Kapitel II
Aftermath
Nach zwei Tagen.
Nervös tappte Hermine mit der Schreibfeder gegen die Tischkante. Es war nun schon drei Tage her, dass sie nichts von Harry gehört hatten und sie begann sich langsam Sorgen zu machen. Erst vorgestern haben sie, sie selbst und Ron, ihm einen kurzen, aber informativen Brief geschickt. Mittlerweile sollte seine Antwort angekommen sein.
Sie wusste, dass es verschiedene andere Gründe geben konnte, dass Hedwig noch nicht gekommen war. Das hinderte sie jedoch nicht daran, sich Sorgen zu machen. Harry passierten alle möglichen Dinge. Man konnte sich nie genug Sorgen machen.
Im Bett neben Hermine saß Ron, der gedankenverloren im Zaubertränkebuch, das auf seinen Knien aufgeschlagen war, blätterte.
„Erzähl mir bitte noch mal, warum Harry zu den verdammten Dursleys gehen muss."
Hermine seufzte. „Ron, Harry hatte keine Wal, wenn er den Blutzauber aufrecht erhalten will."
„Pffft, Blutzauber ist Dorks. Du glaubst doch nicht in echt, dass so etwas funktioniert? Mit Liebe haben die Dursleys sowieso nicht viel am Hut."
Vor einem Jahr wäre das wahrscheinlich in einem Streit eskaliert.
„Harry sagt, dass das Dumbledores Wunsch gewesen ist."
„Oh."
„Es ist trotzdem seltsam, dass wir noch Nichts von Harry gehört haben. Ich möchte ja nicht paranoid wirken -."
„Das tust du nicht." Wand Ron ein. Er klappte das Buch mit einer laxen Bewegung zu und stand auf.
„Wollen wir Lupin fragen, ob wir ihn nicht besuchen können? Dann brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen."
„Gute Idee." Nickte Hermine.
Einen Tag früher.
Harry war müde, erschöpft und hatte Hunger. Aber nicht nur das, er hatte auch panische Angst. Er würde nicht ruhig schlafen können, bevor ihm nicht einer erzählte, dass die Dursleys sicher und unverletzt waren.
Er hatte die Dursleys mit den Todessern allein gelassen
Er wollte sich nicht vorstellen, was mit ihnen passiert war. Gleichzeitig konnte er sich nicht vorstellen, dass die Todesser gehen würden, ohne ihnen etwas zuzufügen.
Bitte, bitte, lass sie noch am Leben sein...
In diesem Moment tat er etwas sehr unüberlegtes und leichtsinniges. Mit einem Bild von einem quadratischem Haus im Kopf disapparierte er.
Einen Tag früher als die vorige Szene (Vor dem ‚Überfall').
Arabella Figg liebte es, ihren Katzen eine Freude zu machen. So kann es nicht verwunderlich sein, wenn sie beschloss, mit ihnen drei Tage in den Urlaub zu fahren. Mr. Tibbles, ihre Lieblingskatze, würde für sie auf Harry aufpassen. Im Gegensatz zu anderen Menschen vertraute sie ihren lieben Tieren.
Sie öffnete die Klappe der Fahrertür ihres Autos. Mehr als ein duzend Katzen miauten und schnurrten aus der Richtung des Rücksitzes. Mit einem zufriedenen Grinsen drehte sie den Schlüssel im Schloss und startete den Motor. Als sie am Magnolienring vorbeifuhr, bemerkte sie noch mehrere dunkel gekleidete Männer, die weiße Masken auf ihren Gesichtern trugen. Mit einem Kommentar zum Geschmack der Jugend von heute war sie aus Little Whinning verschwunden.
Wieder bei Harrys Freunden.
Ron und Hermine öffneten die Tür zur Küche. An einem Ende des langen Tisches sahen sie, wie Lupin im Tagespropheten las. Sie konnten sein Gesicht nicht erkennen, weil es von der Zeitung verdeckt wurde.
„Steht was interessantes drin?" fragte Ron der Konversation wegen.
Die Zeitung sank einige Zentimeter und Lupins blasses, vor Entsetzen geweitetes Gesicht kam zum Vorschein.
Hermine kannte diesen Ausdruck, etwas schlimmes war geschehen.
„Was, Wer? Was ist passiert, ist jemand gestorben?"
„Jemand, den wir kennen?"
Lupin nickte als Antwort zur letzten Frage,
„Harry..." flüsterte er.
„Ich wusste es!" schrie Hermine, schluchzte und verbarg ihr Gesicht in den Händen.
Ron blickte starr und fassungslos auf einen Punkt, einige Zentimeter vor ihm, „Warum?"
Lupin schüttelte den Kopf, drehte den Tagespropheten, sodass Ron und Hermine ihn lesen konnten und zeigte auf den Leitartikel.
Das erste, was Hermine durch ihre tränenverhangenen Augen sehen konnte, war ein Bild von einem großen, quadratischem Reihenhaus, das dem Haus daneben glich. Nur die eingeschlagenen und verrußten Fenster, einige Lücken im sonst makellosen Dach und ein grünes, grinsendes dunkles Mal über dem Haus zeugte davon, dass etwas geschehen war, das dem Eindruck der Normalität sehr stören sollte. „Bei Merlin..." flüsterte Hermine.
Ron stand hinter ihr und las über ihren Kopf hinweg. Sobald er mitbekommen hatte, was geschehen war, verzog er das Gesicht zu einem Ausdruck, der nicht zeigte, ob er erleichtert oder entsetzt war, denn ehrlich gesagt, wusste er es selber nicht.
Wieder zu Harry, einen Tag früher.
„Nein!" das durfte nicht wahr sein. Nicht die Dursleys. Harry rannte zur Ruine und stürmte gedankenlos in das Haus. Er wollte und wollte gleichzeitig nicht wissen, was mit den Dursleys passiert war. Er hatte einfach nur Angst. Die Dursleys hatten nie jemandem etwas getan. Jedenfalls nichts, dass sie die Wut der Todesser verdienten.
Harry knallte die Tür zur Küche auf. Und blieb wie erstarrt stehen.
Das erste, was man sehen konnte, war Blut. Eine Menge Blut, das an den Wänden herunter lief oder halb getrocknet auf dem Boden gespritzt war. Das seltsame war, dass es wie eine Kinderzeichnung aussah. Wütende Streifen führten von der Decke an den Wänden herunter und endeten auf dem Boden in einer riesigen Pfütze aus Blut.
Harry schloss die Augen, blinzelte und schloss wieder die Augen. Ein Glück, dass er lange nichts gegessen hatte. Auf dem Boden waren zwei riesige Pfützen. Inmitten dieser rötlich schimmernden Flüssigkeit lag...etwas.
Man konnte noch erkennen, das es mal Menschen gewesen waren. Man konnte auch erkennen, dass die eine Gestalt sehr massig und groß war, während die andere eine dünne und kleine Gestalt hatte. Außergewöhnlicherweise war das Gesicht von ihr relativ unversehrt. Auch wenn der Versetzungsprozess schon eingesetzt hatte.
Harry ging mit steifen Schritten zu der Pfütze und kniete sich hin. Seine Hose und Jacke waren jetzt wahrscheinlich vollkommen blutverschmiert, aber das war ihm sehr egal. „Es tut mir leid." Flüsterte er. Zögerlich hob er seine Hand und strich zärtlich eine Strähne aus ihrem Haar. Solch eine Geste hätte er sich nie vorstellen können, wenn seine Tante noch am Leben gewesen wäre, sie hätte ihm das nie erlaubt, auch wenn er vielleicht solch eine Idee gehabt hätte.
Es war ungewöhnlich, das Gesicht von Tante Petunia sah anders aus, wenn die Gesichtsmuskeln entspannt und nicht durch einen verabscheuenden Blick verzerrt waren. Sie strahlte eine Würde aus, die sie als Lebende nie gehabt hatte. Menschliche Augen haben den Mörder angeschaut, als das Leben in ihnen erloschen wurde. Mit einem seltsam zufriedenen Lächeln schloss Harry die Augenlider über den starren Blick, der niemals wieder sehen würde. „Schlaf gut." Flüsterte er und stand unschlüssig auf.
Er blickte zur anderen Gestalt und blinzelte unwillkürlich. Er konnte ihn nicht so entblößt liegen lassen. Also stapfte er in das anliegende Wohnzimmer, nahm die Decke aus Onkel Vernons Lieblingssessel und trug sie zu seinen sterblichen Überresten. Sorgfältig deckte Harry die Leiche ein, bevor er die blutverschmierten Hände an seiner Jeans abwischte. Von der Decke tröpfelte immer noch langsam Blut. Es landete auf seinem Kopf und lief langsam die Stirn herunter.
„Harry...?" fragte jemand in einer für ihn unnatürlich hohen Stimmlage, „Was machst du da?" Dudley stand im Türrahmen und stierte ihn aus seinen zu fettigen Schlitzen verengten Augen an. „D-du siehst ganz blutig aus..." Er machte ein paar nervöse und große Schritte.
Harry stand immer noch vor Schreck erstarrt am selben Fleck, bis er sich besann, „Oh, nichts. Bleibe ruhig da stehen, wo du bist - ."
Es war zu spät. Dudley war schon um die Ecke gegangen, wonach er mit einem lautem Klatschen bewusstlos zur Erde fiel.
Aftermath
Ende.
AN: Das erste Kapitel war vielleicht zu humoristisch verfasst. Ich habe die Charaktere überzogen und übertrieben dargestellt, aber trotzdem, eigentlich hat es mir Spaß gemacht, das zu schreiben. (Nur so: der langweilige Stil sollte die Langeweile Harrys andeuten.) Wenn zu viele etwas daran auszusetzen haben, kann ich es gerne noch einmal überarbeiten.
Das zweite Kapitel ist ziemlich unübersichtlich geworden, es soll auch nur ein Füller zum dritten Kapitel sein. Ich hoffe, ihr hattet viel Spaß beim Lesen,
eure Frodo Beutlin.
PS.: Feedback ist natürlich erwünscht.
PPS.: Vielen dank an den einzigen Reviewer,
