14. Kapitel

Viele Tage waren vergangen, seit Éolind gegangen war. Niemand von uns verstand, warum, aber wir alle wussten, dass wir ihr nicht folgen konnten. Nicht folgen sollten. Der Winter ging vorüber. Wir bereiteten langsam unsere eigene Reise vor.

An einem kühlen Frühlingsmorgen war es schließlich so weit. Die Gefährten brachen auf. Die Gruppe bestand aus Frodo, dem Ringträger, Sam - mit Lutz natürlich, Pippin und Merry, Gandalf, Aragorn, Boromir, Legolas - dem hübschen Waldelben, Gimli - dem Zwerg und meiner Wenigkeit. Es war kühl, als wir Bruchtal verließen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und die Luft schien kristallklar. Die Welt schien noch zu schlafen und das Tal lag da wie verzaubert. Wir verabschiedeten uns höflich von Herrn Elrond. Arwen umarmte mich und ich brauchte eine ganze Weile, bis ich mich ausgiebig von allen Freundinnen, die ich während meines Aufenthalts dort kennen gelernt hatte verabschiedet hatte. Schließlich wandten wir Imladris den Rücken zu. Wir hatten einen langen Weg vor uns.

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Gegen Abend erreichten wir ein kleines Dorf. Im Gasthaus bat ich um ein Zimmer und einen Platz im Stall für Fuindae. Wir waren beide erschöpft und es war die erste Nacht seit bestimmt drei Wochen, die wir nicht unter freiem Himmel verbringen würden. Das Gasthaus, nahe der Grenze Rohans, war um diese Tageszeit ziemlich belebt. Es war ja auch schließlich das einzige im Umkreis von bestimmt zehn Meilen. Diese Gegend hier war nicht sehr dicht besiedelt. Der Schankraum war dreckig und überfüllt. Überall saßen grölende Männer an grob geschnitzten Holztischen, kaum einer von ihnen noch nüchtern. Kellnerinnen hasteten mit kleinen Tabletts hin und her. Die Luft war stickig und es roch nach Rauch und Alkohol. Ich hatte einige Mühe, mich zum Wirt vorzukämpfen. Er war ein etwas in die Jahre gekommener Mann, der nicht sehr sympathisch wirkte. Mist. Dieser Sorte von Wirten hatte ich es zu verdanken, dass ich in letzter Zeit lieber mein Geld sparte, als die Umgebung nach Gasthäusern abzusuchen. Fuindae schlief, wenn er nicht so müde war wie heute, sowieso lieber draußen. „Ich brauche ein Zimmer und einen Stellplatz für mein Pferd.", schrie ich, um den Lärm zu übertönen. Er brauchte eine Weile, bis er kapierte, dass es das Mädchen war, das es wagte, ihn anzuschreien. Dann ignorierte er mich völlig, bis ich meinen Geldbeutel auf den Tisch knallte. Darauf reagierten die meisten, das hatte ich gelernt in den... wie lange war ich jetzt unterwegs? Ein Monat? Zwei? Ich dachte darüber nach, als ich Fuindae in den Stall gebracht hatte und mich noch eine Weile in seinen schäbigen Verschlag ins Stroh setzte. Hier war es wenigstens still. Ich hasste solche Schankräume. Es duftete nach Stroh, Pferde schnaubten, in den schweren Dachbalken hockten Schwalben.

„Wie lange, Fuindae?", fragte ich ihn in seiner Sprache. Ich hatte gelernt, dass es tatsächlich die Sprache der Pferde war und er mich so verstand, wenngleich er auch nicht antwortete. Aber in dem Buch aus Bruchtal stand eine Geschichte von Huan, dem Hund, der Beren und Lúthien geholfen hatte und dreimal geredet hatte.

„Drei Monate? Vier? Oder mehr? Und wir sind unserem Ziel keinen Schritt näher gekommen...", redete ich leise weiter. Er stupste mich sanft mit der Nase an. Er sprach zwar nicht direkt, aber ich wusste, was er sagen wollte. Ich sollte die Hoffnung nicht aufgeben. Wir waren weitergekommen. Ich hatte eine kleine Karte gefunden. Wir waren den ganzen Weg am Nebelgebirge entlang nach Süden und nun durch die Pforte von Rohen gekommen. Wir waren weitergekommen.

Und ich hatte endlich eine Vorstellung, wo ich mich hinwenden würde. Nach Minas Tirith. Ich hatte mittlerweile eingesehen, dass ich kaum eine Chance hatte, allein nach Minas Morgul zu kommen. In Minas Tirith konnte ich mich vielleicht eine Weile durchschlagen, bis sich eine Möglichkeit fand, nach Minas Morgul zu gelangen. Ich hatte auch schon so etwas wie einen Plan. Doch er war verdammt riskant und außerdem Thema zahlreicher mittelmäßiger Filme: Das uralte Schema von dem Mädchen das sich als Junge verkleidet und Soldat wird. Mulan, ich komme!!!! Zweifelnd blickte ich Fuindae an. „Und du denkst wirklich, das klappt?" Er nickte überzeugt mit dem Kopf. „Na ja, wenn du meinst..."

Die Dämmerung kam bald und schnell. Also ging ich hoch in das gammelige Zimmer, das der Wirt mir schließlich vermietet hatte, um die erste Nacht seit Wochen in einem warmen Bett und nicht unter freiem Himmel mit einer Baumwurzel als Kopfkissen und meinem Umhang als Decke zu verbringen.

Moria. Mich hatte schon geschaudert, als wir durch das Tor traten. Und nun, nun waren wir in dieser Grabkammer angelangt. Armer Gimli. Er hatte sich so auf seine Verwandten gefreut, doch alles was er fand, waren Staub und getrocknete Knochen. Wir hörten die Trommeln. Ein dumpfes Pochen. Stich, Frodos Schwert leuchtete gleißend blau. Sie kamen. Orks. Ein riesiger Lärm brach los. Alle schrieen durcheinander. Ich hörte nicht zu. Ich hatte genug damit zu tun, meine eigenen Nerven zusammenzuhalten. Ich wusste, dass wir in der Falle saßen. Wir hatten uns auf die andere Seite der Grabkammer zurückgezogen. Es war dunkel. Bald strömten die ersten Orks in die Kammer. Ich achtete nun gar nicht mehr auf die anderen. Ich dachte nicht mehr daran, dass ich mich verletzten könnte. Ich dachte an nichts mehr als ans Kämpfen. Einen Ork nach dem anderen erledigte ich. Irgendwann schien sich die Möglichkeit zu bieten, aus der Grabkammer herauszukommen. He, hatte Gandalf da gerade eben nicht irgendwas von einem Troll gerufen? Plötzlich bemerkte ich aus den Augenwinkeln, wie ein riesiger Ork Frodo angreifen wollte. Nein, nicht Frodo!! Boromir hatte ebenfalls versucht, den Ork-Häuptling anzugreifen, dieser hatte Boromirs Hieb jedoch mit seinem Schild abgelenkt. O.k., kein fairer Kampf. Blieb nur noch die gemeine, hinterhältige Methode. Kurz: Den Gegner von hinten angreifen. Macht man zwar nicht, tat ich aber trotzdem. Ich stieß dem Ungetüm von hinten mein Schwert in den Schlitz zwischen Harnisch und Helm. Der Ork kippte nach vorne um. Frodo hatte er zum Glück nicht erwischt. Die anderen Orks flüchteten fürs erste. Doch die Trommeln in der Tiefe klangen bald weiter. „Jetzt ist es Zeit!", rief Gandalf. "Fort, bevor der Troll wiederkommt!" Wir leisteten augenblicklich Folge. Gimli musste von Legolas allerdings mitgezehrt werden. Er hatte die ganze Zeit wie in Trance mit gesenktem Kopf an Balins Grab gestanden. Balin war sein Vetter gewesen, glaube ich.

Auf jeden Fall rannten wir jetzt zahlreiche dunkle Gänge und Treppen hinunter. Gandalf ließ immer mal wieder Theorien laut werden, wo wir gerade waren. War mir im Moment ziemlich egal, ich wollte nur noch raus hier und endlich mal wieder frische Luft schnuppern. Wir erreichten die Brücke. Eigentlich war es mehr ein langer, schmaler Steg. Und der Abgrund war ziemlich tief. Alles war schwarz dort unten. Ich konnte den Boden nicht einmal erahnen. Aragorn, war der letzte, der sie überquerte. Da kam etwas. Ein Wesen aus Schatten und Feuer. Flammen loderten feurig um es herum auf. „Ai! Ai! Ein Balrog!", wimmerte Legolas leise auf der anderen Seite der Schlucht. Ich warf einen kurzen Blick zu ihm hinüber. Gimli hatte sich seine Kapuze übers Gesicht gezogen. Gandalf und ich hatten jetzt aber das größere Problem. Der Zauberer schien auch nicht besonders erfreut über das Auftauchen des Balrogs zu sein. Das war sogar noch untertrieben. Ich habe ihn noch nie so gequält aufstöhnen hören.

Gandalf versuchte mich hinter sich von der Brücke zu schieben und murmelte irgendwas von „Du kannst ihn nicht bekämpfen..."Die anderen Gefährten schrieen mir zu. Ich blieb stehen. Der Balrog kam näher. Er schnaubte durch seine feurigen Nüstern und schlug mit der Peitsche. Gandalf rief: „Geh zurück in die Schatten! ...kannst nicht vorbei... du kannst nicht vorbei..." Der Lärm, den der Balrog und die Gefährten verursachten war zu groß, als das man alles was Gandalf sagte, hören konnte. Ich weiß bis heute nicht, wieso ich damals auf der Brücke stehen blieb, neben Gandalf, anstatt auf die andere Seite zu flüchten, was garantiert vernünftiger gewesen wäre. Na ja, für meine Vernunft war ich noch nie berühmt gewesen... „Na los, komm doch du widerliches, dreckiges Geistlein! Komm doch her und schau, ob du vorbeikommst!!!", kreischte ich und übertönte damit sogar den allgemeinen Lärm. Ich zog mein Schwert. Gandalf warf mir Blicke zu, als hätte er sich am liebsten gleich von der Brücke gestürzt. Tat er zum Glück aber nicht. Der Balrog schien meine Wenigkeit erst jetzt wirklich zu bemerken. Ich glühte wieder. Hell wie Eärendils Stern am Abendhimmel - so beschrieb Legolas es später. Der Balrog richtete seine stechenden Augen auf mich. Er loderte bedrohlich. Und ich kapierte endlich, dass ich ihn mit dem Schwert und meiner großen Klappe hier und jetzt nicht besiegen konnte. Ich wich zurück und mein Licht verblasste.

Da hob Gandalf seinen Stab und rief „Du kannst nicht vorbei!!!"und krachte den Stab auf die Brücke. Der Stab brach. Und die Brücke stürzte ebenfalls ein. Der Balrog wurde in die Tiefe gerissen. Und ich? Ich hatte einen schnellen Sprung hinüber zu den Gefährten gemacht. Im ersten Augenblick dachten alle, ich hätte es geschafft. Da brach der kleine Vorsprung, auf dem ich aufgekommen war, jedoch ab. Ich wurde mit einem hellen Aufschrei in die Tiefe gerissen. Das Letzte, was ich noch sagen konnte war: "Na los! Haut aaaaaaabb!!!!" Ich fiel in die Dunkelheit und spürte das Rauschen meines Umhanges. Gandalf und der Balrog waren weiter unten. Alles war dunkel. Ich verlor das Bewusstsein.

Ich hatte Glück, dass in dieser Nacht jemand auf die Idee kam, das verwildert aussehende Mädchen mit dem riesigen Pferd zu wecken. Ich wurde von einer alten Frau wachgerüttelt. Ich grunzte zuerst unwillig. Ich war sooo müde und es war ja noch mitten in der Nacht.

Es dauerte einige Augenblicke, bis ich wach war. Die alte Frau war schon wieder weg. Was war da los? Sofort war ich auf den Beinen. Da es keinen Schlafanzug oder ähnliches hier gab, schlief ich immer in meiner Kleidung, was sich nun als nützlich erwies.

Irgendwas war faul hier. Die Luft war stickig vor Qualm. Ich hörte Schreie auf der Straße. Panische Schreie von Menschen und Kindern, begleitet von dem Gebrüll von... Orks. Verdammt. Ich hatte solche Kerle bisher nur aus der Ferne gesehen und mich immer lieber versteckt, bis alle weg gewesen waren. Doch nun, nun waren sie hier. Blieb nur die Flucht. Ich steckte hastig alle Habseligkeiten in meinen Lederbeutel und warf diesen über den Rücken, gürtete mein Schwert um und steckte mir den Stab an die Hose. Ich war bereit. O.k., jetzt musste ich zu Fuindae. Einen Moment dachte ich noch über diese Alte nach, die mich geweckt hatte. Ohne sie hätte ich wohl friedlich weitergeschlafen, bis die Orks mich gefunden hätten. Na ja, ich würde ihren Namen wohl nie erfahren und mich bedanken können und nun sollte ich lieber abhauen. Ich hörte Kreischen, Schreie und Gebrüll auf der Treppe. Verdammt. Was jetzt? Das Fenster! Ich riss es auf. Darunter ging es etwa zweieinhalb Meter in die Tiefe. Ich schluckte. Die Orks kamen näher. Mir blieb keine andere Wahl. Ich riss die Holzläden ganz auf, balancierte für einen winzigen Augenblick auf dem Fenstersims und sprang. Ich landete mit beiden Füßen auf der dunklen Seitenstraße aus festgetretener Erde. Ich musste zu Fuindae. Der Stall war auf der anderen Seite des Hauses. Schon wieder ein Problem. Ich konnte nichts tun. Um um das Haus herum zu gelangen, hätte ich die Hauptstraße passieren müssen, wo mich die Orks gesehen hätten. Es blieb nur eine Möglichkeit: In die hinterste Ecke der Sackgasse verkriechen und abwarten, bis es wieder ruhig ist. Ich fand schnell eine dunkle Ecke, in die ich mich verkroch. Dort wartete ich.

Ich saß dort stundenlang, ohne mich zu bewegen oder einen Mucks zu machen. Ich war keine Kriegerin. Ich hatte verdammt viel Angst. Schreie klangen in meinen Ohren. Schreie von sterbenden Menschen, begleitet vom Gegröle der Orks. Ich zitterte und kalter Angstschweiß lief mir die Stirn und den Rücken hinunter. Irgendwann hörte ich aus dem Nachbarhaus zu meiner linken den Schrei einer jungen Frau und das Weinen eines Babys. Ein Orks brüllte etwas und lachte grausam. Die Frau schrie wieder. Das Kind heulte. Dann waren beide plötzlich still. Ich weinte leise.

Einmal kamen zwei, drei große Gestalten. Sie gingen aber nur einige Meter in meine Richtung und kehrten dann um, überzeugt, dass es hier nichts Interessantes gab. Ich konnte nicht mehr von ihnen sehen, als ihre Konturen, doch mir war sofort klar: Orks sind kleiner. Diese hier waren breit und groß, doch unterhielten sie sich in der Sprache der Orks. Ich wagte nicht einmal aufzuatmen, als sie schließlich weg waren. Ich faltete langsam die Hände. Ich war nie besonders religiös veranlagt gewesen, doch nun fing ich leise an zu beten. Ich flehte Gott, die Valar oder wer auch immer da war an, dass das hier ein Ende haben sollte. Ich bekam keine Antwort. So saß ich da, unbeweglich, mit zusammengekniffenen Augen, als könnte ich so die Gräuel auf der Straße ausschließen. Hilflos. Blutgeruch lag in der Luft.

Als der Morgen graute, war alles ruhig. Ich blieb trotzdem noch lange Zeit an meiner Stelle sitzen, bis ich vollkommen überzeugt war, dass alle Orks fort waren. Ich stand langsam auf. Meine Glieder waren eingeschlafen und es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder richtig bewegen konnte. Ich lief langsam die Gasse entlang und auf die Hauptstraße. Überall lagen Leichen. Die Orks waren in der Nacht gekommen. Nur wenige hatten sich verteidigen oder weglaufen können. Nebel war aufgekommen und gab meiner Umgebung eine unheimliche, geisterhafte Atmosphäre. Ich wagte es nicht, einen Blick auf das heruntergekommene Haus auf der linken Seite zu werfen. Ich zog meine Kapuze über den Kopf und drehte ihm den Rücken zu. So kam ich schließlich zum Stall.

Alles war still. Zu still. Kein Scharren von Hufen, kein Schnauben. Ich stockte. Ich wusste, was folgen würde. Ich öffnete die Stalltür mit einem leisen Quietschen. Der Stall war verwüstet. Die Trennwände waren umgerissen worden. Die Pferde waren alle getötet worden. Ihre Leichen lagen in den Boxen. Ein Blutbad. Ich spürte die Tränen über mein Gesicht rinnen, als ich zu der Stelle kam, an der mein treuer Fuindae gestanden hatte und erwartete ebenfalls eine grausam zugerichtete Pferdeleiche zu sehen. Nichts dergleichen. Die Box war leer. Ich keuchte. Sie hatten Fuindae mitgenommen! Nun ja, besser als seine Leiche zu finden... Wenn man drüber nachdachte, war das ja eigentlich gar nicht so unlogisch. Er war riesig und kohlrabenschwarz. Natürlich gefiel ein solches Pferd einem Ork... Was sie wohl jetzt mit ihm anstellten? Mir wurde in diesem Augenblick klar, dass ich meinen Plan ändern musste. Ich würde erst Fuindae suchen und dann nach Minas Tirith reisen. Ohne Fuindae würde ich sowieso nie dorthin gelangen. Also... die Orks hatten sich wohl nach Isengart gewendet. Es mussten diese Ork-Kreuzungen sein, von denen Gandalf erzählt hatte. Von diesem bösen Zauberer, Saruman. Eine Art wilde Entschlossenheit erfüllte mich. Ich hatte keinem der um Hilfe flehenden Menschen hier diese geben können, doch Fuindae, dem letzten meiner Freunde, würde ich sie nicht verwehren.

Ich kramte meine Karte heraus. Isengart war tatsächlich nicht weit entfernt, nordöstlich von hier. Aber mir war klar, dass ich kaum eine Chance hatte, ungesehen durch die Ebene zu gelangen. Es wäre einfacher, durch diesen Wald im Norden zu gehen und mich Isengart von Osten zu nähern.

Ich versuchte, die Entfernung abzuschätzen. Mit einem schnellen Pferd waren es wohl drei bis fünf Tagesritte. Zu Fuß allerdings mindestens zwei Wochen. Ich war ja keine Elbin. Die Uruk-hai (so hatte Gandalf sie genannt) einzuholen, war allerdings aussichtslos. Gandalf hatte gesagt, dass sie auch im Tageslicht schnell und ausdauernd waren. Außerdem war ich ja nicht gerade eine Fährtenleserin. Blieb nur, mich irgendwie in Isengart einzuschmuggeln und mein Pferd da rauszuholen...

Ich brach sofort auf. In einer Ecke der Box hatte ich das Seilhalfter gefunden, das die Orks dort gelassen hatten. Außerdem waren einige Flecken Blut auf dem Boden. Das Blut war jedoch dunkel. Orkblut. Fuindae hatte sich anscheinend gewehrt.

Erstmal ging ich zurück in das Gasthaus. Die Türen waren weit aufgerissen und es war genauso ausgestorben wie der Rest des Dorfes. Ich fand die Speisekammer schnell. Dort hängte ich mir eine Wasserflasche um und steckte mir etwas Proviant in den Lederbeutel. Dann lief ich auf das Feld hinaus. Ich musste nach Norden und die Sonne ging im Osten auf, also musste ich erstmal so laufen, dass sie zu meiner Rechten blieb. Die Straße führte nach Südwesten, also blieb mir tatsächlich nur das Feld. Ich ging los. Ich wusste, es hatte keinen Sinn, loszurennen, da wäre ich wohl schon nach dreihundert Metern k.o. gewesen.

Ich lief durch die Wiesen, bis die Sonne im Zenit stand. Dann machte ich eine kurze Pause und verzehrte einen kleinen Teil meines Vorrats. Ich wusste, ich musste sparsam damit sein, wenn ich nicht hungern wollte. Zum Glück war es nicht heiß, sondern noch angenehm kühl, sonst hätte ich wohl kaum eine Chance gehabt. Dann ging es weiter. Ich hasse wandern wirklich.

Gegen Abend lagerte ich hinter einem kleinen Hügel. Ich wusste, schlafen war gefährlich, doch ohne Schlaf würde ich nicht weit kommen. In dieser Nacht wurde ich nicht geweckt. Ich schlief bis der Morgen graute und die Sonne hinter den Wolken hervor schien. Dann ging ich weiter Richtung Norden.