Isidra: Ja, tanz für mich+lach+
Kathi: He, danke für die Kekse! Das inspiriert doch gleich zu Nachschub für die Leser+g+
Kapitel 32
Azkaban
Dass der Sommer vorbei war, merkte Alexa, als sie in dem kleinen Hafen apparierte und ihr ein scharfer, salziger Wind als eisig stechender Hauch sofort in die Robe fuhr. Am Himmel über ihr, bis hin zum Horizont, taumelten graue, tief hängende Wolken in einem sinnlosen Spiel und tauchten die Landschaft in ein mattes, kühles Licht. Fröstelnd schlang Alexa die Arme um sich und blickte sich um. In dem Ferienort der Muggel herrschte gähnende Leere, kleine, pittoreske Häuser, vom Seewind verzogen, lagen verlassen da. Sand tanzte vor ihren Füßen über den Kai, als sie ihn, Dumbledores Anweisungen folgend langsam entlangging, zu einem der Anleger, der sich weit in die aufgewühlte See erstreckte. Sie war sich sicher, dass nur sie das kleine Boot sah, das dort auf sie wartete.
Der Seemann hob grüßend die Hand, als er sie sah und winkte sie heran. Über eine rostzerfressene Leiter kletterte sie zu ihm an Bord, das Schwanken des Bootes sofort hassend. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ließ sie sich auf einer Bank nieder. Der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht beachtete sie gar nicht, geschickt holte er die Leinen ein und setzte das winzige Segel, das sie kurz darauf mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit auf die See hinaus trug. Gischt sprühte über die Reling in Alexas Gesicht und sie duckte sich in die warme Geborgenheit ihres Mantels und ihrer Robe. Ihre Finger fanden in der Tasche das Pergament, das Dumbledore ihr an diesem Morgen in die Hand gedrückt hatte und holten es schließlich hervor. Es war leer – noch, wie der Schulleiter ihr erklärt hatte. Ihre Reise nach Azkaban würde über einen Portschlüssel stattfinden, einem mobilen Schlüssel irgendwie in der rauen See. Seit die Dementoren ihren Dienst verweigert und sich Lord Voldemort unterstellt hatten, mussten neue Wege gefunden werden, das Gefängnis zu schützen und seine Insassen dort zu behalten, wo sie hingehörten.
Nervös und mit einem im Takt der Wellen steigenden und sinkenden Magen starrte Alexa auf den Zettel, doch es geschah rein gar nichts. Während sie wartete, versuchte sie sich darüber klar zu werden, was ihr bevorstand, doch ihre Vorstellungskraft reichte nicht, um zu erahnen, was sie in Azkaban auszufechten hatte. Sie hatte Angst. Angst, einen Fehler zu machen und damit die vielleicht einzige Chance zu verspielen, etwas über Severus Snapes Aufenthaltsort zu erfahren. Am liebsten wäre sie über Bord gesprungen, denn sie fühlte den Druck, der auf ihre Schultern gelegt worden war – von ihr selbst und von den Leuten, denen Snape etwas bedeutete. Sie atmete tief durch und starrte zum stahlgrauen Horizont und hätte fast übersehen, dass auf dem Zettel Zeichen erschien.
„Halt!", rief sie dem Seemann zu und fast augenblicklich fiel das Segel herunter. Spielball der Wellen, verharrte das kleine Boot mitten auf See und der Seemann blickte Alexa abwartend an. Ein wenig skeptisch sah sie auf das Pergament, auf dem nun eine unmissverständliche Anweisung stand. Mit einem Seufzer stand sie auf, stellte ein Bein aus dem Boot, kämpfte gegen die Panik an – und stand dann auf dem Wasser, nur, um Sekunden später von einem Wirbel an Farben verschluckt zu werden.
Als sie wieder sicher stand und sich ihre Umwelt zu einer fassbaren Realität verdichtete, befand sie sich auf einer Insel. Am grauen Himmel zogen Möwen ihre Runden und schienen sie spöttisch auszulachen, als sie dem Pfad folgte, der zu dem Gebäude führte. Über blanken Stein führte er sie, hin zu blankem Stein, den einst ein mächtiger Zauberer zum sichersten Gefängnis der Zaubererwelt geformt hatte, einem gigantischem, stumpf glänzendem Konstrukt aus Türmen und klobigen, langgezogenen Hallen. Kein Licht drang zu Alexa hinab, sie spürte nur erschaudernd die Kälte der Insel und des Meeres. Viel mehr noch, das Gebäude selbst schien das Böse, das in ihm lauerte, auszudünsten und dieses Gefühl kroch tiefer in sie hinein als es die Kälte selbst vermochte. Blinzelnd gegen das trübe Licht, legte sie den Kopf in den Nacken und sah hinauf zu den Türmen, die sich mehr als einhundert Schritt hinauf in den düsteren Himmel erhoben. Es gab ein Tor aus dunklem, verwitterten Holz, das sich nun knarrend für sie öffnete. Zwei Gestalten erschienen vor ihr, winzig klein wie Alexa selbst im Vergleich zu der Behausung zauberischen Abschaumes. Sie waren mit schwarzen Roben bekleidet, deren Kapuzen sie weit ins Gesicht gezogen hatten. Für einen Moment verspürte Alexa namenlose Panik, doch da erkannte sie, dass es keine Todesser sein konnten, da auf sie zugingen und sie in die Mitte nahmen, um sie hineinzueskortieren.
Im Inneren wirkte Azkaban noch abstoßender als von außen. Alexa spürte, wie die schroffen Steine Bösartigkeit auszudünsten schienen, die Erinnerung an tausend Leben und tausend Tode. Sie richtete sich unbewusst auf, versuchte, den Gefühlen zu trotzen, die sich schneidend in ihr Innerstes bohrte und folgte den beiden Gestalten durch die große Säulenhalle, in der Fackeln Ruß und flackernde Schatten an die Wände warfen, eine monumentale Freitreppe hinauf, die in einem engen Korridor mündete. Dort erwartete sie eine weitere Gestalt, ein kleiner, nervös wirkender Zauberer mit einer Halbglatze, der die feisten Finger gegeneinander rieb. Er zwinkerte hastig hinter runden Brillengläsern, die viel zu groß für sein Gesicht waren. Er eilte Alexa sie zu und winkte ihre beiden stummen Begleiter fort, die fast augenblicklich in den Wänden verschwanden.
„Meine liebe Miss Devin, ich, äh, heiße Sie willkommen. Ich bin etwas überrumpelt, ich meine, der Brief des Ministeriums klang sehr dringend. Was kann ich, können wir für Sie tun?"
Er schwitzt und ein paar kleine Schweißtropfen erschienen auf seiner Stirn. Alexa sah ihn ruhig an, doch sie fühlte sich sofort abgestoßen von dem Mann. Vielleicht war es der Blick seiner Augen, vielleicht die Tatsache, dass man ihn offensichtlich genug traute, um ihm von ihrer Order zu unterrichten. Sie schenkte ihm ein dünnes Lächeln, das sehr wirkungsvoll sein konnte und er zog die schwammige Hand, die er ihr entgegenstreckte, sofort zurück.
„Ich bin hier, um Ascylpa Snape zu sehen. Umgehend. Direktor-?"
„Pittin, Direktor Pittin. Ja. Natürlich." Er war ein wenig blasser geworden als er eh schon war. „Ungewöhnlich, all die Jahre-. Ja, dann folgen Sie mir bitte. Und Sie wollen mir nicht sagen, was Sie genau vorhaben?" Er ging an Alexa vorbei und tippte mit dem Zauberstab an eine Wand, die sich sofort zu einem Durchgang öffnete, der eine enge, nur schwach beleuchtete Wendeltreppe offenbarte.
„Nein, das will ich nicht." Damit war für Alexa und auch für den Direktor jede weitere Diskussion beendet und sie brachten schweigend die Stufen hinter ich, die sich hinunter ins Herz der Insel bohrten, das feucht und eisig den seltenen Besuchern harrte. Als die Treppe endete, sah Alexa, dass sie lediglich in einen Gang und zu einer Zelle an deren Ende führte.
„Das ist hier bei uns Pflicht. Die Gefangenen dürfen sich nicht unterhalten, verstehen Sie. Aber ich muss Sie warnen, ja, das muss ich wohl. Ich werde Sie mit Mrs. Snape allein lassen. Sie ist nicht in dem Zustand, Sie körperlich anzugreifen, Miss Devin, aber nehmen Sie sich trotzdem in Acht. Wenn Sie gehen wollen, rufen Sie, man wird Sie hören. Danach werden wir Sie untersuchen, ob Sie unter einer Beherrschung oder einem Fluch stehen. Man weiß ja nie, ob die nicht auch ganz ohne Zauberstab -." Die Worte des Direktors erstarben in einem Gemurmel, als er sich bewusst wurde, dass Alexa ihm kaum zu hörte. Ihr Herz schlug fast schmerzhaft gegen ihre Rippen und in ihrem Kopf herrschte gähnenden Leere, fort waren all die Worte und Sätze, die sie sich zurechtgelegt hatte in den langen Stunden nach der Unterredung mit Albus Dumbledore. Sie atmete tief durch und folgte dann dem Direktor durch den Gang. Quietschend schwang die Tür der Zelle, geöffnet vom Zauberstabes des Mannes, vor ihr auf und ein schwarzes Loch gähnte ihr entgegen. Alexa nahm all ihren Mut zusammen und trat ein. Hinter ihr fiel die Pforte mit einem endgültig klingenden Knall zu und nur durch das kleine Viereck, durch das Wohl Nahrung und andere Dinge gebracht wurde, fiel etwas Licht aus dem Gang in den Raum.
Jemand atmete. Das mühsame, raspelnde Geräusch ging Alexa durch Mark und Bein, als sie versuchte, in der Finsternis etwas zu erkennen und es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen eingewöhnt hatten. In all der Zeit pulsierten Angst und widerwillige Faszination durch ihre Adern, Wissbegierde und auch Hass auf die Person, die sie hier erwartete. Und dass sah sie die Gestalt in der Ecke, erblickte ihr Gesicht und sagte mit einer Stimme, die nicht ihr selbst zu gehören schien:
„Mutter, ich bin es."
