Bia: Tja, hier das neue Chapi – habe Dich doch nicht lange warten lassen. Ich hoffe, es gefällt!
Isidra: Mein allertreuester Fan – hab Dich lieb!
Fragen und Antworten
Alexa wusste, dass sie einen Fehler beging mit dem, was sie tat, doch sie ließ sich von diesem Wissen nicht abhalten. Vielleicht war es die Rückkehr ihrer alten Neugierde, die Ronan mit seinen Taten so rückhaltlos zunichte gemacht hatte, doch das war es nicht allein. Alexa wollte wissen, welche Verbindung es zwischen Snape und der Gestalt gab, die sie momentan besaß, weil sie spürte, dass es um etwas ging, was für sie selbst wichtig sein konnte. Und so begann sie nachzuforschen, sammelte Zeitungsartikel, Einträge in Büchern, Gerüchte und mit jeder Zeile, die sie las, fügte sich ihr Bild über den Zaubertränkemeister Stück für Stück in ihrem Kopf zusammen.
Eines Nachmittags, als über dem Schnee im Stadion das Quidditch-Spiel Slytherin gegen Hufflepuff tobte und sie das Turmzimmer für sich alleine hatte, verschloss sie die Tür, zog ihre Robe aus und stellte sich vor den Spiegel. Ihren neuen Körper in Ruhe und in seiner Gesamtheit zu betrachten war ihr bisher nicht vergönnt gewesen – zu sehr nahmen die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung sie in Anspruch. Und so war ihre Musterung sehr genau und kritisch. Wer immer ein Teil seines Körpers in den Trank gegeben hatte, den sie wöchentlich bekam, sie war größer als Alexa gewesen, drahtiger und in Alexas Augen sehr attraktiv. Die grünen Augen, die ihrem alten Ich zu Eigen gewesen waren, blickten ihr nun, bekränzt von perfekten, dunklen Wimpern entgegen und das schwarze Haar, das sich bis zu ihrer Taille lockte, war prachtvoll. Mit einem Seufzen fuhr Alexa durch die Strähnen.
Sie mochte diesen Körper und ertappte sich bei dem Gedanken, ihn behalten zu wollen, denn der Leib, der ihr gehörte, war kaputt und missbraucht, für immer befleckt und unvollkommen. Von Erinnerungen belastet, die sie niemals loswerden würde und die sie in sich verschlossen hatte, um sie nie wieder hervorzuholen. Mit Grauen erinnerte sie sich an die Besuche ihrer Mutter und Liza im St.Mungos, kurz bevor sie von dort in den Krankenflügel von Hogwarts verlegt worden war, um in Ruhe ihren Tod vortäuschen zu können. Die drängenden Fragen der beiden Menschen, die ihr im Leben am meisten bedeutete, hatten sie nur geschmerzt und beschämt und ihr nicht zuletzt ein Gefühl der Schuld einpflanzt, das von Tag zu Tag wuchs. Nicht, dass ihre Mutter so etwas jemals im Sinn gehabt hatte, nein, sie war ganz die liebevolle, erschrockene und überbemühte Glucke gewesen, die Alexa kannte. Doch die Umstände hatten sich geändert. Alexa wollte einfach nichts erzählen von dem, was passiert war und das hatte ihre Mutter umso mehr aufgeregt. Tränenüberströmt, hatte sie Alexa gefragt, ob sie ihr irgendeine Schuld gebe und so sehr sie auch das Gegenteil beteuert hatte, Charlotte hatte ihr nicht geglaubt. Das war der Beginn des Schuldgefühles gewesen.
Sie fühlte sich schuldig, weil sie sich nicht öffnen konnte. Weil sie sich viel zu sehr schämte, die guten Ratschläge, die sie erhalten hatte, in den Wind geschlagen zu haben aus einer Vorsicht heraus, die im Endeffekt doch für ihre ganze Familie nutzlos gewesen war. Weil sie es hasste wie sich alle um sie bemühten, während sie selbst nur allein sein wollte, mit Zeit für sich selbst, um nachzudenken.
Mit einem zynischen Auflachen wendete Alexa den Blick vom Spiegel ab und zog sich wieder an, sich hohl und verraten fühlend von sich selbst. Auf den Stuhl vor ihrem kleinen Schreibtisch sinkend, wanderte ihr Blick aus dem Fenster, vor dem Sonnenschein und die ersten Vögel von einem neuen Frühling kündeten. Alles erwachte dort draußen, wuchs und gedieh, warf ab, was im vergangenen Jahr geschehen war, doch sie saß hier, gefangen in einem Körper, den sie liebte und bewunderte, doch in ihr steckte noch Ihr altes Selbst, so abstoßend und verlebt, wie sie es sich nur vorstellen konnte. Eigentlich sollte sie froh und glücklich sein, doch sie war es nicht. Schuld. Erneut schuldig, nicht dankbar zu sein.
Krachend flog ihr Tintenfass gegen die nächste Wand und zerschellte in einem Regen aus Splittern und schwarzen Tropfen. Es tat gut, das zu sehen, doch sehr viel von ihrer Wut und ihrem Schmerz vermochte es nicht zu nehmen. Ihre Hände zitterten immer noch ein wenig, als sie schlussendlich zur Ruhe kam und mit einem Wink ihres Zauberstabes das Chaos beseitigte und sich wieder über ihre Bücher setzte. Doch lange konnten die geschichtlichen Fakten, Zauberrankrezepte und Formeln ihren Geist nicht fesseln und sie nahm wieder die Mappe hervor, die sie mit allein gefüllt hatte, was sie über Severus Snape hatte finden können.
Es war nicht einfach gewesen und hatte mehr Zeit gefordert, als sie eigentlich hatte, doch es hatte sich gelohnt. Was sie gefunden hatte, ermutigte sie nicht gerade in ihrem Bestreben, der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Denn dies waren Tiefen, die sie nur zu gut kannte und vor denen Snape sie gewarnt hatte, weil er sie selbst erlebt hatte. Mit nachdenklichem Blick erinnerte sie sich daran, dass er sie gewarnt hatte, dass er ihr wehtun würde und sie geantwortet hatte, dass sie es zulassen würde. Im Nachhinein betrachtet war es absolut krank. Von einer Abhängigkeit in die andere - herausgeredet hatte sie sich damit, dass es ihre Wahl gewesen wäre, doch wäre es das wirklich gewesen oder nur ein Drang ihres kranken Egos?
Ein Zeitungsausschnitt flatterte zu Boden und sie bückte sich, um ihn aufzuheben. Es war eine Todesanzeige, die sie bislang noch nicht angesehen hatte und sie betraf einen Trauerfall in der Familie Snape, deren Mitglieder sie durch ihre Recherchen nun kannte. Alexas Magen krampfte sich kurz zusammen, als sie las, dass es sich um die elfjährige Tochter der Snapes gehandelt hatte, Sophie. Sie rechnete kurz, fast automatisch. Zu dem Zeitpunkt ihres Todes musste Snape sechzehn Jahre alt gewesen sein und auch wenn sie wusste, dass er schon in seiner Schulzeit ein unausstehlicher Griesgram gewesen sein musste, konnte sie sich nicht vorstellen, dass ihn dieser Verlust nicht schwer mitgenommen hatte. Wie Sophie wohl ausgesehen hatte -.
Sie erstarrte, gefangen von einem plötzlichen Moment der Erkenntnis. Sophie war es nicht vergönnt gewesen, nach Hogwarts zu gehen und zu einer Frau heranzuwachsen. Was, wenn Dumbledore Snape gebeten hatte, einen Trank zu brauen, der ihr, Alexa, das Aussehen seiner toten Schwester gegeben hatte? So grausam konnte der alte Zauberer doch nicht sein und vor allem verstand Alexa nicht, warum er so etwas hätte tun sollen.
Sie barg ihren Kopf in den Händen und starrte erneut auf die spärlichen Informationen, die sie über Severus Snape zusammengetragen hatte. Auf einmal kam ihr wie Schmutz vor, was dort vor ihr lag, verschwommene Bilder von verhafteten Todessern, Berichte von Verdächtigungen – nichts, was wirklich eine Aussage traf und doch vieles bestätigte, was Alexa geahnt hatte. Abrupt stand sie auf, plötzlich eingenommen von einem Gedanken, vielmehr eine Erinnerung an etwas, das Dumbledore gesagt hatte, und warf alles in den Kamin, um es nach einem Wink mit dem Zauberstab in einer aufzüngelnden Flamme verbrennen zu lassen. Dann warf sie sich ihre Schulrobe und ihren wollenen Winterumhang um, schlang den Schal in Blau und Bronze um ihren Hals und verließ den Wohnraum in Richtung des Quidditchfeldes.
Obwohl eine wohlmeinende Sonne über der Schule und dem Spielfeld lag, war es noch kalt und Alexa eilte schnell voran, doch sie spürte kaum, wie sich ihre Wangen und Nase vom Frost röteten. Vor ihren Augen leerte sich gerade das Stadion und entließ johlende Schüler in Silber und Grün. Slytherin hatte also gewonnen. Alexa blieb ein Stück abseits des Weges stehen und ließ den Pulk der Sieger und Besiegten an sich vorbeiziehen, bis sie die Person sah, zu der es sie zog. Severus Snape ging alleine, hatte sich weder den Schülern noch den über die Spielzüge fachsimpelnden Lehrern angeschlossen und so wagte Alexa es, Blickkontakt mit ihm aufzunehmen, ohne dass es sonderlich viele Personen mitbekommen hätten.
In Snapes Wange zuckte kurz ein Muskel, als er sie bemerkte, doch er ließ sich noch weiter zurückfallen, bis er und Alexa alleine und die anderen Schüler hinter der Wegbiegung verschwunden waren. Wie stets verschränkte er die Arme, richtete sich noch höher und steifer auf und ließ eine Welle der Missbilligung auf sie niedergehen.
„Ich dachte, ich hätte Ihnen eine ausreichend große Menge des Trankes zur Verfügung gestellt", schnappte er und zerrte dann an einem Ende seines Schal, um es dann in einer arroganten Geste über die Schulter zu werfen.
Alexa schüttelte leicht den Kopf und nahm ihren ganzen Mut zusammen. Noch immer wunderte sie sich darüber, dass sie so vieles überstanden hatte, aber immer noch ein Flattern der Scheu im Magen fühlte, wenn sie Snape gegenüber stand.
„Was hat Professor Dumbledore damit gemeint, als er sagte, dass meine neue Gestalt eine Vorsichtsmaßnahme ist?"
Snape antwortete nicht sofort, sondern blickte sie prüfend an, keine Miene verziehend. Dann zuckten seine Mundwinkel für den Bruchteil einer Sekunden nach oben. Sein Tonfall war erstaunlich sanft und bar jedes Zynismus.
„Brauchen Sie darauf wirklich eine Antwort, Miss Hammond?"
