Ich bin wieder da! Und es geht weiter....
PotC gehört mir traurigerweise nicht. Viel Spaß, es wird brutal.

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Durch ihre geschlossenen Lieder nahm Lisa den roten Schimmer intensiven Lichts wahr.
Meer rauschte, Sand hatte sich in ihren Kleidern gefangen und wirkte auf ihre Haut eine ähnliche Wirkung aus, wie Schmirgelpapier auf weiches Holz. Neben ihr schnarchte jemand mit der tödlichen Sorglosigkeit eines sehr dummen Mannes.

Die Sorglosigkeit war vor allem deshalb tödlich, weil er sich neben Lisa befand und schnarchte.
Sie lag eine Weile still und überprüfte die Verfassung ihres Körpers.

Beine: zwei.
Arme: zwei.
Finger: zehn.
Geschmack im Mund: Als habe ein Nilpferd darin geschlafen.
Möwen, die einen für Aas halten und an den Beinen picken: Eine.
Schlimmere Arten aufzuwachen: etwa fünf.

Sie lächelte. Wenn es fünf schlimmere Arten gab, um aufzuwachen, so versprach dieser Tag, ein Guter zu werden.
Sie öffnete die Augen langsam, um nicht von der Sonne geblendet zu werden und betrachtete die Möwe, die, von ihren bisherigen Bemühungen bitter enttäuscht, nun dazu überging mit dem Schnabel gegen ihr Bein zu hämmern.

Lisa lächelte und tastete mit der Langsamkeit eines Gletschers nach dem Messer, das Jack ihr am Abend zurückgegeben hatte. Ihre Finger fanden den elfenbeinernen Griff, schlossen sich um ihn. Eine plötzliche Bewegung des Arms, die Möwe kreischte, das merkwürdige Geräusch, das ein Kopf machte, wenn er vom Rumpf getrennt wurde, und Lisa saß aufrecht im Sand, den Möwenkadaver in der einen, das Messer in der anderen Hand.
Die Augen des am Boden liegenden Vogelkopfes starrten anklagend zu ihr auf.

Lisas Augen wanderten über das Meer, das gleich einem Silbertablett vor ihr ausgebreitet lag. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und gleißte über das silberblaue Wasser, erhitze den Sand und unternahm erfolglose Versuche, die Palmen in kleine Häufchen trockenen Staubs zu verwandeln.
Etwa zwei Meter von ihr entfernt lag Käptn' Jack Sparrow in all seiner Männlichkeit, kratze sich am vom hochgerutschten Hemd entblößten Bauch und schmatze.
Lisas Lächeln veränderte sich. Es war, so musste sie gestehen, ein ... erfreulicher Anblick.

Sie stand behäbig auf, schüttelte sich den Sand aus den Kleidern und wandte sich zum Gehen.
Sie hatte bereits einige Schritte hinter sich gebracht, als sie verharrte, sich um drehte und zu Jack trat.
Sie lächelte freundlich auf ihn herab, hielt ihm Sekunden das Messer an die Hauptschlagader seines Halses - nur um zu beweisen, das sie es könnte- und stahl ihm seine Geldbörse.

Sie betrachtete die Leiche der Möwe in ihrer Hand, fischte einen alten, fleckigen Zettel aus ihrer Tasche und kritzelte mit einem abgebrochenen Bleistift etwas darauf. Dann legte sie Möwe und Zettel neben Jack in den Sand.
Eine Viertelstunde später verschluckte die flimmernde Sonne ihre kleiner werdende Gestalt.

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Jack erwachte wenig später, las ihm der widerwärtige Geruch gerinnenden Vogelblutes in die Nase stieg. Er wälzte sich herum, griff unter sich, um das Etwas zu entfernen, das seine Unterseite unbequem drückte und hielt ein Bündel aus Fleisch, Blut und Federn in der Hand.

Er sog scharf die Luft ein und sprang von dem Kadaver fort. Eine Zeit stand er wankend im Sand und suchte, vollständig zu erwachen. Dann bemerkte er den Zettel, der vor ihm im Sand lag.
Er kniff die Augen zusammen, ließ die rechte Hand erstaunt in der Luft schweben und betrachtete den Zettel wie etwas Explosives. Dann hob er ihn mit spitzen Fingern auf und las.

Dein Frühstück. Du hast gut dafür bezahlt.
Ich hatte nicht um meine Freiheit gebeten. Der Galgen wartet.
Lisa

Jacks Augen wanderten von dem Zettel zu dem bemitleidenswerten Bündel Aases, das auf dem Sand lag und sein Blut zwischen die Körner rinnen ließ. Der Zettel zerknitterte in seiner sich ballenden Faust, als seine rechte an seine Hüfte glitt und dort nach seiner Börse suchte.
Er fand sie nicht - und es erstaunte ihn nicht einmal.

Angewidert wandte er sich von der toten Möwe ab und ließ sich wieder in den Sand fallen um dort zu sitzen und auf das Meer zu starren.
-Sie hatte nicht um ihre Freiheit gebeten ...
Am gestrigen Abend hatte er nicht den Eindruck gehabt, das sie lebensmüde war. Sie war den Kugeln, die die Wachen auf sie abgefeuert hatte, mühelos ausgewichen, hatte ihn das eine oder andere Mal selbst aus dem Weg einer dieser Kugeln gestoßen. Hätte sie ihrem Leben ein Ende setzen wollen, sie hätte sich nur in einen Schuss werfen müssen.

„Interessant..." Murmelte er dem Meer zu. „Das ist tatsächlich sehr interessant ..."
Er stand wieder auf und stapfte den Strand hinauf, bis er in den Schatten der Palmen und dann auf eine schmale Straße aus festgetretenem Lehm gelangte.
War sie tatsächlich entschlossen, zum Galgen zu gelangen, so war sie sicherlich wieder auf dem Weg in die Stadt.

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Lisa warf einen beunruhigten Blick auf die Turmuhr des Rathauses der Stadt und beschleunigte ihren Schritt. Bis zum Gefängnis war es noch mindestens eine Viertelstunde Weg und ihre Hinrichtung sollte bereits in einer halben Stunde stattfinden.
Sie wollte nicht zu spät zu ihrem eigenen Tod kommen. Es wäre zu schade gewesen.

Das Gefängnis war ein hohes, düsteres Gebäude mit hohen Mauer und starken Gittern vor allen Fenstern.
Es wirkte, als habe jemand zum betreffenden Architekten gesagt:
Ich möchte etwas, das „Todestrakt" zu sagen scheint. Etwas düsteres mit Wasserspeiern an den strategischen Stellen. Mit einem kleinen Graben über den man eine Zugbrücke lassen kann. Mit Steinen, die schon zwei Wochen nach Fertigstellung mit glitschigem Moos bedeckt sind. Ich möchte, das NIEMAND sich wünscht, auch nur eine Nacht darin zu verbringen.

Lisa stand einen Moment davor und betrachtete das Gebäude. Ihre Hand fuhr in den Ausschnitt ihres Hemdes und umgriff einen kleinen Stein, der dort an einer dünnen Kette hing.
„Das letzte Mal..." Flüsterte sie.
Das Lächeln auf ihrem Lippen ähnelte dem, das beim Anblick der Möwe erschienen war.

Dann überquerte sie die Zugbrücke.

Der Wächter neben dem Tor war auf einem unbequemen Schemel eingeschlafen. Sein unrasiertes Kinn reckte sich gen Himmel und entblößte seine Kehle. Mit jedem Atemzug bewegte sich sein Adamsapfel ein wenig.
Lisa überlegte, ob sie den Verbrechen, derer sie angeklagt wurde, ein weiteres hinzufügen sollte, entschied sich aber dagegen. Der Mann hatte ihr nichts getan, und sein Hals zeichnete sich nicht durch besondere Schönheit aus.

Sie nestelte das Messer von ihrem Gürtel los und steckte es in die Scheide, die in die Sohle ihres Stiefel eingelassen war, so das sein Griff darin verschwunden war, und nur noch ein geringer Farbunterschied darauf hinwies, das es sich dort befand.
Sie tippte dem Mann bedächtig auf die Schulter, wartete, bis er blinzelnd erwacht war, und sie erkannte. Dann wandte sie sich langsam um. Als sie seine aufgeregten Rufe hinter sich hörte, begann sie gemächlich zu laufen.

Es dauerte nicht lange, bis sie seine groben, rauen Hände an ihren Handgelenken spürte. Ihre Arme wurden ihr brutal auf den Rücken gedreht und nur um ihm eine Freude zu machen, stöhnt sie leise.

Er stieß sie vorwärts, durch die Straßen, über die Zugbrücke, durch das grauenhafte Tor und endlose Korridore entlang. Von einem Haken an der Wand nahm er Ketten, die er ihr um die Handgelenke schlang. Sie hob die Hände ein wenig auseinander, damit sie später mühelos aus den Fesseln schlüpfen konnte, dann wurde sie weitergestoßen, bis sie an eine Tür kam, die feiner gearbeitet war, als die anderen des Gefängnisses.

Der Wächter hielt mit einer Hand die Kette, die an ihren Handgelenken hing und klopfte mit der anderen respektvoll gegen das feine Holz.
„Herein" war alles, was er als Antwort bekam.
Er räusperte sich und Lisa betrachtete interessiert den Schweiß, der ihm über den ungewaschenen Hals rann und in seinem Kragen verschwand, an dem sich bereits die Nässe zeigte, die ähnliche Tropfen hervorgerufen hatten.

Der Wächter öffnete und zerrte sie mit sich ,als er ein geschmackvoll eingerichtetes Büro betrat.
Darin saß ein Mann, der - Lisas dürftigen Kenntnissen der Militärischen Ränge nach - wohl ein mächtiger Offizier war.
„Hab se gefangn'." Murmelte der Wächter aufgeregt. Sein Adamsapfel hüpfte appetitanregend und Lisa überlegte, wie lange es wohl dauern würde, um sich seiner zu entledigen. Ein einfacher Schnitt ... Nein.
„War ganz inner Nähe, die kleene Ratte."

Der Offizier lehnte sich vor, stütze die blau bekleideten Ellenbogen auf die glatte Fläche seines schnörkligen Schreibtisches.
„Nun, Mylady." Begann er, die Stimme so weich wie Seide. „Ihr Fluchtversuch scheint unglücklich verlaufen." Er lächelte und entblößte makellose Zähne. „Wir werden uns zu ihrer Hinrichtung sehen. „ Er lehnte sich wieder zurück und sein Gesicht verschwand in dem Schatten, den ein großer Lampenschirm warf. Lisa betrachtet träge die Bilder ,die an den Wänden hingen.
„Ich freue mich." sagte sie trocken und fügte so leise hinzu, dass weder Wächter noch Offizier sie verstanden: „Das letzte Mal ... endlich."

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Jack erreichte den Marktplatz als die Verlesung der Verbrechen bereits in vollem Gange war.
Eine unüberschaubare Menge Schaulustiger hatte sich eingefunden und versperrte ihm die Sicht. Nur Lisas lächelndes Gesicht war zu erkennen. Sie schien angespannt, aber nicht vor Angst, sondern vor Erwartung. Es war, als warte sie auf einen Einsatz, der jede Sekunde erfolgen müsste.

„..Mord an einem Kaufmann, Sprengung des Rathauses von Willintale, Diebstahl wertvoller Kunstschätze, Altarschändung, Verführung mehrerer Priester, Auftragsmorde, Schmuggel, Amtsanmaßung ..."
Lisas Augen fanden Jack, ihr Lächeln verbreiterte sich. Dann nickte sie ein wenig.

Jack teilte mit den Armen die Menge und bahnte sich unter Protestrufen den Weg zum Galgen. Als er an einer Stelle stand, von der aus er alles sehen konnte, gab er sich zufrieden.
Seine Augen fielen auf die große Zahl Würdenträger, die unter einem Sonnenschutz aus Stoff der Hinrichtung beiwohnten.

„... Diebstahl eines Schiffes ..."
Lisas Lächeln erstarrte, sie beute sich nach vorn, bewegte sich auf merkwürdig geschmeidige Weise, krümmte sich scheinbar in plötzlichen Krämpfen, und stand von ihren Fesseln befreit, ohne das jemand die Veränderung bemerkt hätte.

Jack lächelte. Seine Hand fand ihren Weg zu seinem Degen, bereit ihn zu ziehen. Dieses Mädchen war es wert, das man sich näher mit ihr beschäftigte.

Sie bückte sich schnell, zog ihr Messer aus der Sohle ihres Stiefels. Das Metall glitzerte freundlich in der Sonne. Sie tat zwei Schritte und stand hinter dem Ausrufer, bevor eine Reaktion der Wachen möglich wurde.

Schreckensrufe ertönten aus der Menge, eine Frau neben Jack versteckt ihr Kind in ihren Röcken.

Lisa verbeugte sich, als die Wachen sich umdrehten und in zäher Langsamkeit auf den Galgen einstürmten.
Der Ausrufer, beschäftigt, seine Aufgabe fehlerfrei zu erfüllen bemerkte die Veränderung der Lage nicht.

„Unzüchtiges Verhalten, Sadis ..." Weiter kam er nicht, denn das Blut aus seiner durchgeschnittenen Kehle hinderte ihn sprudelnd am Sprechen. Lisa hielt ihn einen Moment aufrecht, als das Blut gut sichtbar sein weißes Hemd rot färbte. Ließ dann von ihm ab und wandte sich dem Henker zu. Der Schnitt, mit dem sie ihn dem Tod zuführte, schien fast anmutig ausgeführt und rief neue Schreckensrufe hervor. Die erste Wache erklomm den Galgen.

Jacks Degen sirrte zufriedenstellend, als er aus der Scheide fuhr.
Der Ton verband sich mit denen, die die Waffen der Wachen machten, als sie gezogen wurden.

„...mus." Vollendete Lisa das Wort des Ausrufers, lächelnd, die Hände triefend vom Blut ihrer beiden Opfer.
Ihr Blick ruhte träumend auf der Wache, die sich ihr mit zitterndem Degen näherte, die Pistole an ihrem Gürtel auf merkwürdige Weise vergessen.

„Du nicht." Sagte das Mädchen leise. Sie stieß die Wache fort, ohne von dem Degen berührt zu werden.

Jack konnte einen Schauder nicht unterdrücken und wusste mit plötzlicher Sicherheit, das sie seiner Hilfe nicht bedurfte. Was immer es war, das sie beschützte, er war es nicht. Und obwohl es unmöglich war, in dem Hagel aus Schüssen zu überleben, der sich nun auf ihre Gestalt ergoss, sie bewegte sich genau so, das sie jeder Kugel auswich. Er verstand nicht warum. Kein menschliches Wesen ...
Er steckte seine Waffe fort.

Das Messer in der Hand sprang Lisa vom Galgen auf die schmutzigen Steine des Marktpflasters.
Sie duckte sich unter dem Degen einer Wache hindurch, riss einer Frau den Schal fort, ließ ihn vom Wind in das Gesicht einer anderen Wache wehen, die verwirrt stehenblieb und von ihren Kollegen zur Seite gestoßen wurde.

Jack wusste, das so etwas unmöglich war, wusste, das es nicht möglich war, durch eine aufgebrachte Menge hindurch - eine Menge, die wusste, wer man war- zu den Sitzen der Edelmänner zu kommen ohne zu sterben. Aber dort stand sie, das Messer in der roten Hand und lächelte.

Jack bemerkte das Blinken eines aus dem Ausschnitt ihres Hemdes gerutschten Steines, der an einer dünnen Kette hing, bevor sie sich bückte, einen der erstarrte Würdenträger sanft auf die Wange küsste und ihm dann, ohne auf seine fuchtelnden, schlagenden Hände und seine tretenden Füße zu achten, die Kehle durchschnitt.

Sie drehte sich um, griff nach einem Seil, das den Sonnenschutz hielt, der über den Adligen ausgebreitet war, riss den schweren Stoff hinunter.

Wachen stürmen auf den Haufen aus Stoff und fuchtelnden Gliedern ein.
Minutenlang herrschte atemlose Aufregung, die Jack von seinem Platz aus mit einem Lächeln verfolgte.
In der Tat ein interessantes Mädchen.

Dann tauchte sie am Eingang einer kleinen Gasse auf.
„Dreifacher Mord! " Rief sie mit hallender Stimme über den Platz und verschwand in den Schatten.

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Nun, wie wärs, wenn ihr reviewd ... ich weiß nicht, ob das Tempo angemssen war. Wenn es zu schnell ging, dann sagts mir bitte.