So meine lieben, wir kommen zum Ende… klar kommt noch ein Epilog, aber der wird eher kurz.

Viel Spaß mit diesem letzen Kapitel…

Gruß,

Kathi

Kapitel 35 – Abschied

Wir marschierten lange und schweigend. Éolind lief neben mir, doch wir wechselten kaum ein Wort und Suilion war irgendwo weiter vorne. Ich wusste oft nicht, wo wir gerade waren, verbrachte viel Zeit alleine.

Ich dachte an Idril. Ihr Bild war in meinem Kopf eingebrannt auf immer. Ich sah sie vor mir, wie die Tränen in den hellblauen Augen gestanden hatten, in denen sich das Licht von Elbereths Sternen spiegelte. Ich sah das helle Haar, das wirkte wie gesponnenes Silber. Ich spürte meine Liebe zu ihr.

Nichts wünschte ich mir sehnlicher, als sie wieder zu sehen, sie noch einmal in den Armen zu halten, sie noch einmal zu küssen.

Ich hatte gedacht, Éolind würde mich verstehen, dich sie tat es nicht. Niemand schien zu verstehen, was in mir vor sich ging

Eines Abends jedoch saß ich mit Beregond am Rande des großen Lagers auf einem Felsen. Da war ein kleines, fast ausgetrockneter Teich und die Steine, die wir warfen, hinterließen kleine kreise in der schlammig braunen Oberfläche des Wässerchens.

„Glaubst du, wir werden zurückkehren?", fragte ich leise, als ich das lange Schweigen nicht mehr aushielt, und war erstaunt, dass er lächelte:

„Ja, das denke ich. Wenn du kämpfst… dann träume dabei von deiner Heimkehr in die weiße Stadt, träume vom Frieden und wie du dein blondes Elbenmädchen heiratest. Stell dir vor, wie es sein wird, im Sonnenschein über blühende Wiesen mit ihr zu reiten, wenn der sanfte Duft der Wildblumen in der Luft liegt die die warme Mittagsonne deine Haut wärmt. Wir werden zurückkehren."
"Ja, antwortet ich", das ist ein schöner Gedanke."

Wir erreichten das große Tor mehrere Tage später. Ich stand in den Reihen der gondorischen Soldaten und bekam von den Verhandlungen des Königs mit den Gesandten des Schwarzen Landes so nur wenig mit.

Als der Befehl erfolgte, liefen wir voran, die Schwerter gezogen und es dauerte nicht lang, bis sich die ersten Orks zu uns vorschlugen.

Ich wurde von meiner Einheit abgeschlagen. Verbissen kämpfte ich gegen einen jungen Harad-rim, dessen Gesicht unter dem leichten Helm vor Schmerz verzerrt war. Er war kaum älter als ich. Er fügte mir eine leichte Wunde an der Hand bei, doch ich tötete ihn schließlich.

Suilion sah ich nur einmal aus der Ferne. Er stand neben Legolas und schoss neben ihm mit dem Bogen nach Orks. Éolind sah ich überhaupt nicht, mehr doch ich machte mir kaum Sorgen um sie. Sie würde ihren Platz gefunden haben.

Zu anfangs lief für mich alles Recht gut, auch wenn ich nicht mehr die geringste Ahnung hatte, wo meine Kompanie war, wo Osten und Westen war. Ich handelte mir einige leichte Kratzer ein, doch nichts Schlimmes.

Doch zu spät gewahrte ich den großen Bergtroll, der von hinten auf mich zukam. Er schien mich gar nicht richtig bemerkt zu haben, sondern streifte mich nur, doch die scharfen Kanten an seinem schweren Panzer verhakten sich in meiner Rüstung und ich wurde wie eine Stoffpuppe mitgerissen und schließlich bemerkte mich das Unwesen und schmetterte mich zu Boden.

Ich keuchte. Der Hieb hatte alle Luft aus meinen Lungen gedrückt, vor meinen Augen stand nur tiefe Schwärze. Die Welt um mich verschwamm, meine Gedanken drehen sich. Mein Körper war wie gelähmt, die Beine spürte ich nicht mehr. Ich konnte mich nicht bewegen, und ich spürte wie mein Blut in allen meines Körpers pulsierte, wie rasende Trommeln. Ich wusste, was geschah.

Ich wusste, dass ich starb.

Dann dachte ich an Idril, die nun in Minas Tirith saß und wartete, ich möge zurückkommen. Doch nein. Sie hatte gewusst, wir würden uns nicht wieder sehen, nie mehr. Ich hatte es in ihren Augen gesehen, doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich es nicht erkennen wollen.

Nun lag alles klar vor mir, die ganze Reise, mein Schicksal. Nun erkannte, ic, das alles auf dies hier hinauslief.

In mir herrschte tiefe Ruhe, um mich die Stille.

Ein letztes Mal öffnete ich die Augen um den Himmel über mir zu erblicken

Die Wolken brachen auf und die Sonne trat hervor, schien hell und klar auf mich hinab.

Nun ist es also an der Zeit zu gehen. Und ich werde gehen…möge die Welt nach meinem Scheiden eine bessere werden. Mögen meine Freunde, die ich zurücklasse jenen Frieden erleben, von dem wir alle so sehnsüchtig träumten. Ich gehe nun und ich kann nichts tun als hoffen, dass jemand da sein wir, der sich erinnert, an das was war, das es immer jemanden gibt, der bereit ist zu kämpfen, bereit seine Träume zu verfolgen. Ich gehe nun und die Valar mögen meinen Weg behüten.

Und mit diesem letzten Gedanken, da schlossen sich meine Augen endlich und ich stieß einen letzten seufzenden Atemzug aus, der im Lärm der Schlacht unterging. Die Trommeln in meinem Körper brausten ein letztes Mal zu einem gewaltigen Crescendo auf und erstarben schließlich ganz.

Doch das war nicht das Ende.

Ich blinzele. Das erste, was ich spürte, war die Wärme um mich. Eine wohlige, angenehme Wärme, wie ich sie zu lange Zeit vermisst hatte. Ich holte tief Luft und stieß sie wieder aus, dann öffnete ich die Augen.

Ich lag augenscheinlich ein einem großen Bett, das weiß bespannt war. Verwirrt setzte ich mich auf. Helles Sonnenlicht strömte durch große Fenster und die Einrichtung des Raumes erinnerte mich an die Häuser der Heilung. Und doch… die Möbel waren anderes, die Luft, und es gab hier viel mehr Betten.

Der Krankenflügel.

Krankenflügel? Ich wusste nicht, woher der Gedanke plötzlich kam. Doch, natürlich, der Krankenflügel. Ich war schon oft hier gewesen. Bilder tauchten in mir auf, von einem Mädchen, deren Gesicht ganz von dunklem Fell überzogen war, in einem dieser Betten. Ein Zittern durchlief mich.

Ich wusste doch genau, dass ich Eltaithir war, ich war in den Legionen Gondors marschiert, ich hatte Idril Nînsellwen unter den Sternen geküsst.

Mir war plötzlich schwindlig.

So viele Erinnerungen.

Sie alle strömten auf mich ein, wild durcheinander.

Ein überaus fetter Junge mit einem Fahrrad und einem dreckigen Grinsen auf dem Gesicht, der Ausblick von den Mauern Minas Tirith' auf die weite Ebene, Suilions ernstes Gesicht, die grausige Erscheinung eines dürren Mannes, auf dessen Hinterkopf ein schlangengleiches Gesicht mit roten Augen prangte, ein weiter Hof auf dem sich überall Orks tummelten, Blut tropfte auf den Boden… Schmerz, so viel Schmerz… ein grüner Blitz, der das Bild durchstach..

Ich fuhr aus meinen Gedanken auf.

Ja, so viele Erinnerungen.

Mein Blick schweifte durch den Raum.

Plötzlich jedoch zuckte ich zusammen. Das Bett neben meinem war nicht lehr, wie ich zunächst gedacht hatte. Nein, dort lag ein Mädchen, das Gesicht halb zwischen den Kissen verborgen, mit langem, leicht gelocktem Haar, von dem jede Strähne eine andere Mischung von rotblond und braun inne zu haben schien. Zuerst wusste ich nicht, wer das war, doch dann wurde mir mit einem Schlag bewusst, woher ich sie kannte. Ja, ich kannte sie tatsächlich, auch wenn sie sich sehr verändert hatte.

Seufzend sank ich zurück in die weichen Kissen.

Ja, ich war Eltaithir. Doch ich war auch Harry Potter, ein Waise der hier zum Zauberer ausgebildet wurde.

Zwei Leben.

Als ich aus dem Schlaf erwachte, in den ich bald wieder gefallen war, war es Nacht geworden, doch der Raum war hell erleuchtet. Und um mein Bett… ich riss die Augen auf. Da standen sie alle, Ron mit dem größten Teil seiner Familie, Seamus, Dean, McGonagall und mit ihr die Hälfte des Kollegiums, Dumbledore, und neben Ron, da stand Éolind, die nun wieder Hermione Granger war und mir traurig und froh zugleich entgegenlächelte. Lange Zeit herrschte Stille bis schließlich Dumbledore leise sagte „Nun, da bist du also wieder, Harry."

Es war ein Augenblick für die Ewigkeit, als ich so dalag und in die tiefblauen Augen hinter den halbrunden Brillengläsern des Schulleiters blicke.

Doch mit seinen Worten war das Schweigen gebrochen, und alle schienen irgendetwas zu sagen zu haben, nur Éolind blieb still. Zwischen uns war bereits genug gesagt worden.

Ich erfuhr schließlich, dass man unsere Körper im verbotenen Wald gefunden hätte, anscheinend völlig leblos. Wir hatten es wohl den Zentauren zu verdanken, am Ende hierher zurückgebracht worden zu sein. Dumbledore hatte lange gebraucht um Severus Snape und Gregory Goyle vor dem lebenslänglichen Aufenthalt in Azkaban zu bewahren und das Zauberministerium zu überzeugen, dass die beiden uns nicht umgebracht hätten.

Ich, Ron und Hermoine waren uns später einig, dass so sehr wie sie hassten, Azkaban hätten wir ihnen doch nicht gegönnt. Und doch würde sich Ron ewig an den Ausdruck auf den Gesichtern gewisser Slytheriner erfreuen, als die beiden aus dem Gefängnis zurückkehrten, obgleich sie nur wenige Tage dort verbracht hatten.

Ich und Hermione musste indes feststellen, dass wir beide uns wohl etwas verändert hatten. Hermiones Haar hatte sich geglättet und war nicht mehr ganz so braun wie vorher, sondern spielte anscheinend alle Nuancen zwischen brauen und rotblond durch. Man konnte ihren Schopf nicht zu lange anschauen ohne zu glauben, wahnsinnig zu werden. Ihre Züge irgendwie schärfer geworden und ihr Augen heller.

Ich selbst war ein gutes Stück gewachsen, wenn auch Ron mich natürlich immer noch überragte. Ich war muskulöser geworden und auf dem Rücken trug ich Narben, meine Oberarme bedeckte eine Art Tätowierung, die sich in die Haut eingegraben hatte und wohl niemals verblassen würde.

In den ersten Wochen nach unserem Erwachen, saßen ich und Hermione oft still zusammen und sprachen über alte Zeiten. Wir fragten uns, was wohl aus den andern beiden geworden war. Waren sie ebenfalls plötzlich gestorben und zurückgekehrt? Irgendetwas sagte uns, das es nicht so war. Vielleicht hatten die Valar gewusst, dass wir beide die einzigen waren, die zurückwollten oder mussten.

Ich sorgte mich vor allem um Idril. Natürlich hatte sie von meinem Tod erfahren. Ich fragte mich, was nun aus ihr werden würde. Würde sie verbittert und einsam durch die Welt ziehen und irgendwann in Einsamkeit und Abgeschiedenheit ihren Tod finden? Ich wusste nicht und würde es wohl niemals wissen.

Manchmal sah ich sie jedoch noch im Traum. Ich sah sie um mich trauern und dann blickte sie mich still und bitter an, doch als ich sie rief, antwortete sie nicht. In jenen Nächten erwachte ich schweißgebadet und mit Tränen in den Augen.

Ron fragte nie nachdem, was geschehen war. Ich schätze, alle wussten, dass ich und Hermione mit unseren Geistern irgendwo anders gewesen waren. Natürlich kursierten in Hogwarts wilde Gerüchte, doch wie es immer ist, erstarb die Neugierde mit der Zeit und alles kehrte in den gewohnten Alltag zurück.

Ich erfuhr nie, ob es nun ein mächtiger und fremder Zauber war, den Goyles Tank durch Zufall an uns gewirkt hatte oder ob es tatsächlich die Valar gewesen waren, jene Götter einer fremden und fernen Welt, die uns geholt hatten, um Mittelerde zu helfen.

Dies war übrigens eine andere Frage, die mich später mehr und mehr zu quälen begann: Hatten wir eigentlich geholfen? War unser Erscheinen nicht umsonst gewesen? Natürlich sollte ich es nie erfahren.

Ich las irgendwann Tolkiens Roman „Der Herr der Ringe", was mir etwas Befriedigung brachte. Es schien mir zu beweisen, dass das erlebte nicht nur ein seltsamer Traum gewesen war, sondern real. Nirgendwo in der Erzählung tauchten jedoch Feanor, Suilion, Éolind und Idril auf und Tolkien selbst war schon lange tot. Es gab niemanden, mit dem ich darüber sprechen konnte.

Nur Ron erzählten ich und Hermione lange Zeit später in einer einsamen Nacht im Gemeinschaftsraum von unserer Reise nach Mittelerde. Ich war überrascht, wie bereitwillig er uns glaubte. Vielleicht lag es an den Veränderungen, die wir durchgemacht hatten, vielleicht an den vielen seltsamen Abenteuern, die wir bereits gemeinsam durch gestanden hatten.

Ich weiß nur, dass es gut tat, es loswerden zu können, denn damit schien eine erhebliche Last von meiner Seele zu fallen.

Danach träumte ich immer seltener von Mittelerde und von Idril und dem was geschehen war und hätte sein können. Mein Kampf gegen Voldemort war noch nicht beendet und über meiner eigenen Welt breitete sich bereits ein Schatten aus.

Doch niemals vergaß ich meine Liebe, die für immer verloren war und niemals konnte die Zeit meine Narben ganz verschwinden lassen und mich vollständig von meinem Schmerz erlösen, auch wenn die Vergangenheit mehr und mehr verblasste, da mich mein Leben in Hogwarts voll und ganz in Anspruch nahm.

Ich war Zuhause.