Bia: Ganz herzlichen Danke für die vielen liebe Reviews, ich dachte schon, meine Story verschwindet im Fanfiction-Limbus ;)
Kapitel 22
Erlösung
Doch er tat es nicht. Er tötete sie nicht. Ronan richtete sich auf, schloss seine Hose und nahm das Messer auf, das er neben Alexa hatte liegen lassen. Dann hockte er sich neben sie und riss ihren Kopf an den Haaren empor, so dass sie gezwungen war, ihn anzusehen.
„Siehst Du, Alexa, das habe ich mit Deiner Mutter nicht gemacht. Ob Du es glaubst oder nicht, ich liebe sie wirklich. Vielleicht hole ich sie mir eines Tages, wenn man nicht so gut auf sie aufpasst." Er ließ ihren Kopf wieder fallen und seine Stimme klang fast träumerisch. „Aber mit Liza hätte ich es gemacht, wärst Du nicht so schnell dazu gekommen. Sie hole ich mir auch. Du hingegen bist inzwischen ziemlich verbraucht und langweilig."
Alexa sah ihn an, zu erschöpft, um ihn zu beschimpfen, zu taub, um sich noch zu bewegen. Sie verlor viel Blut, aus den Wunden auf dem Rücken und auch zwischen ihren Beinen, wo er sie so grob verletzt hatte.
„Geh – zur Hölle", wisperte sie und musste plötzlich lächeln. Eigentlich war nun alles gut. Ihre Mutter lebte, ihre Schwester lebte – er hatte es ihr schließlich doch verraten. Und sie waren nun gewarnt. Er würde sie niemals in die Finger bekommen. Dumbledore würde dafür sorgen, das wusste sie und unter diesem Schutz würde es ihrer Familie gut gehen. Sie hoffte nur, dass es ihrer Mutter nicht zu wehtat, nach ihrem ersten Ehemann nun auch den zweiten zu verlieren. Alexa dachte an das gütige, bärtige Gesicht ihres Vaters, an das sie sich nur noch mittels Photos erinnern konnte, so lange war er nun schon fort von ihr.
Ronan schüttelte den Kopf, so als sei er betrübt über ihre Worte und riss sie damit aus den tröstlichen Gedanken.
„Du versuchst mich zu reizen, oder? Soll ich Dich umbringen? Den Gefallen werde ich Dir nicht tun. Ich lasse Dich hier liegen, damit Du ganz langsam verblutest. Oder ich nehme Dich mit zu meinem Herrn und überlasse Dich ihn und seinen Anhängern. Vielleicht kommt dann Dein geliebter Professor Snape auch noch zu seinem Vergnügen. Obwohl ich glaube, dass er sich für so beschädigte Ware zu schade ist, der arrogante Bastard."
„Mir – egal." Alexa schloss die Augen und empfing die seltsame Wärme, die in ihr aufstieg, wie einen willkommenen Freund. Die Welt um sie herum wurde unscharf und die letzten Gefühle wichen aus ihrem Körper. „-kannst mich nicht mehr – verletzen."
Ronan schoss empor, nun doch wütend, und griff nach seinem Zauberstab. Die Spitze auf sie richtend, bewegten sich seine Lippen:
„Cruc -."
„Expelliarmus!", donnerte eine kalte Stimme durch die Fabrikhalle und Alexa riss überrascht die müden Augen auf. Ronan taumelte zurück, Überraschung im Gesicht. Dann verzerrte sich seine Miene in Unglauben und Wut.
„Snape, verdammt, was soll der Unsinn?"
Schnelle, wütende Schritte näherten sich über den schlüpfrigen Boden und machten bei Alexa Halt. Sie sah nicht hin, konnte es nicht ertragen, von Snape betrachtet zu werden, fühlte Schwäche in sich zittern.
„Hat der Lord nicht ausdrücklich gesagt, dass Du Dich sofort an seine Seite begeben sollst? Ohne Umwege über irgendwelche Frauen? Er ist äußerst ungehalten." In Snapes absolut ruhiger Stimme lag kein Zeichen dafür, dass er hier zu Alexas Gunsten sprach, im Gegenteil. „Und ich bin es auch. Ich habe Besseres zu tun, als Dich zu suchen, Ronan."
Ronan schnaubte.
„Und was jetzt, Snape? Ich muss hier noch etwas erledigen. Sie weiß jetzt, dass Du ein Verräter bist und wird es nicht lassen, es hinauszuposaunen, wenn sie überlebt." Mit dem Fuß stieß er Alexa an, die noch nicht einmal mehr zusammenzuckte, so sehr war inzwischen trübe Stille in ihren Geist eingekehrt. „Ein paar Minuten noch, dann ist es erledigt. Sie krepiert. Oder stört Dich das etwa? Weswegen so große Gesten wie mich zu entwaffnen?"
„Mach Dich nicht lächerlich, Ronan." Eisige Arroganz schwebte in Snapes Tonfall mit. „Für mich ist sie wertlos als Mensch und als Körper hast Du sie eh gerade zugrunde gerichtet. Also, was sollte es mich kümmern? - Der Lord verlangt nach Dir. Augenblicklich. Um das Problem hier kümmere ich mich." Und, als Ronan immer noch nicht bereit war zu reagieren: „Geh jetzt!"
„Scheißkerl." Ronan knurrte kurz und Alexa spürte mehr als dass sie es sah, dass er zögerte, den harschen Worten nachzukommen, doch dann sammelte er zähneknirschend seinen Zauberstab ein. Mit einigen gemurmelten Worten ließ er die Schilde, die um die Fabrikhalle lagen, zusammenbrechen und desapparierte dann mit einem Knall.
Stille senkte sich über die Halle und Alexa wartete, wartete darauf, dass etwas geschah. Sie spürte, dass ihr Bewusstsein zu kippen drohte und das dies die letzten Minuten sein mussten, die ihr gegeben worden waren. So oder so, sie starb. Ob Snape sie nun erledigte oder die Verletzungen ihr Werk taten, es war ganz gleich. Ein bittersüßes Gefühl stieg in ihr auf. Wie sehr hatte sie sich gewünscht, alles abstreifen zu können, was Ronan ihr angetan hatte. Wie schade, dass sie es ausgerechnet bei dem falschen Mann versuchte hatte. Doch es gab nichts daran zu leugnen, sie hatte sich erlöst gefühlt in jenen stillen Minuten in Snapes Zimmer, in seinem warmen Bett, beschützt von seiner Nähe, zumindest für jene paar kostbare Sekunden. Erneut musste sie lächeln und schloss endgültig die Augen, deren Lider nun viel zu schwer waren, um sie offen zu halten. So stellte sie sich das vor, dass sie nun in Empfang nehmen würde, jene süße Schwere in ihr die jeden Schmerz vertrieben hatte. Angst hatte sie keine. Nein, es war alles geregelt, alles gut. Und sie war bereit, Severus Snape alles zu verzeihen für jenen Augenblick absoluten Friedens in ihrem Leben.
Sie bereitete sich vor, die Worte zu hören, die sie töteten, doch das geschah nicht. Stattdessen spürte sie, wie sich der schwere schwarze Stoff einer Robe über ihren Körper legte und zwei Arme sie hoch rafften. Dann zerbrach die Realität erneut um sie, riss sie mit von einer Wirklichkeit zur anderen und aus der Dunkelheit vor ihren Lidern wurde grelles, weißes Licht. Die Arme hielten sie weiterhin fest, doch um sie herum explodierte ein Meer von Stimmen, die sie nicht einzuordnen wusste. Rufe nach Hilfe wurden laut und Alexa zwang ihre Augen, sich zu öffnen, ihren Geist zu begreifen, was geschehen war.
Der Geruch nach einem Krankenhaus drang in ihre Nase und das grelle Licht der Lampen in der Eingangshalle von St. Mungos blendete sie für einen Moment, bevor sie in einem Moment der Klarheit Severus Snape erkannte, der sie im Arm hielt und im Begriff war, sie auf eine hastig herbeigebrachte Trage zu legen.
Sie sah ihn an. Sein Kopf war gesenkt, seine dunklen, von den Haaren verdeckten Augen auf sie gerichtet und sie erkannte in ihnen die verborgene Pein, die sich nur für sie offenbarte. Ihre Hände krallten sich wie von selbst in den Kragen seines Hemdes. Plötzlich flutete Panik in ihr auf, regte sich der Wille in ihr, bei ihm zu bleiben. Doch da griffen zwei Schwestern nach ihr und lösten sie von ihm und das Letzte, das Alexa sah, war, wie seine schwarze Gestalt in der Menge der herangeeilten Ärzte und Pfleger verschwand.
