Ihr lieben Reviewer, Kiki1966d, Snuffkin, Pe, Anna und Severin, ich danke Euch ganz herzlich für das Feedback! *gruppenknuddel* Eure Demetra

Noch einmal: das hier ist Rated, es gibt eindeutige Darstellungen von Gewalt gegen Frauen

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Kapitel 1

Nocturngasse

"Lexi, schau Dir das an! Das ist der schönste Umhang, den Du jemals gesehen hast." Begeistert zog Liza ihre Schwester zu dem Schaufenster und zeigte auf den kostbaren Umhang aus blauem Samt, der dort ausgestellt war. Die Schaufensterpuppe bewegte sich, so als könne sie die begehrlichen Blicke spüren und Alexa lächelte über die Begeisterung der Kleinen, die den Blick von der bezauberten Puppe nicht abwenden konnte. Dieses Jahr würde auch sie zum ersten Mal nach Hogwarts gehen und nun betrachtete Liza die Dinge, die die Winkelgasse zu bieten hatte, mit ganz neuen Augen.

Das neue Schuljahr begann am nächsten Tag und die Gasse wimmelte von Hexen und Zauberern in farbenfroher Kleidung, die für ihre Kinder die nötige Ausstattung zusammensuchten. Ein unglaublicher Lärm herrschte, aufgeregte Eulen flatterten in ihren Käfigen, Händler priesen ihre hin und wieder auch etwas zwielichtigen Waren an und einige Kleinkinder kreischten, weil sie ihren Willen nicht bekamen.

"Soll ich ihn Dir kaufen, meine Kleine?" Als die Stimme ihres Stiefvaters hinter ihr ertönte, versteifte sich Alexa unwillkürlich, doch sie zwang sich zu einem schwachen Lächeln, als ihre Schwester sich Ronan in den Arm warf. Er lächelte auf die Kleine hinab und Alexa schwor sich, dass er, wenn er Liza jemals etwas antun würde, dafür büßen würde.

"Wirklich? Du bist der Allerbeste!"

"Ja, das ist er." Ihre Mutter trat heran und legte ihrem Mann liebevoll die Hand auf de Arm. Charlotte war eine hübsche Frau, der man jedoch ansehen konnte, dass sie nach dem Tod ihres ersten Mannes sehr gelitten hatte. Endlose Nächte hatte sie geweint und Alexa und ihrer Schwester hatten alles getan, um sie zu trösten. Und dann war Ronan in ihr Leben getreten. "Alexa, Liebling, mach nicht so ein Gesicht. Man könnte meinen, dass Du Dich gar nicht auf Hogwarts freust. Es ist Dein letztes Jahr dort!"

Alexa verkniff sich eine scharfe Bemerkung. Natürlich freute sie sich auf die Schule. Fast ein Jahr, in denen sie Ronan nicht begegnen musste, in denen ihre Verletzungen Zeit hatten zu heilen. Doch sie musste nach diesem Jahr zurückkehren und dann musste sie eine Entscheidung treffen. Wenn sie ging, einen Beruf ergriff, ließ sie ihre Lieben mit diesem Mann zurück. Schon jetzt quälten sie jedes Mal, wenn er Liza berührte, der Gedanken, dass er seine perversen Gelüste irgendwann an ihr stillen würde.

Sie kannte Ronan inzwischen so gut wie sich selbst, konnte aus jedem seiner Blicke und Gesten lesen, was er zu tun gedachte. In letzter Zeit, in der Liza langsam zum jungen Mädchen gereift war, verbrachte Ronan viel Zeit mit ihr, viel zuviel Zeit in Alexas Augen. Doch sie konnte nichts tun. Es würde ihrer Mutter das Herz brechen, wenn sie die Wahrheit erfuhr. Doch allein Ronans Drohung, dass ihrer Mutter mehr als dies geschehen konnte, wenn sie redete, hielt sie endgültig zurück.

"Warum geht Ihr zwei Hübschen nicht hinein und probiert das gute Stück an!", schlug er in diesem Moment zu und seine dunklen Augen ruhten spöttisch auf Alexa. "Und wir zwei gehen jetzt die Zutaten für Deinen Unterricht besorgen. Wir treffen uns in zwei Stunden wieder hier." Sie konnte nicht protestieren, zumal ihre Mutter den Vorschlag begeistert aufnahm und fast sofort mit Liza in dem Geschäft verschwand. Alexa stand mit geballten Fäusten auf der Straße, allein und schutzlos selbst in einer Masse von Menschen. "Kommst Du?" Sein Tonfall war trügerisch freundlich und jeder Außenstehende, der beobachtete, wie er seinen Arm um ihre Schulter legte, um sie durch das Gewühl zu führen, hätte sich nichts dabei gedacht. Doch seine Finger drückten durch den Stoff fest auf jene Stelle, die er in der vergangenen Nacht mit einem Stock bearbeitet hatte, bis Alexa vor Schmerz ohnmächtig geworden war. Nun schoss frische Pein durch ihren Körper und sie wünschte, sie könnte schreien. Aber sie war eine Meisterin dafür geworden, ihre Gefühle zu unterdrücken.

Der Ekel, jedes Mal, wenn er sie anfasste, das Gefühl, von ihm beschmutzt zu werden, war schwerer niederzukämpfen als alles andere, doch auch das hatte sie gelernt. Jedes Mal, wenn er sie dazu zwang, sie auszuziehen, dann ungeduldig wurde und ihr die Kleidung vom Leib riss, schloss sie die Augen und ließ Bilder vor ihrem inneren Augen entstehen, dachte an die Schule, Rezepte für Zaubertränke, an alles andere als das, was er mit ihr tat. Er war niemals sanft und es erregte ihn, wenn sie sich wehrte. Zu ihrem Glück ging es meistens schnell vorbei. Wenn er auf ihr zusammenbrach und sein schlaffes Glied aus ihr herauszog, blieb sie meistens noch liegen und fühlte so etwas wie einen garstigen Triumph, dass er ihren Kopf nicht bezwingen konnte.

Sie gingen die Gasse hinunter und bogen dann in eine Seitenstrasse ein, in die ein abgewetzter Wegweiser zeigte. Alexa sah, wie im Verlauf der kleinen Passage das Licht nachließ, als werde es von gewalttätigen Schatten verschlungen. Schwanden stiegen vom Boden auf, obwohl es ein warmer, trockener Spätsommertag war und hinter dem weißen Nebel bewegten sich Gestalten, deren Form kaum auszumachen war.

"Die Nocturngasse?", entfuhr es ihr und Ronan verstärkte den Druck auf ihre Schulter. Unnachgiebig schob er sie weiter und als sie in die Schatten eintauchten, fröstelte Alexa. Niemals hätte sie freiwillig diesen Ort betreten und vor allem nicht in Ronans Gegenwart.

Seine Stimme erklang seidenweich dicht neben ihrem Ohr und ihr Zittern verstärkte sich.

"Ein Ort, an dem sich niemand für uns interessieren wird. Es gibt hier ein nettes Hotel. Wenn wir uns verspäten, wird Deine Mutter denken, wir hätten uns zu lange beim Einkaufen aufgehalten." Noch niemals hatte er sie tagsüber angefasst, doch es schien, als hätte ihre Rückkehr zur Schule ihn wütend gemacht. Sie wich seinem feuchten Atem aus, doch er hielt sie weiterhin fest. Ein kleiner Laut des Schmerzes entfuhr ihr, der ihm lediglich ein feines Lächeln entlockte.

Eine Gestalt tauchte vor ihnen auf und Alexa hätte fast noch einmal geschrieen, so sehr hatte sie sich erschrocken. Ronans Hand rutschte unauffällig von ihrer Schulter, als sie in ein Paar kalter, dunkler Augen ähnlich denen ihres Stiefvaters blickte. Vor ihr stand, eine hohe Gestalt in einer schwarzen Robe, Severus Snape, der meistgehasste Lehrer von Hogwarts. Und er schien keine gute Laune zu haben.