Kapitel 4
Ankunft in Hogwarts
Die Schule summte vor Betriebsamkeit. Es war Abend und während Hagrid, der Wildhüter des Schlosses und auch Lehrer für den Umgang mit magischen Geschöpfen, die Neulinge in den Booten über den vom Sturmwind gepeitschten See brachte, waren all die anderen Schüler mit den Kutschen in de Burghof gefahren worden.
Nun drängten sich alle in die große Halle, an die vier Tische, in Erwartung des köstlichen Festschmauses, mit dem das neue Schuljahr offiziell begann. Wie alle Schüler der Abschlussklasse hatte Alexa bereits bei ihrer Ankunft von ihrem Hasulehrer, dem quirligen Professor Flitwick, das Pergament mit ihrem Stundenplan in die Hand gedrückt bekommen. Während sie gedankenverloren zu ihrem Platz schritt und sich setzte, ging sie in Gedanken die einzelnen Fächer durch. Keine großen Überraschungen – ein neuer Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste war verpflichtet worden. Professor Gumrey. Sie hob den Kopf und fixierte die Reihe der Lehrer, die sich bereits vollständig versammelt hatten.
Gumrey saß neben Snape und versuchte anscheinend, mit dem Tränkemeister ein Gespräch zu führen, was sich a sehr einseitig erwies. Er war ein kleiner, vom Alter gebeugter Mann, der mindestens doppelt so alt schien wie Albus Dumbledore, der in diesem Moment seine traditionelle Rede hielt und die Neulinge zu sprechenden Hut rief – und halb so beeindruckend wie der Schulleiter.
Als ihr Blick von Gumrey abschweifte, erstarrte sie. Snape sah sie an. Sie. Durch den ganzen Raum wanderte sein steter, dunkler Blick, in dem so viel Wissen zu liegen schien, dass es sie schauderte. Rasch wandte sie sich ab und bekam gerade noch mit, wie ihre kleine Schwester Liza strahlend von dem Stuhl aufsprang, für den sie sich zur Verteilung der Häuser gesetzt hatte. Der Hut hatte „Gryffindor"gekräht und Alexa sank ein wenig zusammen.
Ihre Schwester war in einem anderen Haus gelandet als sie selbst. Sie winkte ihr zu und zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht, das sofort wieder erlosch, als sie zudem bemerkte, dass Kelly ihr, nicht wie in den vergangenen Jahren üblich, gegenüber, sondern ganz am anderen Ende des Ravenclaw-Tisches saß und ihr einen feindseligen Blick zuwarf.
Sie versuchte sich Mut zuzusprechen. Es war nötig gewesen, die Freundin zu verprellen – würde sie doch sehr bald merken, was los war. Ewig konnte Alexa ihre langsam verheilenden Wunden nicht verstecken und sie wollte nicht, dass Kelly mit hineingezogen wurde in das Grauen, das ihr geschah. Ihre beste – ehemals beste, korrigierte sie sich – Freundin würde sofort die Wahrheit herausposaunen in ihrer üblichen, forschen Art. Und das wäre der Untergang von Alexas gesamter Familie.
Sie lächelte bitter, als nach einigen warmen Worten des Schulleiters das Essen auf dem Tisch erschien, so reichlich und prachtvoll, dass sich die Haustische schier biegen wollten. Alexa langte nach einem Stück Brot, an dem sie zu knabbern begann. Der Hunger war ihr gründlich vergangen, im Gegenteil, ihr Magen rebellierte seit ihrer Abfahrt.
Das Abendessen verging quälend langsam. Die fröhliche Stimmung ging ihr auf die Nerven und drückte ihr die Luft ab. Mehr als einmal wurde ihr schwindelig von dem Schmerz in ihren Rippen und sie konnte sich nur mit Mühe am Tisch festhalten und hin und wieder ein paar unbefangene Floskeln in das Gespräch am Tisch einwerfen. Vom unteren Ende, wo Kelly saß und sich wahrscheinlich lautstark und gekränkt über sie beschwerte, wurden ihr skeptische Blicke zugeworfen, die sie geflissentlich ignorierte.
Als sich dann endlich die große Tür öffnete, um die Schüler in ihre Unterkünfte zu entlassen, war Alexa einer der ersten, die floh. Sie ging zuerst in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws, der noch verlassen vor ihr lag. Das Feuer flammte auf, als sie die kleine Halle betrat und die paar Stufen zu den Schlafzimmern hinaufstieg. Wie sie es erwartet hatte, befand sich nur ihr Gepäck in dem kleinen Schlafraum, in dem bislang auch Kelly geschlafen hatte. Sie musste in den zweiten, etwas größeren Saal umgezogen sein, in dem die anderen Mädchen des Jahrgangs schliefen. Es waren nur vier andere Schülerinnen aus Ravenclaw, die in diesem Jahr den Abschluss machen würden und mit ihnen allen hatte Alexa wenig zu tun.
Sorgfältig räumte sie ihre Kleidung und ihre Bücher aus und mehr als einmal musste sie sich atemlos setzen. Nur eine Kerze hatte sie mit einem Wink ihres Zauberstabes entzündet und die zuckenden Schatten tanzten über die Steine und den Baldachin ihres Bettes. Irgendwann erhob sie sich und entnahm einem ihrer abgegriffenen Bücher ein Pergament. Es wies die krakelige Schrift ihres Hauslehrers auf und berechtigte sie, des Nachts in der Bibliothek so lange zu arbeiten, wie sie wollte.
Flitwick hielt große Stücke auf sie und sie wollte ihn nicht enttäuschen. Doch sie verspürte plötzlich kaum noch Lust, dieses Schuljahr zu beenden. Der Gedanke überkam sie, vielleicht so zurückzufallen, dass sie das Schuljahr noch einmal wiederholen musste. Doch dann vertreib sie die Idee wieder. Es würde auffallen. Sie durfte nicht auffallen, um keinen Preis.
Mit einer müden Bewegung raffte sie zwei Bücher zusammen und machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Im Aufenthaltsraum traf sie kurz auf Sally, doch sie ignorierten sich und Alexa eilte mit gesenktem Kopf durch die dämmrigen Gänge, bis sie zur Bibliothek kam.
Der vertraute Geruch nach Staub und brüchigem Pergament ließ sie aufatmen. Madam Pince, die tatsächlich noch wach war, beäugte Flitwicks Pergament kritisch und mahnte dann:
„Gut, arbeite so lange, wie Du willst und mach keine Unordnung. Die Tür werde ich versiegeln – Du kannst also nur einmal hinaus und nicht vor morgen wieder hinein."
Alexa nickte. Denselben Spruch hörte sie seit zwei Jahren in unveränderter Form und obwohl er sie insgeheim amüsierte, wagte sie es nicht, Madam Pince etwas zu entgegnen. Die Tür klappte und Alexa war allein. Sie setzte sich an einen der großen Tische, winkte mit dem Zauberstab beiläufig einen Lüster mit Kerzen heran und begann zu lesen. Die vertraute Tätigkeit beruhigte sie, ihr Atem wurde ruhiger und ihr Kopf leerte sich von den ekelhaften und erniedrigenden Bildern, die ihn den ganzen Tag immer wieder durchschossen hatten.
Wachs tropfte auf den Tisch und verschwand sofort in der hölzernen Platte – die Bänke und Tische standen wohl schon seit Jahrhunderten hier und waren äußerst geduldig. Alexa ließ sich nicht davon beirren, doch irgendwann hob sie den Kopf, als sie ein seltsames Gefühl durchfuhr. Ihre grünen Augen fixierten die Dunkelheit zwischen den deckenhohen Regalen und ihr blieb fast das Herz stehen, als sie eine Bewegung bemerkte.
Ihre Hand fuhr wie selbstverständlich zu ihrem Zauberstab, als eine kühle, ihr nur allzu gut bekannte Stimme sagte:
„Miss Hammond. Welche Überraschung."
Ankunft in Hogwarts
Die Schule summte vor Betriebsamkeit. Es war Abend und während Hagrid, der Wildhüter des Schlosses und auch Lehrer für den Umgang mit magischen Geschöpfen, die Neulinge in den Booten über den vom Sturmwind gepeitschten See brachte, waren all die anderen Schüler mit den Kutschen in de Burghof gefahren worden.
Nun drängten sich alle in die große Halle, an die vier Tische, in Erwartung des köstlichen Festschmauses, mit dem das neue Schuljahr offiziell begann. Wie alle Schüler der Abschlussklasse hatte Alexa bereits bei ihrer Ankunft von ihrem Hasulehrer, dem quirligen Professor Flitwick, das Pergament mit ihrem Stundenplan in die Hand gedrückt bekommen. Während sie gedankenverloren zu ihrem Platz schritt und sich setzte, ging sie in Gedanken die einzelnen Fächer durch. Keine großen Überraschungen – ein neuer Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste war verpflichtet worden. Professor Gumrey. Sie hob den Kopf und fixierte die Reihe der Lehrer, die sich bereits vollständig versammelt hatten.
Gumrey saß neben Snape und versuchte anscheinend, mit dem Tränkemeister ein Gespräch zu führen, was sich a sehr einseitig erwies. Er war ein kleiner, vom Alter gebeugter Mann, der mindestens doppelt so alt schien wie Albus Dumbledore, der in diesem Moment seine traditionelle Rede hielt und die Neulinge zu sprechenden Hut rief – und halb so beeindruckend wie der Schulleiter.
Als ihr Blick von Gumrey abschweifte, erstarrte sie. Snape sah sie an. Sie. Durch den ganzen Raum wanderte sein steter, dunkler Blick, in dem so viel Wissen zu liegen schien, dass es sie schauderte. Rasch wandte sie sich ab und bekam gerade noch mit, wie ihre kleine Schwester Liza strahlend von dem Stuhl aufsprang, für den sie sich zur Verteilung der Häuser gesetzt hatte. Der Hut hatte „Gryffindor"gekräht und Alexa sank ein wenig zusammen.
Ihre Schwester war in einem anderen Haus gelandet als sie selbst. Sie winkte ihr zu und zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht, das sofort wieder erlosch, als sie zudem bemerkte, dass Kelly ihr, nicht wie in den vergangenen Jahren üblich, gegenüber, sondern ganz am anderen Ende des Ravenclaw-Tisches saß und ihr einen feindseligen Blick zuwarf.
Sie versuchte sich Mut zuzusprechen. Es war nötig gewesen, die Freundin zu verprellen – würde sie doch sehr bald merken, was los war. Ewig konnte Alexa ihre langsam verheilenden Wunden nicht verstecken und sie wollte nicht, dass Kelly mit hineingezogen wurde in das Grauen, das ihr geschah. Ihre beste – ehemals beste, korrigierte sie sich – Freundin würde sofort die Wahrheit herausposaunen in ihrer üblichen, forschen Art. Und das wäre der Untergang von Alexas gesamter Familie.
Sie lächelte bitter, als nach einigen warmen Worten des Schulleiters das Essen auf dem Tisch erschien, so reichlich und prachtvoll, dass sich die Haustische schier biegen wollten. Alexa langte nach einem Stück Brot, an dem sie zu knabbern begann. Der Hunger war ihr gründlich vergangen, im Gegenteil, ihr Magen rebellierte seit ihrer Abfahrt.
Das Abendessen verging quälend langsam. Die fröhliche Stimmung ging ihr auf die Nerven und drückte ihr die Luft ab. Mehr als einmal wurde ihr schwindelig von dem Schmerz in ihren Rippen und sie konnte sich nur mit Mühe am Tisch festhalten und hin und wieder ein paar unbefangene Floskeln in das Gespräch am Tisch einwerfen. Vom unteren Ende, wo Kelly saß und sich wahrscheinlich lautstark und gekränkt über sie beschwerte, wurden ihr skeptische Blicke zugeworfen, die sie geflissentlich ignorierte.
Als sich dann endlich die große Tür öffnete, um die Schüler in ihre Unterkünfte zu entlassen, war Alexa einer der ersten, die floh. Sie ging zuerst in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws, der noch verlassen vor ihr lag. Das Feuer flammte auf, als sie die kleine Halle betrat und die paar Stufen zu den Schlafzimmern hinaufstieg. Wie sie es erwartet hatte, befand sich nur ihr Gepäck in dem kleinen Schlafraum, in dem bislang auch Kelly geschlafen hatte. Sie musste in den zweiten, etwas größeren Saal umgezogen sein, in dem die anderen Mädchen des Jahrgangs schliefen. Es waren nur vier andere Schülerinnen aus Ravenclaw, die in diesem Jahr den Abschluss machen würden und mit ihnen allen hatte Alexa wenig zu tun.
Sorgfältig räumte sie ihre Kleidung und ihre Bücher aus und mehr als einmal musste sie sich atemlos setzen. Nur eine Kerze hatte sie mit einem Wink ihres Zauberstabes entzündet und die zuckenden Schatten tanzten über die Steine und den Baldachin ihres Bettes. Irgendwann erhob sie sich und entnahm einem ihrer abgegriffenen Bücher ein Pergament. Es wies die krakelige Schrift ihres Hauslehrers auf und berechtigte sie, des Nachts in der Bibliothek so lange zu arbeiten, wie sie wollte.
Flitwick hielt große Stücke auf sie und sie wollte ihn nicht enttäuschen. Doch sie verspürte plötzlich kaum noch Lust, dieses Schuljahr zu beenden. Der Gedanke überkam sie, vielleicht so zurückzufallen, dass sie das Schuljahr noch einmal wiederholen musste. Doch dann vertreib sie die Idee wieder. Es würde auffallen. Sie durfte nicht auffallen, um keinen Preis.
Mit einer müden Bewegung raffte sie zwei Bücher zusammen und machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Im Aufenthaltsraum traf sie kurz auf Sally, doch sie ignorierten sich und Alexa eilte mit gesenktem Kopf durch die dämmrigen Gänge, bis sie zur Bibliothek kam.
Der vertraute Geruch nach Staub und brüchigem Pergament ließ sie aufatmen. Madam Pince, die tatsächlich noch wach war, beäugte Flitwicks Pergament kritisch und mahnte dann:
„Gut, arbeite so lange, wie Du willst und mach keine Unordnung. Die Tür werde ich versiegeln – Du kannst also nur einmal hinaus und nicht vor morgen wieder hinein."
Alexa nickte. Denselben Spruch hörte sie seit zwei Jahren in unveränderter Form und obwohl er sie insgeheim amüsierte, wagte sie es nicht, Madam Pince etwas zu entgegnen. Die Tür klappte und Alexa war allein. Sie setzte sich an einen der großen Tische, winkte mit dem Zauberstab beiläufig einen Lüster mit Kerzen heran und begann zu lesen. Die vertraute Tätigkeit beruhigte sie, ihr Atem wurde ruhiger und ihr Kopf leerte sich von den ekelhaften und erniedrigenden Bildern, die ihn den ganzen Tag immer wieder durchschossen hatten.
Wachs tropfte auf den Tisch und verschwand sofort in der hölzernen Platte – die Bänke und Tische standen wohl schon seit Jahrhunderten hier und waren äußerst geduldig. Alexa ließ sich nicht davon beirren, doch irgendwann hob sie den Kopf, als sie ein seltsames Gefühl durchfuhr. Ihre grünen Augen fixierten die Dunkelheit zwischen den deckenhohen Regalen und ihr blieb fast das Herz stehen, als sie eine Bewegung bemerkte.
Ihre Hand fuhr wie selbstverständlich zu ihrem Zauberstab, als eine kühle, ihr nur allzu gut bekannte Stimme sagte:
„Miss Hammond. Welche Überraschung."
