Bia: Oh, ne 1 habe ich lange nicht mehr bekommen! Danke!
Isidra: Deine Ahnungen erfüllen sich immer, weil Du mich schon so gut kennst. Viel Spaß bei dem Chapi+flausch+
Kapitel 34
Fremde Gesichter
Als sie die kalte, feuchte Seeluft einatmen konnte, fühlte sich Alexa gleich besser, denn es war, als würde mit jeder Böe, die sie erfasste, ein Stück mehr dessen, was sich ihrer in Azkaban bemächtigt hatte, fortgeweht werden. Ihren Hass auf Ascylpa Snape konnte der Wind jedoch nicht beenden. Nicht der Hauch eines schlechten Gewissens ob ihrer Täuschung hatte sie überwältigt, im Gegenteil, sie war zufrieden mit der Posse, bei der sie auf Dumbledore Bitte hin mitgespielt hatte.
Doch diese Befriedigung genügte ihr nicht. Schon während der Verabschiedung durch den Direktor hatte sie krampfhaft darüber nachgegrübelt, wie sie Severus Snape helfen konnte, doch ihr war keine Idee gekommen, die sie wirklich überzeugen konnte. Doch dann hatte sie, bevor sie das Gefängnis verließ, eine Entdeckung gemacht, drei lange, graumelierte Haare auf dem Ärmel ihres schwarzen Umhangs. Und mit der Erkenntnis, dass sich Ascylpas Haare nutzen lassen würden kam auch das Wissen, dass die Besitzerin der Haare niemals die Chance bekommen durfte, Lord Voldemorts entgegenzutreten.
So verließ Alexa Azkaban mit einem Boot die Insel auf dieselbe Weise, wie sie gekommen war. Auf See wartete erneut ein Portschlüssel, den sie nutzte, um in dem kleinen Dorf an der Küste hinter der pittoresken Kirche wieder zum Vorschein zu kommen und der dort versammelten Trauergemeinde von Muggeln zu erklären, sie sei eine Touristin auf Abwegen. Dann apparierte sie zurück nach London, ging jedoch nicht in ihre Wohnung, denn diese war laut Dumbledores Aussage nicht mehr sicher genug. So mietete sich Alexa ein Zimmer in einer kleinen, versteckt gelegenen Zaubererpension in einem der ruhigen Vororte der Stadt und ging in die Winkelgasse einkaufen. Mit einer Tasche voller Gerätschaften zum Brauen von Zaubertränken, einigen Büchern, Schreibutensilien und einem Kessel kehrte sie gegen Abend zurück.
Die Stille des unbekannten Zimmers umfing sie bedrückend, als sie den Kessel und die Ingredienzien aufbaute und sorgsam die drei Haare, die sie in einem Stück Pergament eingeschlagen hatte, auf den wackligen Tisch legte. Eine Weile starrte sie darauf, dann gab sie sich einen Ruck und schrieb einen Brief an Albus Dumbledore.
‚Sehr geehrter Professor Dumbledore, leider hat sich unsere Hoffnung nicht bestätigt, in keiner Hinsicht. Ich bedauere, Ihnen nicht weiterhelfen zu können und werde in den nächsten Tagen eine Bildungsreise auf den Kontinent unternehmen, so lange, wie es die Situation fordert. Hochachtungsvoll. Lilian Devin.'
Das musste für den Schulleiter genügen und ihn ein eine falsche Fährte locken. Alexa faltete den Brief zusammen und schob ihn in ihre Tasche, um sich dann noch einmal zum Empfang der Pension zu begeben, hinter der eine alte Frau mit wirrem Haar die „Hexenwoche" las, während Stricknadeln neben ihrem Kopf klapperten. Kurz darauf flatterte eine Eule mit der Nachricht Richtung Hogwarts und Alexa kehrte in ihr Zimmer zurück, um sich ans Brauen zu begeben. Da der normale Vielsafttrank einen Monat benötigte, um wirkungsvoll zu werden, kramte Alexa ihre Erinnerungen an den Zaubertrankunterricht hervor und fand in einem der Bücher, die sie in der Winkelgasse gekauft hatte die Bestätigung ihrer Erinnerung. Der Morgen graute bereits, als sie als letzte Zutat die drei Haare in die gräuliche Flüssigkeit warf, diese in eine Phiole abfüllte und dann vollkommen übermüdet auf ihr unbequemes Bett fiel.
Zur Decke starrend, an der sich die hässliche graue Tapete löste, ließ sie die Gedanken schweifen. Sie hatte genug Vielsafttrank, um etwa eine Woche lang unerkannt unter den Todesser leben zu können, falls sie nicht vorher durch ihr mangelndes Wissen über diese und vor allem über Ascylpa Snape enttarnt wurde. Schlimmer noch, die Nebenwirkungen des hastig gebrauten Trankes würden immens sein und konnten sie ebenfalls verraten. Die Folgen wollte sie sich nicht ausmalen, doch sie ahnte, dass vor allem ihr Stiefvater sehr zufrieden sein würde, sie wiederzusehen. Sie ignorierte den bitteren Geschmack in ihrem Mund und seufzte leise. Von nun an musste sie warten. Wenn Ascylpa Recht hatte und ein Ausbruch unmittelbar bevorstand, dann hatte Alexa die Möglichkeit, ihren Platz einzunehmen, doch wenn das Gefasel der Alten nur Unsinn gewesen war, dann war alles umsonst gewesen.
Alexa fand keinen Schlaf und wälzte sich von einer Seite auf die andere. Die Sprungfedern der Matratze quietschten protestierend, als sie sich schließlich abrupt aufsetzte und wieder zum Tisch ging, um drei weitere Briefe zu schreiben. Einen an ihre Mutter, einen an Liza und einen an Albus Dumbledore. Während sie davon schrieb, was sie vorhatte und welche Folgen das haben könnte, spürte sie erstaunlich Bewegung. Es war, als wäre der Gedanken an ihren Tod ein alter Bekannter, den zu treffen sie nicht unbedingt herbeisehnte, vor dem sie sich aber auch nicht fürchtete. Der Brief an den Schuldirektor fiel ihr überraschenderweise am leichtesten, denn in den Zeilen an ihre Familie fühlte sie sich ständig dazu gedrängt, ihr Verhalten zu erklären, doch bei Dumbledore wusste sie, dass er sie verstehen würde und im schlimmsten Fall ihrer Familie besser darlegen konnte, was sie getrieben hatte, als sie es in diesem Moment selbst konnte.
Da sie wusste, dass an Nachtruhe eh nicht mehr zu denken war, steckte sie die Briefe ein und machte sich auf den Weg ins Ministerium, so wie sie es an jedem normalen Morgen tat. Sie wusste, dass sie dort sofort erfahren würde, wenn etwas in Azkaban geschah und vor allem konnte sie dort einige eklatante Wissenslücken füllen. In dem hohen Bau, der sich mitten in London zwischen die Muggelhäuser schmiegte, herrschte wie immer geschäftiges Treiben und niemandem fiel auf, dass sich Alexa ins Archiv zurückzog. Bereits zur Schulzeit hatte sie über Snape und seine Familie recherchierte, doch die Akten, die sie in den verstaubten Schränken fand, boten ihr alle Informationen, die die Zauberer des Ministeriums je gesammelt hatten. Die Suche war langwierig und die Müdigkeit machten ihr zu schaffen, doch schließlich fand sie, was sie gesucht hatte. Kurzerhand las sie die Adresse vom ehemaligen Haus der Snapes und alles, was über Ascylpa zu finden war, in ihren Zauberstab ein und verließ dann das Archiv, um eine starke Tasse Kaffee zu trinken und kurz den Kopf in ihr Büro zu stecken. Ihr Arbeitskollege Patrick McIvre, ein waschechter Schotte, schluckte ihre Geschichte über eine dringende Reise zum Kontinent sofort und versprach, ihren Vorgesetzten zu informieren.
Wenig später verließ Alexa das Ministerium wieder und begab sich ein zweites Mal in die Winkelgasse, um für die drei Briefe ein Verlies bei Gringotts zu mieten. Bei einem mürrischen Kobold, der von seinem hohen Sitzplatz auf argwöhnisch auf sie herunterschielte, gab sie an, dass es nur ihr selbst sowie Albus Dumbledore erlaubt sein sollte, mit dem Schlüssel an die Pergamente zu gelangen. Ohne mit der Wimper zu zucken zahlte sie die zwanzig Galleonen Mietgebühr und hinterlegte dann die Schreiben in einem muffigen Verlies, wohl wissend, dass der Direktor von Hogwarts die Schreiben an ihre Familienmitglieder übergeben würde, ganz gleich, wo sich diese zur Zeit aufhalten mochten. Zurück in den Pension, übertrug sie die gesammelten Informationen auf Pergamente, um sie sorgsam mehrmals zu lesen, bis sie glaubte, genügend über Ascylpas Eigenarten zu wissen. Zu ihrem Glück waren die fast zwanzig Jahre alten Texte sehr umfangreich, da sie damals von Auroren erstellt worden waren, für die auf der Jagd nach den Todessern jedes Detail sehr wichtig gewesen war.
Der Tag ging zur Neige, als Alexa plötzlich vor der Zimmertür laute Stimmen hörte. Neugierig geworden, trat sie auf den Gang hinaus und stieß fast mit einem Zauberer mittleren Alters zusammen, der mit einer Ausgabe des „Tagespropheten" wedelte und erregt auf seine Begleiterin einredet.
„Eine Unverschämtheit ist das! Die Sicherheit in diesem Land geht vor die Hunde!"
„Entschuldigung, ist etwas passiert?", erkundigte sich Alexa mit vor Nervosität bröckelnder Stimme und klopfendem Herzen. Der Zauberer blickte sie verdutzt an und stürzte sich dann in einen neuen Schwall von Beschimpfungen.
„Unerhört! Schon wieder ein Ausbruch in Azkaban, meine Liebe, schon der zweite dieses Jahr. Wo kommen wir hin, wenn -."
Doch Alexa hatte sich schon abgewendet und kehrte in ihr Zimmer zurück, fast wie in Trance, denn nun würde alles den geplanten, aber dennoch so unsichreren Weg gehen. In aller Ruhe ließ sie alle Unterlagen im Kamin in Flammen aufgehen, steckte die Phiole mit dem Trank ein und legte sich ihren Umhang um. Ihren Zauberstab wollte sie zunächst nicht mitnehmen, denn Ascylpa besaß möglicherweise keinen, wenn sie sich trafen, doch schließlich siegte das winzige Gefühl der Sicherheit, das ihr das glatte Holz des Stabes bat, wenn sie ihn berührte. Den Schlüssel zu ihrem Zimmer und auch den für das Verlies gab sie an der Rezeption ab, mit der Bitte, ihn nach Hogwarts zu senden. Dann verließ Alexa das Hotel und desapparierte, ohne einen Blick für die Schönheit des Sonnenuntergangs über der Stadt zu haben.
