So und hier kommt auch schon das nächste kapitel mit dem inständigen wunsch nach einem review mit mehr als 4 zeichen…. ;)

Viel spaß.

Kathi

Kapitel 26

Der Traum

Sumpf. Wir waren in einem Sumpf! Karg und verwüstet war das Land und es roch abscheulich hier. Überall waren diese Wassertümpel. Ich wagte es nicht mehr, hineinzuschauen, da Gollum uns gewarnt hatte. Ich wollte die Gesichter, die die drei erwähnt hatten, nicht sehen. Gollum lief uns voraus. Ich war nicht gerade glücklich darüber, dass er bei uns war. Er war für mich nur böse und listig und ich verstand Frodos Mitleid genauso wenig wie Sam es tat. In diesem hatte ich allerdings einen guten Freund gefunden. Manchmal lachten und scherzten wir sogar, während Frodo nur stumm vor uns lief. Der arme! Er tat mir wirklich leid. Ich spürte, wie er unter dem Gewicht seiner Bürde litt.

Über eine Woche waren wir nun schon unterwegs. Ich ging leichtfüßig und schnell, doch für Sam und vor allem Frodo schien das vorwärtskommen in dem Moor immer schwerer zu werden. Immer tiefer versanken ihre Füße im Morast, sodass wir viele Pausen machen mussten, wenn die beiden glaubten, keinen Schritt weiter zu kommen. In diesen Tagen bewunderte ich die beiden Hobbits für ihre Zähigkeit.

Die Luft war erfüllt vom Summen von tausenden von Insekten, doch wir hatten es längst aufgegeben, uns gegen die vielen Stiche zu erwehren.

Es war die Hölle, doch wir gaben nicht auf.

Es war nun Mittag und die blasse Sonne stand hoch am Himmel, als wir wieder rasteten. Ich nahm mir nur wenig von dem Lembasbrot, das sich aus meinen, Sams und Frodos Vorräten zusammensetzte, denn der Gestank, hatte mir längst allen Hunger verdorben.

Auch die Hobbits griffen nicht besonders begeistert zu, was jedoch daran lag, dass sie das Elbenbrot langsam nicht mehr sehen konnten, ein Punkt, der für mich schwer verständlich war (Sam hatte mehrere Stunden darauf verwendet, es mir zu erklären…) .

Gollum hielt sich einige Meter von uns fern, obwohl Frodo ihn immer wieder aufforderte, näher zu kommen. Unbewusst stieß ich ein Schnauben aus. Gollums Kopf flog zu mir herum und seine Glubschaugen taxierten mich. Ich konnte den Hass in ihnen aufblitzen sehen.

„Hässliches Elbenwesen…", knurrte er unterdrückt und mir wurde bewusst, wie offen meine Gedanken für ihn gewesen sein mussten. Er setzte zum weiterreden an, überlegte es sich dann jedoch anders, fuhr herum und rannte davon. Nach einigen Schritten blieb er stehen und blickte zurück. "Kommt faule Hobbits, wir müssen weiter."

Im nächsten Augenblick war er im Nebel verschwunden.

Sam kam fluchend und stöhnend auf die Beine, stopfte schnell wieder die ausgepackten Lembaswaffeln in seinen Rucksack und eilte Gollum hinterher, Frodo folgte ihm. Einen Moment blieb ich noch stehen, blickte nachdenklich den beiden Hobbits hinterher, die keuchend und einander stützend hinter Gollum herliefen, schließlich jedoch riss ich mich zusammen und sprang ihnen hinterher und hatte sie bald wieder eingeholt.

Die giftigen, schweren Dämpfe vernebelten meine Sinne, oft war ich es nun, die hinter den anderen herhinkte, die nach einer Rast am letzten aufstand. Die blasse Sonne ging langsam unter und wir hatten Halt gemacht.

Trübe blickte ich über das karge Sumpfland hinweg, in schwere und bedrückende Gedanken versunken.

„Wo Éolind und Suilion nun wohl sind?", fragte ich mich. Ich schämte mich für meine übereilte Handlung, dafür, sie so schnell verlassen zu haben, wo sie mich gebraucht hätten. Ich sah Éos Gestalt vor mir, das strohblonde Haar wehend im Wind, ein Lächeln auf ihrem Gesicht, neben ihr das geheimnisvolle schwarze Pferd, dass sie ritt und von dem sie sich wohl niemals freiwillig trennen würde. Suilion hatte den Arm um ihre Schulter gelegt, die dunklen Augen in den strengen Zügen glitzerten verschmitzt.

Doch dann wechselte das Traumbild, ich war zurück, zurück an jener Stelle, wo wir im Wald den Orks begegnet waren. Ich sah mich selbst, wie ich kämpfte, verbissen und doch mit einem seltsamen Leuchten in den Augen. Ich sah Éolind, die schluchzend am Boden lag, Suilion, der sich mühsam auf dem steigenden Pferd hielt. Ein schrecklicher Gedanke erschlich mein Gemüt. Was, wenn sie nicht entkommen waren, die Gefährten nicht mehr aus dem Wald zurückgekehrt waren, wenn sie von Orks überrascht worden wären? Ich sah Suilion, wie er sich mutig vor die verletzte Éolind stellte, einen aussichtslosen Kampf gegen eine hämisch Lachende Schar Riesenorks führte, schließlich aber fiel, von schwarzen Pfeilen durchbohrt, wie meine Freundin sich verängstigt und entsetzt über sein starres Gesicht beugte, wissend, das auch ihr Ende nicht mehr fern war.

„Oh ihr Valar, helft ihnen doch, helft ihnen!", betete ich in meinem Traum inbrünstig, schrie es fast, doch niemand hörte mich, die Orks töteten Éolind. Ihre leblose Gestalt fiel neben Suilions, das Haar breitete sich wie ein goldener Schein um ihren Kopf aus, vermischte sich mit dem dunkle des Elben. So furchtbar blass waren ihre Gesichter, ihre Augen geschlossen, als würden sie nur schlafen und doch wusste ich, dass es etwas Tieferes als Schlaf war. Ich hatte sie starben gesehen. Die Kleidung der beiden war an manchen Stellen dunkel gefärbt...Blätter wehten von den Bäumen und begannen langsam Körper und Gesichter der beiden zu bedecken… Plötzlich wurde es Winter… ich beobachtete, wie die Blätter braun wurden und verdorrten… Eis kroch über die Felsen und Schnee begann sich langsam über die beiden unveränderten Körper zu legen... Eiskristalle lagen in den dunklen und hellen Haaren der beiden wie kleine silberne Perlen….

„Frau Idril, Frau Idril!"

Mit einem Ruck war das Bild verschwunden.

Um mich war alles dunkel. Erst langsam klärte sich mein Blick wieder und ich konnte die Schemen der Hobbits erkennen. Frodo und Sam hatten sich anscheinend besorgt über mich gebeugt.

Ich schluckte. „Was- was ist?", brachte ich mühsam heraus. Meine Stimme war schwach und zitterte.

„Du hast im Schlaf geschrieben.", erwiderte Sam ruhig während Frodo mich nur nachdenklich anblickte.

„Was hast du gesehen?" fragte Frodo forschend.

Ich schüttelte den Kopf, wie um alle Bilder der Nacht abzuschütteln.

„Ein Traum, nur ein dunkler Traum.., sagte ich schnell und wandte mich ab, das Gesicht tränennass.

Um mich herrschte bald wieder Stille. Die Hobbits hatten sich, nachdem sie sich von meinem Wohlbefinden überzeugt hatten, wieder nieder gelegt und wo Gollum steckte wusste ich nicht, doch ich vermisste ihn kaum.

Ach einiger zeit erhob ich mich und ging langsam davon. Die Nacht war noch jung, doch ich wusste, ich würde keinen Schlaf mehr finden. Ich achtete kaum auf meinen Weg, denn vor meinen Augen sah ich das Bild meiner beiden Freunde. Keinen Augenblick zweifelte ich daran, dass das, was ich gesehen hatte, die Wahrheit war. Es hatte so wirklich gewirkt, so nah.

Ich hatte die Tränen gesehen, die auf Éolinds Gesicht gestanden hatten, ich hatte den Wind gefühlt, der die Haare der beiden zerzaust hatte und das Rauschen der nahen Bäume gehört.

Oh, wäre ich jetzt nur bei ihnen! Nichts wünschte ich mir in diesem Augenblick sehnlicher.

Ich hatte so wenige Freunde in dieser Welt, nun hatte ich zwei weitere verloren. Das erste Mal auf dieser Reise wünschte ich mir von ganzem Herzen, all dies wäre nicht geschehen. Ich wünschte mir, wir alle wären zurück, wo immer auch unsere Heime lagen. Dann wäre all dies nicht passiert. Dann wären Suilion und Éolind noch am Leben.

Natürlich, es hatte viele schöne und glückliche Momente gesehen und ich hatte so wundervolle Dinge gesehen, die ich mir vorher gewiss nie erträumen hätte und Freundschaften geschlossen, die mir sogar über den Verlust all meiner Erinnerungen an meine Familie und mein Zuhause hinweg geholfen hatten.

Doch so viel Leid war daraus entstanden! Lieber hätte ich Éolind und Suilion nie gekannt, als sie nun sterben zu sehen.

Ich bleib stehen vor einem kleinen See. Dichtes Gras bewuchs das Ufer und meine Füße versanken ein wenig im Morast. Ich hatte keine Ahnung, wie weit ich gewandert war, doch ich war bestimmt eine halbe Stunde unterwegs gewesen. Ich blickte hinab auf die Spiegelglatte Oberfläche und sank langsam auf die Knie ans Ufer.

Im Wasser spiegelte sich der dunkle Nachthimmel mit den Abermillionen von winzigen Sternen und als ich mich noch weiter über das Wasser beugte, sah ich mein eigenes Gesicht mit den hellen graublauen Augen und der hellen Haut, die im Licht der Sterne beinahe weiß schien.

Vorsichtig löste ich den festen Zopf meiner Haare, sodass sie wie ein silbern schimmernder Schleier über meine Schultern fielen und auf der Wasserfläche zu liegen kamen.

Eine Weile blickte ich mich so an, dachte an all die Abenteuer und Gefahren die ich durchschritten hatte. Doch auch andere Erinnerungsfetzen tauchten in mir auf… Bilder, die ich nicht zuordnen konnte…fremde Gesichter, Tiere, Namen… eine dunkle Scheune, draußen prasselte der Regen. Ich wusste, es hatte eine zeit in meinem Leben gegeben, in der ich eine Familie gehabt hatte, in der ich mir nie erträumt hätte, je zu töten. Ich hatte jene Wesen, die das taten, teils verachtet, teils bemitleidet. Und nun? Wie viele Orks hatte ich nun schon ermordet? Ich erinnerte mich an den ersten Streit mit Eltaithir auf jenem Schiff. Hatte ich mich nicht inzwischen selbst verraten? Wie leicht mir doch im Wald am Anduin das Töten geworden war. Es hatte eine Zeit gegeben, da war mir Freundschaft das wichtigste gewesen. Doch hatte ich nicht inzwischen beinahe alle meine Freunde hinter mir gelassen? Die meiner Kindheit, sei es dass ich welche gehabt hatte, hatte ich verlassen und vergessen, die neuen hatte ich verraten und dem Tod überlassen.

Ich hatte mich verraten.

Doch plötzlich verschwamm mein Speiegelbild und verschwand. Ein anderes Gesicht tauchte darunter hervor. Es war wohl ein junger Mann, ein Elb den feinen Gesichtszügen und dem silberblonden Haar nach zu urteilen, das sein Gesicht wie eine Wolke umschwebte.

In diesem Moment wurde mir klar, das dies kein Traumbild war, sondern dass ich unter den Spiegel der Wasseroberfläche blickte. Vorsichtig tauchte ich einen Finger in das kühle Nass. Einige kleine Wellen gingen von dem Punkt aus, doch das Gesicht blieb.

Wieso schlief da jemand im Wasser? Sollte ich ihn wecken? Er sah so lebendig, so nah und doch so fern. Er war so schön, so vollkommen… selten hatten ich so wunderbar ebenmäßige Züge gesehen. Er erinnerte mich an jemanden, doch an wen nur?

Nein… er schlief nicht! Für einen Sekundenbruchteil flackerte ein anderes Bild in mir auf, zwei Gestalten neben einander in einem unendlichen Tiefen Schlaf, aus dem sie nie wieder erwachen würden…

Ein leiser, heiserer Schrei entwich meiner Kehle und ich fuhr zurück. In dem gleichen Augenblick, in dem ich diese Erkenntnis getroffen hatte, war mir auch klar geworden, wem dieser tote Elb so ähnlich sah. Dem einen, der mir nun so fern war, den ich so schmerzlich vermisste…

Ein mal nur, ein einziger Kuss und eine einzige Nacht…

Etwas Warmes rann mir über die Wange und ich schmeckte Salz auf den Lippen. Es dauerte einen Augenblick, bis ich realisierte, dass ich weinte.

Einen letzten Blick warf ich auf den jungen, schönen Elben, der dort im Wasser auf die Unendlichkeit wartete.

Wie er wohl gestorben war vor langer Zeit? Ob er Hoffnung gehabt hatte, und Freunde? Hatte er gewusst, was Liebe war, als er gegangen war?

„Oh ihr Valar, gebt ihm Frieden." Ich erschrak über meine krächzende Stimme.

Dann wandte ich mich am. Ich fiel ins weiche Gras und blickte hinauf zu den Sternen. Eine Wolke hatte sich wie ein Schleier über den Mond gelegt. Lange lag ich dort und betete still zu den Valar, doch die Valar antworteten nicht. Doch dann kam der Schlaf erneut über mich und ihm folgten neue Träume…

Eltaithir stand auf den Mauern der weißen Stadt und blickte gen Osten. Es dämmerte bereits und in der Ferne versank die Welt in Schatten. Seine Rüstung und der geflügelte Helm der Wache blitzten hell im letzten Licht und das lange, offene Haar flatterte im Wind, doch seine Augen waren voller Sorge. Wo sie jetzt wohl waren? Sie mussten den Rauros längst erreicht haben. In den ersten Tagen hatte er regelmäßig Nachricht von Suilion bekommen, doch seit zwei Tagen hatte er nichts mehr gehört. Es bereitete ihm Sorge. Er hatte nicht mehr geschlafen in diesen Nächten und kaum Essen zu sich genommen, da er sehnsüchtig auf Nachricht von seinem Freund wartete. Bis dahin schien die Reise gut verlaufen zu sein, auch wenn die drei auf keine Suren der Gefährten getroffen waren.

Als das letzte Licht endgültig verblasste, trat Beregond zu ihm. Einige Momente standen die beiden still nebeneinander, dann jedoch brach der Mensch plötzlich das Schweigen. „Du sorgst dich um deine Freunde, nicht wahr Herr Elb?"

Er gab zunächst keine Antwort doch seine Züge verdüsterten sich noch ein wenig.

Die blonde Elbe, liebst du sie?" Überrascht sah Eltaithir den großen Menschen an und seine Stimme war ungewohnt scharf als er antwortete: „Woher weißt du davon?"

Beregond ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ich sah euren Abschied durch Zufall von der Mauer aus. Ich wollte dich nicht ausspionieren, es tut mir leid."
Dr Elb wandte sich wieder um und schien Beregond nicht weiter zu beachten. Die Erinnerung an Idril schmerzte ihn und Beregonds Frage war wie ein Stich in sein Herz gewesen.

Lange zeit herrschte wieder Schweigen, als die beiden in Gedanken versanken.

Wieder war es der Mensch der es brach. „Sie- sie hatte seltsame Augen. Wie aus Eis. Aber doch schön…"

Beregond blickte nachdenklich zu Boden und blickte den anderen zunächst nicht an.

Zu ersten Mal seit die drei Gefährten fortgezogen waren, lächelte dieser zur Überraschung de Menschen. Es belustigte Eltaithir wie der Mann von Idril sprach. Und er hatte Recht. Sie hatte tatsächlich eindrucksvolle Augen.

Ja", sagte er schließlich leise. „Die hatte sie. Doch nun lass uns gehen, denn es ist Zeit für die Ablösung. Ich bin sicher in der Stube wartet irgendwo noch ein gutes Bier und etwas zu Essen auf uns."