Zweiter Tag:
Begegnungen
Am nächsten Morgen wurde Sirius von einem seltsamen Geräusch geweckt. Es dauerte eine Weile, bis er herausfand, dass es von Remus kam, der gleichmäßig mit einem leisen „Pffff…" ausatmete. Sirius lachte leise und kroch aus seinem Schlafsack.
Als er ins Freie trat, schauderte er einen Moment. Die Luft war noch ganz kalt und hinter dem Wald konnte er die Morgendämmerung erahnen. Es musste ziemlich früh sein.
Doch da er hellwach war, ging Sirius nicht zurück in das warme Zelt, sondern lief das kurze Stück bis zum See hinunter. Es war wunderschön. Das Wasser lag ganz ruhig da, die Bäume rauschten friedlich und nur ein paar Vögel durchbrachen die Stille mit ihrem Gesang.
Vorsichtig machte Sirius einen Schritt ins Wasser.
Es war eiskalt, aber nach einem kurzen Moment setzte er auch den zweiten Fuß ins Wasser. Langsam ging er im knöcheltiefen Wasser weiter. Es war einer der wenigen Momente, in denen er vollkommen zufrieden war. Sirius beugte sich herunter und ließ auch seine Hände durch das Wasser gleiten. Es war mit einem Mal gar nicht mehr so kalt, wie er am Anfang gedacht hatte. Kurz entschlossen zog er seine Boxershorts aus und warf sie ans Ufer. Es sah ihn hier sowieso niemand. Anschließend sprang er mit einem Satz ins Wasser. Es dauerte einen Moment, bis er nach dem Auftauchen wieder Luft bekam. Er atmete ein paar Mal tief durch und fing an, mit ruhigen Zügen zu schwimmen.
Erst, als er langsam zu frieren begann, schwamm Sirius wieder an Land und wedelte ein bisschen mit den Armen, um wenigstens etwas trocken zu werden.
Plötzlich hörte er in dem Busch neben sich ein Geräusch.
Sirius drehte sich interessiert um.
Vielleicht war da ja ein Tier, das er beobachten konnte.
Doch stattdessen stand er Remus gegenüber. Er zuckte leicht zusammen.
„Oh, guten Morgen", meinte er dann, nachdem er sich wieder gefasst hatte.
Remus starrte Sirius an. Er war mit einem Mal rot angelaufen.
„Du…äh… du hast nichts an", brachte er schließlich heraus.
Sirius lachte.
„Ich war schwimmen", antwortete er, „Und da sowieso niemand da war…"
Remus nickte, doch er sah immer noch verstört aus.
„Jetzt …jetzt ist aber jemand da", sagte er leise.
Sirius schaute sich suchend um, bis er verstand, dass Remus mit dem „jemand" bloß sich selbst gemeint hatte.
„Oh", entgegnete er etwas verwirrt, „aber du bist ja nicht fremd und auch kein Mädchen. Also ist es doch kein Problem, oder?"
Trotzdem griff er nach seinen Shorts.
Remus sah auf den See. „Nein, kein Problem", murmelte er geistesabwesend.
Richtig glaubwürdig klang er dabei aber nicht.
Später beim Frühstück war Sirius aus Remus' seltsamem Verhalten immer noch nicht schlau geworden. Sie hatten nun sechs Jahre im gleichen Schlafsaal gewohnt und es war nie etwas dabei gewesen, sich auch mal unbekleidet zu sehen. Das ließ sich ja gar nicht vermeiden.
Nachdenklich biss Sirius in sein Brötchen und war so in Gedanken, dass er noch nicht einmal Zeit hatte, sich über James und Lily aufzuregen, die sich gegenseitig fütterten.
Als er aufschaute und zu Remus hinüber sah, sah dieser sofort weg.
Resigniert zuckte Sirius mit den Schultern.
Das war ja ein toller Urlaub.
James hatte für nichts anderes Augen als für Lily und nun wich Remus ihm auch noch aus. Sirius' gute Laune, die er sich noch von dem schönen Morgen bewahrt hatte, verschwand schlagartig.
Der restliche Tag verlief in derselben seltsamen Stimmung.
Lily und James nahmen die Außenwelt um sich herum kaum wahr und Remus hatte sich direkt nach dem Frühstück in eines seiner Bücher vergraben.
„Ich gehe mich mal ein bisschen umsehen", kündigte Sirius schließlich an, um der Situation wenigstens für kurze Zeit entfliehen zu können.
Ohne ein besonderes Ziel vor Augen zu haben, ging er in den Wald. Es war wieder wunderbar ruhig und die Sonne schickte goldene Strahlen durch das grüne Blätterdach, doch diesmal konnte sich Sirius nicht daran erfreuen.
Das hier war die Zeit, auf die er sich nun über ein halbes Jahr gefreut hatte.
Er war davon ausgegangen, dass es die beste Zeit seines Lebens sein würde. Doch statt Spaß mit seinen drei besten Freunden zu haben, lief er nun alleine durch den Wald.
Nach einer Weile kam Sirius an eine Lichtung, an deren Rand er eine kleine Hütte entdeckte.
Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, ging er hin. Es war ein relativ heruntergekommener Schuppen, in dessen einer Ecke ein paar Heuballen lagen. Sirius setzte sich darauf. Vielleicht war es am klügsten, es einfach zu lassen und den Urlaub abzubrechen?
Das Problem war nur, dass er nicht wusste, wohin er dann gehen sollte. Er hatte sich letztes Jahr, nachdem er von seinen Eltern weggelaufen war, geschworen, dass er sein Zuhause nie wieder betreten würde. Dorthin wollte er auf keinen Fall. Doch zu James, bei dem er seit seiner Flucht die Ferien verbracht hatte, konnte er auch nur schlecht gehen, wenn James nicht dabei war.
Er hatte sowieso vorgehabt, sich in diesen Ferien nach einer kleinen Wohnung umzusehen, aber wo sollte er hin, bis er etwas Passendes gefunden hatte?
Sirius seufzte. Es gab keine andere Möglichkeit, als die knappe Woche auszuhalten und danach mit James zu den Potters zurückzukehren.
„Wo warst du so lange?", fragte Remus, als Sirius am späten Nachmittag wieder am Lagerplatz ankam.
„Mich umsehen", sagte Sirius kurz angebunden und kroch in das Zelt, um etwas zu essen zu suchen. Nach einer Weile musste er jedoch feststellen, dass die Vorräte, die sie gestern noch hier gelagert hatten, spurlos verschwunden waren.
„Falls du unser Essen suchst, das hat Lily", sagte Remus plötzlich.
„Dann kann ich ja lange suchen", antwortete Sirius etwas gereizt und wollte aus dem Zelt kriechen.
„Ich würde da jetzt nicht rüber gehen", hielt ihn Remus zurück, der Sirius Plan scheinbar durchschaut hatte, „Du könntest ungelegen kommen…"
„Ich hab aber Hunger", gab Sirius schlecht gelaunt zurück.
„Hier, ich hab noch ein Brötchen von heute morgen und ein paar Kekse, die kannst du haben", sagte Remus versöhnlich und schob Sirius die Sachen herüber.
„Danke", antwortete Sirius und bediente sich schnell.
„Wieso bist du nicht zum Mittagessen gekommen?", fragte Remus neugierig, „Wir haben gegrillt. Das wäre besser gewesen als ein halb vertrocknetes Brötchen."
„Ich musste mal raus hier", murmelte Sirius undeutlich und schluckte.
Remus nickte nur und sah Sirius dann einen Moment lang nachdenklich an.
„Tut mir Leid wegen heute Morgen", sagte er auf einmal, „Ich hab mich irgendwie idiotisch benommen." Er sah Sirius fest in die Augen und lächelte unsicher.
Sirius zögerte einen Moment, doch schließlich lächelte er zurück.
„Schon okay", entgegnete er ruhig und war insgeheim sehr erleichtert. Zumindest diese Angelegenheit war aus der Welt.
„Gehen wir schwimmen?", fragte Remus versöhnlich.
Sirius nickte und suchte nach seinem Handtuch.
Wenige Minuten später waren beide Jungen im Wasser.
„Wer zuerst bei dem Baum dort hinten ist!", rief Remus übermütig und fing an zu schwimmen. Sirius hechtete hinterher und wunderte sich bald darüber, wie schnell Remus war. Es war ihm nie aufgefallen, dass Remus so sportlich war. Ziemlich erschöpft kam Sirius kurz nach Remus an der Trauerweide an, deren dichte Zweige bis ins Wasser ragten. Vorsichtig schob Remus den grünen Vorhang auseinander.
„Hey, es ist total schön hier drinnen", rief er Sirius zu, „Komm doch auch mal rein!"
Sirius folgte bereitwillig und musste feststellen, dass Remus nicht übertrieben hatte. Unter dem Baum war es wie in einer gemütlichen, grünen Höhle.
Er schwamm zu Remus, der sich im knietiefen Wasser hingesetzt hatte.
„Du warst ganz schön schnell", sagte Sirius anerkennend und ließ sich neben Remus nieder.
Remus lachte.
„Irgendwo für muss es ja gut sein, dass ich Werwolf bin", meinte er und zuckte mit den Schulter, „Zumindest habe ich vernünftige Muskeln."
Er beugte seinen Arm und spannte ihn an. Tatsächlich schaute das, was Sirius da sah, überhaupt nicht nach dem Arm eines Jungen aus, der die meiste Zeit in der Bibliothek verbrachte.
Sirius wunderte sich, warum er das nie bemerkt hatte.
„Hey, hat es dir die Sprache verschlagen?", fragte Remus und schaute Sirius an, der gerade gedankenverloren auf eine von Remus' Narben gestarrt hatte.
Sirius schreckte auf und zeigte auf die Narbe, die sich quer über den Arm zog, den Remus ihm gerade gezeigt hatte.
„Warst du das auch selbst?", fragte er, obwohl er die Antwort kannte.
Remus nickte nur und sah mit einem Mal sehr bedrückt aus.
„Hässlich, oder?", meinte er leise, „Da nützen die Muskeln auch nichts, um es zu verbergen…"
Sirius fühlte sich schuldig.
„So war das nicht gemeint", antwortete er und wusste, dass das keine angemessene Entschuldigung war.
„Schon okay", sagte Remus, „Man gewöhnt sich irgendwann daran, dass die Leute einen anstarren."
Sirius schüttelte den Kopf.
„Nein, ich…ich wollte dich nicht anstarren", entgegnete er und sah Remus in die Augen, „Ich habe eigentlich nur zufällig dorthin geschaut, weil ich über etwas nachgedacht habe. Die Narbe habe ich zuerst gar nicht gesehen."
„Aber du hast doch danach gefragt", sagte Remus.
„Ja, schon", gab Sirius zu, „Aber eigentlich habe ich bloß darüber nachgedacht, dass ich nie bemerkt habe, was für Muskeln du hast. Ich hab dich immer für einen totalen Stubenhocker gehalten. In Hogwarts warst du ja auch fast nie mit schwimmen."
Remus sah wieder etwas glücklicher aus.
„Ich will nicht, dass mich alle anstarren", erklärte er ruhig, „Deshalb gehe ich nur dann mit ins Wasser, wenn sonst keiner in der Nähe ist."
Sirius nickte und schaute nach vorne, wo ein paar Sonnenstrahlen durch die dichten Zweige schienen. Er folgte den Strahlen mit den Augen und stellte fest, dass einer davon auf Remus' Schulter endete. Die noch nasse Haut glitzerte in dem Sonnenlicht. Es sah aus wie ein besonders weicher und wertvoller Stoff, der mit lauter kleinen Edelsteinchen durchzogen war.
„Du starrst mich ja schon wieder an", bemerkte Remus nach einer Weile.
Sirius riss sich von dem Anblick los.
„Das sieht aus wie Seide", murmelte er noch immer abwesend.
„Was?", fragte Remus verwirrt.
„Deine Haut in der Sonne", antwortete Sirius nun etwas klarer und zeigte auf die sonnenbeschienene Stelle.
Remus folgte seinem Blick und lächelte.
„Findest du?"
Sirius nickte und wies mit dem Finger auf einen Wassertropfen.
„Und das da ist ein Diamant", erklärte er ernst.
Remus sah ihn einen kurzen Moment ausdruckslos an. Doch noch bevor Sirius seinen Finger zurückgezogen hatte, griff er danach. Er führte den Finger immer näher an den Wassertropfen, bis Sirius ihn berührte und das Wasser an dem ausgestreckten Finger entlang lief.
„Ein flüssiger Diamant", flüsterte Remus.
Er hatte Sirius' Hand noch immer nicht losgelassen und führte sie noch näher an sich heran, bis die ganze Hand auf seiner Schulter lag.
Keiner der beiden sagte einen Ton, bis plötzlich ein Arm durch das Blätterdach reichte und Lilys Stimme ertönte.
„Hey, James, ich hab eine tolle Stelle gefunden!", rief sie und ihr Kopf tauchte zwischen den Ästen auf.
Sirius, der seine Hand immer noch nicht weg bewegt hatte, sah erschrocken von Remus zu Lily, die die beiden Jungen mittlerweile auch erblickt hatte.
Ihr stand nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sie nicht damit gerechnet hatte, hier auf Leute zu treffen.
„Ach, ihr seid das bloß", sagte sie erleichtert, nachdem sie Remus und Sirius erkannt hatte. Schnell zog Sirius seine Hand zurück.
„Bleib ruhig hier", rief er Lily zu, die gerade Anstalten machte, wieder zu verschwinden, „Wir wollten sowieso gerade wieder an Land gehen, oder Remus?"
Remus nickte nur und folgte Sirius, der an Lily vorbeigeschwommen war, um die grüne Höhle zu verlassen.
Als sie wieder am Ufer waren, wickelten sich die beiden Jungen schnell in ihre Handtücher.
„Das ist unsere Chance, an etwas Essbares zu kommen", meinte Remus grinsend, „Die beiden werden hier bestimmt so schnell nicht auftauchen."
Sirius lachte. Doch ganz bei der Sache war er nicht, als sie schließlich dabei waren, ein paar Würstchen von ihrem Gefrierzauber zu befreien, um sie grilltauglich zu machen.
Immer wieder hatte er das Bild von Remus' nasser Haut vor Augen und manchmal kam er nicht umhin, die Schulter noch einmal kurz anzusehen.
Sirius stellte fest, dass die Haut auch trocken sehr hübsch aussah. Sie war nicht so blass wie im Winter, sondern leicht gebräunt und zarte, kleine Härchen standen ab und schimmerten im Licht. Unter der Haut sah Sirius ein paar Blutgefäße und das leichte Spiel der Muskeln, als Remus dabei war, etwas Feuerholz aufzulegen.
„Du willst mir nicht zufällig helfen, oder?", fragte Remus amüsiert, als er bemerkte, dass Sirius nur gedankenverloren die Rinde von einem Zweig knibbelte, anstatt ihn auf die Feuerstelle zu legen.
„Oh, doch, eigentlich schon", antwortete Sirius und legte den Zweig weg. Zu zweit hatten sie das Feuer schnell angezündet. Als es nicht mehr zu verlöschen drohte, ging Remus schnell ins Zelt und zog sich trockene Sachen an. Nachdem er wieder da war, tat Sirius es ihm gleich.
Remus hatte in der Zeit schon zwei Würstchen auf Stöcke gespießt und hielt einen davon Sirius hin.
„Hier, du musst ja heute noch was Anständiges zu essen bekommen", meinte er lächelnd und hielt sein Würstchen über die Glut. Wieder saßen sie eine ganze Zeit lang bloß schweigend da. Das Feuer knisterte leise und aus der Entfernung war einmal kurz Lilys Lachen zu hören.
Sirius dachte nach, während er das Würstchen über dem Feuer wendete.
Wie schnell sich dieser Tag doch zum Besseren gewendet hatte.
Remus redete wieder mit ihm. Und nicht nur das. Sie waren schwimmen gewesen und es war wirklich schön. Es hatte ihm plötzlich gar nichts mehr ausgemacht, dass James nicht dabei gewesen war und es störte Sirius auch jetzt nicht im Geringsten, dass er fehlte. Er fand es sogar sehr angenehm, hier nur mit Remus zu sitzen und er ertappte sich erneut dabei, wie er den Freund anschaute. Wieso war es ihm bloß früher nie aufgefallen, dass Remus so gut aussah? Natürlich waren da die Narben. Aber da war auch diese schöne Haut, diese bernsteinfarbenen Augen und seine schlanken Finger…
„Seltsam", murmelte Sirius zu sich selbst.
„Bitte?", fragte Remus.
„Nichts, ich hab nur laut gedacht", entgegnete Sirius und biss in sein Würstchen, das mittlerweile fertig war.
„Das kann jeder sagen", lachte Remus, „woran hast du denn so laut gedacht?"
„Dass der Tag doch noch schön geworden ist", antwortete Sirius nicht ganz unwahrheitsgemäß.
„Wieso hast du das denn bezweifelt?", wollte Remus wissen.
Sirius zögerte.
„Na ja, wegen James und Lily…und weil du heute morgen auch so komisch warst", sagte er schließlich.
Remus nickte.
„Ich war irgendwie…na ja, überrascht dich zu sehen…dich so zu sehen. War dumm von mir", entgegnete er ruhig.
Sirius winkte ab.
„Ist schon gut."
Remus lächelte ihn an. Die Farbe dieser Augen ist wirklich erstaunlich, dachte Sirius.
„Die sind so, seit ich ein Werwolf bin", beantwortete Remus die nicht gestellte Frage, „Vorher waren sie grau, ungefähr so wie deine Augen."
„Ich finde die Farbe schön", bemerkte Sirius, „Ich finde deine Augen überhaupt schön."
Es wurde ihm erst zu spät klar, wie das gerade geklungen haben musste.
„Wirklich?", fragte Remus und sah Sirius erstaunt an.
Sirius nickte und Remus lächelte nun noch mehr als zuvor.
Diese Augen…
Sirius riss sich mit aller Kraft von dem Anblick los und wühlte in seinem Kopf nach einem unverfänglichen Thema. Er wählte schließlich die letzte Quidditchmeisterschaft.
Während sie sich darüber unterhielten, ob Adams ein guter Treiber war und ob James vor dem letzten Spiel nicht unerträglich gewesen sei, verging die Zeit und es wurde dunkel. Irgendwann kamen Lily und James aus dem Wasser zurück und setzten sich kurz zu Remus und Sirius, um etwas Brot über dem Feuer zu rösten und sich aufzuwärmen. Doch bald gingen sie in ihr Zelt.
„Vielleicht sollten wir auch schlafen gehen", murmelte Remus leise und streckte sich ausgiebig.
„Vielleicht", stimmte Sirius zu, „Aber eigentlich ist es gerade gemütlich, oder?"
Remus nickte.
„Ich könnte unsere Decken holen und wir bleiben hier noch ein bisschen liegen", schlug Sirius vor.
„Gute Idee", antwortete Remus schläfrig.
Schnell kroch Sirius ins Zelt und schnappte sich ihre zwei Wolldecken.
„Das ist sogar noch besser als das Kaminfeuer in Hogwarts", sagte er, nachdem er sich in seine Decke eingewickelt hatte. Remus kuschelte sich ebenfalls ein und lehnte sich an einen Baumstamm zurück. Sirius versuchte währenddessen, aus einem Zipfel seiner Decke ein annehmbares Kissen zu formen.
„Du kannst dich auf meine Beine legen, wenn du willst", sagte Remus, nachdem er Sirius' Bemühungen eine Weile verfolgt hatte.
„Gute Idee", nickte Sirius und bettete seinen Kopf auf Remus' Oberschenkel.
„Du bist gemütlich, weißt du das?", fragte er und schaute zu Remus auf.
Der lachte. „Seltsames Kompliment…"
„Nein, ehrlich", sagte Sirius und gähnte, „Du bist warm…und weich…und…"
Was er noch war, erfuhr Remus nicht mehr. Sirius war auf seinem Schoß eingeschlafen.
Irgendetwas war da. Verschlafen schlug griff sich Sirius an den Kopf, wo ihn etwas gekitzelt hatte. Doch anstelle eines Insekts spürte er plötzlich eine Hand unter seinen Fingern, die sich ihm aber sofort entzog.
Er schlug die Augen auf und brauchte einen Moment, um zu realisieren, wo er eigentlich war.
„Sorry, ich wollte dich nicht wecken", hörte er Remus' Stimme über sich.
Da fiel es ihm wieder ein. Er musste auf Remus' Schoß eingeschlafen sein.
„Wie lange liege ich schon hier?", fragte er Remus schlaftrunken.
„Ungefähr zwei Stunden", antwortete Remus.
„Oh", bemerkte Sirius erstaunt, „Wieso hast du mich nicht geweckt und ins Bett geschickt? Das muss doch super unbequem für dich gewesen sein, hier an diesem Baumstamm zu lehnen und meinen schweren Kopf auf den Beinen zu haben."
Remus lächelte.
„Na ja, meine Beine sind eingeschlafen und mein Rücken tut auch ein bisschen weh. Aber ich wollte dich nicht wecken", meinte er ruhig.
„Ach, das hättest du aber machen können", entgegnete Sirius und setzte sich auf, „Komm, wir gehen in unser Zelt."
Remus nickte und ließ sich von Sirius aufhelfen.
Doch im Gegensatz zu Sirius, der, sobald er im Zelt lag, wieder eingeschlafen war, blieb Remus noch lange wach liegen.
o
