Disclaimer: „Tru Calling" gehört Jon Feldman und Co.
III.
Tru erwachte erneut in ihrem Bett. „Hier sind wir also wieder", murmelte sie abwesend. Sie zog sich schnell an und eilte aus ihrer Wohnung. Sie kam aber nur wenig Schritte weit bevor sie von Jack abgefangen wurde.
„Guten Morgen, Tru. Ich will ja wirklich nicht sagen: Ich hab's ja gleich gesagt. Andrerseits hab ich es wirklich gleich gesagt, also sag ich es wohl doch", begrüßte er sie. Tru nahm kaum Notiz von ihm, sondern eilte weiter in Richtung Frühstückscafè. „Ich habe keine Ahnung, wovon du eigentlich redest", meinte sie abwesend.
„Nun, weißt du, was das letzte Bild war, das ich von der armen sterbenden Frau von Gestern aufgefangen habe? Es war der Anblick des Mannes, der sie überfahren hat. Dein Freund Jensen. Aber ich nehme an, das weißt du alles", erklärte Jack großzügig.
Tru blieb stehen und starrte den jungen Mann trotzig an. „Das war ein Unfall. Es hätte jedem passieren können. Es hat nichts mit Jensen zu tun."
Jack sah sie stumm und wenig überzeugt an. „Wenn du das sagst, meine liebe Tru, dann wird es so wohl auch so sein." Tru schüttelte den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung.
Ihr Gegenspieler blieb zurück und rief ihr hinterher: „Grüß deine Schwester von mir!"
8:20
„Mery, ich bin's. Ich wollte dich nur noch mal an die Party heute Abend erinnern. Fahr rechtzeitig los. Ich hoffe, du hörst diese Nachricht ab." Tru legte auf und nahm gegenüber von Harrison Platz.
„Morgen, Tru! Hast du…", begann ihr Bruder, doch Tru ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen. „Harri, stell jetzt keine Fragen, aber du musst Dad um seinen Wagen bitten und Meredith zur Silvester-Party abholen", erklärte sie schnell.
„Was? Wieso? Sie hat doch ein Geschäftsmeeting irgendwo in der Pampa. Sie wird doch mit Sicherheit ihren eigenen Wagen nehmen um dort hinzukommen…Oh, nein, es ist einer dieser Tage, nicht wahr? Wer ist gestorben? Sag nicht, dass es Meredith war." Harrison griff nach der Speisekarte. „Auf diesen Schock hin muss ich erst mal was essen…"
Tru erhob sich wieder. „Niemand wird sterben, wenn wir alles richtig machen. Versuch auf jeden Fall den Wagen zu bekommen und iss keine Eier! Ich muss mich mit Davis beraten", verkündete sie und düste auch schon wieder los. Ihr kleiner Bruder sah ihr einiger Maßen verwirrt hinterher. „Und jetzt hat sie mir noch nicht einmal gesagt, ob Meredith gestorben ist, oder nicht", murmelte er.
8:30
Richard Davies nahm Jacks Anruf entgegen. „Ja, was gibt es?"
„Hör zu, Richard, ich hab nicht viel Zeit. Aber falls Harrison oder Tru auftauchen und dich um dein Auto bitten, erfinde irgendeine Ausrede. Das ist sehr wichtig", erklärte Jack.
„Wieso? Ist der heutige Tag eine Wiederholung? Wer ist gestorben?"
„Das ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass alles für uns glatt läuft."
„Jack, es gefällt mir nicht außen vorgelassen zu werden. Ich will wissen, wer….."
„Ich muss auflegen, Richard. Ich habe zu arbeiten", unterbrach ihn Jack, „Bis später." Und schon hatte er aufgelegt.
Richard starrte frustriert auf den Telefonhörer. Ich hasse es, wenn er so etwas tut.
9:00
Davis blickte auf, als Tru in sein Büro gerannt kam. „Tru! Was…"
„Davis, ich brauche Carries Auto", erklärte Tru sofort. Ihr Boss blinzelte verwirrt. „Bitte?"
„Ich brauche Carries Auto", wiederholte Tru, „Ihr beide seid doch jetzt zusammen, oder etwa nicht? Das bedeutet es sollte kein Problem sein irgendeine Ausrede zu finden, warum du ihr Auto brauchst."
Davis war noch immer verwirrt. „Vielleicht wäre es einfacher für mich zu verstehen, was los ist, wenn du es mir sagen würdest, Tru", meinte er langsam.
„Meredith ist gestorben. Dann hat sich der Tag wiederholt, und Jensen und ich haben, auf dem Weg zu ihr, eine junge Frau überfahren. Ich kann mir so einen Fehler kein zweites Mal leisten." Tru seufzte und setzte sich Davis gegenüber hin. „Ich fühle mich schuldig. Und das Schlimmste ist: Jack meint es wäre Jensens Schuld und nutzt das alles für seine Theorie, dass Jensens Rettung die Ordnung des Universums zerstört hätte. Was natürlich nicht stimmt, aber…na ja, ich will ihn, wenn möglich, eben nicht noch eine Chance geben Belege für diese Theorie zu sammeln."
Davis griff nach seinem Telefon. „Ich werde Carrie gleich anrufen", verkündete er und tippte auch schon eine Kurzwahl ein. Tru konnte, trotz der ernsten Situation, nicht anders als dies mit gehobenen Augenbrauen zur Kenntnis zu nehmen. „Nur…äh….für den Notfall", behauptete Davis, „Falls…äh…ein Angehöriger beim Identifizieren einen Zusammenbruch erleiden sollte." Tru grinste. „Natürlich."
„Carrie. Ja, ich freue mich auch dich zu hören. Ja, ich hab gut geschlafen. Nein, ich…Truisthier…ja, ich wollte dich fragen, ob du mir dein Auto borgen kannst. Ich brauche es für diese Sache. Du weißt schon für die Sache." Wovon redet er? Haben die beiden jetzt schon einen geheimen Code, oder so was? Davis schien angestrengt zu lauschen. „Oh. Ja, da kann man nichts machen." Er legte auf. „Carries Wagen ist in der Werkstatt", erklärte er, „Offenbar ist er gestern zusammengebrochen." Tru starrte ihn entsetzt an.
Das kann doch nicht wahr sein! Selbst Jack hat es mir noch nie so schwer gemacht. Es ist fast so als wäre das Schicksal diesmal wirklich gegen mich…Oh, nein, das darf ich nicht einmal denken. Tru schüttelte den Gedanken ab.
„Nun", meinte sie, „Hoffentlich hat Harrison mehr Glück."
9:30
„Nein! Warum nicht!"
Harrisons trotziger Blick spiegelte einen gewissen Anteil unterdrückter Wut wieder. Richard räusperte sich. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, dass man seine Familie am Besten mit dem Offensichtlichsten belog. „Weil ich mein Auto brauche, deswegen nicht. Ich muss Jordan und die Kinder besuchen fahren und rechtzeitig wieder hier sein um Trus Party besuchen zu können." Er legte eine kurze Pause ein. „Im Übrigen, hab ich einen Auftrag für dich", meinte er dann schnell. Zum Glück hatte Jacks Anruf ihn vorbereitet. Harrison wirkte entsetzt.
„Heute?", fragte der junge Mann ungläubig. „Ja, heute", bestätigte Richard trocken. Das darauf folgende Lachen seines Sohnes ignorierte er großzügig. Langsam schien Harrison aufzugehen, dass er es ernst meinte. „Dad, heute ist Silvester." Richard hob die schwarze Mappe von seinem Schreibtisch auf und hielt sie Harrison entgegen. „Und ich bin sicher, du hast das bis zur Silvester-Party deiner Schwester erledigt", meinte er nur.
9:40
„Dad hat dir einen Auftrag zugeteilt? Heute! Und er wollte den Wagen nicht hergeben!"
Tru seufzte lautlos, dann meinte sie schnell: „Nein, Harri, ist schon gut. Mehr konntest du nicht tun. Ich werde eben mit Jensen fahren." Dann musste es eben sein.
11:30
„Tru, du scheinst nervös zu sein. Stimmt was nicht?", erkundigte sich Avery beim Einkaufen. „Nein, alles in Ordnung", erwiderte Tru schnell. Sie sah sich suchend um. Keine Spur von Jack. Das musste bedeuten, dass er etwas plante. Dieser Gedanke behagte ihr gar nicht.
16:00
„Dir ist schon klar, dass ich nicht jedem mit ihr fahren lassen würde, oder? Ich meine, wenn du nicht meine Freundin wärst…" Jensen schüttelte den Kopf. „Bis du sicher, dass ich nicht…", begann er dann von Neuem. „Nein, Jensen. Ich kann fahren", versicherte ihm Tru zum hundertsten Mal.
Eigentlich hätte sie Jensen ja am Liebsten gar nicht mitgenommen, aber er hatte ihr keine Wahl gelassen. Solange er hier neben ihr auf dem Beifahrersitz saß, hatte er wenigstens keine Chance die Frau von Gestern niederzufahren. Es war eine ganz einfache Rechnung. Sie würde Meredith retten, und Jack würde zugeben müssen, dass er sich geirrt hatte. Wenn ich nur wüsste, was er vorhat. Sie schob den Gedanken an ihr Gegenstück zur Seite und konzentrierte sich auf das Fahren.
Jensen schien sich zu langweilen. Er sah sie nachdenklich an. Dann meinte er: „Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee dich fahren zu lassen. Immerhin sind wir zwei alleine. In einem Auto." Tru warf ihm einen flüchtigen Blick zu. „Nicht jetzt, Jensen", meinte sie. Trotzdem legte er die Hand auf ihr Bein. „Jensen, ich muss mich auf das Fahren konzentrieren", warnte sie. „Ich dachte, du bist eine gute Fahrerin. Komm schon, Tru. Wo bleibt dein Sinn fürs Risiko? Ich meine, immerhin lebt man nur einmal, oder etwa nicht?", erwiderte der blonde Student. Tru warf ihm einen irritierten Blick zu.
„Das klingt aber gar nicht nach dir. Was willst du damit sagen?"
„Gar nichts. Außer, dass wir unser Leben genießen sollten. Immerhin könnte jeder Atemzug unser letzter sein."
Oh nein, mein Freund, fang mir jetzt nicht so an. Jack kann gar nicht recht gehabt haben. Ich meine, er ist der Tod. Es ist sein Job andere ins Jenseits zu bringen. Oder zumindest dafür zu sorgen, dass sie tot bleiben. Er kann Leben und Tod also gar nicht objektiv sehen.
Tru starrte Jensen immer noch an. Der rief plötzlich: „Tru, pass auf!" Sie trat auf die Bremse, die Reifen quietschten. Ein dumpfer Schlag ertönte. Dann endlich kam der Wagen zum Stillstand.
„A-alles in Ordnung mit dir?", erkundigte sich Tru mit leicht zitternder Stimme. Jensen nickte benommen. „H-hast du gesehen, was es war?" Er sah sie ernst an. „Nicht was, Tru. Wer", murmelte er. „Ich seh nach", meinte sie und stieg aus.
Mitten auf der Straße lag ein junger Mann. Es war also zumindest nicht die Frau vom gestrigen Tag. Er sah sie an. „Tru, nicht noch einmal!"
Sie riss die Augen auf und starrte einige Minuten lang auf die Decke über ihrem Bett. Irgendwie wurde alles immer komplizierter. Nicht noch einmal. Meine Meinung.Aber was soll ich nur tun? Ich kann Meredith doch nicht sterben lassen.
Ihr Anrufbeantworter piepste. Jacks Stimmer erklang. „Guten Morgen, Tru. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber….Könntest du bitte damit aufhören arme Passante ins Jenseits zu befördern? Unfallopfer sind nicht unbedingt meine Lieblingsvisionen am Morgen, wenn du verstehst, was ich meine. Also, wir sehen uns später." Sie starrte weiterhin an die Decke.
Dann griff sie nach dem Telefon. „Harri, ich brauch dich. Sei eine Nervensäge, tu was du willst, aber halte Meredith um jeden Preis davon ab zu ihrem Geschäftsmeeting zu fahren!"
Reviews?
