Isidra, Tineoida: Ja, ich weiß, ich liebe Cliffhanger und bin ganz schön gemein! g

Sevina, Bia, Mirija: Willkommen im Kreis der Reviewer und vielen lieben Dank für euer Feedback. Ich bemühe mich, Euch nicht zu enttäuschen!

Kapitel 15

Was zuletzt stirbt

Stimmen flüsterten, undeutlich, verzerrt, verschleiert von absoluter Dunkelheit, die Alexa umgab. Sie spürte, dass sie wach war, dass ihre Gedanken erneut zu kreisen begonnen hatten, doch sie konnte die undurchdringliche Schicht aus Finsternis nicht durchdringen.

Sie wusste, dass sie nicht tot war und wusste nicht, ob sie sich freuen sollte oder überhaupt konnte. Ihre Gefühle und Erinnerungen lagen dumpf verborgen an einem Ort, auf den sie nur schwerlich zugreifen konnte. Die Stimmen, die sie hörte, klangen vertraut und sie musste sich stark konzentrieren, um schließlich zu begreifen, wer es war, der sich dort unterhielt.

„Wussten Sie es, Severus? Dass sie so etwas versuchen würde?"

Ein kurzes Schweigen.

„Ich – hatte eine Ahnung, Professor Dumbledore. Die familiären Umstände sind nicht die glücklichsten, aber ich dachte, Sie würden die Möglichkeit, die sich bot, ausschlagen, wenn Sie es gewusst hätten."

Dumbledore gab ein unzufriedenes Geräusch von sich.

„Da haben Sie Recht. Mir war klar, dass diese Aufgabe für Miss Hammond eine Belastung sein würde, aber ich hätte sie ihr niemals zugemutet, wenn mir bewusst gewesen wäre, wie sehr. – Es ist übrigens schon alles in die Wege geleitet. Ich erwarte, dass Sie es Ihr erklären, wenn Sie wieder bei Besinnung ist."

Rasche Schritte entfernten sich und Alexa hörte ein Seufzen. Es dauerte einige Zeit, bis sie begriff, dass es von ihr stammte. Irgendwann, als sie spürte, dass sich das Dunkel um sie leichter verdrängen ließ, öffnete sie die Augen und erblickte eine hohe, steinerne Decke und weiße Vorhänge um sich herum. Alexa blinzelte kurz und nahm nach und nach wahr, dass helles Tageslicht durch die hohen Fenster fiel und auf der Bettdecke verspielte Muster bildete. Man hatte sie mit Hilfe einiger Kissen hoch gebettet und sie spürte an der Steifheit verschiedener Glieder, dass sie offenkundig mit einigen Heilzaubern behandelt worden war. Dies war die Krankenstation von Hogwarts, ein stiller Ort, selbst während des hektischen Schuljahres.

Ja, sie lebte. Aber das änderte nichts daran, dass es wenig gab, das ihr daran Freude bereiten konnte. Ihre Hand fuhr unbewusst zu ihrem Bauch. Ein Räuspern erklang. Mit verschränkten Armen stand Severus Snape neben ihrem Bett, eine Statue der Missbilligung. Alexa seufzte noch einmal und zwang ihre Kehle zu einigen Worten.

„Was – ist in die Wege geleitet?"

Snapes Stimme klang distanziert und kühl, als er erklärte:

„Nun, da sie diese unglaubliche Dummheit begehen mussten, haben Sie uns unter Zugzwang gesetzt. Bedauerlicherweise -."

Er stockte und für einen Moment war in seiner steinernen Miene ein Widerstreit zu erkennen, der Alexa einen kalten Schauer über den Rücken schickte. Sie wollte sich aufsetzen, doch ihr Körper streikte und verkrampfte sich.

„Was ist?", flüsterte sie tonlos. „Sagen Sie es mir!"

Der Lehrer wendete den Blick ab, ein untrügliches Zeichen dafür, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Dann ging ein Ruck durch seine hohe Gestalt.

„Wir haben die von Ihnen gesammelten Schriftstücke eingesehen und die Beweise reichen leider nicht aus, um Ihren Stiefvater zu überführen."

Alexa starrte ihn eine Weile wortlos an. Dann nickte sie leicht, eher, um sich selbst noch einmal zu bestätigen, was sie gerade gehört hatte.

„Und Sie werfen mir Dummheit vor, Professor? Sie haben keine Ahnung-."

Snape unterbrach sie brüsk.

„Was Sie getan haben, war unklug und verantwortungslos. Wenn Sie jetzt tot wären, wären Ihre Mutter und vor allem ihre Schwester vollkommen allein und ahnungslos über das wahre Wesen ihres Stiefvaters." Alexa schrumpfte ein Stück zusammen und starrte auf einen Lichtfleck auf ihrem Bett. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, doch sie schluckte sie mühsam hinunter. Vor Snape wollte sie sich diese Blöße niemals geben. Das Bitterste war, dass er Recht hatte mit dem, was er ihr vorwarf. „Nun, ungeachtet dieser Dinge, haben wir Ihrer Mutter bereits eine Nachricht zukommen lassen, die besagt, dass Sie für den Fortgang eines Experiments unter meiner Anleitung unerlässlich sind."

Snape schnaubte kurz verächtlich, aber in Alexas Augen nicht sehr überzeugend.

„Danke", sagte sie leise und meinte es auch so. Dann fragte sie vorsichtig: „Was ist mit meiner Schwester? Sie muss von dort weg! Ronan – er – er sieht sie in letzte Zeit seltsam an."

Um Snapes Mund zuckte es, dann nickte er knapp.

„Ich werde das mit Professor Dumbledore besprechen. Es gibt sicherlich eine Möglichkeit."

„Aber ich möchte nicht, dass er die Wahrheit erfährt." Nun gelang es ihr endlich, sich aufzusetzen und ein Teil der Apathie, die sie gefangengenommen hatte, fiel endgültig von ihr ab. „Das ist eine Sache zwischen Ronan und mir. Wenn Dumbledore alles weiß, wird er Schritte unternehmen, von denen ich nicht weiß, wie sie enden werden. Ronan ist mächtig und wenn er tatsächlich ein Todesser ist, findet er in diesen Reihen vielleicht die Unterstützung, die meine Familie in Gefahr bringt." Mit jedem Wort klang ihre Stimme fester und entschlossener. „Ich will meinen Unterricht bei Ihnen fortsetzen, Professor."

„Sie wollen ihn umbringen." Snapes Augen verdunkelten sich für einen Moment und er senkte kurz den Kopf. Seine Stimme klang dieses Mal fast freundlich. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie meinen Vorschlag annehmen würden. Eigentlich wollte ich Ihnen damit vor Augen führen, wie sehr Ihr Leben und Ihre Persönlichkeit schon gelitten haben und dass es Zeit ist, eine Lösung – eine andere Lösung – zu finden."

Alexa blickte ihn ruhig an.

„Ich sehe keine andere Lösung als diese, Professor."

Es war so, wie sie es sagte. Das, was geschehen war, war einzig und allein ihre Angelegenheit und nur sie konnte einen Ausweg finden. Ganz gleich, was mit ihr geschah oder wie weit sie gehen musste.

„Es wird Ihr Untergang sein, Alexa. Ich weiß, wovon ich rede."

Die Feststellung hing im Raum und eine längere Zeit fiel kein Wort zwischen ihnen. Die Lichtflecken, die die Sonne durch das Fenster über Alexas Bett geworfen hatte, verschwanden mit dem Zug der Wolken am sich langsam verdunkelnden Himmel. Bald würde wieder Schnee fallen.

„Ich habe noch Hoffnung, dass es nicht so ist, Professor."