Zum knurrenden Werwolf
Einsam saß sie auf dem Felsen die Beine über dem Abgrund der sich unter ihr auftat. Mit leeren Augen starrte sie hinunter auf das Wasser, das gegen die Felsenwände prallte und hoch spritzte, sich wieder zurückzog und wieder dagegen prallte und wieder brach.
Miriam Gilmore hatte diesem recht belanglosen schon oft zugesehen, es zog sie jedoch schon seit einer Ewigkeit hierhin.
Von außen betrachtet war Miriam Gilmore ein ganz normales neunzehnjähriges Mädchen und dennoch war sie anders. Seit sie als billige Arbeitskraft in den Besitz der Malfoys, als Hochzeitstaggeschenk, übergegangen war. Sie war auch ein ganz normales Hausmädchen und dennoch in mancher Hinsicht nicht ganz so normal wie andere Menschen.
„ Miriam, erheb dich und mach deine Arbeit. Du solltest doch Dracos Hausaufsatz für Zaubertränke fertig schreiben", befahl eine eiskalte Stimme.
Ihr Herr, Lucius Malfoy, sah von oben auf sie herab.
„ Und dann gehst du nach London in die Winkelgasse und besorgst das", setzte er noch hinzu und gab ihr einen Zettel.
Sie nickte nur und machte sich auf den Weg nach Malfoy Manor, apparieren wollte sie nicht, sollte dieser kleine Hosenscheißer von Draco Malfoy ruhig noch etwas zappeln.
In Malfoy Manor musste sie allerdings erst einmal das Feuer in den Zimmern wieder in Gang bringen, die Hauselfen wurden auch immer vergesslicher.
„ Miriam, wenn du mit Dracos Hausaufsatz fertig bist, richte noch as Esszimmer her, wir erwarten um 18 Uhr Besuch von zwei hohen Abgeordneten des Ministeriums", vernahm sie Narcissa Malfoys Stimme.
„ Jawohl, Herrin", antwortete Miriam höflich.
„ Das Essen machen die Hauselfen, du gehst danach in die Winkelgasse und machst du Besorgungen für meinen Mann", fügte ihre Herrin hinzu.
„ Jawohl", antwortete Miriam wieder.
Sie ging in ihre Kammer auf dem Dachboden, nahm sich Pergament und Feder, nahm eins bis zwei Bücher zur Rate und schrieb flink den Hausaufsatz und sah selten in die Bücher um nachzuprüfen ob dies auch richtig war was sie da schrieb.
Danach ging sie ins Esszimmer holte das Tafelsilber aus der Vitrine und verteilte es sorgfältig.
„ Sehr gut, wie immer", ertönte Narcissa Malfoy Stimme, selten kam ein Lob über ihre Lippen.
„ Nimm dir dieses Wochenende frei!", befahl Lucius Malfoy aus dem Hintergrund.
Miriam wagte gar nicht zu widersprechen, ein freies Wochenende war hier ein absolute Seltenheit.
„ Ich danke Ihnen", verbeugte sie sich vor ihren Herrschaften und verließ das Zimmer. Aus ihrer Kammer holte sie schnell ihren Umhang, nahm ihren Rucksack und verließ das Haus durch die Hintertür.
Einige Minuten lang ging sie zu Fuß bis sie aus der Appariersperre war. Dann verschwand sie.
Vor dem Eingang des „Tropfenden Kessels" tauchte sie wieder auf.
Sie betrat den Gasthof, begrüßte Tom, den Wirt und verschwand durch die Hintertür durch die man in einen engen Innenhof gelangte und durch dessen Tor man in die Winkelgasse gelangte.
Auf dem Zettel standen fast nur Dinge die man in der Nockturngasse bekam. Im Gegensatz zu manch anderen Zauberern und Hexen hatte sie keine Angst vor der Nockturngasse.
Doch in letzter Zeit war die Nockturngasse nicht mehr sicher. Die Schwarzmagier gerieten in Panik und überfielen jeden der sich in die Nockturngasse verirrte. Miriam wusste den Grund, Voldemort war auferstanden, sie wusste es aus erster Hand, immerhin war ihr Herr ein Todesser. Aber sie durfte es nicht verraten, da er es ihr verboten hatte. Selbst wenn sie wollte, sie könnte es nicht aussprechen.
So schnell es ging erledigte sie ihre Erledigungen. Auf ihrem weg kam sie beim „Knurrenden Werwolf" vorbei. Vor dessen Tür hielt sie an. Ein Schild stand davor, das verkündete: „ Hier hausieren Werwölfe. Betreten auf eigene Gefahr- Das Ministerium!".
Sie wusste nicht warum, aber sie hatte unbändige Lust einmal in diesen Pub zu gehen. Werwölfe, was konnten sie ihr jetzt schon groß anhaben. Mutig drückte sie die Türklinke herunter und betrat das „Lokal".
Es war rauchig und stickig und nur mäßig beleuchtet. In jeder ecke saßen Männer und Frauen mit finsteren Gesichtern. Miriam schluckte und ging bis in die hinterste Ecke die leer schien. Sie setzte sich kurz und sah sich um. Es war eine sehr gedrückte Stimmung, nur leises Murmeln war hier und da vernehmbar.
Plötzlich spürte sie kühlen Atem in ihrem Nacken der noch dazu ganz bestialisch stank.
„ Was haben wir denn hier? Bist du es etwa müde eine einfache Hexe zu sein? Den Wunsch kann ich dir erfüllen, komm einfach nächsten Vollmond in meine Nähe", flüsterte eine heisere Stimme ihr ins Ohr.
Miriam stellten sich die Nackenhaare auf.
Sie spürte wie sein Atem ihr näher kam, seine spitzen Eckzähne berührten ihre Haut. „ Angst?", fragte er höhnisch.
Ihr Blick war ihm Antwort genug.
„ Hüte dich vor uns, besonders bei Vollmond. Und jetzt zisch ab!", schrie er, packte sie am Arm und wollte sie in Richtung Tür schleifen, als er plötzlich aufschrie.
„ Fenrir", schrieen einige auf und stellten sich neben ihn.
Vor Wut schäumend packte er sie wieder und zog ihren Ärmel hoch. Ihre Armspange aus reinem Silber, das einzig Kostbare was sie besaß, hatte selbst durch den Stoff gewirkt.
Die Armspange war breit und die Schrift auf ihr war eine bislang unbekannte. Der Schriftzug glühte, was er noch nie getan hatte.
„Woher hast du das du das? Wo hast du das geklaut?", schrie Fenrir wie von Sinnen und er drückte sie gegen die wand und würgte sie.
Verzweifelt versuchte sie seine Klauenhände los zubekommen, doch er war unglaublich stark.
„ Fenrir Greyback, zurück!", befahl eine schneidende Stimme.
Der Griff des Werwolfs lockerte sich: „ Lupin, welch Freude. Sie her was wir mit ungebetenen Gästen machen", lächelte Greyback belustigt und drückte wieder zu.
„ Lass das. Es ist genug, sie hat dir nichts getan", versuchte Lupin ihn zu beschwichtigen, während er hilflos zusehen musste wie sie das Bewusstsein fast verlor.
Augenblicklich ließ Greyback von ihr ab. Er hatte bewusst nur so lange gewürgt bis sie an der Schwelle zwischen Ersticken und Bewusstlosigkeit war.
Erstaunt sah Greyback wie sein Opfer sich keine zwei Minuten nach seiner Würgattacke wieder aufrappelte und ihn zwar erschöpft aber auch irgendwie wütend ansah.
Plötzlich fing aus heiterem Himmel die Theke an zu brennen. Das Feuer breitete sich aus, unerwartet explodierten Schnapsflaschen und das Feuer wütete schlimmer als vorher.
„ Raus hier", brüllte jemand und augenblicklich brach Panik aus. Niemand dachte an die benommene Miriam, die sich leicht schwankend ihren Rucksack griff und sich durch die Menge wandte.
Remus Lupin rannte ihr hinterher, doch draußen sah er nur noch wie sie davonrannte, wenige Sekunden später sah er auch schon wie Ministeriumsbeamte um ihn und die anderen herum apparierten und systematisch einkreisten.
„ Das wird ja noch ein toller Abend", murmelte Remus düster als der erste Beamte auf ihn zukam um ihn zu verhören.
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