Bia: Ah, so eine verrückte Phase ist doch ganz nett! Ich hab dauernd welche, sonst könnte ich hier gar nicht so viel schreiben +g+

Amicae: Juchu, willkommen im Kreis der Leser! Und wie gewünscht – etwas mehr Romantik. Wenn es aber noch nicht reicht – weiter reviewen+lacht+

Kapitel 29

Sommernacht

„Woher haben Sie das gewusst, Miss Hammond?" Er blieb neben ihr stehen und blickte sie nicht an, hatte seine Augen auf den Wald gerichtet, so als seien das Gespräch und ihre Anwesenheit bedeutungslos. Alexa tat es ihm gleich und antwortete ruhig:

„Einfach geraten, Professor. Kann ich etwas für Sie tun?" Stille entstand, unangenehme Stille, in der Alexa liebend gerne sein Gesicht gesehen hätte, doch sie strafte ihn mit der Gleichgültigkeit, die er vorgab zu empfinden. Oder war es ihm wirklich gleich, was geschehen war und gerade geschah? In den vergangenen Wochen waren ihr die Worte ihres letzten Gespräches oft durch den Kopf gegangen und sie neigte inzwischen dazu zu glauben, dass all die romantischen Phantasien, in denen sie sich versponnen hatten, wirklich Hirngespinste gewesen waren. Natürlich hatte sie die Gesten Snapes überinterpretierte, schließlich war er weisungsgebunden und Dumbledores Mann. Sie zu schützen musste ein Auftrag gewesen sein und die Tatsache, dass er sie so nahe an sich herangelassen hatte, reine Duldung. Nun war es eh vollkommen egal. Sie war nicht mehr Snapes oder Dumbledores Schülerin, sondern nunmehr für sich selbst verantwortlich. „Professor?", hakte sie nach einer ganzen Weile nach und sah dann doch zu ihm hoch. Wie stets war seine Miene undeutbar, natürlich, denn es war seine Art. Alexa musste lächeln. Bei Merlin, was für ein Fehler es gewesen war, hinter seiner Fassade mehr zu vermuten, als dort wirklich war. Der Gedanke ließ ihr Herz schmerzen, doch sie verstand es genauso gut wie der Lehrer, die Pein hinter einer ruhigen Miene zu verbergen.

„Sie haben sich gut amüsiert heute." Es war eine schlichte Aussage, doch Alexa meinte, den Hauch eines Vorwurfes darin erkennen zu können. Kühl erwiderte sie:

„Das ist nicht verboten, oder? – Ja, es war ein sehr schöner Abend." Erneut Stille und Alexa fühlte, dass sie langsam wütend wurde, nach der wochenlangen Monotonie in ihr und der Freude über diesen Abend eine willkommene Abwechslung. Eine Zeitlang hatte sie geglaubt, nichts mehr fühlen zu können. „Aber deswegen sind Sie doch nicht hier, oder, Professor?"

„Unglaublich scharfsinnig wie immer, Miss Hammond."

„Unglaublich zuvorkommend wie immer, Professor." Der Zorn war gut und heilsam, lenkte sie davon ab, dass sie in erschreckender Klarheit erkannte, wie sehr er ihr in den vergangenen Wochen gefehlt hatte. Selbst seine Bösartigkeiten hatte sie vermisst. Sie erhob sich und strich einige Grashalme von ihrem Kleid, konnte es nicht ertragen, weiter zu ihm heraufblicken zu müssen. „Haben wir noch etwas zu klären miteinander? Ich glaube es nicht. Also, wenn Sie mich bitte, entschuldigen würde, es ist spät."

Sie versuchte, an ihm vorbeizugehen, doch es blieb bei dem Versuch. Er ergriff ihre Hand und zog sie zu sich. Unmittelbar darauf blickte sie direkt in sei scharf gezeichnetes Gesicht, in dem die dunklen Augen mit Wut auf sie hernieder blickten. Generationen von Schülern hatten schon unter diesem Blick gezittert, doch Alexa konnte er nicht schrecken - sie hatte zuviel mit diesem Mann gesehen und erlebt. Snapes Stimme klang rau und fordernd, als er forderte:

„Sie lassen mich nicht so stehen, Miss Hammond."

„Was, wenn ich es doch tue?" Sie versuchte ihre Hand zu befreien, doch vergebens. Ihre Stimme war eine perfekte Imitation der seinen, als sie höhnte: „Punktabzüge? Strafarbeiten? Also bitte, werden Sie nicht lächerlich." Er ließ sie sofort los, so als hätte er sich verbrannt und starrte sie an. Obwohl Alexa sich schwor, sofort zum Schloss zurückzugehen und der Szene zu entfliehen, die ihren Puls in die Höhe trieb, machte sie keinen Schritt. Es war etwas in seinem Blick, das sie dort schon einmal hatte aufflackern sehen und es war ein kleiner Triumph, der durch ihre Adern raste, als sie erkannte, dass sie ihn verunsichert hatte. Also beschloss sie, diesen Moment auszukosten. „Aber da wir gerade hier sind – ich wollte mich noch bei Ihnen bedanken, Professor. Ich habe einige wertvolle Lektionen gelernt in der letzten Zeit und Sie waren daran maßgeblich beteiligt."

„Lektionen?", knurrte er abfällig, doch scheinbar nicht willens, ihre Unverschämtheiten in irgendeiner Weise zu ahnden. Stattdessen blickte er sie nach wie vor unverwandt an, so als fessele ihn irgendetwas an diesen Ort.

„Ja. Lektionen." Über Alexas Gesicht huschte ein bitteres Lächeln. „Sie haben für mich eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Illusionen trügerisch sein können und dass meine Angewohnheit, das Gute im Menschen zu vermuten, wohl nur meiner Kindlichen Naivität entsprungen ist. Danke, das sie mich von meinen romantischen Illusionen kuriert haben."

Er antwortete nicht sofort, ließ sich Zeit damit. Seine Augenbraue zuckte hoch, als er bedächtig nickte.

„Dann habe ich mein Ziel wohl erreicht", sagte er emotionslos und nickte dann leicht. „Sie habe Sich als gelehrige Schülerin erwiesen." Alexa hätte schreien mögen über diese Art, sie abzufertigen und ihre Vorwürfe ins Leere laufen zu lassen. Aber was hatte sie erwartet? Sie wollte sich abwenden, doch Snape hatte noch nicht geendet. Dieses Mal lag mehr Gefühl in seiner Stimme, als sie erwartet hatte. „In dieser Welt gehen die zuerst unter, die ihre Regeln nicht begreifen. Die Mitfühlenden. Die Sanften. Die Romantiker. Und diejenigen, die eine Enttäuschung nach der anderen erleben und nichts draus lernen. Ich bin keiner dieser guten Menschen, Miss Hammond und Sie sind auf dem besten Weg, mir dorthin zu folgen. Ich hätte Ihnen vieles gerne erspart, glauben Sie mir." Alexas Herz schlug plötzlich hoch und ihr Mund wurde trocken bei seinen Worten. „Ich habe Sie davor gewarnt, dass Sie sich Ihrem Untergang nähern mit Ihren Gelüsten nach Rache und dass der Weg, den Sie eingeschlagen haben, der Falsche ist. Jetzt kann ich Ihnen nur mit auf den Weg geben, dass Sie von nun an niemanden haben werden, der Ihnen helfen wird, den richtigen Weg zu finden, auf dem sie sich von niemandem verletzen lassen und sich vor allem nicht selbst verletzen. Was Sie erlebt haben, macht Sie einsam und wer auch immer Sie begleiten will, er wird Sie nicht verstehen können."

Alexa atmete tief aus und musste schlucken, denn sie empfand es wieder, dieses Gefühl, dass hinter seinen Worten mehr lauerte als das, was vordergründig zu verstehen war. Doch sie hatte sich schon einmal davon blenden lassen und hatte er ihr nicht gerade gesagt, dass sie zu hoffnungsfroh gewesen war? Diesen Fehler jetzt noch einmal zu machen, nein, das wollte und konnte sie sich nicht erlauben. Also nickte sie leicht, sich unglaublich elend fühlend, und zwang sich mit einem falschen Lächeln zu sagen:

„Danke für Ihre Worte. Ich werde mich daran erinnern. Und jetzt wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, Professor. Ich muss noch packen." Da beugte er sich vor und küsste sie. Es war nur eine kleine Berührung, sehr sanft und befreit von jeglicher Leidenschaft oder Zwang, die sie hätten erschrecken können. Alexa erstarrte, ihr Kopf und ihr Magen leerten sich, nur um sich sofort mit einer fast schmerzhaften Macht wieder zu füllen, mit einem wirren Durcheinander von Gefühlen und Gedanken. Dann war es auch schon vorbei und Snape trat einen Schritt zurück, um ihr Raum zum Atmen zu geben, das sie fast vergessen hätte. „Was-?", brachte sie hervor. Nun war ihr erst Recht zum Weinen zumute. „Was sollte das beweisen?"

„Das war noch eine Antwort, die ich Ihnen geschuldet habe." Zurück in der Distance, klang seine Stimme wieder so kontrolliert und emotionslos wie zu Beginn ihres Gespräches. „Es ging um Dumbledores kleine ‚Vorsichtsmaßnahme'. Nun wissen Sie, dass mir recht wenig heilig ist. – Nun, leben Sie wohl."

Alexa nickte stumm, vor den Kopf gestoßen und drehte sich um, um ins Schloss zurückzugehen. Sie drehte sich nicht um, obwohl sie seinen Blick in ihrem Rücken spürte. War dies vielleicht eine letzte Lektion gewesen? Wenn er gemeint hatte, ihr mit seinem Verhalten zu beweisen, wie schlecht er war, hatte er das genaue Gegenteil damit bewiesen. Doch der Kuss, er war ein Abschiedkuss gewesen und Alexa wusste, dass sie ich auch genau als solchen zu nehmen hatte. Es war Zeit, von Hogwarts endgültig Abschied zu nehmen.