Gewahrsamslager
Erst hörte sie Stimmen, laute, beinahe schrille Stimmen. Sie nahm Gerüche war, unangenehme chemische Gerüche vermischt mit dem Geruch von Menschen. Ihr rechter Arm schmerzte wie wahnsinnig. Jemand berührte ihren Arm. Sanfte vorsichtige Hände lockerten den Verband an ihrem Arm.
„ Die Wunde hat aufgehört zu bluten. Ich dachte schon sie läuft uns aus", meinte eine kühle Stimme. Vorsichtig öffnete Miriam die Augen und sah in das Gesicht einer Krankenschwester des St. Mungo Hospitals. Sie erkannte sie an dem limonengrünen Umhang.
„ Schon wach, das ging aber flott", bemerkte die Heilerin.
„ Warum… warum bin ich hier? Was ist passiert?", fragte sie und beinahe hätte sie ihre eigene Stimme nicht mehr wieder erkannt, so rau und schwach wie sie klang.
„ Sie können sich daran nicht erinnern?", fragte die Heilerin Stirn runzelnd.
Miriam schüttelte den Kopf.
„ Ein Werwolf hat sie angefallen, aber nicht irgendeiner. Fenrir Greyback, diese Missgeburt ist daran Schuld. Tut mir Leid, Ihnen das sagen zu müssen aber sie werden ab jetzt ebenfalls ein leben als Werwolf fristen müssen. Ihre Armspange mussten wir Ihnen abnehmen, sie liegt in der Schachtel neben Ihnen. Dieses Schmuckstück werden Sie jetzt nicht mehr tragen können, es ist aus reinem Silber. Morgen werden einige Beamte aus dem Ministerium kommen und einige Formalitäten mit Ihnen klären solange ruhen Sie sich aus. Ich gebe Ihnen einen Schlaftrunk", erklärte die Heilerin. Gehorsam schluckte Miriam die Flüssigkeit.
Erst sieben Stunden später erwachte sie wieder. Die Schmerzen hatten nachgelassen . Sie sah sich um. Sie war die einzige auf der Station.
Das helle weiß blendete sie beinahe.
„ Das ist völlig normal. Am Anfang sehen die Augen ungewöhnlich scharf, aber das legt sich wieder. Nur kurz vor Vollmond erscheinen diese Symptome nochmals", sagte eine tiefe freundliche stimme neben ihr.
Ein Mann mittleren Alters näherte sich ihr. Er war unnatürlich blass, seine braunen Haare waren mit grauen Strähnen versehen, wobei das Grau überwog.
Er stützte sich auf eine behelfsmäßige Krücke, eher ein dicker Ast als eine Gehhilfe.
„ Ich hab mir den Fuß gebrochen", erklärte er ihr, denn er hatte ihre Blicke bemerkt.
„ Willkommen im Club", rief er sarkastisch aus und humpelte zu Ihrem Bett.
Eine Heilerin kam auf die Station und dirigierte ihn auf ein Bett neben ihr. Sie zog den Vorhang zwischen ihnen zu und nahm ihr die Sicht. Eine weitere Heilerin betrat die Station und wendete sich ihr zu.
„ Was meinen sie, können Sie schon aufstehen?", fragte sie kühl. Die andere Heilerin trat hinter dem Vorhang hervor und schimpfte: „ Lynette, was ist in dich gefahren? Diese Patientin liegt keine 24 Stunden im Krankenbett. Wie soll sie denn… Miss, lassen Sie das".
Miriam hatte sich aus ihrer Bettdecke geschält und berührte mit ihren nackten Füßen den kalten Boden. Zwar schwankte sie leicht, aber sie stand.
„ Die Beamten vom Ministerium sind gekommen, um ihre Personalien aufzunehmen. Ich soll sie ins Büro von Mr. Smethwyck bringen", erklärte die junge Heilerin gelassen. Sie soll übrigens gleich ihre Sachen anziehen und alles mitnehmen was sie hat. Sie soll heute noch in ein Gewahrsamslager kommen", fügte sie hinzu.
„ Gewahrsamslager? Diese Drecklöcher, wo sie jetzt alle Werwölfe hinbringen? Wer wird sich dort um die medizinische Versorgung kümmern?", fuhr die ältere und erfahrene Heilerin auf.
„ Genau dorthin, außerdem kommen dort nur die jungen und kräftigen Werwölfe hin, um deinen Patienten da brauchst du dir keine sorgen machen", antwortete Lynette hochmütig.
Miriam suchte verzweifelt ihr Sachen.
„ wir mussten ihr Sachen leider entsorgen, sie waren so blutverschmiert und zerrissen, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Wir haben ihnen neue gebracht", erklärte die die ältere Heilerin und reichte ihr ein altes grünes Sweatshirt und einen langen braunen Rock und ein rotes Kopftuch.
So flink sie konnte, jedoch durch ihren Arm ein wenig verhindert, zog sie sich an und versteckte ihre langen braunen Locken unter dem Kopftuch. Nun erinnerte sie an eine Bäuerin die sich in ein Krankenhaus verirrt hatte. Ihre Armspange nahm sie mit, niemals würde sie sich von ihr trennen.
Die Heilerin schüttelte den Kopf und kümmerte sich wieder um ihren Patienten.
Remus Lupin stockte der Atem als er das Wort „ Gewahrsamslager" hörte. Eigentlich war es viel mehr ein Arbeitslager für Werwölfe, im ersten krieg gegen Voldemort hatte man auch solche Gewahrsamslager errichtet, angeblich um die Werwölfe „ vor Voldemort zu schützen", denn aus Verzweifelung waren viele Werwölfe Voldemort gefolgt.
Dieses Mal wollte man im Vorfeld die jungen Werwölfe wegsperren. Doch viele waren an der notdürftigen oder schlichtweg gar nicht vorhandenen Betreuung verreckt.
Das Mädchen wusste nicht, was sie da erwartete.
Er musste an Sirius denken, was würde er dazu sagen, wenn er wüsste dass, die Gewahrsamslager wieder errichtet wurden. Sauer würde er werden, er war in letzter Zeit
Wie so manch anderer sehr schlecht auf das Thema Ministerium anzusprechen.
Seit dem Vorfall im Ministerium, als er beinahe verhaftet worden wäre, hätte Albus Dumbledore nicht für ihn gebürgt.
Im Moment steckte er mitten im Rehabilitierungsverfahren und Dumbledore hatte ihn dazu zwingen müssen, Remus nicht ins Hospital zu folgen, da er einen wichtigen Termin vor dem Zauberergamot hatte. Heute wollten die Richter entscheiden ob Sirius unschuldig war oder nicht. Die Beweisaufnahme war beendet. Es hatte viel Mühe gekostet Zeugen, die für Siriuss Unschuld aussagen konnten ausfindig zu machen, es hatte selbst zu Sirius erstaunen recht viele gegeben.
„ Diese Umbridge. Ich wette, sie hatte diese Idee. Das arme Mädchen, ein so hübsches junges Ding, schade drum", seufzte die Heilerin.
„ Mrs. Dorothy, ich wünschte es gäbe mehr Menschen wie Sie, die nicht so rassistisch denken", lächelte Remus mitleidig.
„ Allerdings könnte es in diesem fall einige Schwierigkeiten geben. Das Mädchen hat nämlich Antikörper im Blut, die die Werwolfzellen in irgendeiner Weise angreifen. Wir mussten ihre Blutgruppe bestimmen, da ist es uns aufgefallen", meinte Dorothy nachdenklich.
„ Antikörper gegen Werwolfzellen? So etwas gibt es?", fragte Remus erstaunt. „ Ja, aber es gibt nur sehr wenige Fälle in denen es bei einer Infizierung nicht zur Verwandlung gekommen ist. Ich glaube letztes Jahr waren es dreizehn solcher fälle, allerdings global betrachtet. Dieses Jahr wäre sie die zehnte. Diese Antikörper sind allerdings vererbbar, es könnte gut möglich sein, dass ihr Kind auch Antikörper gegen diese Werwolfzellen enthält. Aber ich weiß nicht, ob die Antikörper bei ihr ausreichen, da muss ich warten bis Vollmond. Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen diesen Fall zu verfolgen", erzählte sie im Plauderton.
„ So, Sie sind fertig, Mr. Lupin. Tragen Sie die Schiene noch zwei Tage, dann ist ihr Knöchel wieder wie neu", entließ Dorothy ihren Patienten.
„ Danke, Mrs. Dorothy", verabschiedete Remus sich und humpelte wieder von der Station.
Dieses Mädchen war interessant, Remus hatte zuvor noch nie von diesen besonderen Antikörpern gehört. Wusste Albus vielleicht etwas mehr darüber?
Er kam an dem Büro des Heilers vorbei und sah durch die Glasscheibe. Das Mädchen saß ihm gegenüber. Sie sah ihn an und er zwinkerte ihr noch einmal zu. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen.
„ Mr. Lupin? Was wird das?", fragte die erstaunte Dorothy die gerade neben ihn trat.
„ Wie lautet der Name dieses Mädchens?", fragte Remus.
„ Miriam Gilmore, sie war Hausmädchen bei den Malfoys, wohl gemerkt sie war. Die Malfoys sind ja bekannte Werwolfhasser. Mrs. Malfoy kommt nachher und bringt ihre Sachen. Danach wird sie wohl in eines dieser Gewahrsamslager kommen", antwortete sie ihm niedergeschlagen und wandte sich wieder anderen Arbeiten zu.
„ Keine Sorge; Miriam Gilmore, du wirst nicht lange dort sein, dass verspreche ich dir. R.J.L.", schrieb er auf einen Zettel, den er glücklicherweise gerade griffbereit hatte und bat Dorothy ihr den Zettel zu geben wenn die Befragung beendet war und humpelte davon.
