Flucht bei Vollmond
Es kam der Tag an dem Narcissa Malfoy sich entschloss ihren Mann in Azkaban zu besuchen. Miriam sollte sich den Rest des Tages frei nehmen, sobald sie alle anfallenden Arbeiten erledigt hatte. Noch nie zuvor hatte sie so schnell gearbeitet, wie an diesem Tag.
Sie hatte Selenus von Maidenheads Bitte nicht vergessen, sie wollte wissen was er damit meinte als er gesagt hatte, jemand bräuchte ihre Hilfe. Aber warum gerade ihre Hilfe? Wobei konnte ein Hausmädchen ohne Besitz und Anspruch schon großartig helfen?
Die Winkelgasse war so viel wie noch nie zuvor. Hektisch machten die Hexen und Zauberer ihre Einkäufe, sie bummelten nicht und blieben hier und da stehen um etwas besonders interessantes in den Schaufenstern zu betrachten. Irritiert und ein wenig aufgeregt sah sie auf den Zettel den von Maidenhead ihr gegeben hatte.
Doch sollte sie es wirklich wagen einem völlig Fremden zu folgen? Sie hatte besseres zu tun und ihre seltene Freizeit wollte sie nicht auch noch für einen Ministeriumsbeamten opfern.
Als sie mit ihrer Arbeit fertig war, lief sie zu den Klippen. Das Haus der Malfoys lag in der Nähe von Eastbourne, in East Sussex um genau zu sein.
Immer wenn Sie Zeit hatte, ging sie zu diesen Klippen, nur um sie sich anzusehen.
Nachdem Narcissa Malfoy gegangen war, rannte Miriam in ihr Zimmer um ihren Mantel zu holen als in der Eingangshalle plötzlich ein lautes Klirren und Poltern zu hören war.
Einbrecher hatte es noch nie bei den Malfoys gegeben, in keiner ihrer beiden Residenzen, denn es gab ja zwei. Da die Malfoys sich natürlich meistens im Sommer, manchmal aber auch einen Teil des Herbstes, hier aufhielten, war sie meistens allein hier, denn die Hauselfen wurden dann in der Hauptresidenz benötigt. Aber es hatte noch nie einen Einbruch gegeben.
Sie hörte Stimmen, klar und deutlich: „Wir teilen uns in drei Gruppen auf. Drei gehen jeweils ins Ober und Untergeschoß, der Rest bleibt hier und hilft mir hier beim Suchen. Beeilt euch".
Keine zehn Sekunden später hörte sie auch schon Schritte auf der Treppe. Hastig sprang sie zur Tür drehte den Schlüssel herum und schob ihre Kommode vor die Tür.
„ Tonks hast du das gehört? Hier ist noch jemand", rief jemand. „ Klar und deutlich, Shaklebolt", antwortete eine weibliche Stimme.
Miriam wurde es ziemlich heiß, wer wusste schon zu was diese beiden Eindringlinge fähig wären, vor allem aber schienen es mehr als zwei zu sein.
Da sie nicht sehr zuversichtlich war, was ihre kleine Hinhaltetaktik betraf beschloss sie sich über das Dach zu steigen zum Balkon zu klettern, der sich circa sechs Fenster entfernt und zweieinhalb Meter unter ihr befand. Von dort konnte man wunderbar einfach an einem Außenrohr herunterklettern. An sich war das für sie als nichts schwieriges, als sie noch etwas kleiner gewesen war und noch im Besitz ihres Vorherrn, hatte sie oft mit den Jungs Klettertouren über einige ziemlich hohe Felsen gemacht.
Leichtfüßig kletterte sie durch die Dachluke auf Dach und lief vorsichtig und vor allem leise nah am Dachrand entlang. Sie hatte Glück gehabt, knapp 30 Sekunden später krachte die Tür in ihres Zimmer mit beachtlicher Lautstärke auf, das spornte sie ziemlich an. Nach ungefähr drei Minuten war sie über dem Balkon angekommen. Erste Zweifel überkamen sie, würde dieses Stück rundes Blech sie überhaupt aushalten? Es war jedoch zu spät umzukehren.
„ Das hätte ich mir nie träumen, lassen mein Leben hängt an einem Abflussrohr", fluchte sie leise. Vorsichtig kletterte sie also an dem leicht ächzenden Rohr hinunter. Eigentlich konnte sie stolz auf ihre Leistung sein, denn außer dem Licht, welches vereinzelt durch die Fenster fiel, hatte sie keine Lichtquelle zur Verfügung, der blasse Schein des Vollmondes durch die Wolken, war nicht wirklich nenenswert.
Sollte sie sich gefreut haben dass niemand sie entdeckt hatte, war diese Freude jetzt wie weggeblasen. Zwei der Eindringlinge kamen in gerade dem Moment um die Ecke als sie mit einem Fuß auf dem Rasen aufsetzte.
„ Halt bleiben Sie stehen! Das ist ein Befehl des Ministeriums", schrie einer der beiden. Doch Miriam fiel es gar nicht erst ein stehen zu bleiben, Ministerium oder nicht. Jemand der in einem Haus einbricht ist grundsätzlich nicht zu trauen. Wie von Furien gehetzt rannte sie davon. Sie war unbewaffnet, der Zauberstab hätte sie nur behindert.
An ihr vorbei schossen Flüche, beinahe hätte sie einer getroffen.
Selbst als ihre Lungen brannten, hörte sie nicht auf zu rennen. Ihre Verfolger waren hartnäckig. Sie war beinahe erleichtert als sie eine Gestalt einige Meter vor ihr entfernt erkannte. Vielleicht konnte er ihr helfen.
„ Sir, bitte… oh nein", hechelte Miriam und das letzte bisschen Luft drohte ihr zu versagen.
Der letzte mit dem sie je gerechnet hätte war Fenrir Greyback gewesen.
„ So ein Zufall, jetzt läuft mir meine Beute auch schon in die Arme. Und sie bittet mich sogar darum", lachte Greyback und sein lachen klang fast wie das heulen eines Wolfes. Am Himmel tauchte der Vollmond hinter einer großen Wolke auf und Greyback begann sich vor ihren Augen zu verwandeln. Wenige Sekunden später bäumte sich vor ihr ein riesiger Werwolf auf.
