Isidra: Hab Dich auch lieb! Und bitte nicht in Ohnmacht fallen bei diesem Kapitel, okay+vorsorglich kissen hinleg+
Kathi: Ich muss zugeben, ich liebe es dramatisch+muharharhar+ Thx für die Review!
Bia: Wow, schon wieder dicke Komplimente von Dir, ich freue mich! Und nein, musst nicht bellen, um das neue Chapi zu bekommen+lacht
Kapitel 28
Abschlussball
Alexa brauchte eine lange Zeit, um die Kraft wiederzufinden und sich aufzurappeln. Mit schleppenden Schritten, unendlich müde und ausgelaugt, schaffte sie es zurück in die Schule und in ihr Zimmer, ohne wieder zusammenzubrechen, doch endlich in der schützenden Wärme des Turmes zurück, fiel sie auf ihr Bett, rollte sich zusammen und weinte hemmungslos, bis sie sich fühlte, als sei in ihr nichts mehr übrig außer Schmerz. Die schöne Hülle, die der Trank ihr bescherte hatte, war nun endgültig innerlich leer und nichts als eine lächerliche Scharade.
Als Kelly wenig später ins Zimmer kam und verzweifelt versuchte herauszubekommen, was los war, wies Alexa die Freundin ab und vergrub sich nur noch tiefer in Decken und Kissen. Doch sie wusste, dass sie nicht ewig in ihrem Bett liegen und die Welt an ihr vorbeirauschen lassen konnte, denn je mehr sie nach außen zeigen würde, wie schlecht es ihr ging, desto stärker würde die Sorge ihrer Familie und ihrer Freunde werden und sie weiter bedrängen, sie weiter an alles erinnern, was geschehen war. Weitermachen, ja, das musste sie, auch wenn sie wusste, dass es von nun an wenig in ihrem Leben geben würde, dem sie wirklich mit Freude begegnen konnte.
Zu Beginn ihrer nächsten Unterrichtswoche ging sie zu Albus Dumbledore und sprach mit ihm über den Vielsafttrank und dass sie sich mit Snape überworfen hatte. Der Schulleiter reagierte erstaunlich wenig überrascht – Alexa ahnte, dass er von Anfang an gewusst hatte, was passieren würde und dass er wirklich nur versucht hatte, mit seinen Maßnahmen zu verhindern, dass zwischen Snape und ihr etwas geschah, das sie auf jeden Fall bereut hätte, wie sie nun wusste. Als Konsequenz des Gespräches hatte ihr Dumbledore versprochen, das sie von nun an den Trank nicht mehr persönlich vorbeibringen musste, sondern dass er von einem Hauselfen vorbeigebracht werden würde.
Ihre erste Unterrichtsstunde Zaubertränke nach den Ereignissen am Quidditchfeld war eine Katastrophe. Snape überschlug sich fast beim Austeilen von Gemeinheiten an alle Schüler, doch Alexa ignorierte er komplett, sah sie nicht einmal an und mit jeder Minute, die verging, wünschte sich Alexa, innerlich zitternd, des Ende der Stunde herbei, nur, um ihn nicht mehr sehen zu müssen. Das änderte sich auch nicht in den Wochen, die folgten und in denen sie sich in die Arbeit für die Abschlussprüfungen stürzte. Die Briefe an ihre Mutter und ihre Gespräche mit Liza und Kelly hielt sie so knapp wie möglich, um ihnen keine Gelegenheit zu geben, sie über ihre Probleme auszufragen. Ihren waren Kummer kannte nur ihr Kopfkissen. Als endlich die Wochen mit den Prüfungen anbrachen und sie eine nach der anderen bestand, war sie mit jeder Note, die sie in der Hand hielt, froh, dem Ende ihrer Zeit in Hogwarts entgegenzugehen. Während die anderen Schüler um sie herum bedauerten, dass es nun ins Berufsleben ging, hoffte Alexa alles, was sie an Erinnerungen mit der Schule verband, die sie früher so geliebt hatte, so schnell wie möglich loszuwerden.
Am Abend der Abschlussfeier ging es in der großen Halle hoch her, doch Alexa beteiligte sich nicht an der Feier. Alleine lief sie durch die leere Flure der Schule und blieb hin und wieder vor einem Gemälde oder an eine Ort stehen, die sie besonders mochte und gab sich Phantasien hin, wie wohl alles hätte sein können, hätte Ronan seine Finger von ihr gelassen. Dann wäre sie jetzt eine glückliche Erwachsene, hätte vielleicht einen Freund oder Aussicht auf einen Beruf, auf den sie sich freuen konnte. Doch nun hatte sie nichts und empfand nichts außer dumpfer Traurigkeit. Schließlich drehte sie sich auf dem Absatz um und ging doch in die Große Halle zurück, denn eigentlich war es gleich, wo sie war – allein war sie sowieso.
Sie trat ein, als der Schulchor ein Lied beendete und eine Musikgruppe aufzuspielen begann, die Dumbledore, der sich wie immer nicht lumpen ließ, extra für den Anlass bestellt hatte. Die Bänke und Tische, vorgestellt mit Essen, waren an die Wände gestellt worden, um Platz fürs Tanzen zu schaffen und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis lachende Tänzer durch die ganze Halle wirbelten. Alexa stellte sich in eine Ecke, verschränkte die Arme und sah zu, ohne allzu große Lust zu verspüren, mitzumachen. Sie trug ihre Schuluniform, während die anderen sich zur Feier des Tages herausgeputzt hatten und kam sich furchtbar Fehl am Platze vor.
Zu ihrem Entsetzen sah sie wenige Minuten später, wie Albus Dumbledore quer durch die Halle auf sie zusteuerte und vor ihr stehenblieb.
„Ein Tänzchen, meine Liebe?", fraget er und seine blauen Augen blitzen unternehmungslustig hinter seinen Brillengläsern, als er ihr den Arm bot. „Ich bin zwar nur ein alter Knacker, aber es wäre mit trotzdem eine Freude."
Alexa wurde rot über die Aufmerksamkeit, die ihr von den umstehenden Schülern nun zuteil wurde, und stammelte:
„Ich glaube – besser nicht. Es ist mir eine Ehre, aber -."
Dumbledore wiegte den Kopf hin und her und griff nach seinem Zauberstab. Ehe es sich Alexa versah, hatte er ihn kurz geschwungen, ein kurzer Schwindel erfasste sie und als sie an sich herunterblickte, war ihre Schuluniform verschwunden und durch ein hübsches, altrosafarbenes Kleid mit weitem Rock ersetzt worden. Nun spürte sie, wie ihr Kopf förmlich zu glühen schien.
„Ja, Sie hatten natürlich Recht, Miss Devin, da fehlte etwas. So, nun lassen Sie uns tanzen, sonst glaubt die ganze Schule, Sie hätten Angst davor, dass ich Ihnen auf die Zehen steige."
Alexa musste plötzlich lachend und es fühlte sich seltsam befreiend an. Sie hakte sich bei dem Schulleiter unter und ließ sich ohne einen weiteren Protest in die Mitte der Tanzfläche führen und schon begann Dumbledore, sie mit einer für sein Alter erstaunlichen Lebhaftigkeit über den Tanzboden zu wirbeln. Die Band legte sich ins Zeug und bald fühlte sich Alexa frei, gelöst und glücklicher als in allen Monaten zuvor. Als die Musik endete und sich der Schulleiter mit einer artigen Verbeugung bei ihr bedankte, drängte sich einer ihrer Klassenkameraden aus Ravenclaw, Peter McAllister, ein junger Mann mit hübschen braunen Augen, heran und fragte sie schüchtern, ob er abklatschen dürfe. Alexa nahm die Bitte an und warf sich in den nächsten Tanz, für sich im Stillen entscheidend, dass sie sich an diesem Abend doch etwas Spaß gönnen konnte.
So verging der Abend mit Tanzen, Lachen und netten Gesprächen und weit nach Mitternacht verabschiedete sich Alexa von ihren Mitschülern. Die hochhackigen Tanzschuhe, die Dumbledore hatte an ihr erscheinen lassen, zog sie sich mit einer Grimasse aus, kaum dass sie die Große Halle verlassen hatte. Da sie noch nicht müde war, entschloss sie sich, noch ein wenig spazieren zu gehen und schlenderte bald darauf mit nackten Füßen durch das Gras der großen Wiese außerhalb der Schule. Die vergangenen Wochen ließen auf einen wunderbaren Sommer hoffen und auch zu dieser späten Stunde war es angenehm warm, so dass sie trotz des dünnen Kleides nicht fror. Irgendwann ließ sie sich im hohen Gras nieder und atmete tief ein, froh, dem Lärm und der stickigen Luft der Halle entkommen zu sein. Einige hundert Meter von sich entfernt konnte sie die düsteren Schatten des Verbotenen Waldes erkennen, spärlich beleuchtet vom Licht der Sterne, doch er konnte sie nicht erschrecken. Viel mehr bewegte sie die Erkenntnis, dass es dieser Platz gewesen war, an dem sie das erste Mal gemeint hatte, in Severus Snapes Seele blicken zu können.
Sie lächelte bitter und schüttelte den Kopf. Ja, sie war naiv gewesen, denn sie hatte eine Abhängigkeit gegen eine andere getauscht und nichts von dem, was Ronan ihr gegen ihren Willen angetan hatte, hatte so wehgetan, wie von Snape zurückgewiesen hatte, dem sie freiwillig ein Stück von sich zu schenken bereit gewesen war. Und obwohl sie diese Lektion mit Demut hatte lernen müssen wie so viele andere Dinge in der vergangenen Jahren und diese sie fast zerstört hatte, verspürte sie tief in sich noch immer den Hauch einer Hoffnung, dass von nun an alles besser werden würde. Irgendwann musste es das. In ihrer Zukunft wartete vielleicht ein Mann, der damit umgehen konnte, dass sie bei körperlichen Berührungen zusammenzuckte und dass sie viele Orte und Situationen mied, um nicht an Ronan erinnert zu werden. Vielleicht würde sie sogar Kinder haben, oder ins Ausland gehen oder -. Alexa seufzte leise. Ein ganz normales Leben.
Nach einer ganze Weile, versunken in ihre düsteren Gedanken, richteten sich ihre Nackenhaare auf, als sie spürte, dass sie nicht allein war. Das leise Geräusch des Stoffes einer Robe, die zischend über das Gras glitt, drang kurz darauf an ihr Ohr. Sie versteifte sich, doch sie blieb sitzen, als sie leise sagte:
„Guten Abend, Professor."
