Wenn du am wenigsten damit rechnest...

6. Kapitel: In der Liquid Lounge

A/N: Ich hab's geschafft! Das neue Kapitel ist da! Als ich angefangen hab die Geschichte zu planen dachte ich immer, dass diese Kapitel ganz einfach zu schreiben sein wird. Naja, jetzt hab sie ich doch nicht so ganz aus dem Ärmel geschüttelt. Nochmal danke für die Reviews freu!Bin gespannt wie ihrdieses Kapitelfindet, also lasst es mich wissen.

Michael Gray – The Weekend

Etwas mehr als zwei Wochen waren vergangen seit Lily angefangen hatte im Ministerium zu arbeiten. Zwar war das noch nicht genug Zeit, um sich in den endlosen Korridoren auszukennen – dafür verlief sie sich noch entschieden zu häufig - jedoch genug, um etwas mehr Überblick über ihre Arbeit zu bekommen und nicht wegen jeder Kleinigkeit nachzufragen. Das war für sie und Natalie alle mal ein Grund die Nacht unsicher zu machen und auszugehen. „Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal in die Disco gegangen bin."überlegte Lily während sie sich die Haare machte. „Ach, ich bin mir sicher, wenn wir erstmal da sind, dann kommt es dir vor, als ob du nie irgendwo anders gewesen wärst.", grinste Natalie zurück. Sie war froh, dass ihre Freundin die schlimmste Phase ihres Liebeskummers überstanden und jetzt mit der neuen Arbeitsstelle endlich wieder eine Aufgabe hatte.

Als die beiden nach einiger Zeit mit den Haaren und dem Make-up fertig waren begann der ewige Kampf um die richtige Wahl der Kleidung. Wie das nun mal so ist bei Mädels wurden mindestens zehn Möglichkeiten aus dem Schrank geholt und am Ende entschied man sich dann doch für die erste Kombination. So kam es, dass Natalie schließlich ihr rotes Lieblingstop mit kurzen Ärmeln und U- Boot Ausschnitt mit einer dunkelblauen Hose und gefährlich aussehenden roten Stiefeln trug, deren Spitzen unter der Jeans hervorguckten. Dazu kam noch eine silberne Kette mit einem kleinen glitzernden Stein plus die passenden Ohrringe. Natalie sah heute Abend definitiv atemberaubend aus. Lily stand ihr dabei in nichts nach. Sie hatte sich für einen etwa knielangen asymmetrisch geschnittenen schwarzen Rock entschieden mit passenden schwarzen High Heels, deren Riemchen ihre grazilen Beine zur Geltung brachten. Außerdem trug sie ein dunkelgrünes Neckholdertop. Ihre Haare hatte Lily, anstatt sie wie sonst offen zu tragen, geschickt hochgesteckt. Trotzdem umspielten immer noch vereinzelte leicht gelockte rote Strähnen ihr Gesicht. Grüne Ohrstecker glänzten mit ihren smaragdgrünen Augen um die Wette und perfektionierten Lilys' Outfit. Die Party konnte beginnen...

Nachdem die beiden Mädchen etwa eine Viertelstunde in der Schlange vor der „Liquid Lounge" angestanden hatten konnten sie sich endlich ins Getümmel stürzen. Der Hauptsaal des Clubs hatte eine große runde Tanzfläche mit Sitzgruppen rundherum. Die Einrichtung war durchgehend in Blautönen gehalten. An der Decke war eine riesige glitzernde Diskokugel und viele kleine leuchtende Sterne. An zwei Seiten des Raums gab es Theken, an denen die Barkeeper geschickt die Getränke mixten. Die gesamte Disko bestand allerdings nicht nur aus diesem Raum. Nebenan hörte man die Musik nur noch gedämpft und es gab bequeme Sofas und Sessel, damit man sich angenehm unterhalten konnte. Die Stimmung war super und so entschieden sich die Beiden – wie viele der anderen Gäste – erstmal zu tanzen. Der DJ mixte immer wieder zwischen aktuellen Hits und den besten Songs aus den letzten Jahren. Die wenigsten konnten die Tanzfläche verlassen. Schließlich entschlossen sich Lily und Natalie doch zur Bar zu gehen, um sich erstmal Luft zu verschaffen und einen Cocktail zu bestellen.

„Es ist wirklich ganz schön warm, aber trotzdem tut es richtig gut endlich mal wieder unter Leute zu kommen!", sagte Lily während sie sich mit der Hand Luft zufächelte, „Lass uns erstmal sitzen bleiben, ich brauche dringend eine Pause und mein Füße auch."

Natalie nickte ihr nur zu, denn sie nuckelte bereits an dem Strohhalm, der zu ihrem Pina Colada gehörte. Lily bedankte sich gerade beim Kellner, als der ihr ihren Caipirinhia gab, da fragte Natalie sie:

„Sag mal, wie ist James Potter eigentlich so drauf als dein Boss?"

„Wie kommst du denn jetzt darauf?", fragte Lily sie verwundert.

„Vielleicht, weil er gerade in den Club gekommen ist?", stellte Natalie fest.

Lily schaute ihre Freundin etwas verdutzt an, doch diese nickte nur kurz in die Richtung des Eingangs.

Sie lag natürlich nicht falsch. Schließlich hatte Natalie ein weitaus besseres Personengedächtnis als Lily. James kam gerade die Eingangsstufen des Clubs hinab, in Begleitung seiner drei Freunde: Den unverkennbaren Maraudern. Sie setzten sich ohne langes Überlegen sofort an die Theke gegenüber von Natalie und Lily.

Nicht wenige Blicke der weiblichen Gäste galten in diesem Moment Potter und Black. Während James die Aufmerksamkeit gar nicht zu bemerken schien, ja sogar fast etwas abwesend wirkte, sog Sirius die Blicke der ihn anhimmelnden Frauen in sich ein. Er fand sichtbaren Gefallen an der durch ihn erzeugten Reaktion. Etwas mehr im Hintergrund bleiben dabei sowohl Remus, was wohl daran lag, dass er zum einen etwas erschöpft aussah und zum anderen nicht eine so extrovertierte Haltung an den Tag legte, wie seine beiden vorangehenden Freunde. Er wirkte nachdenklicher und gefühlvoller als „Mr. Black" und „Mr. Potter". Trotzdem hatte er etwas anziehendes an sich, vielleicht war es der Hauch geheimnisvoller Unnahbarkeit. Ein kleines Stückchen im Abseits und größtenteils durch Schatten verdeckt (A/N: Geschieht ihm ganz recht ) stand Peter, der – wenn man die vier Freunde als Außenstehender betrachtete – nicht so wirklich ins Bild passen wollte. Remus mochte ruhiger und schüchterner wirken, doch Peter war es wirklich durch und durch. Unscheinbar und stark im Schatten seiner drei, jeder durch seine persönliche Art, hervorstechenden Freunde.

„Sieht Potter bei der Arbeit auch so gut aus?", fragte Natalie einige Momente später, nachdem sie und Lily die gerade Angekommenen betrachtet hatten.

„Also, ... bei der Arbeit trägt er eigentlich eher einen einfachen schwarzen Umhang und ein weißes Hemd.", antwortete Lily nach einem Moment des Überlegens.

„Ich fang langsam an dich um deinen gutaussehenden Chef zu beneiden.", bemerkte Natalie wenig später, als sie feststellte, wie Lily James Potter verstohlen von der Seite aus beobachtete. Der lachte gerade lauthals über etwas, dass Black zuvor gesagt hatte.

„Naja...", schreckte Lily fast auf und schüttelte leicht den Kopf, als wolle sie einen unsinnigen Gedanken vertreiben, „so gut sieht er nun auch nicht aus."

Einige Zeit später erreichte die Stimmung einen neuen Höhepunkt, dank einer ausgewogenen Mischung aus Musik und Cocktails. Der Club war mittlerweile nahe daran aus allen Nähten zu platzen. Natalie und Lily waren zurück auf der Tanzfläche, wo Natalie vor einigen Minuten angefangen hatte mit einem attraktiven Blonden zu flirten. Zuerst hatten sie sich zu dritt unterhalten, doch langsam merkte Lily, dass sie die Beiden wohl besser alleine lassen sollte und beschloss sich trotz des noch zur Hälfte vollen Glases zurück an die Bar zu begeben. Etwas angeknackst wegen dem Verhalten ihrer Freundin drehte sie sich auf der Stelle um und stieß mit jemandem zusammen. Unvorbereitet auf diesem Zusammenstoß, wie sie war, hatte sie gar nicht mehr die Zeit gehabt zu reagieren, weshalb sie dabei auch den – leider roten – Inhalt ihres Glases über ihr Gegenüber geschüttet hatte. Ein Blick nach oben in das Gesicht ihres Opfers zeigte ihr, wessen Hemd sie soeben von der linken Schulter an abwärts durchnässt hatte: James Potter – ihr Boss.

„Verdammte Scheiße!", war das erste, was aus ihr herausspuckte.

„Tut mir wirklich leid. Ich hab bloß-"

„Nicht mit mir gerechnet?", startete James einen Erklärungsversuch. „Scheint fast so, als würden wir zwei dazu neigen uns gegenseitig umzurennen.", bemerkte James nur mit seinem gewinnenden Lächeln.

„Ich sollte in Zukunft wirklich besser aufpassen, wenn ich irgendwie schnell die Richtung wechsel.", versuchte Lily sich erneut zu entschuldigen und für einen Moment machte es fast den Eindruck, als wolle ihre Hand etwas von der Flüssigkeit, die James' Hemd durchtränkte, wegstreichen, aber anscheinend hatte ihre Hand sich das Ganze in letzter Sekunde anders überlegt und hing nun für einen Moment etwas verloren in der Luft herum. Das war immerhin James Potter. Der blond-blauäugige Typ von Frau hätte sich anders verhalten. Aber Lily wollte sich ja schließlich nicht an ihren Boss ranschmeißen...

Er hatte sie schon vor einigen Minuten bemerkt. Vielleicht sogar schon etwas eher, aber da war er sich nicht mehr so sicher. Sicher war er sich allerdings, dass er sie seitdem seltsamerweise immer wieder während der Unterhaltung mit seinen Freunden mit den Augen gesucht hatte. Schwer war das nicht gewesen, sie stach heute Abend definitiv aus der Masse hervor. Lily sah schlichtweg blendend aus. Viel lebhafter und irgendwie strahlender als während der Arbeit. Dort hatte er häufig das Gefühl, dass sie sich unwohl fühlte. Eventuell ließ sich daran etwas ändern und so entschied er sich, während er ihr beim Tanzen zusah, loszugehen und sie auf einen Drink einzuladen. In einem kurzen Moment in dem er mit sich selbst zauderte, passierte es...Und dann stand sie vor ihm, mit entschuldigender Miene, etwas verwirrt wirkend und unweigerlich – doch das sagte ihm nur eine sehr sehr leise Stimme ganz weit hinten in seinem Kopf – liebenswert.

„Was möchtest du trinken?", fragte James freundlich, sein nasses Hemd ignorierte er völlig.

Lily schüttelte zum zweiten Mal an diesem Abend ihren Kopf und fragte: "Wie bitte?"

„Ich habe dich gefragt, was du trinken möchtest?"

„Du musst mir wirkllich nicht-"

„Ich bestehe sogar darauf.", unterstrich James seine Forderung mit einem Lächeln.

„Ich geb ja schon auf!", hob Lily ihre Hände zum Zeichen ihrer Niederlage belustigt und bemerkte auf dem Weg zur Bar: „Wenn ich eher gewusst hätte, dass du nur einen Cocktail über dein Hemd geschüttet haben musst, damit wir unser blödes Sprachproblem lösen, dann hätte ich das schon viel eher gemacht."

„Ist mir ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen, hab eben gar nicht daran gedacht dich mit Ms. Evans anzusprechen. Nach dieser hinterlistigen Attacke hattest du bei mir so an Achtung verloren, dass ich ein "Sie" nicht mehr eingesehen hab!"

Die Ironie und der Gesichtsausdruck mit dem James das alles einerseits ernst und andererseits übertrieben geschwollen vortrug brachte Lily zum Lächeln und brach das Eis.

„Was ist das auf meinem Hemd?"

„Batida Kirsch."

„Gut. Einen Batida Kirsch und einen Wodka Lemon dann!", sprach James den letzten Teil an den Kellenr gewandt.

Das Gespräch zwischen James und Lily verlief wirklich gut. Ihre Unterhaltung war gerade von ihrem Lachen überdeckt, als James ihr erklärte, wie ein Abend wie dieser mit seinen Freunden normalerweise aussah: „Also, Peter sitzt wahrscheinlich schon seit Ewigkeiten in irgendeiner Ecke und schläft tief und fest und ist auch nach langwierigen Verhandlunge nicht zum Aufstehen und Verlassen des Clubs zu bewegen. Moony, also Remus, wurde entweder von einem eigentlich ja ach-so-schüchternen Mädchen angesprochen, dass ihn nie wieder loslassen will, und kriegt langsam die Krise, weil er ja schließlich längst zu Hause sein wollte oder im schlimmsten Fall Sirius von irgendwelchem Blödsinn abhalten wollte. Der widerum hat – Remus ist ja beschäftigt – schon die geballte Ladung Hass einer fies aussehenden Heavy- Metal Crew auf sich gezogen, oder – und das ist nicht weniger gefährlich – den Hass einer zickigen Blondiene auf sich gezogen, weil er ihren Namen vergessen hat während er vergebens versucht hat sie Peter vorzustellen."

Mit einem kurzen Blick über James Schulter hinweg Richtung Tanzfläche stellte Lily in der Tat fest, dass James' Vorraussage bis jetzt bereits auf Peter und Remus zutraf. Nachdem er ihrem Blick amüsiert gefolgt war fragte er sie:

„Mit wem bist du heute Abend hier?"

„Mit Natalie McCutcheon. Wir wohnen neuerdings auch zusammen."

„Ich erinnere mich an sie. Ihr habt euch doch auch schon auf Hogwarts gut verstanden."

„Ja, schon immer. Natalie und ich sind wie Schwestern. Aber Themawechsel: Gehst du oft hier her?"

„Naja, so ab und zu muss ich einfach feiern und wir unternehmen dann was zu viert. Aber, wie du siehst, endet es doch immer ähnlich. Oft sogar damit, dass Sirius vergisst, dass es eigentlich ein reiner Männerabend ist und sich mit einem Mädchen im Arm verabschiedet."

„Solltest du mir leid tun?", fragte Lily ihn leicht neckend.

„Nicht wirklich. Ich beschwer mich ja nicht offiziel."

Lily zuckte unentschlossen mit den Schultern und schaute sich kurz in Richtung Natalie um, doch die war nicht da, wo sie sie vermutet hatte.

„Sag mal, was hast du eigentlich seit Hogwarts gemacht?", fragte James und versuchte die Aufmerksamkeit seiner Gesprächspartnerin wieder zurückzugewinnen.

„Leider nicht ganz das, was ich mir gewünscht habe. Aber ich find es klasse, dass du es schon soweit geschafft hast. Eine eigene Abteilung als Auror, das hätte nicht jeder in der kurzen Zeit geschafft."

„Danke für das Kompliment. Was hattest du denn vor und warum hat es nicht geklappt?"

Lilys Gesichtsausdruck wurde unsicherer, nicht wissend ob sie mit James wirklich über die letzte Zeit reden wollte schaute sie zu Boden.

„Ach, lass uns da jetzt nicht drüber reden. Ist im Moment nicht mein Lieblingsthema."

Wie aus dem Nichts tauchte Natalie neben den Beiden auf:

„Hallo James! Lange nicht gesehen! Hey Lil, sollen wir gleich gehen? Ashley ist eben gegangen und langsam bin ich eher k.o. ."

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet Lily, dass es schon auf drei Uhr zuging. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit mit James vorbeigegangen war.

„Ich glaub ich wird auch mal meine Jungs einsammeln.", stimmte James Natalie zu. „Dann sehen wir uns Montag bei der Arbeit!", fragte er an Lily gewandt.

„Klar. Bis Montag!", nickte sie ihm zu.

A/N: Komm schon, eine kleine Review hat noch keinem geschadet;-) !