8. Kapitel: Countdown für Spanien


Die ersten beiden Wochen im Oktober verflogen nur so und James und Lily arbeiteten immer besser zusammen. Gut durchorganisiert versorgte Lily ihren Chef immer mit allen notwendigen Unterlagen, Terminänderungen und wichtigen Informationen. James schätzte ihre Arbeit und fühlte sich wohl dabei nicht alleine vor dem Wust an Arbeit zu stehen, der in diesen Tagen im Ministerium auf ihn wartete. Lilys Schreibtisch befand sich schon nach einigen Tagen nicht mehr im großen Büro sondern in dem von James – so war es einfach praktischer für beide. Lily war schließlich vor allem für James tätig und dieser wiederum hielt viel von Lilys Urteil und fragte sie dementsprechend oft nach ihrer Meinung. Der Spanienbesuch rückte spürbar näher und damit häufte sich auch die Anzahl der Überstunden, die beide Abend für Abend leisteten. James war zwar für den größten Teil der Aufgaben zuständig, doch Lily unterstützte ihn wann immer es möglich war. So auch diesen Donnerstag Abend:

„Was hältst du von diesem Szenario Lily? Ich kann die Grundrisszeichnung langsam blind aufzeichnen. Da fällen mir die Details gar nicht mehr wirklich auf. Sticht dir sofort ein Fehler ins Auge?", fragte James als er sich müde die Augen rieb und ihr das Papier unter die Nase hielt.

„Na ja, ich bin kein Profi, aber... wäre es nicht besser, wenn auch der Seiteneingang bewacht werden würde? So im Falle eines Angriffs wäre hier", sie zeigte auf eine Stelle der Skizze, „doch einen Schwachstelle für uns und eine klasse Angriffsmöglichkeit für die Todesser!"

Erschöpft sackten James' Schultern zu Boden. „Du hast voll und ganz Recht.", stellte er fest. „Lächerlich, dass ich sowas offensichtliches nicht mehr sehe." Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen, als er sich wieder an den Schreibtisch setzte.

„Das ist doch auch kein Wunder. Du solltest langsam Feierabend machen. Es hat doch keinen Sinn hier noch so spät zu arbeiten, wenn du offensichtlich keine Energie mehr hast um dich zu konzentrieren.", sagte Lily während sie ihn kritisch und besorgt von ihrem Schreibtisch aus betrachtete.

Nachdem James keine wirkliche Reaktion auf ihre letzten Worte zeigte stand Lily kurzerhand auf, zog James von seinem Stuhl hoch, zauberte seine Jacke herbei (‚Accio Jacke'), zog sie ihm an und stellte sich unmissverständlich vor seinen Schreibtisch und die daraufliegenden Papiere.

„Keine Widerrede. Du gehst jetzt nach Hause, schläfst und arbeitest erst morgen wieder!"

Während sie dies sagte stieß sie mehrmals mit ihrem rechten Zeigefinger gegen seine Brust. Zwischen seinen halb geöffneten, halb geschlossenen Augen erkannte James recht deutlich die Bestimmtheit, die in Lilys grünen Augen glänzte. Wäre er nicht so müde gewesen hätte er wohl fast über Lilys einerseits umsorgendes, andererseits autoritäres Verhalten lächeln müssen.

Resignierend hob er die Hände.

„Ich sag ja gar nichts. Außer, dass du genauso nach Hause gehen solltest."

„Hab ich ja auch vor!", meinte Lily im Anschluß daran.

„Gut.", war seine Antwort wobei er in Richtung Tür ging.

„Dann bis morgen!", sagte Lily und ein kleines Lächeln beim Anblick von James in diesem absolut konfusen Zustand entglitt ihr bis ihr Blick schließlich bei seinen charakteristisch in alle Himmelsrichtungen abstehenden Haaren hängenblieb. James selbst merkte davon herzlich wenig, sondern verabschiedete sich flüchtig mit einem „Ja, bis morgen!". Blickte sich dann aber doch noch einmal kurz um, als er schon fast das Büro verlassen hatte, und meinte mit einem kleinen Lächeln:

„Ach Lily?... Danke!"

„Ist kein Problem."

Erst nachdem James außer Hörweite war entwich Lily ein kleiner Seufzer über die Arbeitsgewohnheiten ihres Chefs.

Am nächsten Morgen ging die Arbeit in doppelter Geschwindigkeit weiter. Je näher der Spanienbesuch rückte, desto beunruhigter wurde James bei dem Gedanken nicht alles für den darauffolgenden Gegenbesuch fertiggestellt zu haben. Erschwerend kam hinzu, dass Lily heute früher nach Feierabend machen musste als sonst.

„Ich weiß, wir haben nicht mehr viel Zeit, Lily, aber was hältst du von einer Mittagspause?", fragte James nach einer Stunde besonders konzentriertem Arbeiten in absoluter Stille.

„Wenn ich diese Strategiepläne aus dem Archiv heute noch vollständig für die Präsentation vorbereiten soll könnte es knapp werden.", wiegte sie den Kopf unschlüssig hin und her.

„Weißt du, ich dachte wir könnten auf ein Sandwich in den tropfenden Kessel gehen oder so. Ich wollte mich wegen meines fürchterlichen Zustandes gestern bei dir entschuldigen.", versuchte James sie zu überzeugen.

„Das ist wirklich nett, James, aber ich glaube es wäre besser...", unternahm sie einen Versuch abzulehnen.

„Komm schon, bitte, wir beeilen uns auch!", nahm er erneut Anlauf und strahlte sie mit seinem gewinnenden Lächeln an.

Lilys Kopf befürwortete die Annahme der Einladung und ihr Bauch machte einen überraschenden Purzelbaum als sie James ansah.

Lächelnd stimmte Lily seinem Vorschlag zu und sie erreichten binnen kürzester Zeit den tropfenden Kessel. Tom, der freundliche Wirt des Pubs, begrüßte James – den er anscheinend schon kannte – und Lily – die James ihm vorstellte – und bot ihnen einen schönen Platz an einem der eher seltenen Fenster des tropfenden Kessels an.

„Kann ich euch schon etwas bringen?", fragte Tom zuvorkommend, als James Lily die Jacke abnahm und ihr den Stuhl zurecht schob.

„Ich hätte gerne einen Kürbissaft, wenn das geht.", bat Lily ohne lange zu überlegen.

„Für mich auch.", entschied sich James kurz darauf.

„Kommt sofort.", meinte Tom mit einem letzten Lächeln bevor er zurück hinter die Theke ging.

Als auch James saß erschienen die Speisekarten wie aus dem Nichts vor den Nasen der Beiden. Während sie die Karte studierten fragte James:

„Freust du dich schon auf Spanien?"


„Eigentlich schon. ich hab so viele gute Erinnerungen an das letzte Mal!", blickte Lily etwas unbestimmt aus dem Fenster.

Sie hatte viele Erinnerungen an Urlaube in Spanien. In ihrem Hinterkopf sah sie Chris auf einmal verschwommen wieder. Schwer verliebt waren die Beiden damals für zwei Wochen in Barcelona gewesen. Das hatte sich ja jetzt geändert...

James konnte diesen Blick nicht recht einordnen doch fragte unbeirrt weiter.

„Hört sich so an als ob du schon öfters dort gewesen wärst?"

„Ja, mit meinen Eltern, war ich auch schon mal in den Sommerferien da als ich vierzehn war... Tja, damals...", schien Lily weiter in der Vergangenheit zu schwelgen.

„Muss schön gewesen sein, deinem Gesicht nach zu urteilen."

„Während des Urlaubs hab ich einen Spanier kennengelernt und war total verliebt. Wie das halt mit vierzehn so ist... Wegen ihm hab ich sogar mal angefangen Spanisch zu lernen.", erinnerte sie sich.

„Ernsthaft?", fragte er überrascht.

„Ja, wir haben uns eine Zeit lang geschrieben, aber irgendwie haben wir dann wohl beide das Interesse verloren.", überlegte Lily amüsiert, „Meine Güte, ich war damals aber auch so naiv!"

„Warst du denn schon mal in Spanien?", schreckte Lily plötzlich auf, als ihr unangenehmerweise bewusst wurde, dass sich das gesamte Gespräch nur um sie drehte.

„Nicht wirklich, meine Familie ist ja eine alte Zaubererfamilie und traditionell verbringen wir die Ferien bei Verwandten, die überall verstreut in Großbritannien leben.", erklärte James.

Toms Ankunft samt Getränke unterbrach das Gespräch nur für kurze Zeit.

„Habt ihr euch schon entscheiden?", fragte er die Beiden.

‚Oh... ich hätte mich doch etwas besser mit der Karte beschäftigen sollen!', dachte sich James und entschloss sich kurzfristig für das übliche Schinkensandwich; Lily nutzte die Zeit und entschied sich für ein Putensandwich. Nachdem Tom sich verabschiedet hatte schlug sie vor James in Madrid ein bisschen die Stadt zu zeigen.

„Gerne, das ist 'ne gute Idee! Schließlich bist du hier die Expertin in Sachen Spanien mit deinem Latino Lover.", zog er sie auf.

„Ach komm, das sagt mir DER James Potter. Herzensbrecher von Hogwarts?", gab Lily Kontra.

Beide mussten bei dem Gedanke lachen. James bemerkte wie das Grün in Lilys Augen glitzerte und wie sich die Freude dabei in ihrem Gesicht abzeichnete.

„So schlimm war ich gar nicht! Was kann ich dafür wenn ihr Frauen mich armen Jungen so überbewertet habt?", versuchte James sich gegen ihre Anschuldigungen zu verteidigen.

„Erstmal waren es nicht WIR Frauen. Ich hab mich bei dem Quatsch nämlich rausgehalten. Außerdem erinnere ich mich sehr gut, wie ein gewisser Quidditschspieler immer unheimlich selbstzufrieden nach dem Spiel vom Besen abgestiegen ist um das Bad in er Mädchenmenge zu genießen.", fuhr Lily fort.

Der Gedanke brachte beide zum Lachen und so tauschten sie schon fast vergessen geglaubte Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit aus, die gelegentlich vom anderen kommentiert wurden. Nebenbei, fast unbemerkt, brachte Tom die Sandwiches vorbei.

„Hey, wer geht denn hier zum Lunch ohne mich!", störte jemand – der sich als Sirius entpuppte – plötzlich die scherzhafte Unterhaltung. Lily und James hatten ihn gar nicht hereinkommen sehen, so vertieft in das Gespräch waren beide gewesen.

„Hey Sirius! Schön dich zu sehen!", begrüßte ihn James.

„Du kennst ja Lily?", fügte er hinzu.

„Mensch Lily! Das ist ja lange her! Du siehst toll aus! Wie geht es dir?", umarmte Sirius – der seine Gefühle heute mal wieder stark auslebte – die verdutzte Lily überschwenglich.

„Danke, gut. Und was machst du so ?", stammelte Lily noch etwas überrumpelt von der überraschend herzlichen Begrüßung zusammen.

„Ach, mal dies, mal das. Und du hältst unseren guten James jetzt von der Arbeit ab?", fragte er mit funkelnden Augen weiter, die kurz in Richtung seines besten Freundes flackerten.

James zeigte sich überraschenderweise spürbar argwöhnisch gegenüber den Avancen seines Freundes und funkelte ihn – oder besser Sirius' Rücken – (glücklicherweise?) unbewusst, unbemerkt und ungewohnt misstrauisch an.

„Na ja, nicht ganz.", zog Lily entschuldigend die Schultern hoch. „Eigentlich haben wir ja nicht viel Zeit im Moment.", meinte sie mit einem Blick auf die Uhr.

„Verdammt. Es ist gleich zwei Uhr. James, ich muss doch heute früher los. Am besten ich geh' schon mal und mach die restlichen Papiere fertig, sonst sitzt du heute Abend wieder bis in die Nacht im Büro.", sprach Lily während sie sich schnell Jacke anzog und ihre Handtasche nach ihrem Portemonnaie durchsuchte.

„Es ist zwar schade, dass du schon gehen musst, aber du hast wohl Recht!", stimmte James fast etwas froh zu.

„Und jetzt lass das Suchen nach deinem Portemonnaie, ich dachte ich hätte gesagt, dass ich dich einlade!", meinte James nachdem er gemerkt hatte was Lily vorhatte.

„Okay. Danke James. Bis nachher!", lächelte sie ihn an und wandte sich zu Sirius, „War schön dich wiederzusehen, Sirius. Tschüss!".


Schließlich drehte sie sich um und ließ Sirius mit einem James zurück, der in Gedanken verloren den Platz an dem Lily eben noch gestanden hatte betrachtete.

„Ich muss schon sagen... Lily hat sich gemacht. Wundert mich, dass du bis jetzt noch nicht mehr als die puren Fakten über sie erzählt hast.!", sprach Sirius sichtlich beeindruckt und bemerkte gar nicht James geistige Abwesenheit.

„Also ich an deiner Stelle würde diese Frau jeden Tag zum Lunch einladen!", wurde Sirius etwas deutlicher.

„Entschuldige mal. Lily ist eine Mitarbeiterin und mir untergeordnet!", schüttelte James über die Verhaltensweise seines Freundes den Kopf.

„Das hat dich doch sonst auch nicht so leicht abschrecken lassen?", erinnerte ihn Sirius.

„Ja, aber Lily ist doch nicht einfach irgendein Mädchen für ein paar Nächte!", empörte sich James immer mehr.

„Nicht? Was denn dann?", fragte Sirius interessiert mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem zufriedenen Lächeln.

„Lily ist... Sie ist... Lily… hätte so etwas einfach nicht verdient. Sie ist nett und hilfreich und macht ihre Arbeit unheimlich gut.", schloss James recht unsicher und mit überlegenden Blicken in alle Richtungen, nur nicht in die Augen seines besten Freundes.

Sirius musste indessen mit Mühe ein Lachen unterdrücken. Als er den tropfenden Kessel betreten hatte, war ihm schon im ersten Moment die behagliche Atmosphäre zwischen seinem Freund und dessen rothaariger Begleiterin aufgefallen. Der Umgang der Beiden schien unheimlich vertraut und doch – so stelle Sirius nach einigen Momenten fest – kannten sich James Potter und Lily Evans eigentlich nicht sonderlich lange oder gut. Trotzdem machte es für einen Außenstehenden den Eindruck als ob die Beiden alte Sandkastenfreunde wären. Um herauszufinden in wie weit er bei seinen Beobachtungen richtig gelegen hatte genügte ihm der kurze Blick in James' Augen während er Lily begrüßte und das offensichtliche Gestammel seines Freundes einmal auf Lily angesprochen. Na das würde ja eine Zusammenarbeit werden.

Während James und Sirius ihren Lunch langsam beendeten, arbeitete Lily bereits wieder auf Hochtouren im Büro. Sie trug Akten hin und her, ordnete Zeichnungen auf James' Schreibtisch, beantwortete in Form von Memos eingetroffene Anfragen anderer Abteilungen und und und…

Die ganze Zeit über – auch wenn sie sich selbst dessen nicht bewusst war – summte sie vor sich hin; leise, ruhig und verträumt. Im Gegensatz dazu wurde ihr Arbeitsverhalten immer hektischer und unruhiger. Wahrscheinlich sogar wegen diesen brauen Augen, die ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten.

Sie stand gerade vor James' Schreibtisch – mit dem Rücken zur Tür – und ging einige Papiere durch, als sie selbst immer unaufmerksamer wurde und in Gedanken versank. Noch im Gespräch mit Sean Thompson, der im großen Büro saß, betrat James rückwärts gehend das Büro. Er hatte gerade die Unterhaltung beendet und die Tür geschlossen, als er innehielt – Lily hatte seine Anwesenheit noch gar nicht bemerkt – und einen Schritt rückwärts ging bevor er sich zu seinem Schreibtisch umdrehen wollte. Und schon war es passiert, ein Stoß gegen den Rücken weckte Lily unsanft aus ihren Gedanken und der weiche Widerstand den James seltsamerweise gespürt hatte irritierte ihn. Schnell reagierte Lily und drehte sich um und versuchte die Situation zu begreifen. James, der ebenso überrumpelt gewesen war hielt Lily, deren Augen wahllos durch den Raum zu wandern schienen, mit beiden Händen fest, als er das Gefühl bekam, dass seiner Assistentin etwas schwindelig wurde. Nichts ahnend, dass sie ihm eines Tages den Grund für ihren Schwindel genauer erklären würde. Besorgt blickte er in ihre verwirrten Augen...


Langsam realisierte Lily die Vorgänge der letzten 15 Sekunden und konnte sich dennoch nicht wirklich von dem Blickkontakt mit ihrem Chef lösen. In seinen Augen waren lauter goldene Sprenkel, die die schönen braunen Augen noch mehr glänzen ließen und seine Wimpern waren so lang und schwungvoll. Sie hätte ewig so stehen bleiben können. Erst langsam wurde ihr klar, wie nah sie ihm war...

A/N: Cliffhanger! Das wollte ich schon so lange ausprobieren! Mich würde mal interessieren, was ihr von den Liedtexten haltet und ob ich das fortsetzen soll oder nicht. Also wäre es toll, wenn ihr eine Review hinterlassen würdet. Gerne auch mit konstruktiven Verbesserungsvorschlägen! Ach ja, und was glaubt ihr... Wie geht es wohl weiter? ;-)

Jas: Du hast schon Recht, sie sollten sich öfter duellieren, aber ich glaube, dass es schwierig wird, dass auch immer mit in die Geschichte reinzubringen...mal schauen...schreibe diese Duelle nicht so gerne. Das dauert immer ewig obwohl dabei nur ein paar Sätze rauskommen. Wurde ja auch Zeit, dass sie aufhören sich zu siezen. War ja selbst genervt davon, aber sonst würde es ja auch nur halb so toll sein, dass sie jetzt gut miteinander auskommen. Also das Lily mitkommt war nicht wirklich James Idee (auch wenn es irgendwie süß wäre). Nein, alle Assisstentinnen die in den zuständigen Abteilungen arbeiten(kann das Wort nie richtig schrieben)kommen mit. Trotzdem wird sich James noch freuen, dass Lily mitkommt... Danke, dass du so regelmäßig reviewst! freu

A/N: Es gilt das gleiche wie für Kapitel 7. Jetzt wieder ohne Songtexte!