heult, und Remus atmet und setzt sich in Bewegung und trägt seine Teller hinter die Theke, er stellt sie in der Durchreiche ab, wo die Küchenhilfe sie für die Spülmaschine abholen wird, sauber gestapelt, das Besteck zuoberst, und dann kehrt er zu seiner Teetasse zurück und stößt sie mit dem Ellenbogen an, und sie rutscht über den Rand und geht knallend zu Bruch, und es ist längst nicht so befreiend, wie er es sich vorgestellt hat.

oooOOOooo

Der dritte Tee an diesem Tag kommt unerwartet.

„Tee?" sagt Severus von der anderen Seite des Raumes.

„Was?" sagt Remus irritiert.

„Die Frage war nicht gerade schwer zu verstehen" sagt Severus. „Möchtest du eine Tasse Tee?"

„Ja" sagt Remus automatisch. „Gerne. Danke. Ich bin nur… ein wenig… überrascht."

„Dein Ruf als Teetrinker hat sich über die Jahre hinreichend gefestigt."

„Ja" sagt Remus und verzichtet darauf, den Tränkemeister über den eigentlichen Grund seiner Verwunderung aufzuklären: dass es unüblich und erstaunlich ist, jemandem Tee anzubieten, den man üblicherweise an der Tür stehen lässt wie einen Bittsteller, der sich mit dem Wolfsbann zuverlässig seine monatliche Dosis Erniedrigung abzuholen hat. Remus hat sich nie dagegen gewehrt, er ist viel zu abhängig geworden vom Wolfsbann und von dem Gefühl, sich nicht mehr das eigene Fleisch von den Knochen beißen zu müssen, und er hat ja auch keine Gegenleistung anzubieten, es ist ein Geschenk von Dumbledores Gnaden, das er demütig annimmt. Stolz ist etwas für Leute, die ihn sich leisten können.

Jetzt bewegt er sich vorsichtig von der Tür weg und in den Raum hinein, der das Wohnzimmer des Tränkemeisters ist. Hätte er Fenster, könnte Remus sich hier wohl fühlen. Es gibt Teppiche, indirektes Licht und Bücherregale, die die Wände bedecken und einen Schatz beinhalten, eine über viele Jahre liebevoll zusammen gestellte Privatbibliothek, Remus weiß, dass es einfacher ist, keine Freunde zu haben, wenn man Bücher hat (das ist einer der Gründe, warum er so viel Zeit zwischen den Regalen der öffentlichen Bibliotheken Londons verbringt). Er sieht zu, wie Severus mit dem Tee umgeht, er lässt ihn fast lautlos in eine hauchdünne, weite Tasse laufen, chinesisches Porzellan bestimmt, verziert mit einem Muster aus grünem und goldenem Blattwerk. Er stellt die zierliche, fast durchscheinende Kanne ab und wirft Remus einen kurzen, analytischen Blick zu.

„Zucker?"

„Ja, bitte."

„Jetzt steh nicht herum wie ein Schüler, der sich seine Strafarbeit abholt. Setz dich."

Remus folgt seinem ungeduldigen Wink und bewegt sich vorsichtig zum Sofa, er setzt sich an den Rand, auf die Kante, er traut dem Frieden nicht.

„Ich folge nicht der verbreiteten Unart, meinen Teemit Sahne zu verklumpen" sagt Severus und schiebt Remus die Tasse hinüber, der sie fast ehrfürchtig entgegen nimmt. „Ich hoffe, du kommst ohne aus."

„Natürlich" sagt Remus und bewundert die helle, bernsteinfarbene Flüssigkeit, die satt und warm in ihrem edlen Porzellanbett ruht. Was für ein Unterschied zu billigen Teebeuteln aus einer gesprungenen Tasse.

Severus schenkt sich selbst eine Tasse ein und nimmt Remus gegenüber Platz. Er hat Hände, die wie gemacht sind für chinesisches Porzellan, denkt Remus und schämt sich plötzlich für seine eigenen, die so vernarbt sind, dass er den kleinen Finger der linken Hand gar nicht mehr richtig strecken kann. Er nimmt einen Schluck und es ist wie Kathys Schokolade gestern, einfach perfekt und gerade richtig süß. Er will nicht darüber nachdenken, was er wahrscheinlich für diesen perfekten Augenblick zu bezahlen hat. Severus ist kein Samariter, er serviert abgerissenen Werwölfen nicht umsonst eine Tasse Tee.

„Wie ich höre, hast du dich fast vollständig aus der Zaubergesellschaft zurück gezogen" sagt Severus. Ein Gespräch mit ihm beansprucht Remus auf die gleiche Weise wie eine Partie Schach, und für beides trifft zu, dass man besser abschneidet, wenn man nicht mit einem Medikamentencocktail voll gepumpt ist.

„Kommt drauf an" sagt er vorsichtig. „Ich habe Arbeit bei den Muggeln, und von Pfund Sterling lässt sich nur eine Muggelwohnung bezahlen."

„Es gibt einen offiziellen Wechselkurz zwischen Pfund Sterling und Galleonen" sagt Severus und rührt mit kleinen, präzisen Bewegungen Zucker in seinen Tee.

„Ja" sagt Remus. „Und wenn du den kennst, weißt du, dass er die reine Geldvernichtung ist."

„Ich frage mich nur, wie inspirierend es sein kann, auf Dauer unter Muggeln zu leben."

„Sie glauben nicht an Werwölfe. Das hilft enorm."

Severus sieht ihn über den Rand seiner Tasse hinweg an.

„Du hast dich tatsächlich dort eingerichtet" sagt er und nimmt einen Schluck.

„Ich kann nicht klagen" sagt Remus und versucht, wachsam zu bleiben, obwohl ihm das schwer fällt, so lange der Tee seine Hände wärmt und er den papiernen Charme von Büchern um sich herum spürt.

„Du arbeitest immer noch in diesem… diesem…"

„Cafe? Ja."

„Und das ist eine ausfüllende Tätigkeit für einen belesenen und gebildeten Mann und Doktor der Arithmantik?"

Remus fragt sich, ob er tatsächlich gerade erlebt hat, wie ein Kompliment Severus' Lippen verlässt. Falls ja, muss er noch viel mehr auf der Hut sein. Er kann sich keine Umstände vorstellen, in denen Severus' Komplimente nicht einen Haken hätten.

„Einen Doktortitel kann man nicht essen" sagt er und klingt vielleicht eine Spur schärfer, als er es beabsichtigt hat. „Und nicht jeder hat alle Möglichkeiten, wie du vielleicht weißt."

Er spürt, wie Severus' Blick sich in ihn einbrennt. Er lässt sich nicht mehr einschüchtern, er hat längst gelernt, hinter diese Fassade zu blicken, aber er könnte den Tränkemeister fast hassen für dieses Leben, das er hier führt und so gar nicht zu schätzen weiß.

„Nun" sagt Severus. „Ich nehme an, es ist besser, als auf der Straße zu leben."

„Ja" sagt Remus und begreift, dass die Erniedrigung heute in chinesischem Porzellan serviert wird, eine neue Spielart für einen Tränkemeister, dem schnell langweilig wird.

Für eine Weile lässt Severus den Satz im Raum stehen, mit dem er Remus gezwungen hat, an die Zeit ganz unten zu denken, und plötzlich erträgt Remus das Porzellan in seinen Händen nicht länger, er hätte gute Lust, es vor dem selbstzufriedenen Gesicht des anderen in tausend Stücke zerspringen zu lassen, aber weil eine kaputte Tasse heute schon einmal niemandem geholfen hat, lässt er es bleiben und setzt die Tasse vorsichtig auf ihrem milchweißen Unterteller ab, seine Hand zittert nur ganz leicht.

„Sirius Black ist wieder im Lande" sagt Severus.

Remus schluckt ein „Woher weißt du das?" und sagt: „Aha."

„Dumbledore hat ihn beauftragt, die ehemaligen Ordensmitglieder zusammen zu rufen. Es scheint, als müsste der Phönix sich ein weiteres Mal aus der Asche erheben."

„Ich habe davon gehört" sagt Remus.

„Von wem?" sagt Severus.

„Kingsley" sagt Remus. „Wir treffen uns gelegentlich zum Essen."

„Erfreut?" sagt Severus samtig. „Der alte Freund und Weggefährte, praktisch von den Toten auferstanden, und so unschuldig."

„Es ist ein Nullsummenspiel" sagt Remus. „Jetzt muss ich damit leben, dass ich einem Verräter jahrelang die Treue gehalten habe. Das fühlt sich nicht viel besser an."

„Hat er sich schon bei dir gemeldet?"

„Peter?"

„Black."

„Nein."

„Seltsam. Wart ihr nicht immer so außerordentlich eng miteinander?"

„Was willst du damit andeuten?"

„Keine Andeutung. Eine Tatsache, oder nicht?"

Remus fühlt sich eingekreist.

„Tatsache ist, dass ich immer enger mit ihm war als er mit mir" sagt er. „Meine Rolle in der Zauberwelt ist derzeit nicht gerade bedeutend. Wahrscheinlich sucht er zuerst die wichtigen Leute auf."

„Und dann?" sagt Severus. „Wo wird er wohl Quartier nehmen, wenn er die Runde gemacht hat?"

„Ich weiß es nicht" sagt Remus und weiß, dass Severus ihm nicht glaubt. „Warum fragst du ihn nicht selbst?"

„Weil ich nicht weiß, wo er sich aufhält" sagt Severus sanft. „Und ich gehe nicht davon aus, dass er mich hier aufsuchen wird. Einmal ein Todesser, immer ein Todesser, nicht wahr?"

Remus streicht sich mit der Hand über die Stirn. Eine Diskussion über die Loyalitäten, die Severus und Sirius einander unterstellen, mit ihm in der Mitte wie zwischen zwei Mühlsteinen, überfordert und ängstigt ihn.

„Es sieht aus, als müssten wir ein weiteres Mal Stellung beziehen" sagt Severus. „Und wir sollten sorgfältig entscheiden, auf wessen Seite wir uns schlagen."

„Keine Sorge" sagt Remus. „Ich hatte da immer schon eine sehr klare Position."

„Tatsächlich?" sagt Severus und zieht eine Augenbraue hoch. „Meine Informationen mögen nicht mehr ganz frisch sein, aber ich erinnere mich an mehr als eine Situation, in der du es sorgfältig vermieden hast, dich zu positionieren, nur um dir nicht den Unwillen deiner feinen Freunde zuzuziehen."

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst" sagt Remus. „Ich jedenfalls spreche vom Krieg gegen Voldemort. Alles andere ist viel zu lange her."

„Ist es?" sagt Severus und fixiert Remus mit einem Blick, der ihm direkt durch die Stirn in sein Innerstes geht. Remus bekämpft einen Fluchtimpuls, er verschränkt seine Hände auf den Knien, um zu verstecken, dass sie zittern.

„Anderes Thema" sagt Severus, lehnt sich in seinem Sessel zurück und schlägt elegant die Beine übereinander. „Deine… Unterbringung während des Vollmondes. Ich nehme an, du hast in deiner Muggelumgebung gewisse Vorkehrungen getroffen?"

„Natürlich" sagt Remus verwirrt. „Warum interessiert dich das?"

„Vorkehrungen, die darüber hinaus gehen, dass du dich einfach in einer dunklen Ecke deiner zweifelsfrei luxuriösen Bleibe zusammen rollst?"

Remus atmet, und atmet. Er wartet, bis er sicher sein kann, dass seine Stimme völlig gleichmäßig klingt, als er antwortet.

„Natürlich" sagt er. „Ich verlasse meine Wohnung. Es gibt ein recht gut abgesperrtes Abbruchgelände ein paar Straßen weiter. Ich kann dort ein bisschen laufen, und fast unmöglich ausbrechen. Es ist fast ideal."

„Verwendest du Sicherungszauber?"

„Natürlich. Allein schon, um nicht irgend einem Hundefänger ins Netz zu gehen. Warum willst du das alles wissen? Du… du willst doch nicht etwa…" Er unterbricht sich, streicht sich Haare aus der Stirn, das nervöse Zittern ist in seiner Stimme angekommen.

„Planst du, damit aufzuhören?" fragt er, seine Stimme klingt flach. „Den Trank zu brauen?"

„Nein" sagt Severus und sieht aus wie einer, der ein interessantes Detail entdeckt. „Das könnte ich dir nicht antun, nicht wahr? Dein schweres Schicksal ist so viel besser zu ertragen mit dem Trank."

Remus nickt und starrt vor sich auf den flauschigen Teppichboden.

„Keine Sorge" sagt Severus, und seine Stimme gleitet unter Remus' Kleider wie die Schlange, die Symbol seines Hauses ist. „Derzeit zielen meine Absichten in eine andere Richtung. Du weißt, dass ich einen nicht unerheblichen Teil meiner Zeit – meiner Freizeit – in die Weiterentwicklung des Wolfsbann investiere. Innerhalb der nächsten Monate wird es nötig werden, diese Modifikationen zu testen."

„An mir" sagt Remus, und seine Hände suchen wieder Halt auf seinen Knien.

„In Ermangelung anderer Optionen, an dir" bestätigt Severus.

„Und… was… sind das für… Modifikationen?"

„Ich werde dich im einzelnen in Kenntnis setzen, wenn es so weit ist" sagt Severus. „Im Wesentlichen geht es um die Vereinfachung der Herstellung und damit um Kostensenkung, und um Vereinfachung der Einnahme. Ziel ist, die vollständige Wirkung mit einer einzigen Einnahme zu erzielen."

„Das wäre gut" sagt Remus tonlos.

„Ich hatte mir ein wenig mehr Begeisterung erwartet" sagt Severus kühl. „Schließlich bist du derjenige, der sich über den Geschmack beklagt, seit du ihn einnimmst."

„Ich kann nicht glauben, dass du dir die Arbeit machst, nur damit er mir besser schmeckt" sagt Remus.

„In der Tat nicht" sagt Severus. „Es geht vielmehr darum, den Trank zur Marktreife weiter zu entwickeln und ein Patent darauf anzumelden."

„Verstehe" sagt Remus. „Und was… ich meine… werden da Nebenwirkungen…?"

„Keine gravierenden" sagt Serverus, und seine Augen funkeln. „Ich werde doch nicht mein einziges Versuchskaninchen beschädigen."

„Ja" flüstert Remus.

„Also kann ich mit deiner Kooperation rechnen?"

„Ja" flüstert Remus.

„Ich schätze mich glücklich" sagt Severus, „in den Genuss der so sprichwörtlichen Loyalität eines Gryffindor zu kommen. Jeder sollte das."

Remus nickt.

„Genug geplaudert" sagt Severus und erhebt sich, seine Roben fließen raschelnd um seine Beine. „Die Vorbereitung von Unterricht ist eine wirklich zeitraubende Angelegenheit. Du erinnerst dich vielleicht."

Remus nickt und kommt mühsam in die Höhe, er bewegt sich wie eine Marionette, deren Fänden durcheinander geraten sind. Er folgt Severus zur Tür.

„Warte hier" weist Severus ihn an, und er steht auf der Schwelle und schaut in den dunklen Gang und erkennt, dass er Dumbledore aufsuchen muss, sofort, ehe die Dinge außer Kontrolle geraten. Er wartet, bis Severus aus seiner privaten Tränkeküche wieder auftaucht und ihm das große, verstöpselte Kupfergefäß überreicht.

„Alle zwei Stunden" sagt er. „Wie bisher auch."

„Ja" sagt Remus heiser. „Gut. Danke."

Er flieht, sobald Severus die Tür hinter dem letzten Zipfel seiner bauschigen Roben zugeschlagen hat. Er rennt den Gang entlang, nimmt zwei auf einmal die Stufen hinauf, biegt in den Außengang, der seine zierlichen Bögen am Mittelhaus entlang reiht, kommt schließlich zu dem Mauervorsprung mit dem grün verfärbten Sandstein und sieht sich um. Keiner da. Er drückt mit der flachen Hand auf den Stein, und der Vorsprung gibt nach und gleitet nach innen. Ein Spalt entsteht, schmal, aber breit genug, wenn man ein verhungerter Werwolf ist (oder fünfzehn und eigentlich nur auf der Suche nach einem ungestörten Ort, um eine verbotene Zigarette zu rauchen). Der Beginn einer klaustrophobisch engen Wendeltreppe wird sichtbar, die in der dicken Außenmauer nach oben führt. Remus zwängt sich durch den Spalt, und lautlos schließt er sich hinter ihm.

Lumos."

Durch die dicke, staubige Luft steigt er nach oben, seine Schritte sinken tief in eine ungestörte Staubschicht. Zwei Stockwerke höher kommt er wieder ans Tageslicht und verschließt sorgfältig den Spalt hinter der Turnierrüstung aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Es ist, als hätte er gestern erst die Karte gezeichnet, er hat die Route deutlich vor Augen, die er durch das Schloss nehmen muss, wenn er sich möglichst wenig auf den Fluren bewegen will. Sie führt von der Turnierrüstung in einen schmalen Treppenaufgang, der ein Zwischenstockwerk erschließt, in die dunkle Ecke unter der Treppe und durch einen engen Torbogen, der unsichtbar ist, wenn man nicht weiß, wo man ihn suchen muss. Von dort aus geht es einen steil ansteigenden, dunklen Pfad zwischen zwei Mauern hinauf und hinein in einen still gelegten Kamin, den zu erklettern trotz der rostigen Steighilfen schwierig ist, wenn man eine Flasche Wolfsbann im Arm hat. Den Kamin kann man zur Seite verlassen, ehe man auf Höhe des Daches angekommen ist, man schiebt sich durch einen engen Spalt und kommt hinter dem schwenkbaren Porträt des Baldur von Inning wieder zum Vorschein. Remus keucht und verwendet einige Clarifico auf sein Äußeres. Er will nicht aussehen, als sei er durch den Kamin gekommen, selbst wenn er es ist.

Die letzte Abkürzung, ein kurzer Gang, der die Haupttreppe abschneidet und direkt gegenüber des Ravenclaw-Gemeinschaftsraumes heraus kommt, bleibt ihm verwehrt. Jemand hat im vergangenen Jahr das Passwort geändert. Remus erlaubt sich ein sparsames Lächeln. Offensichtlich wird mit der Karte weiterhin gearbeitet. Er nimmt eilig die Haupttreppe, biegt in den verlassenen Flur ein und kommt vor den beiden steinernen Gargoylen, die den Aufgang zum Büro des Direktors bewachen, zu einem Halt, und hier muss er fest stellen, dass ihm ein weiteres Passwort fehlt.

„Nougatkuchen" sagt er ohne viel Hoffnung, denn es ist das Passwort vom letzten Schuljahr und sicher nicht mehr gültig. Die Gargoylen starren ihn aus ihren steinernen Augen an und bewegen sich nicht vom Fleck.

„Zitronenbonbon?" versucht er es. „Schokofrosch? Berty-Botts-Bohnen? Ach verdammt." Er umklammert seinen Wolfsbann und starrt die Gargoylen an, die zurück starren.

„Marzipankartoffeln?" sagt er und überlegt schon, welche der vielen geheimen Abkürzungen ihn am schnellsten zu Minervas Büro bringt, als die Gargoylen plötzlich zum Leben erwachen und auf die Seite springen. Der Treppenaufgang öffnet sich.

„Zuckerwatte" sagt Dumbledore liebenswürdig. „Das aktuelle Passwort. Hallo, Remus, mein Junge. Schön, dich zu sehen."

„Direktor" sagt Remus und atmet tief durch vor lauter Erleichterung. Dumbledore hatte immer schon diese Aura von „Alles wird gut" um sich, sie hat auf einen elfjährigen, verängstigten kleinen Werwolf gewirkt und wirkt auch auf einen erwachsenen, genauso verängstigten. „Ich muss Sie sprechen" sagt er. „Es ist dringend. Entschuldigen Sie mein… mein Eindringen."

„Es gibt nichts zu entschuldigen" sagt Dumbledore und blinzelt über den Rand seiner halbmondförmigen Brillengläser. „Ich war gerade auf dem Weg in die Küche für ein verfrühtes Abendessen. Ich würde mich über ein wenig Gesellschaft freuen."

„Ich denke, ich sollte mich nicht öffentlich auf den Gängen sehen lassen" sagt Remus zögernd.

„Aber unbedingt" sagt Dumbledore zwinkernd, macht einen Schritt von der Treppe und zieht Remus mit sich, während hinter ihm die Gargoylen wieder auf ihren Posten springen.

„Wie geht's dir, mein Junge?" fragt er, während er Remus vor sich her den Gang entlang schiebt.

„Man lebt" sagt Remus, der es nicht sonderlich schätzt, mein Junge genannt zu werden, aber nicht weiß, was er dagegen unternehmen könnte. „Morgen ist Vollmond, und die Tage vorher sind immer noch schwierig."

„Zumindest siehst du aus wie jemand, der ein zusätzliches Abendessen gut gebrauchen kann" sagt Dumbledore beschwingt. „Und auf dem Weg können wir schon einen Blick auf dein Problem werfen. Worum geht es denn?"

„Ich weiß es nicht genau" sagt Remus und zögert nun doch. „Ich war gerade bei Severus, und… ich glaube, ich bin gerade erpresst worden."

„Von Severus?" fragt Dumbledore amüsiert.

„Ja" sagt Remus und lässt dem Direktor den Vortritt auf die Haupttreppe. „Wenn ich nicht kooperiere, behält er den Wolfsbann ein."

„Das hat er so direkt gesagt?"

„Natürlich nicht" sagt Remus. „Wann sagt Severus schon einmal etwas direkt?"

„Da hast du recht" sagt Dumbledore und sieht so vergnügt aus, dass Remus sich schon beinahe nicht mehr ernst genommen fühlt.

„Und in welcher Form sollst du kooperieren?" erkundigt er sich.

„Ich weiß nicht genau" sagt Remus. „Ich soll die Versuchsperson für ein paar Modifikationen am Wolfsbann sein. Das wäre ja so weit noch in Ordnung, ich bin ihm ja auch wirklich dankbar, dass er mich damit versorgt, aber da war auch etwas von Loyalität, und dass ich wissen müsste, auf welcher Seite ich stehe, und ich glaube nicht, dass er die große Sache gemeint hat. Sie wissen schon."

„Sirius Black" sagt Dumbledore lächelnd, und Remus, der mit seiner Erklärung gerade zu diesem Teil hatte kommen wollen, sagt „Ja" und staunt.

„Na endlich" sagt Dumbledore. „Das wurde aber auch Zeit. Wie geht es ihm? Hat er Neuigkeiten mitgebracht?"

„Er hat sich noch nicht…" Remus bricht ab, als eine heiße Welle ihn überspült. Beinahe. Beinahe verraten. Pass doch auf, Idiot. „Wir haben noch nicht viel geredet" sagt er und versucht, seinen Atem zu mäßigen.

Dumbledore dreht sich auf der Treppe zu ihm um, seine wasserblauen Augen funkeln. Remus klammert sich an das kupferne Gefäß in seinem Arm und versucht, den Blick möglichst unbefangen zu erwidern. Er endet mit glühenden Wangen in vertiefter Betrachtung des Treppengeländers.

„Geht es dir nicht gut?" fragt Dumbledore und ist plötzlich besorgt oder gibt sich zumindest den perfekten Anschein.

„Kreislauf" murmelt Remus hilflos. „Bisschen schlecht. Geht schon."

„Dann ist die Küche genau der richtige Ort für dich" sagt Dumbledore und setzt seinen Weg fort. Sie erreichen den Treppenabsatz und biegen nach rechts, einen langen Gang entlang, hinter dessen Türen der Nachmittagsunterricht stattfindet.

„Ich kann dich beruhigen" nimmt Dumbledore den Faden wieder auf. „Ich habe Severus gebeten, dir auch weiterhin den Wolfsbann zur Verfügung zu stellen, und er wird mir diesen Wunsch zweifelsohne erfüllen."

„Es geht mir gar nicht so sehr um den Wolfsbann" sagt Remus. „Ich hätte es schwer ohne, vor allem in meiner derzeitigen Situation, aber meine eigentliche Angst ist, dass Severus Sirius an das Ministerium verrät."

„Würde er das tun?" sagt Dumbledore leichthin. „Ich glaube nicht."

„Wenn es ihm in den Kram passt" sagt Remus. „Er hat deutlich gemacht, dass es ein paar Dinge gibt, die er ihm auch nach fünfundzwanzig Jahren nicht verziehen hat. Ich meine, es wird schwierig genug, ihn auf Dauer vor den Dementoren und vor dem Ministerium zu verstecken. Wir können ihn nicht auch noch vor Severus verstecken, vor allem dann nicht, wenn sie beide im Orden zusammen arbeiten sollen."

„Hm" sagt Dumbledore. „Wir könnten ihm natürlich einen weit entfernten Unterschlupf besorgen, auf dem indischen Subkontinent zum Beispiel. Auch die Wildnis von Australien böte sich an. Ich spreche von Sirius, übrigens, nicht von Severus."

„Was?" sagt Remus entsetzt. „Nein! Das… ich… ich glaube nicht, dass er damit einverstanden wäre. Er war so lange unterwegs. Er ist gerade erst wieder daheim angekommen. Das, das… können wir ihm nicht antun."

„Ja" sagt Dumbledore, und vor ihm öffnet sich von selbst die Tür, die in den Küchentrakt führt. „Das wichtigste ist, immer zu wissen, wo man daheim ist." Er blinzelt Remus zu und bückt seine hohe Gestalt durch die enge Türöffnung, und Remus lässt ihm den Vortritt und wünscht sich dringend, die Welt würde aufhören, in Andeutungen zu ihm zu sprechen.

oooOOOooo

Die nächste Ansage, die ihn trifft, ist von unangenehmer Klarheit.

„Sie haben einen Hund da in Ihrer Wohnung" sagt die Hausmeisterin, die grob geschätzt Remus' doppeltes Gewicht hat und nach Zigaretten stinkt. „Schaffen Sie ihn weg, oder ich hole die Polizei und schmeiße Sie mitsamt dem Vieh raus."

„Es ist nur vorübergehend" sagt Remus entschuldigend. „Freunde von mir mussten sehr plötzlich verreisen und haben mich gebeten, auszuhelfen."

„Hunde sind nicht erlaubt in diesem Haus" bellt sie. „Auch nicht vorübergehend. Schaffen Sie ihn weg, oder ich schmeiße Sie raus."

„Wo ist denn das Problem? Hat er gebellt oder etwas?"

„Er hat nicht nur gebellt" sagt sie drohend. „Seit Stunden macht er einen unerträglichen Lärm da oben! Die Nachbarn haben sich beschwert!"

„Das tut mir leid" sagt Remus. „Es kommt nicht wieder vor."

„Natürlich nicht" sagt die Hausmeisterin. „Weil Sie ihn umgehend weg bringen werden, ist das klar?"

„Völlig klar" sagt Remus und schiebt sich an ihr vorbei zur Treppe.

Er hört das jämmerliche Wimmern schon durch die Tür, während er nach dem Hausschlüssel kramt. Als er die Tür öffnet, reißt es ab und wird durch gewaltiges, lärmendes Gebell ersetzt, das sich in den Höhen vor lauter Begeisterung überschlägt. Remus schiebt sich in den dunklen Flur und wird umgehend von einem großen, warmen Gewicht gegen die Wand geworfen. Er spürt Pfoten auf seiner Brust und eine euphorische Zunge in seinem Gesicht, und das Gebell geht in glückliches Jaulen über.

„Ist ja gut" sagt Remus gepresst, während er gleichzeitig versucht, die Tür zu schließen, die sehr feuchte Hundezunge aus seinem Gesicht zu entfernen und sein sorgsam verschnürtes Paket nicht fallen zu lassen, in dem unter anderem auch der Wolfsbann verstaut ist. „Aus! Hör auf! Sitz, oder irgendetwas! So. Guter Hund."

Er hat die Tür mit dem Fuß erwischt, sie fällt ins Schloss. Padfoot setzt alle seine Pfoten wieder auf den Boden, hopst wie ein Gummiball und umkreist Remus schwanzwedelnd, der mit seiner kostbaren Fracht hinüber ins Wohnzimmer geht und sich noch wundert, was das für weiche, leichte, graue Klumpen sind, die träge um seine Füße trudeln.

„Oh" sagt er und nimmt den Anblick in sich auf. „Du hast das Sofa zerstört."

Padfoot winselt schuldbewusst und legt sich flach auf den Boden, von wo aus er zu Remus hinauf schielt, der sich dem Sofa vorsichtig nähert und den Schaden begutachtet. Harte Krallen und ein räuberisches Gebiss haben den dunkelgrünen Bezugsstoff zerfetzt und aufgerissen und ein tiefes Loch in die Schaumstoff-Füllung gegraben. Vorsichtig setzt Remus sein Paket ab, nimmt die karierte Decke vom Boden und schüttelt sie aus. Die Schaumstoffklumpen wehen auseinander und sammeln sich in den Ecken wie dicker, grauer Schnee.

„Du weißt, dass das nicht mein Sofa war" sagt Remus. „Die Wohnung ist möbliert. Alles, was mir hier drin gehört, kann ich in einem Rucksack davon tragen. Hast du eine Vorstellung, wie ich diesen Schaden beheben soll?"

Padfoot jault und rutscht näher.

„Verdammt" sagt Remus. „Was stimmt nicht mit dir? Kannst du dich nicht mal auf deine zwei Beine stellen und deinen Verstand einschalten? Ich war keine zwei Stunden weg. Das muss doch zu überbrücken sein."

Padfoot jault. Remus seufzt. „Ganze Arbeit" informiert er das schuldbewusste Bündel Hund und betastet die feuchten, zerkauten Ränder des grünen Stoffes. „Ein Reparo schafft das nicht mehr. Das heißt, jemand muss sich hinsetzen und einen Spruch für diesen Mist entwickeln. Ha! Mein Doktorvater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass ich meine Forschung dazu verwende, hässliche Sofas zu reparieren."

Padfoot jault und presst seine Schnauze gegen Remus' Knie, dann rutscht er an Remus vorbei, immer noch mit eingezogenem Schwanz, und beschnüffelt das Paket.

„Aufmerksamkeitsspanne eines Dreijährigen" schnaubt Remus und schiebt Padfoot weg, bevor der ein Loch in Papier und Karton beißen kann. „Aber ja, es ist Essen drin. Auch für dich. Mit besten Grüßen aus der Schulküche." Er schnappt das Paket vom Boden und trägt es in die Küche, Padfoot auf den Fersen.

„Na, komm" sagt Remus seufzend. „Ein Stück Wurst für dich, und für mich einen Tee. Zumindest ich hab' mir das jetzt verdient."