Finale
oder
Wenn du bei mir bist
Eine schwarze Gestalt näherte sich schleichend der Gruppe der Waldbewohner. Die weiße Maske verbarg sein Gesicht. Ein Todesser.
Seine Sachen waren leicht verschmutzt.
Doch einer der Wölfe hörte ihn und sprang ihn an. Mit den schweren Tatzen drückte er ihn in den Boden. Miriam trat neben den Wolf und zog dem Todesser die Maske ab. Selenus von Maidenhead sah sie erschrocken und mit Schmerz erfüllten Gesicht an.
„Geh runter", bat Miriam den Wolf. Doch dieser ließ nur den Druck nach.
„Miriam, ich hätte nicht gedacht, dass du hier bist. Ich wollte zu dir. Sieh mich nicht so an, dass war Dumbledores Idee. Ich sollte im Notfall in dieser dämlichen Verkleidung entkommen und nach Hogwarts zurückkehren. Das solltest du auch tun. Hier bist du nicht sicher. Was machen eigentlich die Waldbewohner hier?", erklärte er ihr leicht röchelnd.
„Du lügst, ich spüre, das schwarze Mal auf deiner Haut", knurrte einer der Zentauren der hinter Miriam trat.
„ Übersensible Waldbewohner. Na gut, ich gebe es zu, ich bin der zweite Spion Dumbledores. Zufrieden?", fluchte Selenus.
„Wer sagt uns, dass du nicht lügst?", rief ein zweiter Zentaur.
„Ich vertraue ihm. Das kann vielleicht ein Fehler sein, aber das glaube ich nicht. Wehe du lügst mich an Selenus, du hast bisher nur meine sanfte Seite kennen gelernt, aber ich kann auch anders", warnte Miriam ihn und bedeutet dem Wolf mit einem Kopfnicken, dass dieser Selenus los lassen konnte.
„Das glaube ich dir aufs Wort", flüsterte er und klopfte sich den Dreck vom Umhang.
„Du kannst mit den Wölfen sprechen? Seit wann?", fragte Selenus erstaunt, sie waren allein die Waldbewohner berieten sich in einiger Entfernung, wie sie in die Festung kommen sollten, denn das war bis eben noch das Problem gewesen. Die Tore bestanden aus massiven Eisen und teilweise noch aus Holz. Es sollte außerdem ein Überraschungsangriff werden und wenn sie schon vorher gegen das Tor rammen würden, wäre das vollkommen sinnlos. Die Mauern waren zu hoch um darüber zu springen, selbst für die riesigen Wölfe.
„ Kurz bevor wir aufgebrochen sind. Ich weiß nur irgendwie noch nicht so genau warum", antwortete Miriam leicht zweifelnd, ob sie sich dass nicht einfach nur einbildete.
„Keine Angst du bildest dir das nicht ein. Albus hat es schon vorausgesehen.
Du wurdest prophezeit Miriam, genau wie deine Gabe. Es hieß, dass an dem Tage, an dem deine Gabe und dein Mut am nötigsten gebraucht werden würde, du dich beweisen würdest und die Prophezeiung hatte recht", erklärte Selenus ihr, er schien überglücklich.
Miriam ließ den Kopf hängen. Irgendwie wurde ihr nun klar, warum sich alle so um sie bemühten. Sirius, Selenus, Remus, Albus Dumbledore und überhaupt alle. Nur wegen einer dummen Prophezeiung.
Was wäre gewesen, wenn sie nicht diese Gabe hätte, wenn sie einfach nur ein normaler Mensch und verdammter Werwolf wäre. Würde jemand von diesen Personen sie dann überhaupt ansehen, hätte Selenus sie überhaupt aufgesucht? Sicherlich nicht. Doch die Zeit um zu zicken war jetzt denkbar ungünstig.
„Was ist Miriam, worüber denkst du nach? Und sage jetzt nicht: „Nichts". Das kaufe ich dir jetzt nicht ab. Auch ein Unwichtig werde ich nicht akzeptieren", riss er sie aus ihren Gedanken.
Miriam sah ihn an und biss sich auf die Lippe.
„ Wenn ich diese Gabe nicht hätte, hättest du mich dann in dem Gewahrsamslager aufgesucht? Hätte Sirius Black mich jemals so angesehen, wie er es nach dem Fest getan hätte? Hätte Albus Dumbledore mich überhaupt einmal angeschielt? Ich meine es ist doch nur Zufall, dass gerade ich diese Gabe habe", fragte Miriam leise und unsicher.
Selenus sah sie erst verwirrt und dann belustigt an.
„Miriam, wenn es etwas gibt worüber man manchmal wirklich nicht nachdenken darf, dann ist es die Laune des Schicksals. Ich kann dir nicht sagen, was passiert wäre, wenn dein Leben anders verlaufen wäre, wenn du ganz normal wärst. Ich weiß nur eines, dass du auch ohne Prophezeiung eine sehr bemerkenswerte Person bist. Andere in deiner Lage wären entweder verzweifelt oder hätten sich selbst das leben genommen, aber du, trotz deines bisher trostlosen Lebens, weißt: Das Leben ist schön. Für dich ist es noch nicht schön, aber tief in dir drin weißt du dass es schön wird". Er sah sie an und nahm sie in die Arme. Sie erwiderte seine Umarmung.
Nachdem sie Umarmung gelöst hatten, sahen sie zum Schloss hoch.
„Du möchtest sie vor dem Tod retten nicht wahr? Es gibt aber leider nur einen Weg hinein, entweder als Gefangener oder Todesser".
„Dann muss ich eben als Gefangene hinein. Du bist Todesser, du kannst mich hineinbringen. Wenn wir es nur irgendwie organisieren könnten, die Waldbewohner hereinzulassen?", überlegte Miriam.
„Wir könnten einen Angriff von innen starten. Ich bringe dich rein, ich locke die Werwölfe, die sie im Verlies eingesperrt haben, hoch und du befiehlst ihnen anzugreifen. Die Türen im Verlies sind allesamt mit einem Zauberspruch versiegelt, ich kenne den Spruch der die Zauber löst. Wenn ich mich anstrenge kann ich das auch aus einiger Entfernung schaffen. In dem ganzen Wirrwarr könntet ihr euch befreien und die Waldbewohner hereinlassen. Harry Potter, der Junge der Voldemort richten soll ist auch unter den Gefangenen. Voldemort will erst seine Freunde und dann ihn umbringen, vor aller Augen natürlich. Allerdings werden sie durch keinen Zauber sterben. Voldemort hatte eine so perfide Idee wie Scheiterhaufen oder Galgen, auf jeden Fall irgendetwas abartigeres als den Todesfluch, obwohl ich nicht weiß was abartiger ist als der Todesfluch", redete Selenus sich in Rage. Wut loderte in ihm auf. „ Selenus, heb dir deine Wut für später auf, du wirst sie brauch um den Todessern in den Hintern zu treten", lächelte Miriam ihn siegessicher an.
„Wenn du bei mir bist trete ich Voldemort höchstpersönlich in den Arsch", versprach er ihr.
In dem Wissen, nun nicht mehr ganz so allein zu sein und einen guten Freund bei sich zu haben, gesellte sich zu Miriams Bangen nun auch die Hoffnung.
„Willkommen meine treuen Freunde. Heute ist die Nacht des endgültigen Sieges über unsere Widersacher. Wir haben Harry Potter, Albus Dumbledore und ihre Gefolgsleute in unserer Gewalt Heute Nacht werden wir den Sieg feiern und unsere Feinde vom Antlitz dieser Welt entfernen.
Unser treuer Todesser Selenus von Maidenhead hat mir noch ein wundervolles Geschenk gebracht. Den „Messias" der Werwölfe, eine wundervolle Frau die an meiner Seite leben und mein Erbe weitergeben wird", eröffnete Voldemort das „Fest".
„Doch denke nicht mein Lieber, ich hätte deinen Verrat nicht gemerkt. Deshalb darfst du heute mit deinen Freunden in den FLAMMENTOD gehen", lachte er höhnisch.
Selenus von Maidenhead kniete mit den anderen Gefangenen vor ihm.
Es war furchtbar schief gelaufen, gleich nachdem Selenus mit Miriam als „Gefangene" über die Schwelle des Tores getreten war, hatten sich die Todesser auf ihn gestürzt und ihn zu den Gefangenen geschleppt. Seine Tarnung war irgendwie aufgeflogen. Jemand hatte geplappert oder Voldemort war dahinter gekommen. Sie wussten es nicht.
Miriam saß auf einem Stuhl, ihre Hände waren an die Armlehnen gekettet worden. Jeder verzweifelte Versuch sich zu befreien scheiterte kläglich.
Wer konnte ihnen jetzt noch helfen?
„Erfreut euch an unserem Fest, bringt die Gefangenen zu den Scheiterhaufen".
Auf dem riesigen Platz waren fünf große Scheiterhaufen errichtet. Acht Personen wurden an je einem Scheiterhaufen festgebunden. Sirius Black sträubte sich hartnäckig dagegen. Einer der Todesser, schlug ihm ins Gesicht, worauf er für wenige Sekunden Ruhe gab. Albus Dumbledore trat ruhigen Schrittes auf den Scheiterhaufen zu. Selbst im Antlitz des Todes behielt er seine Würde. Miriam schnürte es die Kehle zu, als sie sah wie Selenus zum Scheiterhaufen gezerrt wurde, auch er wehrte sich noch dagegen. Die Armspange reagierte diesmal nicht, denn nicht Miriams Leben war bedroht sondern das Selenus s.
„Das ist so abscheulich", spuckte Harry Potter, der dicht neben ihr auf einem anderen Stuhl angekettet worden war.
Voldemort ignorierte ihn.
Es dauerte eine Weile bis alle an den Scheiterhaufen festgeschnürt waren. Sirius zog und zerrte an seinen Fesseln, doch die gaben nicht nach. Selenus hatte nachgegeben und hielt den Kopf gesenkt.
Alles war schief gegangen, wirklich alles.
Plötzlich donnerte etwas gegen das Tor, die Fackelträger, die gerade die Scheiterhaufen hatten anzünden wollen, hielten inne.
Die Waldbewohner? Sollten sie wider besseren Wissens, doch versuchen das Tor einzurammen? Dann verstummte das Donnern und die Mauer neben dem Tor explodierte und stürzte ein. Nicht nur die Waldbewohner stürmten durch die Öffnung, sondern auch an die hundert Männer und einige wenige Frauen darunter. Selenus schien die Leute zu erkennen, denn er lachte und rief laut: „Ich dachte ihr kommt nicht". Die Todesser wurden praktisch überrannt und selbst Voldemort schien für einen Augenblick verdutzt. Doch das legte sich nach einigen Sekunden. Wütend stürmte er auf Potter zu und hielt ihm seinen Zauberstab vor die Brust. Der Lärm verstummte und alle sahen geschockt auf Voldemort und Harry.
Miriam, die noch immer an ihren Stuhl gekettet war, jedoch glücklicherweise Beinfreiheit hatte, verrenkte sich halb in ihrem Stuhl und trat Voldemort so kräftig in die Wirbelsäule, dass es knackte als er zu Boden fiel. Doch er schien nicht ernst verletzt zu sein, denn er richtet sich auf. Jemand hatte jedoch schnell reagiert und Harry mit einem Zauberspruch von seinen Ketten befreit. Jemand warf ihm einen Zauberstab zu , Harry fing ihn auf und trat in sicherer Entfernung vor Voldemort.
„Lass es uns nun zu Ende bringen, Tom Riddle", forderte Harry Voldemort auf, diesmal nannte er ihn bei seinem wahren Namen.
„Kannst du mich überhaupt mit einem fremden Zauberstab besiegen; Bursche?", schnarrte Voldemort, teils vor Schmerz, teils aus Hohn.
„Ich kann. Für meine Freunde und Mitmenschen kann ich alles", versicherte ihm Harry siegessicher. Voldemort hatte Probleme mit dem Stehen, Miriam hatte ihn wohl doch ziemlich heftig getroffen. Die Todesser, die eingekesselt worden waren, sahen hilflos mit an, wie ihr Herr dem Untergang geweiht war. Fenrir Greyback stürzte sich auf einen Zauberer, doch er wurde zurückgeschleudert. Sirius Black hatte ihm einen ziemlich sauberen Haken verpasst.
Es waren nur zwei kleine Worte, zwei Worte die Angst und Schrecken unter den Menschen verbreitet haben, zwei Worte die jedoch zur Erlösung wurden. Es war kurz und am Ende überraschend einfach, doch ein weiter und steiniger Weg war nötig gewesen.
Doch fragt man sich ob überhaupt jemand etwas aus dieser ganzen Katastrophe gelernt hatte.
Was würde sich ändern.
Leider war es nicht viel. Das Ministerium sah kaum ein, was der Fehler gewesen war und sie sahen es auch nicht als ihren Fehler an, dass sie Dumbledore und die ganze Widerstandsbewegung teilweise blockiert hatten. Die Werwölfe wurden immer noch als Gefährlich und Unberechenbar verschrien, sogar noch schlimmer als vorher. Nur Remus Lupin wurde ein wenig mehr respektiert, aber das war nicht sein Ziel gewesen. Doch wenigstens akzeptierten sie, dass Miriam kein Werwolf war. Doch die Tatsache, dass es ein Gegenmittel gegen den „Werwolffuch" gab, wurde schlichtweg als Humbug abgetan.
Doch auch „Helden" haben irgendwann die Nase voll und wollen wenigstens ihr Leben genießen und sich dieses nicht durch die Uneinsichtigkeit anderer verderben lassen.
Miriam saß am See und ließ die wahrscheinlich letzten Sonnenstrahlen dieses Sommers auf die Haut scheinen. Die Füße hatte sie ins kühle Wasser getaucht.
Hinter ihr tauchte Selenus auf und setzte sich hinter sie ins Gras. Sie lehnte sich gegen ihn.
„Hast du schon jemanden gefunden bei dem du wohnen kannst?", fragte er so beiläufig wie nur möglich.
Miriam schüttelte den Kopf.
„Was hältst du davon zu mir zu ziehen. Ich meine in mein altes Haus, wo wir früher gewohnt haben? Ich verkaufe das Haus in dem ich jetzt wohne und ziehe wieder in mein Elternhaus.", schlug er ihr vor. Sie sah ihn schweigend an, dann lächelte sie: „Das würdest du tun?".
„Nur, wenn du zusagst. Ohne Scherz ich tue es", versicherte ihr Selenus.
„Ich möchte", lachte Miriam und umarmte ihn überglücklich. Er stand auf und half ihr auf die Füße.
„Nie wieder lass ich mich von dir trennen, egal was passiert. Ich liebe dich, Miriam". „Du?", fragte sie beinahe erschrocken.
„Ja, über alles. Das mag kitschig klingen, aber Liebe ist nun einmal kitschig. Aber ohne diesen Kitsch kommt kein Mensch aus. Und ich komme nicht ohne dich aus", gab er zu und klang dabei so glücklich wie noch nie zuvor. Miriam sah ihn erst völlig verständnislos an, dann jedoch stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen.
„Man hat mir mal gesagt: Liebe ist wenn man ohne den anderen nicht mehr auskommt. Ich komme ohne dich nicht mehr aus. All die Jahre ohne dich waren irgendwie leer und ich hab mich gefragt wieso. Jetzt, wo ich dich sehe, ist die Antwort ganz einfach".
„Ich deute das als Erwiderung", lachte er sanft.
Seine Lippen begannen bei der Berührung wie Feuer auf ihren zu brennen. Es hatte lange gedauert bis sie zueinander gefunden hatten, aber Liebe lässt nie von einem ab, vom ersten bis zum letzten Augenblick nicht.
Meine kleine Weisheit: Leider lernt die Menschheit viel zu wenig aus ihren Fehlern. Doch man darf die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie doch noch zur Besinnung kommt, auch wenn diese Hoffung vielleicht umsonst ist.
