Erwachen – Rückblick

Zuerst einmal vielen Dank an meine Reviewerinnen. Es freut mich sehr zu sehen, dass euch die Geschichte gefällt. Ich dachte mir, dass ihr vielleicht gerne erfahren würdet, was vor Harrys Wiederkehr geschehen ist, um alles besser zu verstehen. Eigentlich hat mich „Hass oder Liebe" von Mazipaan (FF-Nr. 2246383) dazu verleitet, diese Geschichte aufzuschreiben. Ihre Darstellung der Beziehung ist weitaus „expliziter", da mangelte es mir an Kenntnissen und auch an Konsequenz, das wirklich zu beschreiben. Lest bitte ihre Geschichte dazu und hinterlasst ihr eine Review. Sie hat es wirklich verdient. Allerdings spielt ihre FF während ihrer Schulzeit, während sich hier Harry und Draco erst lange danach finden.

Dies ist ein langes Kapitel. Ich brachte es nicht fertig, zwei Kapitel daraus zu machen.

Und nun... genießt es...

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Damals vor einhundert Jahren

"Ich glaube, Hannah braucht eine frische Windel.", Draco hielt Ron die Kleine hin. Der stolze Papa verdrehte die Augen: "Nicht schon wieder! Immer wenn Hermine nicht da ist, scheißt sie sich ein." Draco grinste: "Spricht so der hingebungsvolle Vater? Aber komm, ich assistier' dir." Ron hielt das Baby weit von sich, als sie hinauf in Hannahs Zimmer gingen, um sie zu wickeln.

"Man meint, langsam sollte ich mich dran gewöhnt haben.", seufzte Ron, als er die Windel öffnete und ihm nicht gerade Chanel No. 5 entgegenduftete. Draco lehnte neben ihnen an der Wand und betrachtete die Szene: "Du hast verdammtes Glück, weißt du das?" Ron sah ihn verblüfft an. "Naja", fuhr Draco fort, "du hattest immer eine tolle Familie: Jede Menge Brüder, coole Brüder. Okay, Percy ist nicht cool, aber die anderen. Und Ginny! Ginny ist klasse!" Ron klappte der Kiefer herunter: "Du findest meine Geschwister toll?" "Alle, bis auf Percy, ja! Um Fred und George habe ich dich immer beneidet." Draco hielt Ron eine frische Windel hin. "Du hast mich beneidet? Um den fürchterlichen Festumhang doch aber nicht?", Ron nahm die Windel und fummelte sie seiner Tochter um den Popo. "Nein, der war schrecklich.", Draco lachte und wurde dann wieder ernst, "Ron, du hattest immer eine tolle Familie. Du weißt gar nicht, wie viel Glück du hast." "Du hast Harry.", Ron wusste nicht recht, was er von Dracos Worten halten sollte. "Ja, ich habe Harry. Und Harry hat mich. Und sonst haben wir niemanden. Wir haben uns. Klar, wir haben Freunde, wir haben euch, aber wir haben beide keine Familie. Keine Brüder, Schwestern, Eltern, Tanten, Onkel oder sonst wen. Im Grunde sind wir alleine. Du wirst niemals alleine sein. Und auch wenn deine Mutter manchmal wirklich anstrengend sein kann, sie ist klasse. Und dein Dad, den wenn es nicht gäbe, man müsste ihn glatt erfinden." Ron hob die wieder fröhliche Hannah hoch, Draco nahm sie ihm ab und drückte das kleine Mädchen an sich. "Aber du hast uns immer gehasst damals." "Ja, dachte ich auch. Aber mir wurde irgendwann klar, dass das nichts weiter war, als der blanke Neid." "Ich glaub's ja nicht!" "Doch! Glaub's einfach! Ich hätte gerne so viele Brüder gehabt wie du. Und eine Schwester wäre toll gewesen." "Dein Vater hat uns verachtet und deine Mutter auch."

Sie gingen wieder hinunter, Draco hielt Hannah in seinen Armen: "Nein. Ja. Er hat euch verachtet. Aber er hat euch nur aus Missgunst verachtet. Vielleicht auch aus Selbstmitleid oder... naja... Meine Eltern wollten immer viele Kinder. Alles was sie bekamen war ich." "Wie?" "Meine Mutter war bestimmt öfter schwanger als deine. Sie hat alle anderen Kinder verloren. Und dann sind da deine Eltern, die mit einem Babyglück nach dem anderen gesegnet werden und sogar Zwillinge bekommen. Was denkst du, haben meine Eltern gefühlt in ihrer Verzweiflung? Weißt du, es ist keine Entschuldigung dafür, wie sie euch gegenübergetreten sind, aber sie waren unglücklich und verzweifelt. Sie hatten die Mittel für viele Kinder und eines nach dem anderen konnte nicht zur Welt kommen." "Das wusste ich nicht." "Niemand wusste das. Es ist wirklich keine Entschuldigung für ihr unsägliches Verhalten, aber ich wollte einfach, dass du es weißt.", Draco wiegte die schlafende Hannah in seinen Armen und sah sie zärtlich an. "Danke, Mann!", Ron legte seine Hand auf Dracos Arm und schluckte.

Harry schlang von hinten seine Arme um Dracos Taille und lugte ihm über die Schulter: "Was ist das?" "Ein Prospekt über ein Auto.", antwortete Draco und betrachtete die Bilder darauf. "Auto ist gut, das ist ein Maserati!" "Hm." "Süßer? Seid wann interessierst du dich für Maseratis?", Harry küsste Dracos Hals direkt unter seinem Ohrläppchen. "Ich wollte nur sehen, was es so gibt. Ich habe noch Unterlagen von Ferrari, Mercedes, BMW und Jaguar hier." Draco neigte den Kopf ein wenig, damit Harry besser knabbern konnte und schloss wohlig die Augen. Harry ließ seine Hände über Dracos Körper wandern und Draco ließ den Prospekt sinken. "Was willst du mit den Prospekten?", Harrys Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern. Draco lehnte sich stärker gegen ihn: "Ich dachte, es wäre eine nette Anschaffung." "Ein Auto? Ich fliege lieber mit dem Besen oder nehme Flohpulver. Apparieren geht auch schneller. Man muss keinen Parkplatz suchen.", Harrys linke Hand wanderte unter Dracos Oberteil und streichelte über seine nackte Haut. "Vielleicht nehme ich dich ja auch gar nicht mit.", in Dracos Stimme war ein verschmitztes Lächeln zu hören. Er genoss Harrys Zärtlichkeiten ungemein. "Werd nicht frech, Süßer.", Harry hauchte das in Dracos Ohr und kniff leicht in dessen rechte Brustwarze. Draco stöhnte leise auf und drückte sich stärker an Harry. "Du nimmst mich also nicht mit, ja?", fragte Harry herausfordernd und sehr leise. "Wenn du mit willst, nehme ich dich natürlich mit.", Dracos Stimme war nur noch ein Stöhnen. Harry drehte Draco zu sich herum: "Das möchte ich doch meinen." Mit lustverhangenen Augen sah Draco Harry ins Gesicht. Harry lächelte und küsste Draco, der den Kuss hungrig erwiderte. "Was machen wir mit vorlauten Zungen, Draco?", Harrys Stimme war ebenso leise wie nachdrücklich. Draco lächelte ihn leicht an, sank auf die Knie und öffnete Harrys Hose. Als seine Zunge über Harrys Erektion fuhr, stöhnte Harry auf. Das Stöhnen wurde lauter, als Dracos Lippen sich darum schlossen und als er hingebungsvoll daran saugte, kam Harry mit einem leisen Schrei.

Er zog Draco wieder zu sich hoch, um ihn erneut zu küssen. Der ehemalige Slytherin schmiegte sich in die Umarmung und drängte seinen willigen Körper an den seines Geliebten. "Wir sollten nach oben gehen, Süßer.", hauchte Harry. Draco nickte.

Harry sah Draco zu, wie er sich vor ihm auszog. Er liebte es, ihm dabei zuzusehen. Draco hatte einen perfekten Körper, Draco hatte eine perfekte Seele und beides gehörte alleine Harry. Dracos Liebe galt alleine Harry. Harry wusste das. Draco wusste es auch. Harry liebte Draco mit jeder Faser seines Herzens. Auch das wussten beide.

Harry lächelte Draco an, der inzwischen nackt vor ihm stand. Draco trat auf ihn zu und entkleidete Harry. Jedes Stückchen Haut, dass er von ihm freilegte, küsste er ausgiebig. Harry schloss die Augen und genoss.

Nachdem Draco fertig war, blieb er vor Harry knien. Den Kopf gesenkt. "Steh auf, Süßer!" Dieser Aufforderung kam Draco sofort nach. Harry zog ihn in seine Arme, küsste ihn wieder und drängte seinen Unterleib an Dracos. Beide stöhnten, als sich ihre Erektionen berührten. Harry dirigierte Draco zum Bett, sie sanken küssend darauf. Draco schlang die Beine um Harrys Hüften. Harrys Penis war durch die Lusttropfen so glitschig, dass er mühelos in Draco eindringen konnte. Der stöhnte auf und wand sich in Harrys Arme. Harry umfasste Dracos harten Penis und massierte ihn im gleichen Takt, in dem er in ihn eindrang. Draco stöhnte lauter und drängte sich so gut er konnte Harry entgegen. Mit wenigen Stößen kam Harry und mit ebenso wenigen Handstrichen, ergoss sich auch Draco in dessen Hand. Schwer atmend ließ sich Harry auf Draco sinken. Besitzergreifend schlang er seine Arme um den blonden Mann: "Ich liebe dich.", flüsterte Harry. "Ich liebe Euch auch, Herr.", hauchte Draco und Harry drückte ihn an sich.

"Was willst du überhaupt mit einem Auto, Süßer?", Harry hielt Draco in seinen Armen und genoss, wie sehr sich sein blonder Engel an ihn schmiegte. "Ich habe nur mal geschaut, was es so gibt.", Draco genoss es, in Harrys Armen zu liegen. "Nur mal geschaut?" "Es wäre doch nett, in so einem flotten Flitzer zu brausen.", Draco hatte ein entspanntes Lächeln in der Stimme. Harry liebte es, wenn man Dracos Lächeln hören konnte. Und Draco hatte meist ein Lächeln darin, wenn er mit ihm sprach.

Harry liebte Dracos Humor, seinen Witz, seine Schlagfertigkeit und seine Liebenswürdigkeit. Er war so voller Zärtlichkeit und Hingebung. Und er war Harry vollkommen ergeben. Harry liebte aber auch Dracos Stärke und Klugheit.

Sie waren nicht nur privat ein Paar, sie waren auch Partner als Auroren. Sie konnten sich blind aufeinander verlassen. Das mussten sie auch, denn nur dann waren sie erfolgreich. Mit Draco an seiner Seite fühlte sich Harry unverwundbar. Draco fühlte sich nicht unverwundbar, aber nur an Harrys Seite war er glücklich. Und was nützte ihm Unversehrtheit ohne Harry? Was sie nicht schon alles miteinander durchgemacht hatten. Draco bekam in den zweieinhalb Jahren, in denen sie zusammenlebten und -arbeiteten, einen guten Einblick davon, was Hermine und Ron mit ihm während ihrer Schulzeit durchmachten. Hermine und Ron waren ausgestiegen aus dem Abenteuerleben und sesshaft geworden und hatten ihren Harry Draco anvertraut. Draco war vernünftig genug, Harrys Alleingänge sinnvoll zu unterstützen. Im Grunde lebte Draco nach Voldemorts Tod nur noch für Harry. Das Jahr inmitten von Todessern hatte ihn fast zerbrochen. Er war weder ein Mörder noch jemand, der Spaß an Terror und Folter hatte. Als er die Möglichkeit hatte, hatte er sich Harry angeschlossen und ihm im entscheidenden Moment den Rücken freigehalten. Mit seinem eigenen Rücken. Er war Harrys Schutzschild gewesen. Er war es noch. Er würde es immer sein. Harry hasste das, aber bisher war immer alles gut gegangen.

"Um in so einem flotten Flitzer zu brausen, brauchst du aber einen Muggelführerschein.", Harry ließ seine Zunge über Dracos Ohrmuschel gleiten. Draco stöhnte leise: "Ich habe einen Muggelführerschein!" Vor Überraschung beendete Harry sein Zungenspiel: "Du hast was?" "Ich habe einen Muggelführerschein.", wiederholte Draco sachlich. "Wann hast du denn den gemacht?" "Als ich 18 war, habe ich ihn gemacht." "Wieso denn das?" "Ich dachte, es sei eine gute Idee." "Warum?" "Weil ich etwas tun wollte, dass vielleicht einmal nützlich sein könnte." "Warum weiß ich davon nichts?" "Du hast mich nie gefragt und ich fand es nicht wichtig. Hast du keinen?" Harry schüttelte den Kopf: "Nicht wichtig!", knurrte er. "Verzeiht mir, bitte, Herr.", Draco hatte dieses Schnurren in der Stimme und begann, sich wieder an Harry hinunterzuküssen. Harry hielt ihn fest und drückte ihn ins Kissen: "Das könnte dir so passen!" Harry tat für den Rest der Nacht Dinge mit Draco, die ihn lustvoll schreien ließen und beiden noch einige Orgasmen bescherten.

Am anderen Morgen standen sie gemeinsam unter der Dusche und Draco wusch Harry hingebungsvoll. Harry liebte dieses morgendliche Ritual, Draco war so sanft und so unglaublich gründlich. Er mochte es auch, von Draco abgetrocknet zu werden. Mit geschlossenen Augen stand er da und ließ sich verwöhnen. Als er die Augen öffnete, sah er in Dracos lächelnde Augen. Harry zog ihn an sich und streichelte ihm sanft über den Po: "Tuts noch weh?", fragte er leise. "Ich werde die nächsten Tage nicht sitzen können.", Draco schmiegte sich in die Umarmung. "Du solltest mir nichts verheimlichen, Süßer." "Ich sollte vor allem nichts mehr vergessen.", grinste Draco und küsste Harrys Hals. "Das auf keinen Fall.", grinste Harry zurück.

Harry lehnte am Küchenschrank und betrachtete Draco wie er den Tee aufgoss. Harry konnte sich an ihm nie satt sehen. Sie trugen beide schwarze Kleidung. Sie trugen nie eine andere Farbe. Es kleidete sie am besten. Nun gut, bis auf den dunkelgrünen Umhang, den Harry Draco zu ihrem Jahrestag geschenkt hatte. Aber der war so dunkelgrün, dass man ihn im ersten Augenblick für schwarz gehalten hätte.

Sie hatten sich wiedergesehen, als Harry Voldemort und seine Schergen endlich aufgespürt hatte. Draco hatte ihn abgepasst und vor den Fallen und Sicherungen der Todesser gewarnt. Im ersten Augenblick dachte Harry, Draco wollte ihm damit eine Falle stellen, musste jedoch sehr schnell einsehen, dass es keinesfalls so war und Dracos Beistand lebenswichtig für ihn war.

Nach Voldemorts Tod waren Harry und Draco damit beschäftigt, die verbliebenen Todesser außer Gefecht zu setzen. Zur rechten Zeit bekamen sie von Ordensmitgliedern die dringend benötigte Unterstützung. Dennoch entkamen einige von ihnen und konnten jahrelang nicht aufgespürt werden. Dracos Eltern waren Tage zuvor ermordet worden. Draco würde sich noch oft fragen, warum er noch am Leben gelassen worden war, aber dann würde er sich selbst antworten, dass er das wohl doch lieber nicht wissen wollen würde. Zu seinem Erstaunen wurde er nicht einmal angeklagt, obwohl andere zuvor wegen Dingen inhaftiert wurden, für die sie nicht einmal etwas konnten. Es war Harrys Intervention, die ihm das ersparte. Draco bedankte sich bei ihm mit einem ehrlichen Händedruck. Dann verließ er die Zaubererwelt und Harry sah ihn nicht mehr. Jede Nacht träumten sie jedoch voneinander, was natürlich keiner vom anderen wusste. Da waren sie gerade 18 Jahre alt.

Eineinhalb Jahre später trafen sie sich zufällig wieder. Harry war mitten in der Ausbildung zum Auror und Draco hatte in der Forschung eines Pharmazieunternehmens angefangen. Harry überredete Draco zurückzukommen und mit ihm zusammen als Auror zu arbeiten. Draco zögerte nur kurz, Harry konnte sehr überzeugend sein. Harry wollte Draco zurück. Er wollte ihn für sich. Und es brauchte nicht viel, um Draco klar zu machen, dass seine Zukunft nur mit Harry glücklich sein konnte.

Draco entfernte die Teebeutel aus den Tassen und gab Milch und Zucker hinein. Versonnen sah ihm Harry zu wie er den Tee umrührte. Draco drehte sich um und stutzte, weil Harry ihn so ansah. Verunsichert sah er sich um: "Hab ich wieder was vergessen?" Harry überwand die Distanz zwischen ihnen mit zwei schnellen Schritten, nahm Draco die Tassen ab, stellte sie auf die Arbeitsfläche der Küche und zog Draco an sich, um ihn innig zu küssen. Draco amüsierten solche überraschende Aktionen Harrys immer. Er verbarg hinter seinem Amüsement seine Rührung. Er war in seinem bisherigen Leben nicht gerade mit Zärtlichkeiten überschüttet worden. Und weil er wusste, dass es bei Harry nicht anders war, tat er alles für ihn. In jeder Hinsicht.

Schließlich schaffte Draco es doch, den Tisch zu decken, während Harry nach der Post sah. "Und welches Auto gefällt dir nun am besten?", Harry biss in seinen Marmeladentoast. Draco sah ihn nachdenklich an: "Ich weiß nicht Recht. Es war nur mal so eine Idee. Ich wollte einfach wissen, was mir gefallen könnte." "Und was könnte?" Draco zuckte die Schultern: "Je mehr ich sehe, desto weniger bin ich mir sicher." Harry grinste. "Was gefällt dir denn?", fragte Draco und streichelte zärtlich über Harrys Handrücken. Harry würde sich nachher einfach einmal die Prospekte durchsehen und sich das dann mit Draco überlegen.

Sie standen im Schlafzimmer als vor ihrem Haus ein Tumult entbrannte. Harry eilte ans Fenster: "Todesser! Draco! Sie kommen hier rein!" Er zückte den Zauberstab und bekam dieses kampflustige Glitzern in den Augen. "Wir haben keine Chance, sie sind zu viele! Sie werden dich umbringen!", Dracos Stimme war reine Panik. "Ja, aber so viele wie wir können, nehmen wir mit!", Harry würde sich nicht kampflos geschlagen geben. "Ich werde nicht zulassen, dass sie dich kriegen, Harry!", Draco blitzte ihn an und verfluchte den Apparierschutz auf dem Haus. "DRACO! Ich werde nicht vor ihnen davonlaufen. Diese Schweine mache ich kalt!" "Und ich lasse nicht zu, dass sie dich töten!", Dracos Worte gingen fast unter im Lärm der zersplitternden Haustüre und der johlenden Todesser, die das Haus stürmten, sich darin auf der Suche nach ihnen verteilten und schließlich die Treppe heraufstampften. Draco trat einen Schritt weg von Harry, der noch immer zwischen Fenster und Bett stand. "Was soll das, Draco! Wag es ja nicht.", zischte Harry, doch Draco war wild entschlossen: "Petrificus Totalus!" Harry fiel zu Boden und musste hilflos geschehen lassen, dass Draco den Tarnumhang über ihn breitete. Draco versuchte, so viel Distanz wie möglich zwischen sich und seinen Geliebten zu bringen, als auch schon die Tür aufgestoßen wurde und einige nur allzu bekannte Gesichter ihn hämisch angrinsten. "Wo ist Potter!", brüllte einer und bevor Draco auch nur den Hauch einer Chance zur Gegenwehr hatte, traf ihn schon der erste Cruciatusfluch. Er stürzte zu Boden, sein Zauberstab fiel ihm aus der Hand und rollte unter das Bett.

Es dauerte Ewigkeiten!

Unterbrochen wurde die Folter immer wieder kurz, um die Frage nach Potters Aufenthaltsort zu stellen. Kurze Momente, in denen Draco Atem schöpfen konnte. Hätte er klar denken können, hätte er sie dafür verflucht. Sie hörten immer gerade dann mit der Folter auf, kurz bevor er ohnmächtig geworden wäre. Sie hörten aber zu kurz auf, als das Draco hätte antworten können.

Wie lange dauerte es? Draco hätte es nicht sagen können. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Er war nicht mehr wirklich bei Verstand und kurz bevor er dann doch das Bewusstsein verlor, wäre er bereit gewesen, alles zu gestehen. Alles zu verraten. Seine Liebe zu verraten. Sein Leben zu verraten. Dann hörte er auf zu schreien. Er blutete aus tausend Wunden.

"Er weiß nichts. Los! Hauen wir ab!"

Diese Worte drangen nur langsam in Harrys Hirn. Er hatte hilflos mit ansehen und anhören müssen, was sie seinem blonden Engel antaten. Harry weinte lautlos vor Entsetzen, Wut und Schmerz über diese Grausamkeit an seinem Geliebten. Er verfluchte Draco, weil er sich gegen ihn aufgelehnt hatte. Er verfluchte sich, weil er es nicht verhindert hatte. Er verfluchte diese dreckigen Schweine, die es genossen, Lucius Malfoys Sohn zu foltern und das als Vorspiel betrachteten, was sie mit ihm anstellen würden. Die Fragen nach seinem Verbleib, waren nur ein Spiel. Draco hatte weder die Chance, in eine erlösende Ohnmacht zu fallen, noch zu antworten.

Als sie das Feld geräumt hatten, bemerkte Harry, dass er nicht mehr bewegungslos war. Ihm fiel Dumbledore ein. Der Fluch war durch Dumbledores Tod aufgehoben worden. Draco war tot? Nein! Das konnte nicht sein. Sein Draco durfte nicht... er stürzte zu ihm, riss die gequälte Gestalt in seine Arme und fing an zu schreien und zu weinen.

Und dann standen Hermine und Ron vor ihm. Er hielt Draco an sich gedrückt. Draco, totenblass und bewusstlos, sein Atem ging schleppend, er würde sterben und ihn alleine lassen. Seine Freunde redeten mit einer Person hinter ihm. Er hatte nicht die Kraft, sich umzudrehen. Draco würde sterben und er würde den Rest seines Lebens damit verbringen, seine Mörder zu jagen. Keiner von denen sollte davon kommen. Keiner von denen sollte jemals in den Genuss eines friedlichen, erfüllten Lebens kommen. Keiner von denen sollte jemals wieder ruhig schlafen können. Sie hatten nicht das Recht dazu. Nicht, nachdem sie ihm heute das Liebste genommen hatten.

Sie zogen ihm Draco aus den Armen. Sie nahmen ihm seinen Draco weg. Ron hielt ihn fest, als er den Männern, die Draco fortbrachten nachlaufen wollte. Er versuchte Ron von sich zu stoßen, versuchte auf ihn einzuschlagen. Er stieß Hermine von sich, die glücklicherweise nur auf dem Bett landete und sich nichts weiter tat. Schließlich stand Snape vor ihm und stieß ihm kurzerhand eine Nadel in den Arm.

Das wirkte. Das Beruhigungsmittel, das ihm Snape injizierte, bewirkte, dass sich Harry nicht mehr aufführte wie ein Verrückter. Er brach weinend zusammen und es dauerte eine ganze Weile, bis seine Freunde ihn beruhigen konnten. Snape war zu Draco ins Sankt Mungos geeilt und hielt dort so lange die Stellung, bis Harry ihm nachfolgen konnte.

Die äußerlichen Wunden waren schnell versorgt. Aber Draco wachte nicht auf. Die Heiler wollten keine Prognose abgeben, aber an ihren zögerlichen Antworten und Ausflüchten, gepaart mit der Ermahnung, man müsse erst einmal abwarten, erkannte selbst der Dümmste, dass sie keine Hoffnung hatten. Und jeder von ihnen wusste, was mit Nevilles Eltern geschehen war. Sie waren nur noch Hüllen. Ihre Seelen waren zersplittert und ihr Verstand nicht mehr vorhanden.

Harry wich nicht mehr von Dracos Seite. Sie mussten ihm ein zweites Bett ins Zimmer stellen, das Harry jedoch nicht benutzte. Er verbrachte Tag und Nacht auf dem Stuhl neben Dracos Bett, hielt seine Hand und schwor unter Tränen Rache. Er flehte Draco an, aufzuwachen. Er bettelte. Er drohte. Er beschimpfte Draco, weil er es so weit hatte kommen lassen. Gegen seinen Willen. Wie konnte er es nur wagen? Schließlich betete Harry zu Gott und flehte ihn an, ihm sein Liebstes wiederzugeben.

Nach vielen Wochen geschah das Wunder. Draco öffnete die Augen. Draco war nicht nur bei Bewusstsein, er war auch bei Verstand. Alle waren überglücklich.

Draco machte rasch Fortschritte und seine Genesung schritt voran. Körperlich war er bald in so guter Verfassung, dass die Ärzte grünes Licht für seine Entlassung gaben. Geistig hatte er keine Schäden davon getragen.

Harry hasste dieses Haus, in dem sie bis zu dem verhängnisvollen Tag so glücklich gewesen waren. Er war nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Wäsche und alle nötigen Dinge waren ihnen von Ron und Hermine gebracht worden.

Er würde nur noch einmal dorthin zurückkehren: Um ihre Sachen zu packen und dann das Haus zu zerstören. So nahm er sich das vor und so tat er es. Ein anderes Haus war nicht schwer zu finden. Er war Harry Potter, der Retter der magischen und nichtmagischen Welt. Er bekam alles was er wollte. Und wenn er ein Haus wollte, bekam er zig Häuser angeboten, aus denen er bequem auswählen konnte. Er wählte. Größer, schöner, besser!

Bevor Draco tatsächlich entlassen wurde, tat Harry das, was er sich vorgenommen hatte. Er wechselte das Haus und zerstörte das alte.

Draco hörte sich an was Harry ihm mitteilte und nickte. Dracos Seele hatte tiefe Wunden davon getragen. Wenn auch sein Intellekt unversehrt war, sein Lächeln war auf der Strecke geblieben. Seine Augen waren von Trauer und Scham erfüllt, sein Stolz gebrochen. Er konnte nicht einmal weinen, viel zu sehr hasste er sich selbst dafür, dass er Harry um ein Haar verraten hätte. Er nickte und sah teilnahmslos drein.

"Wie konntest du das nur tun, Draco?", fragte Harry ihn einmal im Krankenhaus. Draco sah ihn nur wortlos an. "Ich wollte es nicht! Du hättest es nicht tun dürfen! Sie hätten dich fast umgebracht! Draco! Ich habe es nicht erlaubt!", Harry hätte ihn am liebsten gepackt und geschüttelt. Er hatte so lange so viel Angst ausgestanden, das entlud sich jetzt. "Verzeih mir, bitte.", flüsterte Draco und Angst kroch in ihm hoch. Harry versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen: "Wir klären das ein andermal, Draco." Draco nickte und hatte ein ungutes Gefühl im Magen.