Nachdem KittyCat so unermüdlich nach einer Fortsetzung gebeten hat, habe ich mich entschlossen, dieses Kapitel zu teilen und gleich hochzustellen. Seid nicht enttäuscht, wenn es nicht besonders lang ist, aber ich kam einfach nicht dazu, öfter daran zu arbeiten.

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Erwachen

Rückblick – Vorsichtige Schritte

Severus Snape trat aus dem Kamin in der Küche. Die Zimmertüren standen offen und er konnte Draco auf der Couch sitzen sehen. Er trat vor ihn hin, ging in die Knie und sah Draco ins Gesicht. Es dauerte einen Moment bis der reagierte. Er reagierte überrascht. "Na?", Severus streichelte mit einer liebevollen Geste über Dracos Wange, "Wie geht es dir mein Junge?" Draco sah seinen ehemaligen Lehrer nur mit großen Augen an, dann stürzten ihm ohne Vorwarnung die Tränen aus den Augen. Severus Snape war erschrocken und schockiert über den schlechten Zustand Dracos. Dessen Seele war tief verletzt und er war bisher völlig alleine gewesen. Er schloss seine Arme fest um seinen Patensohn und Draco schmiegte sich in diese tröstliche Umarmung. Severus hielt den weinenden jungen Mann in seinen Armen, wiegte ihn sanft hin und her wie ein kleines Kind.

Draco war immer sein absoluter Liebling gewesen, daraus hatte er nie einen Hehl gemacht. Vom Tag seiner Geburt an hatte er Lucius' Sohn geliebt, als wäre er sein eigener. In Hogwarts war er mehr für Draco gewesen als nur sein Hauslehrer und Draco war für ihn mehr als nur ein Schüler. Er hatte den Jungen immer beschützt, er hatte ihn gelehrt und geleitet. Und Draco war nicht immer einfach gewesen. Draco hatte rebelliert wie es jeder Heranwachsende früher oder später tut. Er war bockig und stur gewesen, aufmüpfig und oft genug auch ziemlich frech. Aber das schmälerte niemals Severus' Liebe zu Draco. Und Draco liebte Severus im Grunde seines Herzens ebenso. Severus war für ihn ebenfalls mehr als sein Pate, er war für ihn immer wie ein Vater gewesen. Und zwar ein gütigerer Vater als es sein eigener oftmals war.

Dracos Tränen hatten Severus' Umhang durchnässt. Der ältere Mann hielt den verzweifelten immer noch tröstend in den Armen bis nur noch ein heißeres Schluchzen zu hören war. Kraftlos lehnte Draco an Severus' Schulter und hatte die Augen geschlossen. Er war sehr bleich und sehr dünn. Zu bleich und zu dünn, wie der Tränkemeister bemerkte. Es war höchste Zeit gewesen, ihn zu holen. Er war den jungen Weasleys dankbar, dass sie ihn gebeten hatten, sich um Draco zu kümmern, denn sie waren mit der Situation völlig überfordert gewesen.

Während der Tränkemeister Draco in seiner väterlichen Umarmung hielt sah er sich um und schnüffelte: "Was ist denn das für ein Geruch? Orangig... Limonengras... irgendwas Zitroniges..." "Das sind Lunas Duftkerzen.", antwortete Draco matt, "Hermine hat sie bei ihr besorgt. Luna behauptet, das brächte die Lebensgeister zurück." "Wie?", Severus war sehr skeptisch, aber er kannte Luna zur Genüge. Die Tochter des "Herrn Schundblatt-Klitterer" war immer für eine Überraschung gut. "Sie hat einen Esoterikladen und verkauft da allerlei Hokuspokus an Muggel.", erklärte Draco. "Ach du meine Güte, eine ernstgemeinte Alternative zu Weasleys Zauberscherze? Naja, Muggeln kann man ja so manchen Mist andrehen. Hilft das Zeug was?", Severus war in seinem Element. Draco liebte ihn dafür. Er hatte die "alte Fledermaus" ziemlich vermisst, wie ihm gerade klar wurde. "Hermine behauptet es würde etwas helfen und ich mag den Duft.", Draco zuckte die Schultern. "Er mag den Duft...", Severus seufzte gespielt resigniert und lächelte Draco dann an. Draco dachte daran, dass die Schüler in Hogwarts ihren Zaubertranklehrer niemals mit so einem wundervollen Lächeln gesehen hatten. Dieses Lächeln war ein Privatlächeln, dass der Hauslehrer nur denjenigen zeigte, die er aus tiefstem Herzen liebte. Draco wusste, dass in diesen Genuss noch nicht viele Menschen gekommen waren.

"Möchtest du gerne eine Tasse Tee trinken, Severus?", fragte Draco und schälte sich sanft aus der Umarmung. "Gern!", der Tränkemeister folgte seinem ehemaligen Schüler in die Küche und sah ihm zu, wie er den Tee bereitete. Dracos Bewegungen wirkten müde und erschöpft, obwohl der sich wirklich bemühte, agil zu wirken. Severus wartete bis Draco die Teebeutel aus den Tassen entfernt hatte und ihm die Tasse reichte.

"Draco", begann er, "ich habe lange nachgedacht." Draco sah seinen Paten verwundert aber aufmerksam an. "Ich war lange in Hogwarts und habe dort einige Experimente durchgeführt, wenn ich die Zeit dazu hatte." Severus hatte viel Zeit dazu gehabt: In den langen Wintermonaten oder den Ferien, die er ohne Freunde und Familie verlebte. Draco nickte und fragte sich, was sein Pate vor hatte. "Ich habe es gehasst zu unterrichten. Das ist ja kein Geheimnis. Und den jetzigen Müßiggang will ich auch nicht fortsetzen. Eine Auszeit war gut und schön und ich habe es genossen, einfach durch die Länder zu gondeln und an Sandstränden zu liegen, aber irgendwann braucht man wieder eine Tätigkeit, die einen interessiert, ausfüllt und vor allem erfüllt." Draco nickte wieder und nippte an seinem Tee. Snape am Strand? Was würde Harry wohl dazu sagen? Harry... ihm wurde das Herz wieder schwer, aber er schenkte seinem Paten seine ganze Aufmerksamkeit. "Möchtest du nicht mit mir zusammen an den Forschungen arbeiten? Ich brauche dringend jemanden zur Unterstützung und du bist der einzige Mensch, der mich im Labor nicht zum Wahnsinn treibt. Also, was meinst du?" Draco lächelte leicht und nickte. Sie besiegelten ihre Zusammenarbeit mit einem Handschlag.

Da Draco das Haus so gut wie nicht mehr verließ, musste dort ein geeigneter Raum für das Labor gefunden werden. Draco zeigte Severus den Keller, den er vor Wochen entrümpelt und komplett gestrichen hatte. Sogar einen neuen Boden hatte er verlegt. Severus war beeindruckt, sogar hellauf begeistert. Sie konnten noch eine Entlüftung einbauen, damit der Raum nach einem eventuellen Überlaufen oder Explodieren der Substanzen schnell wieder einsatzbereit wäre. Nicht, dass bei Severus Snape etwas überlaufen würde, beeilte sich Draco zu versichern. Severus schnaubte nur.

Und als sie anfingen miteinander zu arbeiten, bemerkte Severus hin und wieder Anzeichen von Dracos Witz, der allerdings nicht von Dracos Lächeln und das früher übliche Zwinkern begleitet wurde. Die Hoffnungen, die Severus bezüglich einer Gemütsveränderung Dracos gehegt hatte, zerschlugen sich. Allerdings kamen sie bei ihren Forschungen und Entwicklungen sehr gut voran. Dadurch, dass Draco abends so manches Projekt im Auge behalten konnte, machten sie Entdeckungen, die ihre kühnsten Erwartungen übertraf. Und irgendwann bemerkten sie, dass sich das Gebräu, dass sie aus einem alten Heiltrank weiterentwickelt hatten, hervorragend mit einer Masse verbinden ließ, die die Muggel als Kaugummi verwendeten. Ihr erstes Patent war nur noch eine Formsache und eine Pharmafirma bezahlte einen schwindelerregenden Betrag für die Nutzung. Severus war entzückt und Draco verblüfft. Den Überweisungsbeleg für seinen Anteil legte Draco gleichgültig in eine Schublade. Es war mehr Geld als er in den letzten fünf Jahren verbraucht hatte und er war vor dem Angriff nicht sparsam gewesen.

Dass Draco begann, gelegentlich auf Hannah aufzupassen, ergab sich einfach. Hermine und Ron waren eingeladen und für Hannah wäre das nichts gewesen. Irgendwann wird auch das geduldigste und bravste Kind quengelig und müde und verlangt nach seinem Bett. "Wieso könnt ihr nicht beide hingehen, Hermine?", fragte Draco als Hermine ihn besuchte. Hannah hatte Draco ihre zerbrochene Puppe gebracht und er hatte sie mit einem schlichten Reparo wieder "geheilt". Sicherlich hätten das auch ihre Eltern tun können, aber Hannah hatte trotzig darauf bestanden, dass es Draco tat. Sie liebte ihn unendlich. "Wir wollten sie eigentlich zu Rons Eltern bringen, aber Fleur bekommt wieder ein Kind und sie passen schon auf ihre anderen beiden auf, damit sich Bill und Fleur ganz auf die Geburt konzentrieren können. Ginny arbeitet und Fred und George... Du weißt doch wie die beiden sind. Sie bringen ihr nur jede Menge Blödsinn bei und nach einem Besuch bei ihnen, ist sie immer so aufgedreht." Draco brauchte nicht viel Fantasie, um das nachvollziehen zu können. Fred und George waren sehr beliebt bei ihren Neffen und Nichten und sehr gefürchtet von deren Eltern. "Hermine?", begann Draco zögernd, "Wie wäre es, wenn ich einfach zu euch käme, auf Hannah aufpasse, sie ins Bett bringe und so lange bleibe, bis ihr wieder zurück seid?" Überrascht sah Hermine ihn an: "Das würdest du tun?" Draco nickte. Und so hatten Harrys beste Freunde und inzwischen Dracos beste Freunde einen zuverlässigen Sitter für ihren Augenstern. Nach langer Zeit reiste Draco alleine durch das Flohnetzwerk in das Haus der Weasleys. Es war ein kleiner Fortschritt für ihn, aber ein sehr wichtiger.