Mirija: Danke für die Kekse und den liebe Support!

Taipan: Wow, was für ein Kompliment +rot wird+

Delphi16: Danke für die erste Review, ich hoffe, Du bleibst dabei.

SweetMoonLady: Ja, ich mag Snape auch und finde ihn toll, ganz egal, was passiert!

Kapitel 19

Bis in den Morgen

Alexa wusste nicht genau, was sie geweckt hatte. Es war kein Geräusch, dessen war sie sich sicher. Vor dem Fenster zogen noch immer vom Wind gepeitschte Sturmböen vorbei und graue Dunkelheit sickerte in das Zimmer. Nur noch eine der Kerzen brannte und vermochte es kaum, die Trübheit des neu anbrechenden Tages zu vertreiben, doch Alexa fühlte sich, eingehüllt in das warm gewordene Laken, so beschützt wie lange nicht mehr.

Es dauerte eine Weile, bis sie begriffen hatte, dass Snape neben dem Bett stand und sie ansah. Sie erwiderte den prüfenden Blick und fühlte wie die Müdigkeit aus ihr wich und nervöser Ungewissheit Platz machte. Er bemerkte es und trat ein Stück zurück, eine Geste, ungewohnt hastig für ihn.

„Ich wollte nicht stören." Seine Stimme klang wie immer kontrolliert, aber ihm war anzusehen, dass die Situation für ihn unangenehm war, wohl, weil sie nicht dem entsprach, was er normalerweise tat oder von sich preisgab. „Ich wollte nur sehen, ob es Dir gut geht."

Alexa setzt sich auf und fühlte sich dabei in der weißen Bluse, die zu ihrer Schuluniform gehörte, seltsam nackt. Doch das Unbehagen, das sie hätte empfinden müssen, blieb aus.

„Ja, mir geht es gut", antwortete sie leise. „Bist Du müde? Soll ich gehen?"

Er schüttelte den Kopf.

„Bleib, so lange Du willst. Ich brauche nicht viel Schlaf."

Die Erschöpfung in seinem Gesicht strafte ihn erneut einen Lügner und Alexa haderte eine Weile mit sich, ob sie den Wunsch, den sie empfand, aussprechen sollte. Doch an diesem Abend war so viel Wundersames geschehen, dass sie es riskierte.

„Könntest Du Dich zu mir legen? Das wäre schön-." Sue fühlte, wie sie errötete und presste ihre Hände an die erhitzten Wangen. „Nur wenn es Dich nicht stört."

Er zuckte zusammen und machte noch einen Schritt rückwärts.

„Das halte ich nicht für eine gute Idee", sagte er kühl und Alexa fühlte, dass er kurz davor war, sich wieder vor ihr zurückzuziehen.

„Bitte." Sie streckte eine Hand aus. „Ich erwarte nicht von Dir. Es wäre einfach nur schön, wenn Du da wärst."

Erneut war sein Zögern fas körperlich greifbar und sie sah, wie er mit sich rang. Dann senkte er den Kopf zu einem Nicken und ging um das Bett herum. Alexa zog sich in einem Anfall plötzlicher Verlegenheit in die warme Höhle der Bettdecke zurück und sah nicht hin, bis sie spürte, dass sich die Matratze unter seinem Gewicht senkte. Die Atemzüge, die neben ihr erklangen, waren sie hektisch und nervös wie ihre eigenen und sie musste unwillkürlich lächeln. Was immer Severus Snape sein oder für was man immer ihn auch halten mochte, er war ein Mensch mit lebendigen Gefühlen und diese waren gerade im Aufruhr.

Sie verbrachten einige Minuten schweigend nebeneinander, bis Alexa leise seufzte und es wagte, sich zu ihm umzudrehen. Er lag auf der Bettdecke, trug noch seine Robe und wirkte, als sei er vollkommen fehl am Platze. Alexa wurde sich bewusst, dass sie ihn stets stehend oder sitzend gesehen hatte, sie selbst überragend, spöttelnd, allmächtig und bedrückend präsent. Dass er jetzt hier bei ihr war, bedeutete mehr, als sie anfangs gedacht hatte und das berührte sie. Nun waren sie auf einer Höhe, er hatte seine Machtposition aufgegeben. Ronan hatte stets darauf geachtet, dass sie in seiner Gegenwart kniete, um ihr bewusst zu machen, welchen Stellenwert sie für ihn einnahm.

Die bedrückende Erinnerung ließ sie schlucken. Wie hatte sie nur glauben können, dass Sape wie ihr Stiefvater war?

„Was ist?", fragte er etwas unbeherrscht und Alexa wurde sich bewusst, dass sie ihn angestarrt hatte, ohne wirklich etwas zu sehen. Sie blinzelte kurz und sah ihn dann weiter an. Nein, man konnte nicht sagen, dass er ein schöner Mann war. Aber wie wertvoll war Schönheit, wenn man sie nicht lange und mühsam suchen musste wie einen Schatz?

„Ich betrachte Dich", gab sie zu und lächelte. Er schloss die Augen und holte tief Luft, bevor er sie wieder ansah.

„Warum?"

„Weil ich eine wahnsinnige Angst habe, neben einem Mann im Bett zu liegen", antwortete sie ehrlich und sah, dass er zusammenzuckte. „Und weil ich spüre, dass das bei Dir nicht nötig ist. Das ist wertvoll für mich, so sehr, dass ich das immer im Gedächtnis behalten möchte."

Nun war seine Miene deutlich gepeinigt und Alexa ahnte, dass ihn derselbe Widerspruch quälte wie sie selbst in diesem Moment. Denn wenn man etwas Schönes gewann, wie sehr musste es schmerzen, es wieder zu verlieren. Jeder Schritt, den sie aufeinander zu taten, war ein Schritt mehr, den er später zurückweichen würde, das wusste sie. Dazu waren seine Wunden zu tief. Er lebte schon ein ganzes Leben mit Einsamkeit und Kummer und sie konnte sich nur schwerlich vorstellen, wie er das ertragen konnte.

Doch sie konnte und wollte nicht weiter darüber nachdenken. Vorsichtig rutschte sie zu ihm und legte den Kopf auf seine Schulter. Er verspannte sich sofort und wollte fortrücken, doch sie legte eine Hand auf seine Brust, dorthin, wo sie seinen Herzschlag spüren konnte.

„Alexa – Miss Hammond. Ich glaube nicht-." Er erstarrte und seine Stimme brach auf eine Weise, wie Alexa es bei ihm noch niemals gehört hatte. Ihr Innerstes krampfte sich zusammen, weil sie seinen Schmerz spüren konnte.

„Ist es, weil ich Deine Schülerin bin?", fragte sie leise, einfach, um etwas zu sagen und ihn und sich nicht der angespannten Stille zu überlassen.

„Nein." Snape atmete scharf aus und dann spürte sie, wie sich sein Arm um sie legte, um sie näher an sich zu ziehen. „Ich möchte nur keinen Fehler machen."

„Denkst Du, es ist ein Fehler?" Er roch gut, stellte Alexa fest und schloss die Augen, sich langsam entspannend, doch noch immer mit einem letzten res ihres Bewusstseins wachsam. „Du kannst mir nicht wehtun", murmelte sie leise.

Ein kleines, bitteres Lachen entrang sich seiner Kehle.

„Doch, das kann ich. Weil ich der Mensch bin, der ich bin und daran ist nichts zu ändern."

„Dann wirst Du mir wehtun, weil ich es Dir erlaube", flüsterte Alexa. „Weil ich es Dir erlaube und nicht, weil Du es mir aufzwingst."

Darauf wusste er keine Antwort und sie lagen beieinander, bis das Tageslicht den Raum erhellte und die letzte Kerze erlosch.