Es
war ein kühler Windhauch, der über seinen Rücken
strich und ihn erwachen ließ. Verschlafen rieb er sich die
Augen und warf einen Blick zu den großen Fenstern, die eine
ganze Teilseite seines Schlafgemachs füllten. Der Himmel war
grau bedeckt und die Wolken hingen tief. Er ahnte, dass es wieder
Regen geben würde, wie schon seit vielen Tagen. Ein erneuter
Windstoß ließ ihn erschaudern. Er zog sich seine weiche
Decke bis zu den Schultern hoch und kuschelte sich näher an die
kleine Person, die vor ihm in seinen Armen lag und friedlich schlief.
Die Blätter der vielen Bäume des verbotenen Waldes
rauschten und die alten, schweren Äste knarrten tief, während
sie sich schwerfällig im Wind bewegten. Entspannt lauschte er
der Natur und betrachtete das Gesicht seiner Liebsten.
Sie hatte
ein schönes, ebenmäßiges Gesicht und weiche Haut mit
einigen zarten Sommersprossen. Er strich ihr einige Strähnen
ihres goldbraunen Haares aus dem Gesicht, und hauchte einen Kuss auf
ihre Wange. Ihre Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln.
Tagebuch
Wie
gerne würde ich deinen warmen Atem in meinem Nacken spüren,
ein
Erschauderndes Gefühl erleben und daran zugrunde gehen.
Wie
gerne würde ich deine zarten Lippen spüren,
ein
wahres Feuerwerk in meinem Bauch wahrnehmen.
Wie
gerne würde ich deine Finger auf meiner erhitzten Haut spüren,
ein
kribbeln würden sie hinterlassen, sich erstrecken noch über
Stunden.
Doch
vergönnt ist uns, diese Leidenschaft,
denn
in zweisamer Einsamkeit werden wir gehalten in einem goldenen Käfig.
Tagebuch Ende
Langsam erhob er sich aus seinem Bett und streckte sich erst einmal genüsslich. Das Murren, was er hinter sich hören konnte, ließ ihn vermuten, dass seine Geliebte eindeutig was dagegen hatte, schon jetzt auszustehen. Halb drehte er sich um und konnte seiner Vermutung Recht geben. Sie hatte sich nur auf ihren Unterarm gestützt und funkelte ihn leicht böse an. Mit einem Unschuldslächeln legte er sich so wieder unter die Decke, wobei sie sich sofort wieder an ihn kuschelte. Sanft legte er seine Arme um sie, drückte sie eng an sich. Ihr Atem strich seine Brust und ihre Finger strichen langsam seinen Rücken hinauf, bis zu seinem Nacken, wo sie begannen ihn leicht zu kraulen. Zufrieden seufzte er, schloss die Augen und genoss die nicht all zu oft vergebenen Liebkosungen.
Tagebuch
Mein
Herz so schwer,
mein
Leben so leer.
Ich
wünscht immer wärst du nur bei mir,
immer
will ich sein bei dir.
Ohne
dich hat mein Leben kein Sinn,
auch
wenn ich dir nicht versprochen bin.
Lieben
will ich dich für immer,
verlassen
werde ich dich nimmer.
Tagebuch Ende
Sie
waren in einen Leidenschaftlichen Kuss verfallen, gaben sich einander
hin. Nichts sollte es je vermögen sie zu stören….
Behutsam
rollte er sich über sie, bedeckte ihren bloßen Oberkörper
mit heißen Küssen. Das sanfte Stöhnen ihrer ließ
ihn weiter wandern. Er verwöhnte ihre Rippen, küsste ihren
Bauch, umspielte ihren Bauchnabel.
Sie
verkrallte sich in seinen Haaren, ließ ihn machen.
Nichts
sollte es je vermögen sie zu stören…
Er
drückte seine Lenden fest gegen ihre Hüften, zeigte sein
Wollen. Voller Lust stieg sie darauf ein, hob ihr Becken, schmiegte
sich an ihn.
Langsames
Bewegen seines Unterleibes ließ sie erstöhnen. Das Feuer
ihrer Leidenschaft loderte heiß, steckte alles in Brand und
verbreitete sich schnell. Ihre Körper waren eins, ihre Seelen
verschmolzen.
Nichts
sollte es je vermögen sie zu stören…
Tagebuch
Jede
Nacht mit dir so heiß,
einmalig,
verboten, ich weiß.
Doch
ich kann es einfach nicht mehr lassen,
kann
nun nach meinen Träumen fassen.
Deine
Lust und deine Liebe,
widerspiegeln
meine Triebe.
Ewig
eins will ich mit dir sein,
du
bist auf ewig mein!
Tagebuch Ende
Fertig eingekleidet und gewaschen stand er auf den großen Balkon. Seine Arme abgestützt auf dem Geländer beugte er sich über dieses hinaus und atmete tief die frische Herbstluft ein. Eine wunderschöne Frau, mit Haut, ähnlich Porzellan näherte sich ihm. Ihre Lippen rot gemalt, ihre Haare pechschwarz. Sie lehnte sich neben ihn an das Geländer und schaute ihm ohne jegliche Mimik in die Augen. Seine Lippen verzogen sich und er machte einen ernsten Eindruck. Sie redete pausenlos auf ihn ein, sprach ununterbrochen von der Hochzeit, machte ihn auf die Hochzeitsnacht aufmerksam. Doch es interessierte ihn nicht, seine Gedanken weilten einstweilig bei seinem wunderschönen Engelchen.
Tagebuch
Das
Gesicht, Porzellan so gleich,
die
Farbe der Haut, so bleich.
Rot
gemalt die vollen Lippen,
zusammengeschnürt
sind ihre Rippen.
Adlige
Frau, ist mir versprochen,
ich
habe diesen Schwur gebrochen.
Lieben
wollte ich sie nie und nimmer,
doch
meine Wehr machte es schlimmer.
So
heirate ich sie, hintergehe sie mit dir,
doch
wichtig ist, du bist bei mir.
Tagebuch Ende
Er hatte sich in den großen Speisesaal zurückgezogen, nahm zusammen mit seinem Vater eine Mahlzeit ein, schwieg. Gleich nachdem er fertig gespeist hatte, verließ er den Palast, sattelte sein Pferd und ritt fort. Sicher traf er sie an Fluss, so war sein einziger Gedanke. Und in der Tat fand er sie dort vor. In einem dunkel grünem Gewand gekleidet, die Haare mit einem schwarzen Band zurück gebunden, Dreck im Gesicht. Ihre Hände voll Schmutz und ihre Lippen im natürlichen Rot.
Tagebuch
Deine
Gestallt so unnahbar und rein,
will
ich immer bei dir sein.
Nicht
vergönnt die unsre Liebe,
egal
wie viele Gedichte ich schriebe.
Von
ganzem Herzen liebe ich dich,
sag
mir… liebst du mich?
Tagebuch Ende
Sie hatte ihn bemerkt, war aufgestanden und hatte sich mit dem Handrücken über das Gesicht gestrichen. Langsam schritt er zu ihr, löste ihre gebundenen Haare, zog sie zu sich und hauchte ihr einen Kuss auf. Doch sie schien es nicht zu wollen, denn kurz nachdem drehte sie sich um und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Seine Augen schlossen sich für einen Moment verletzt, doch dann öffnete er sie wieder und kniete sich neben sie. Sie wusch Wäsche, lumpige, von Ratten angefressene Wäsche. Und doch schien sie in ihren Hände schöner als jeder Edelstoff. Er fasste ihr unters Kinn, drehte ihren Kopf vorsichtig in seine Richtung und schaute ihr tief in die Augen.
Tagebuch
Tränen
über dein Gesicht fließen,
als
wenn sie sich nicht halten ließen.
Ein
schluchzen aus deinem Mund,
war
für mich des Endes kund.
Du
warst nicht länger bereit für mich,
doch
ewig lieben werd' ich dich!
Tagebuch Ende
Schnell ritt er mit seinem Pferd zurück, lief überstürzt in sein Gemach und schloss die Tür hinter sich. Langsamen Schrittes ging er zu dem Bett, legte sich ebenso langsam darauf. Er strich über die Matratze, auf der sie bis vor kurzen noch gelegen hatte, erinnerte sich an jede Einzelheit ihrer gemeinsamen Nächte. Doch nichts wollte sein Empfinden aufheitern, alles ließ ihn nur noch mehr verzweifeln. So sehr geliebt hatte er sie, es grenzte schon an Besessenheit. Er wollte wieder bei ihr sein, mit ihr zusammen glücklich werden. Doch es war ihm nicht vergönnt, so war er doch einer anderen versprochen.
Tagebuch
Nichts
glücklich stimmen wollte mich mehr,
mein
Herz vermisst deiner so sehr.
Mein
Leben hat an Sinn verloren,
so
bin ich doch dem Tod erkoren.
Diese
Zeilen, dieses Buch,
gewickelt
in ein golden Tuch.
Sollst
du erhalten, sollst du bekommen,
bin
von unsrem Schluss benommen.
So
trauere nicht weiter über mich,
suche
die Liebe, dass Glück für dich.
Tagebuch Ende
Er
gab das Buch, in ein goldenes Tuch gehüllt, einem Botenjungen,
der dieses zu seiner Liebe bringen sollte. So legte er sich wieder in
sein Bett, zog langsam hervor sein Schwert. Geschmeidig drehte er es
einige Male in seiner Hand, setzte die Spitze auf seinen Bauch.
Langsam ließ er es durch sein Fleisch gleiten. Das Blut quoll
hervor, färbte das Lacken rot. Seine Augen waren geschlossen,
doch ein liebliches Lächeln umspielte seine Lippen.
Schon
als sich die Sonne in blutiges Rot färbte, wurde sein Tot
verkündet und seine Beerdigung vollzogen. Nur engste Freunde und
verwandte hatten das Recht dabei zu sein.
So
kam es, dass seine Geliebte nicht erschien. Doch schon als der Mond
am Himmel strahlte, schlich sie sich auf den Kirchhof und ruhte vor
dem Grab. Ihr Kopf geneigt und ihre Hände gefallten. Ein Gebet
von ihr, für ihn.
Sie
zog hervor, dass goldene Buch, schlug es auf und schrieb Zeilen
hinzu.
Tagebuch
Ewig
lieben wollt ich dich,ewig
lieben wirst du mich.
Ich
war so zufrieden zu jener Stund
Bis
zu deiner Todeskund
Dich
zu verlieren meine Angst,
selbst
als du um dein Leben rangst.
So
konnte ich dir niemals sagen,
was
mich und meine Seele plagen.
Deinen
Erben trage ich,
ewig
lieben werd' ich dich.
Tagebuch Ende
Sie legte das Buch vor das Grabmahl und stand auf. Fort trug der Wind ihre Tränen, welche silbern schimmerten in dem Mondlicht. Ihre Haare wehten leicht in dem Wind. Sie ging fort und niemand hat sie je mehr gesehen.
