2. Kapitel
Neue Freundschaft

Langsam schlug ich die Augen auf und erblickte zu meinem Erstaunen den blauen Himmel. Ich setzte mich auf und sah mich um. Von der Scheune war nichts mehr übrig. Gar nichts. Kein Splitter. Mir war klar, dass die Scheune vom Blitz getroffen worden sein musste. Aber dann wäre ja immer noch wenigstens eine verkohlte Ruine von ihr übrig. Jetzt fiel mir auch auf, dass sich die Umgebung komplett verändert hatte. Ich lag immer noch auf einer Wiese, die aber nicht mehr komplett flach war, wie das Feld, auf dem ich gestern Abend noch gelegen hatte. Und den munter plätschernden Bach hatte ich gestern auch noch nicht bemerkt. Langsam stand ich auf. Seltsam. Ich war größer. Irgendwie kam mir alles viel niedriger vor. Ich blickte an mir herunter und fiel vor Schreck fast gleich wieder um. Ich war tatsächlich gewachsen. Genau genommen hatten sich mein ganzer Körper und meine Klamotten komplett verändert. Statt dem kleinen Speckbauch, den ich nie losbekommen hatte, hatte ich jetzt eine Figur, wie ich sie mir immer gewünscht hatte: Elfenbeinfarbene Haut, lange, schmale Hände und lange, modelmäßige Beine. Scharf! Außerdem steckte ich in einem ziemlich knappen Lederoutfit in den modischen Farben grün und braun und schleppte einen Langbogen, einen Köcher mit Pfeilen, zwei Langmesser und ein Langschwert mit mir herum. Leicht verwirrt (wer wäre das nicht, bei der Erkenntnis in einem völlig neuen Köper, neuen Klamotten und 'ner völlig anderen Umgebung zu stecken?) wollte ich mir die Haare aus der Stirn wischen, wie ich das immer tue, wenn ich nachdenken muss, aber da waren keine Haare in meiner Stirn. Noch verwirrter (falls das überhaupt ging) stakste ich auf den Bach zu und schaute hinein. Ein Mädchen in meinem Alter mit schmalem Gesicht und glatten, blonden Haaren, die in einem geflochtenen Zopf bis zur Taille hingen und (oh scheiße!) SPITZOHREN schaute zurück. Vielleicht ein verzauberter Fluss? Ich fasste mir mit beiden Händen an die Ohren. Sie waren echt spitz!

In diesem Moment wurde ich allerdings aus meinen tiefgehenden Gedankengängen gerissen, weil ich Geräusche hörte. Pferde! Pferde oder eigentlich eher Ponies, dem leichten Klackern nach zu urteilen, die die Straße entlangkamen. Ich schlug mich sofort in den nächsten Busch. Es dauerte allerdings noch eine ganze Weile, bis die vier Reiter in Sicht kamen. Ich wunderte mich einen Augenblick darüber, denn ich hätte schwören können, das sie schon viel näher gewesen waren.

Es waren tatsächlich vier Ponies, die munter die Straße entlang trotteten. Was mich echt schockierte, waren die Reiter. Sie hatten in etwa die Größe eines Zehnjährigen, doch sie sahen älter aus. Jeder von ihnen hatte welliges braunes Haar.

„Bitte denkt dran- ihr alle! –, dass der Name Beutlin auf keinen Fall erwähnt werden darf. Ich bin Herr Unterberg, wenn schon ein Name genannt werden muss."

In diesem Augenblick war alles klar. Hobbits. Frodo, Pippin, Merry und Sam auf dem Weg nach Bree. Bree in Mittelerde. Was ich war und wieso ich Spitzohren hatte, war dann auch klar. Elbin. Ich war in einer Welt, die ich bisher für rein fiktiv gehalten hatte und ein Wesen, das ich bisher auch als erfunden betrachtet hatte. Super. Toll. Ganz toll.

Ich stöhnte auf. Sofort riss Frodo (musste er wohl sein, weil er das mit Unterberg gesagt hatte) am Zügel und sein Pony hielt an.

„Was war das??"fragt er total aufgeschreckt. Die anderen hatten auch angehalten, wenn auch nicht ganz so brutal. „Vielleicht ein Eichhörnchen oder so?"fragte einer der anderen (keine Ahnung welcher wer war) leicht genervt. Schien so, als sei der arme Frodo etwas schreckhaft. Na, ja, lag wohl am Ring. „Oder eine Elbin."antwortete ich und sprang aus dem Busch. Die vier Hobbits rissen die Augen auf. „Herr Frodo, Herr Frodo! Eine Elbin!"rief einer. Natürlich Sam. „Ach nee."sagte ich. Sam schien nicht so ganz auf der Höhe. Pippin und Merry kicherten los. „Wer bist du??"fragte Frodo total scharf. Der Kerl dachte doch echt, ich wollte diesen dämlichen Ring. Als ob ich nicht andere Sorgen hätte.

„Idril."antwortete ich locker und war zum ersten Mal im Leben total froh, einen elbischen Namen zu haben. Sonst hätte ich mir einen ausdenken müssen und da hätte ich garantiert keinen parat gehabt. „Ich will nach Bree."fügte ich hinzu. Mit den Hobbits nach Bruchtal zu gehen, schien mir im Moment der beste Plan. Vielleicht konnten Gandalf oder Elrond mir ja helfen.

„Und was willst du dort?"Mann, der Kerl gab ja nicht locker. „Hm, mal nachdenken. Vielleicht was essen????"sagte ich total sarkastisch.

Merry, Pippin und Sam grinsten. Frodo setzte schon zur nächsten Frage an, doch der von dem ich vermutete, dass es Pippin war unterbrach ihn: „Frodo, du weißt genau wie wir, dass das unsinnig ist. Sie ist eine Elbin. Sie wird uns bestimmt nicht den Kopf abhacken."

Da schien sich Frodolein etwas zusammenzureißen. „Entschuldige, Idril, war nicht so gemeint. Die letzten Tage waren nur ein bisschen stressig."So gefiel er mir ja schon viel besser. „Kein Problem. Wir können ja zusammen gehen, solange ihr nur wisst wo es langgeht."erwiderte ich erleichtert. Die vier sahen mich nur komisch an. Logisch, ich dumme Nuss! Elben wissen doch immer wo sie sind! „Ähm, ich bin zum ersten Mal in der Gegend." Stimmte sogar. Zum Glück schien das für sie zu reichen. Hobbits sind nicht sehr argwöhnisch.

Also zogen wir munter los. Ich konnte seltsamerweise locker mit den Ponies Schritt halten, weil ich statt zu laufen, wie ich es vor ein paar Stunden noch gemacht hatte, große, gazellenartige, elegante Schritte machte. Aber inzwischen wunderte mich gar nichts mehr. Das legt sich mit der Zeit. (*g*)

Pippin, Merry und Sam waren echt witzig. Sie erzählten mir locker von ihren Abenteuern mit Tom Bombadil und in den Hügelgräberhöhlen. Nur die Ringgeister und natürlich den Ring ließen sie weg. Steckte wahrscheinlich der gute Frodo dahinter. Der Typ war echt ein bisschen paranoid. Schaute mich ständig so komisch von der Seite an. (Vielleicht steckte ich ja doch mit den Ringgeistern unter einer Decke.)

Irgendwann (mit meinem Zeitsinn kann man echt nix anfangen) erreichten wir Bree. Der grummelige Torwächter (er hieß Heinrich oder so) wollte uns erst gar nicht durchlassen, bis ihm Frodo so böse Blicke zuwarf, dass er schließlich klein beigab. Als ich mich ein paar Minuten später noch mal umdrehte, sah ich wie eine vermummte Gestalt über das Tor huschte. Mein Herz schlug höher, als ich mich erinnerte wer diese Gestalt war und dass die Hobbits ihm im Tänzelnden Pony begegnen würden. Aragorn, mein Lieblingswaldläufer! (Nicht, dass ich außer ihm und seinem Vetter Halbarad noch einen kennen würde.)

Bree war übrigens ziemlich verschlafen. Nur ein paar Hobbits und Menschen liefen uns über den Weg. Nach etwa hundert Metern auf der dreckigen Hauptstraße ereichten wir schließlich das Tänzelnde Pony. Sah wirklich nett aus. Das, was mein Vater immer als „urig"bezeichnet. So richtig gemütlich halt. Es war drei Stockwerke hoch und ich sah, wie Sam leicht blass wurde. Stimmt. Hobbits mögen ja hohe Gebäude nicht. Sie leben lieber unter der Erde. Die Holztür war leicht geöffnet und heraus drang Licht und Lärm.

Es hatte für mich keinen Zweck, nach einem Zimmer zu fragen, ich wusste, dass nur noch Hobbit-Zimmer frei waren. Scheiße! Daran hatte ich nicht gedacht. Ich setzte mich also in die Schankstube. Es war ziemlich voll hier. Mir war kalt, also wollte ich mir einen heißen Kaffe oder wenigstens Tee holen. Das ist das Beste gegen Kälte. Ich ging zur Bar. „Eine Tasse Kaffe, bitte."sagte ich höflich zu Herrn Butterblüm, der gerade mit den Hobbits fertig war. „WAS???"brüllte er zurück. Es war einfach zu laut hier. „EINE TASSE KAFFE!!!!" „GIBT'S NICHT. ABER DAS BIER IST AUCH SEHR GUT!!!" Ich seufzte und nahm ein Krug heißes Met. Ich mag eigentlich kein Bier.

Bedauernd stellte ich fest, dass kein Tisch mehr frei war. Oh, doch, da ganz einsam in der Ecke. Perfekt! Ich hatte sowieso keinen Bock darauf, gefährliche Fragen zu beantworten. Kaum hatte ich mich gesetzt und die ersten Schlucke Met getrunken, das übrigens sehr lecker nach Honig und Kräutern schmeckte und nur wenig Alkohol enthielt, bemerkte ich einen großen Mann, der die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Er kam herein und flüsterte dem Wirt etwas zu, der leicht ärgerlich den Kopf schüttelte. Der Mann redete noch kurz auf ihn ein, zuckte aber dann mit den Schultern und sah sich im Schankraum nach einem freien Platz um. Schließlich entdeckte er die dunkle Ecke, in der nur ich saß und an meinem Met nippte und er kam auf mich zu. Ohne zu fragen setzte er sich und zündete seine Pfeife an. Erst jetzt wurde mir klar, wer das war, wer das nur sein konnte. Aragorn!

Oh Gott! Es wäre natürlich schlauer gewesen, einfach sitzen zu bleiben und abzuwarten. Aber ich brachte es einfach nicht über mich, neben Aragorn, Arathorns Sohn zu sitzen, ohne irgendwas zu sagen.

„Hi Aragorn, Arathorns Sohn, Waldläufer aus dem Norden."brachte ich also heraus.

Das hatte den Erfolg, dass er sich total überrascht umdrehte und mich zum ersten Mal zu bemerken schien. Danke sehr.

Er starrte übrigens vor Dreck (hat der gute Tolkien wohl übersehen), roch wie jemand, der wochenlang nicht geduscht hat und seine Kleidung war an vielen Stellen zerrissen (ich glaube, das wurde erwähnt).

Wäre ich nicht todsicher gewesen, dass er es war, hätte ich ihm bestimmt nicht sofort getraut. „Wer bist du?" „Idril aus dem... ähm... na ja... aus dem ähm... Düsterwald." „Was tut eine so junge Elbin von so weit weg im Norden? Und woher verdammt noch mal kennst du meinen Namen??"

He, sollte das ein Verhör werden? Na, ja, ich konnt's ihm nicht übel nehmen. Aber jetzt musste ich mir verdammt schnell eine gute Ausrede einfallen lassen. „Ich, ich, ich suche... Gandalf!"Ha! Das war die Lösung! „Thranduil hat gesagt, ich sollte dich suchen, du wüsstest, wo er sein könnte? Wir ritten zu zehnt vom Düsterwald los." Genial! Jetzt nehmen sie mich vielleicht sogar mit!!! Jauchz!

Aragorn wurde auch gleich viel freundlicher. „Ich weiß nicht, wo Gandalf ist, ich bin selbst auf der Suche nach ihm. Die Hobbits könnten es wissen."

Natürlich hatten die keine Ahnung, aber ich wollte den Lauf der Geschichte auf keinen Fall ändern.

„Ich kam mit ihnen. Sie wollten ihn hier treffen, um zusammen nach Bruchtal zu ziehen, doch er ist nicht hier."

In diesem Moment kamen die vier zur Tür herein. Als die Gäste aus dem Auenland eintraten, wurden sie von den Breeländern mit lautem Hallo begrüßt. Die Fremden, besonders diejenigen, die den Grünweg heraufgekommen waren, musterten sie neugierig. Alle anderen Gäste, außer Aragorn und mir, hatten sich um die vier versammelt und bestürmten sie mit Fragen. Ich unterhielt mich leise mit Aragorn. Er sagte nicht viel, die meiste Zeit redete ich. Pippin gab in der Zwischenzeit die Story vom Bürgermeister Willi Weißfuß zum Besten, die schallendes Gelächter erntete. Aragorn war still geworden, er hörte aufmerksam zu und zog seine Kapuze tiefer in die Stirn. Ich schwieg und lehnte mich zurück.

Frodo winkte den Wirt herbei, flüsterte ihm etwas zu und sah Streicher dabei an. Butterblüm beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte etwas zurück. Frodo merkte, dass Streicher ihn nun ansah, als hätte er alles mitgehört oder erraten, was sie gesagt hatten. Gleich darauf, mit einer Handbewegung und einem Nicken, lud er Frodo ein, sich zu uns zu setzten. Als Frodo herankam, setzte er endlich diese dumme Kapuze ab und sah Frodo streng an, dessen Blick von Aragorn auf mich überging und wieder zurück, als Streicher endlich anfing zu reden. „Man nennt mich Streicher", sagte er total leise, so dass ich ihn fast gar nicht hören konnte. „Sehr erfreut, Euch kennen zu lernen, Herr... Herr Unterberg, wenn der alte Butterblüm ihren Namen richtig verstanden hat." Mein Gott, wie geschwollen. Frodo hatte mich endlich auch bemerkt (Er war eigentlich ein schlaues Kerlchen, aber manchmal auch ein bisschen langsam. Na ja, waren die Hobbits eigentlich alle.) und schaute mich so total böse an, als wollte er sagen: „Wusste doch, dass du komisch bist. Und jetzt steckst du mit so einem unter einer Decke?"

Aragorn hatte den Blick bemerkt. Er lächelte. Dann wies er Frodo darauf hin, dass Pippin und Merry zu viel redeten, aber da hörte ich schon nicht mehr zu. Ich hatte ein Mädchen entdeckt, ungefähr 16, also in meinem Alter, die etwas verloren in einer anderen Ecke stand. Ich stand auf und ging zu ihr herüber. Ein Mensch. Sie hatte langes rötlich blondes Haar und helle blaue Augen.

"H... hi!"sagte sie leise, als sie mich bemerkte. Ich zuckte zurück. Hatte da gerade jemand einfach „Hi"und nicht „Guten Abend"oder sonst was Geschwollenes gesagt????

Vielleicht war sie ja genauso wie ich? Vielleicht gehörte sie auch nicht hier her.

„Hi."sagte ich locker. „Ich bin Idril. Ich komme von weit her. Du scheinst auch nicht aus der Gegend zu sein."

Sie verstand den Wink. „Komm mit raus, frische Luft schnappen."

Während wir uns zwischen den johlenden Hobbits und Menschen hindurchschlängelten, warf ich einen schnellen Blick zu Aragorn zurück. Er hatte gar nicht richtig gemerkt, dass ich weg war. Arschloch. Er schaute Frodo zu, der auf Pippin zuhastete, welcher gerade eine Story von Bilbos Party erzählte. Mist. Ich wollte eigentlich auf keinen Fall verpassen, wie Frodo auf dem Tisch tanzte und verschwand.

Aber sie war wichtiger. Ich folgte ihr auf die Straße.

Kaum waren wir draußen, fing sie stockend an zu reden.

„Ich heiße Hermione. Ich... ich komme aus England, aus der Nähe von London."

Sie schaute mich an, als ob sie jeden Moment erwartete, dass ich noch nie was von England gehört hätte. „Saarland", sagte ich. „Das ist in Deutschland." „Dann bin ich also nicht die einzige. Ich wachte heute Morgen hinter einer Hecke am Rand von diesem Dorf auf. Ich glaub es heißt Bri oder Bree oder so ähnlich." „Bree. Es heißt Bree. Schon mal was vom Herrn der Ringe gehört?" „Klar, das ist doch dieses Buch, dass die Mug... äh... alle anderen so toll finden. Ich hab's aber nie gelesen oder den Film gesehen."

In diesem Moment fiel mir etwas ganz entscheidendes auf. Hermione hatte gesagt, sie käme aus der Nähe von London. Aber seit wann redeten die da deutsch??? Hey, du Schlauberger, dachte ich, das ist gar kein Deutsch, was du die ganze Zeit redest, sondern irgendeine andre Sprache! Wow! Ich hatte die ganze Zeit geredet ohne zu merken dass ich anders sprach. Das war dann vermutlich Westron.

„HdR ist ein Buch, das vor etwa 40 Jahren zum ersten Mal erschien von einem englischen Autor namens J.R.R. Tolkien. In diesem Buch geht es um eine gefährlich Reise von vier Hobbits. Eine ihrer ersten Stationen ist ein Dorf namens Bree. Dort treffen sie den Waldläufer Aragorn. Ich traf alle fünf. Aragorn sitzt in einer Ecke und redet mit Frodo."

„Snape! Den bring ich um. Und wenn ich rausfliege, den bring ich um!" schrie sie los. Ich verstand kein Wort, aber das war mir im Moment auch scheißegal. „Weißt du, es muss noch jemanden geben, der hier gelandet ist: Harry!"

„Wo zum Teufel kommst du eigentlich her? Wer ist Snape?"fragte ich.

In diesem Moment schien sie einen Entschluss zu fassen. In den folgenden Minuten erklärte Hermione mir in Kurzform, dass sie auf die Schule für Hexerei und Zauberei Hogwarts ging, dass es tatsächlich Zauberei gab, dass Snape ihr verhasster Zaubertranklehrer war, der sie und Harry gezwungen hatte, irgendein Gebräu zu trinken u.s.w.

Ich war platt. Echt. Nicht dass ich ihr unbedingt geglaubt hätte. Andrerseits war ich vor ein paar Stunden in MITTELERDE gelandet, nachdem ich augenscheinlich vom Blitz getroffen worden war. Dafür, dass sie mir das alles erzählt hatte, erzählte ich ihr dann freizügig

vom Ringkrieg.

„Was bist du eigentlich?"fragte ich sie schließlich. „Hm?" „Zeig mal deine Ohrenspitzen." Sie verstand kein Wort, strich aber trotzdem bereitwillig ihre Haare zurück. Ihre Ohren waren normal. Ich zeigte ihr meine. „Oh." „Elbin. Ich bin als Elbin gelandet Sag mal, sahst du eigentlich immer genauso aus?" „Ähm, nö, eigentlich nicht. Ich bin kleiner und habe normalerweise braune Haare."

Dann gingen wir wieder rein. Wir waren länger draußen gewesen als ich gedacht hatte. Über eine Stunde.

Ich fragte Butterblüm nach dem Zimmer der Hobbits. Er schien uns für vertrauenswürdiger zu halten als die Hobbits und zeigte uns den Weg. „Aber Vorsicht! Dieser Streicher ist bei ihnen. Ich konnte es nicht verhindern." Schließlich standen wir vor der Tür. Aus dem Raum drangen gedämpfte Stimmen. Hermione wollte sie schon öffnen, aber ich hielt sie zurück. „Warte. Du kannst hier nicht einfach Hermione heißen. Hier haben die Leute andere Namen." Ich dachte kurz nach, während sie mich fragend anschaute. „Du siehst aus, als wärst du aus Rohan, also irgendwas mit Éo-. Hm, Éo... Éo... Ha, ich hab's! Éolind! Éolind ist perfekt. Jetzt aber rein. Du redest." Damit betraten wir den Raum.

Aragorn, Frodo, Sam und Pippin standen drin und sahen uns erstaunt an. Aragorn fasste sich am schnellsten wieder: „Ahh, du bist's, Idril. Wer ist denn deine schöne Gefährtin?" Also echt, jetzt machte der Kerl schon Hermione an, wo doch Arwen auf ihn wartete. Außerdem war sie viel zu jung.

Frodo hatte einen Brief in der Hand, an den ich mich aber nicht mehr erinnern konnte. Seltsam. Ich hatte doch mal jedes Detail von den Ereignissen in Bree gekannt?

„Idril! Schön, dass du da bist. Wir haben dich schon vermisst!"rief Pippin. Netter Kerl. Frodo sah Aragorn fragend an (er schien ihm inzwischen zu vertrauen), bevor er etwas sagte. „Ummm, hallo. Wo warst du?" Was ging den das eigentlich an? Ich wollte ihn schon anmotzen, aber ich riss mich zusammen und erwiderte nur: „Ich war draußen. Mit Éolind hier." „Ihr solltet so spät nicht mehr draußen herumstreifen. Nicht in dieser Zeit. Die Neun sind in der Gegend." Hey, der benahm sich ja, als wäre er mein Vater. Ich und Hermion, nein, Éolind, die ich aufgeklärt hatte, sahen gespielt erschrocken aus. „Die Neun..."flüsterte ich verschreckt. „Und dabei wollten wir morgen nach Bruchtal aufbrechen."sagte Éolind. Hey, dafür, dass sie erst seit knapp einer halben Stunde wusste, wo sie war, war sie verdammt gut. „Sie könnten mit uns kommen. Ich hätte nichts gegen eine Elbin auf dem Weg."unterbrach Sam die Stille. „Hmm, ich weiß nicht recht", meinte Frodo. Gott, hatte der immer noch nicht begriffen, dass wir zu den GUTEN gehörten??? „Ich denke, wir können ihnen trauen", schaltete Aragorn sich ein. Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu. „Wir werden euch bestimmt nicht aufhalten", sagte Éolind. Ich schaute erst sie kurz an und dann mich. Wir waren tatsächlich kriegerisch gekleidet. Sie trug eine leichte Lederrüstung und einen dunkelbraunen Umhang und hatte ein Schwert umgegürtet. Sie sah eigentlich so aus, wie ich mir Éowyn immer vorgestellt hatte. Nur jünger natürlich.

„Also gut, so sei es."sagte Frodo schließlich und Sam und Pippin jubelten. Sie waren manchmal ziemlich emotional. Aragorn grinste leicht. Erst jetzt fiel mir etwas auf. Wo war Merry? Er kam irgendwann mit einem anderen Hobbit hereingestürzt und faselte irgendwas von dunklen Gestalten auf der Straße. Armer Kerl. Sah ziemlich geschockt aus. Seltsam, ich hätte das doch eigentlich wissen müssen. Ich konnte mich aber nicht daran erinnern.

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