Äh, Mist, da war das Kapitel wohl nicht das Richtige -. Aber hier ist es!!
Kapitel 12
Abschied am Bahnhof
Ein letztes Mal Weihnachtsferien. Alexa stand mit ihrem Koffer am Bahnsteig, eingekeilt in eine Gruppe von Fünftklässlern und beobachtete mit einem Lächeln den blonden Kopf ihrer kleinen Schwester Liza, die inmitten ihrer neuen Freundinnen stand und sich kichernd über einen Artikel in der Hexenwoche unterhielt. Wie hübsch sie aussah und wie klein.
Mit einem Kloß im Hals wandte sich Alexa ab und zog sich aus der Gruppe zurück, zum leeren Ende des Bahnsteiges, auf dem alle Schüler sehnsüchtig auf das Eintreffen des Zuges warteten. Alexa spürte, wie ein Blick auf ihr ruhte und als sie den Kopf wendete, sah sie Kellys prüfenden Blick. Doch kaum fühlte sie sich ertappt, wendete sich das leicht mollige Mädchen wieder ab und unterhielt sich wieder mit dem Jungen neben ihr.
Alexa seufzte leise. Ihre beste Freundin – aber es war besser so. Bald schon, hoffte sie, würde sie genug Beweise gegen Ronan gesammelt haben und dann konnte sie Kelly alles erklären, warum sie so abweisend und verletzend gewesen war.
„Lexi!" Liza drängelte sich zu ihr herüber, das Gesicht rosig vor Kälte und Begeisterung. „Ich freue mich so auf Mum! Hogwarts ist einfach toll und nächstes Jahr darf ich vielleicht in die Quidditch-Mannschaft und -."
Dann stockte sie abrupt und wurde etwas blass. Alexa musste nicht sonderlich schlau sein um zu erraten, wem die Schritte gehörten, die sich ihr näherten und sie bedeutete ihrer kleinen Schwester, zu ihren Freundinnen zurückzugehen, was sie Elfjährige nur zu gerne tat.
Dann drehte sich Alexa zu Snape um, der neben ihr zum Stehen gekommen war. Auf dem Bahnsteig verstummte so manches Gespräch und neugierige und ängstliche Blicke trafen die schwarze Gestalt des Lehrers. Sie standen außer Hörweite der anderen Gruppen, die kollektiv ein gutes Stück abrückten.
„Professor." Alexas Stimme klang fest, so wie sie es sich wünschte. In den letzten beiden Wochen war nichts zwischen ihnen vorgefallen, das über das normale Verhältnis eines Lehrers und seiner Schülerin hinausging. Seine Verletzungen waren am Montag nach jenem seltsamen Freitag verheilt gewesen und er hatte nie wieder ein Wort darüber verloren. Alexa hatte es nicht geschafft ihm zu sagen, dass sie die Unverzeihlichen Flüche nicht lernen wollte – warum, wollte sie gar nicht wahrhaben, aber eine kleine Stimme in ihrem Kopf verriet sie. Die Vorbereitung für ihre Spionage war abgeschlossen, die abendlichen Stunden in seinem Büro würden enden, wenn sie es ablehnte, weiter bei ihm zu lernen. Und Alexa wusste, dass sie es vermissen würde, die Ruhe in Snapes Büro, der Anblick der vertraute Buchrücken und die Präsenz des Lehrers. „Haben Sie noch Instruktionen für mich?"
Snape wischt mit einer herrischen Geste den Schnee aus seinem Haar, als wäre die Witterung für ihn eine persönliche Beleidigung.
„Machen Sie sich nicht so wichtig, Miss Hammond. Ich überprüfe, ob der Nachwuchs meines Hauses gut in den Zug kommt."
Was er in den vergangenen Jahren niemals getan hatte. Alexa musste ein Lächeln unterdrücken, doch er sah es trotzdem. Eine seiner Augenbrauen zuckte nach oben.
„Was ist so lustig?"
Sein Tonfall war fast milde für seine Verhältnisse. Alexa blickte durch den nun dichter fallenden Schnee die Gleise entlang. In der Ferne erspähte sie schon eine dichte, weiße Rauchwolke, die in den Himmel geschleudert wurde.
So sehr sie sich darüber freute, ihre Mutter wiederzusehen, so beklemmend war auch das Gefühl, Ronan wieder gegenübertreten zu müssen. Vielleicht hatte sie Glück und es gelang ihr, die Ferien über in der Nähe ihrer Mutter und Schwester bleiben zu können. Wenn es nicht gelang - . Ihre Gesichtszüge verhärteten sich und sie biss die Zähne zusammen, während die ersten Anflüge nackter Panik in ihr empor wallten. Im Rückblick war das Schuljahr bisher viel zu kurz gewesen und die Ferien, die vor ihr lagen, schienen viel zu lang.
„Entschuldigen Sie, Professor. Gar nichts ist lustig."
Der Hogwarts-Express dampfte stampfend heran und die Bremsen kreischten auf, als der Zug in den Bahnhof zum Stehen kam. Sofort brach au dem Bahnsteig das Chaos aus. Koffer wurden in den ausgeladenen Gepäckwagen verstaut, Schüler stürzten sich in die Wagons, um sich die besten Plätze an den Seiten ihrer Freunde zu sichern. Alexa sah Liza in einer der Türen verschwinden.
„Sie sollten einsteigen", riet Snape mit ausdrucksloser Stimme. Alexa war wie versteinert. Jeder Schritt ein Schritt mehr zurück in ein zerstörtes, beschmutztes Zuhause. Auf der einen Seite der Drang, einfach nicht in diesen Zug zu steigen, Liza wieder hinauszuzerren und alles zu erzählen. Auf der anderen Seite Dumbledores Bitte und die Gewissheit, mit ihrer Spionage Ronan für alle Zeiten auszuschalten. Nur ein wenig mehr Schmerz und Erniedrigung. Nur noch ein wenig Standhaftigkeit. Dann würde es enden. „Miss Hammond!" Snapes Ton wurde schärfer. „Treffen Sie eine Entscheidung." Als sie sich noch immer nicht zu rühren wagte, wurde seine Stimme schneidend: „Jetzt, Sie Gör!"
Alexa erwachte aus der Starre und fuhr mit vor Wut funkelnden Augen zu ihm herum.
„Sie haben keine Ahnung -."
Snape wischte den Einwand mit einer Handbewegung fort und blickte sie an. Seine Augen glommen kurz auf und ließen Alexa erneut hinter seine gleichgültige Miene blicken.
„Ich wünsche Ihnen eine gute Reise, Miss Hammond."
Er wusste natürlich, wie sie sich letztendlich entscheiden musste. De gequälte Ausdruck seiner Augen hatte ihr genug erzählt. Ihr Vorwurf war ungerechtfertigt gewesen. Snape hatte sehr wohl eine Ahnung, was sie erwartete und das wahrscheinlich nur zu gut.
Ein echtes Lächeln entstand auf ihrem Gesicht, das erste Mal, dass ihr dies in seiner alles umfassenden Gegenwart gelang.
„Danke Professor. Frohe Weihnachten."
Alexa nahm ihren Koffer auf und ging über den bis auf sie und Snape nun leeren Bahnsteig zum Zug. Einer der Schaffner nahm ihr den Koffer ab und reichte ihr die Hand. Sie ergriff sie und ließ sich helfen. Hinter ihr klappte die Tür mit einem endgültigen Geräusch zu.
Ein leeres Abteil gab es zum Glück noch, denn der Zug war, wie viele magische Dinge, innen größer als von außen zu erahnen. Sie ließ sich an einem Fensterplatz nieder und blickte hinaus. Snape stand noch immer auf dem Bahnsteig und blickte starr vor sich hin, schien nicht einmal wahrzunehmen, dass der Zug sich plötzlich mit einem Rück in Bewegung setzte und schnell an Fahrt gewann. Alexa beugte sich vor und behielt ihn so lange im Blick wie es ging, doch irgendwann wurde das Bild der hochgewachsenen, düsteren Gestalt vom Schnee verschluckt.
Und es war, als wäre das Letzte, das ihr noch Halt gegeben hatte, plötzlich aus ihrem Leben verschwunden.
