Hier ist also die Fortsetzung. Reviewd! Mir gehört gar ncihts.

Die Taverne hieß „The Frenchmans Head" und sie entsprach so genau den
Vorstellungen von schmutzigen Tavernen voller Gesindel, dass sie einen Preis
dafür hätte gewinnen können.
Der Holzfußboden war mit einer dünnen Schicht Stroh und einer dicken Schicht aus
Dreck, Hundekot und Bierresten bedeckt. An den Wänden zeigten sich die Überreste
mehrerer mutiger Piraten und Matrosen, die nach lebensgefährlichen Abenteuern auf
See vergessen hatten, wie man sich n der Öffentlichkeit benahm: Hier galt es als
Selbstmord, einzutreten und zu verkünden, man sei der
Stärkste/Tapferste/Mutigste/Unverwundbare. Der Kopf, der über der Tür hing, war
echt und wurde ausgewechselt sooft sich Gelegenheit bot, manchmal hatte er sogar
einem Franzosen gehört. Raben hockten auf dem Dachfirst. Als Folge des immer mit
Kopf gedeckten Tisches waren sie fett und unbeweglich.
Jack öffnete die Tür und bewunderte das eindrucksvolle Quietschen. Wer in der
Taverne nicht damit beschäftigt war, sich zu prügeln oder aus seiner Ohnmacht zu
erwachen, wandte ihm den Kopf zu. Ein Blick in die Gesichter genügte, um
festzustellen, dass sie sich vor allem fragten, ob der neue das mitbrachte, was
sie mit ihren rauen Stimmen „Spaß" nannten.
Es handelte sich um die fünfzehnte Taverne, die Jack absuchte und es überkam ihn
das deutliche Gefühl, diesmal nicht falsch zu liegen.
Als seine Augen sich an das Zwielicht gewöhnt hatten, gewahrte er ganz hinten im
Schankraum die schmale Gestalt Lisas. Ihr gegenüber saß ein Mensch in einer
Kutte, in der dünnen, ausgestreckten Hand die Kette mit dem roten Stein, den sie
um den Hals getragen hatte. Die beiden unterhielten sich angeregt und Jack
gewahrte an Lisas Gesicht Zeichen von mühsam kontrollierter angst. Mit für ihn
ganz ungewohnter Unauffälligkeit bewegte er sich auf einen Tisch zu, der in der
Nähe des Mädchens stand und setzte sich. Der Wirt beeilte sich auf ein Zeichen
hin, ihm einen Krug mit undefinierbarer, aber eindeutig alkoholischer Flüssigkeit
zu bringen - einem Getränk mit dem man auch Silber hätte putzen können.
„Ich habe sie alle gefunden." Lisa sprach gedämpft, aber, seit sie Jack erkannt
hatte, deutlicher. „Und ich habe meine Aufgabe erfüllt. Jetzt nimm es zurück."
Die dürren, unter der Kute hervorschauenden Finger schlossen sich langsam um den
Stein und Jack meinte, ein erleichtertes Seufzen aus dem Mund des Mädchens zu
vernehmen.
Er nahm einen Schluck aus seinem Krug und erstarrte. Er mochte Getränke mit
Wiederstand, dass hatte er immer wieder betont und unter Beweis gestellt, aber
jetzt gerade hatte er das Gefühl, Poliermittel getrunken zu haben. Er hustete.
Der obere Teil der Kutte drehte sich ihm zu und ihm war, als ruhe ein bohrender
Blick auf ihm. Dann öffnete sich die dürre Hand wieder und gab den Stein frei.
„Nein." Sagte die Kutte mit Jack seltsam vertrauter Stimme. „Noch Einen."
Lisa starrte den Stein mit weit aufgerissenen Augen an. „Was?" Fragte sie leise,
„Das waren doch alle. Alle, die du genannt hast. Jetzt musst du ihn zurücknehmen.
Ich habe das Leben ganz zurückgezahlt. Du bist wieder, was du warst. Jetzt musst
du ihn zurücknehmen."
Die Gestalt in der Kutte saß einen Moment bewegungslos, dann bewegte sie sich so
schnell, das Jack ihrer Geste nicht folgen konnte. Den Bruchteil einer Sekunde
später hielt die dürre Hand Lisas Messer. Eine weitere Hand erschien auf der
Tischplatte, fest darauf gepresst, die Finger weit gespreizt. Ohne ein Zeichen
von Zögern stieß die Person in der Kutte zu. Der Daumen ihrer linken Hand rollte
über den Tisch und auf Lisa zu.
„Dein Messer." Sagte die Kutte und betrachtete, wie Blut aus der offenen Wunde an
ihrer Hand sickerte. „Deine Schuld. Du musst zahlen."
Damit warf sie dem Mädchen den Stein zu, dass von ihm zurückwich, ihn aber, als
er auf den Boden gefallen war, mit einem Ausdruck von Schicksalsergebenheit
aufhob.
„Wen?" Fragte sie leise.
„Mr Jackson Bird." Antwortete die Kutte leise, stand auf und verschwand zwischen
den Silhouetten in eine Schlägerei verwickelter Männer.
Jack atmete tief: Jackson Bird!
Lisa hob die Kette mit dem Stein vor ihr Gesicht und betrachtete ihn eingehend.
Dann senkte sie den Kopf und streifte das Schmuckstück über, um den Stein wieder
im Ausschnitt ihres Hemdes verschwinden zu lassen. Jack nutzte einen Moment
explodierender Lautstärke in der Taverne (Ron der Kriecher hatte gerade
verkündet, dass Knud der Pfähler ein kleiner feiger Hurensohn sei, der mit seinem
Großvater ins Bett ging und musste nun die Konsequenzen daraus ziehen) um sich
von seinem Tisch zu erheben und die Taverne so unauffällig wie möglich zu
verlassen. Als er die quietschende Tür hinter sich zuzog liefen ihm unzählige
kalte Schauer über den Rücken. Einen Moment stand er inmitten der schmutzigen
Gasse und betrachtete, wie brackiges Wasser die gegenüberliegende Hauswand
hinunterrann.
Dann, als folge er einem plötzlichen Befehl, der direkt seine Beine erreichte,
begann er plötzlich zu laufen, ohne darauf zu achten, dass das Wasser in den
vereinzelten Pfützen hoch um ihn flog wenn er mit seinen gewichtigen, schnellen
Schritten mitten in eines der Schlaglöcher trat.
Jackson Bird war sein Name! Ihn hatte der Mann unter der Kutte ausgewählt von
einer wahnsinnigen Unbesiegbaren töten zu lassen und sein Leben sollte den Finger
bezahlen, den sich die Kreatur ohne ein Zeichen von Schmerz von der Hand getrennt
hatte!
Jack war beim Henker kein Feigling, aber ein kluger Mann wusste, wann er sich von
dannen machen sollte und seiner Meinung nach war dieser Augenblick gerade
gekommen.
Einige Minuten später öffnete und schloss sich die Tür der Taverne noch einmal,
und Lisa trat auf die Straße, im Gesicht ein Ausdruck hoffnungsloser
Entschlossenheit. Auch sie stand einige Minuten bewegungslos und machte die
gegenüberliegende Wand beschämt ob so ungeteilter Aufmerksamkeit. Dann, langsam
und mit blicklosen Augen, ging sie in die Richtung davon, die der entgegengesetzt
war, die Jack gewählt hatte.

Jack erreichte den Hafen und verfluchte sich dafür, dass er seinen Männern
Anweisung gegeben hatte, mit dem Schiff in einer kleinen Bucht in der Nähe von
Port Royale auf ihn zu warten. Die Vertrautheit der Black Pearl wäre angenehm
gewesen und hätte ihn vielleicht davon abgelenkt dass ein unbesiegbares Wesen den
Auftrag bekommen hatte, ihn zu töten.
Zudem, so sagte er sich, während er den Kai hinauf und hinunter wanderte, die
Augen prüfend auf den anliegenden Schiffen, hatten ihm die Erfahrungen gereicht,
die er mit kleinen Segelbooten auf der offenen See gemacht hatte. Und doch, und
doch, wie kam es nur, dass er sich immer wieder dazu hinreißen ließ, lockte ihn
ab und an dann Abenteuer des Einzelgängers und er schickte seine Männer an einen
nicht zu weit entfernten Ort, so dass er seine Ruhe vor ihnen hatte.
„Ein verdammter Fehler." Murmelte er und betrat das Deck eines kleinen, verlassen
aussehenden Bootes. Das Ding war von meerblauer Farbe, besaß ein winziges,
verblichenes Segel und etwas, das man als Kajüte hätte bezeichnen können, wäre es
nicht so klein gewesen. Fischernetze lagen neben einem Ruder und einigen Eimern
im roh gezimmerten Inneren und jemand hatte liebevoll „Old Jolly" an den Bug
gepinselt.
Jack setzte sich auf - es bereitete ihm Magenschmerzen, Reling zu sagen - den
Rand des Bootes und schnitt das Seil, das es festhielt mit einem kleinen Messer
durch, das auf den Netzten herumgelegen hatte.
Mit einem Seufzer griff er nach dem Ruder und begann, aus dem Hafen hinaus auf
die offene See zu rudern. Als ihm bereits die Arme schmerzten, setze er das
lächerliche Segel und nahm Kurs auf die Küste der Insel die er gerade verlassen
hatte: Er würde die Eimer mit Trinkwasser füllen müssen, bevor er sich auf den
Weg machte.
Das Meer war verhältnismäßig ruhig und es wehte ein ordentlicher Wind, so dass er
schnell voran kam und gegen Mitternacht hatte er alles getan, was ihn noch auf er
Insel gehalten hatte. So änderte er den Kurs noch einmal und legte sich in dem
Boot auf den Rücken, langsam eingelullt von den sanften Wellen unter ihm und dem
Rauschen in den Segeln, die ihn direkt nach Port Royale und fort von seinem
eigenen, gewaltsamen Tod bringen würden.

Ein Sonnenaufgang auf dem offenen Meer ist etwas Wundervolles - zumal er der
einzige Moment ist, da Himmel und See eine andere Farbe bekommen als Blau, Grün
oder dreckiges Braun. Die „Old Jolly" dümpelte langsam vor sich hin, mitten in
die Farben hinein, und es war fast ein Sakrileg, dass Jack noch immer schlief und
die Farbenpracht verpasste.
Nun, zum Glück war sie nicht ganz verschwendet, denn gerade in dem Moment, da
sich die ersten Strahlen über dem Horizont zeigten, erwachte ein zweiter jemand
auf den „Old Jolly", drehte sich in ihrer Kabine träge auf die andere Seite und
saß dann plötzlich stocksteif als er bemerkte, dass das Schaukeln der Wellen sich
um einiges stärker anfühlte, als es im Hafen je gewesen war.
Lisa befreite sich aus den schmutzigen, alten Decken in die sie sich gewickelt
hatte und kroch aus den Kajüte, nur um mit aufgerissenen Augen mitten in das
hämische Orange der aufgehenden Sonne zu starren. Um sie herum, dass stellte sie
mit einer hastigen Drehung um sich selbst fest, gab es nichts als Wasser und
unter ihr, so vermutete sie, befanden sich wahre Untiefen voller Haie,
Riesenkraken und Rochen, die einer junge Frau wie ihr in Kürze den Gar ausmachen
konnten.
Sie setze sich auf die schwankenden Planken und atmete einige Male tief, dann
fiel ihr Blick , zum zweiten Mal, auf den unschuldig schlafenden Jack.
Sie hatte nicht übel Lust, ihm ein Ende zu machen für diese Schandtat, und ohne
dass sie etwas dazu getan hätte, erschien das Messer in ihrer Hand.
Allerdings war sie nicht in der Lage mit einem Boot umzugehen und er, als
angeblicher Kapitän des berühmtesten Piratenschiffs in der Karibik, sollte die
„Old Jolly" eigentlich beherrschen.
Auch vermutete Lisa, dass er wusste, wo er hinfuhr und es konnte nicht schaden,
sagte sie sich, an einem anderen Ort mit der Suche nach dem todgeweihten Jackson
Bird zu beginnen:
Der alte Goul hatte ihr ihre Aufträge nie dort gegeben, wo die Opfer zu finden
waren und so vermutete sie, dass es auch diesmal so war.
Jack schmatze und drehte sich im Schlaf auf die andere Seite, wodurch er das
ganze kleine Boot zum Schaukeln brachte. Lisa schnappte nach Luft und saß
erstarrt, bis die Nussschale sich wieder normal bewegte. Dann starrte sie einen
Moment auf ihre Hände, die sich so fest an den Rand des Bootes klammerten, das
die Knöcheln weiß hervortraten.
Hinter ihr kratze Jack sich am Bauch, öffnete die Augen und starrte in den
mittlerweile völlig blauen Himmel.
Etwas, dass war ihm sofort klar, war anders als es sein sollte, etwas stimmte
nicht und er war nicht sicher, ob er herausfinden wollte, was es war.
Unsicher setze er sich auf und rieb sich die Augen, um klar sehen zu können.
Zwei Sekunden später saß er an der höchsten Spitze des dünnen Mastes
festgeklammert und starrte entsetzt auf Lisa hinunter, die interessiert zu ihm
aufsah.
„Du!" Stieß er hervor und streckte einen anklagenden, langen Zeigefinger nach ihr
aus. „Was tust du hier!"
Sie suchte nach einer bequemeren Sitzhaltung in dem Boot und antwortete dann:
„Ich habe hier geschlafen. Dann hast du offensichtlich das Boot vom alten John
gestohlen und bist mitsamt meiner Wenigkeit aufs Meer raus geschippert. Ist es
schön da oben? Und könntest du ein wenig weniger Schaukeln? Ich mag das Meer
nicht besonders."
Dabei spielte sie gedankenverloren mit ihrem Messer.
Jack sah ihr eine weile dabei zu und fragte dann vorsichtig:
„Weißt du, wer ich bin?"
Sie warf ihm einen verwirrten Blick zu, und fügte seiner mentalen
Charakterbeschreibung das Wort „debil" hinzu.
„Jack Sparrow. Dass hast du behauptet." Sagte sie. „Wohin fahren wir?"

Sie saßen einander gegenüber auf den morschen Planken des Bootes und hatte beide
mühsam unterdrücktes Unbehagen in den Augen. Jack betrachtete Lisa wie eine
Zeitbombe, die bereits tickte und Lisa betrachtete das Meer wie etwas von Grund
auf Übel wollendes, in Gedanken bei all den Gefahren weilend, die von ihm
ausgingen oder in ihm weilten.
Nach einer Weile kam Jack zu dem Schluss, dass sie tatsächlich keine Ahnung
hatte, um was für eine Person es sich bei ihm handelte und legte sich, der feste
Entschluss, sie nie über seine Identität aufzuklären, bereits gefasst, mit einem
Seufzen lang auf das Deck.
„So, Liebes, nun sag mal dem alten Jack, was dich dazu treibt, einfach so und mit
offensichtlichem Vergnügen mehrere Morde ohne erkennbaren Gewinn zu begehen. Es
wäre mir etwas behaglicher, wenn ich wüste, dass ich solche Gelüste nicht bei dir
wecke."
Dabei kratze er sich mit solch unbekümmerter Ausgiebigkeit den Kopf, dass recht
deutlich wurde, das ihm auch so schon recht wohl war.
Lisa, mit einem letzten Blick in das blaugrüne Wasser und einem Schaudern, wandte
sich, den Kapitän zu betrachten.
„Das geht dich nichts an. Aber ich bring dich schon nicht um..." Das Messer
erschien in ihrer Hand und sie ließ es aus Freude daran in der Sonne glitzern.
„Auch wenn ich es könnte" fügte sie hinzu, stand auf und warf das Messer so, dass
es sich dicht neben Jacks linkem Ohr in das Holz der Planken bohrte und dort
stecken blieb.
Nun war Jack, sich der Fähigkeiten des Mädchens durchaus bewusst, plötzlich
aufgesprungen. Seine Bewegungen erzeugten ein so heftiges Schaukeln, das Lisa
strauchelte, in ungeschickten Bewegungen hin und her taumelte und schließlich ins
Wasser fiel. Kaum berührte sie das Nass, da begann sie schon schreien und um sich
zu schlagen wie vom Henker gepackt.
Jack hatte sich mittlerweile gesetzt und lachte herzlich, die von Kohle
umrandeten Augen glitzernd.
„Das geschieht dir recht, Herzchen, das hast du verdient, du Teufelsbrut, den
großen Käptn' Jack Sparrow mit deinem Spielzeug zu bewerfen!"
Sie spritzte und trat nach dem Wasser, als habe es sie persönlich beleidigt,
schrie aus Lebenskräften weiter, ihre unkontrollierten Laute mit Flüchen
mischend, für die selbst der Teufel nicht hätte verantwortlich sein wollen.
Schließlich, mit einem Mittleid erweckenden Blubbern, ging sie unter, die eine,
bis zu letzt noch aus dem Wasser ragende Hand zu einer Rache versprechenden Faust
geballt.
Jack lachte noch eine Weile weiter, warf dann die Hände in die Luft, als er
bemerkte, dass sie nicht wieder nach oben kam.
„Verdammt." Damit entledigte er sich der wichtigsten seiner Besitztümer und
sprang ihr hinterher.
Sie war bereits ein ganzes Stück gesunken, die Augen geschlossen, der Mund offen,
der Körper bewegungslos. Aus dem Ausschnitt ihrer Bluse gerutscht schwebte der
rote Stein mit ihr dem Meeresboden entgegen.
Als Jack sie erreichte, sah er, dass sich die Kette von ihrem Hals gelöst hatte,
der Stein sich aber nicht weiter von ihr entfernen wollte als einen Meter.
Er schlang die Arme um den schmalen Körper und zog sie mit nach oben, bis er,
hustend und prustend, die Wasseroberfläche erreichte. Neben ihm tauchte der Stein
auf, und lag, leise dümpelnd, im Wasser. Die Sonne brach sich in dem Rot und das
zurückgeworfene Licht traf auf Lisas Gesicht. Das gewann nach und nach seine
Farbe zurück, bis sie schließlich die Augen öffnete. Sie sah direkt in Jacks ein
wenig besorgte, holte aus und schlug ihn mit aller Kraft ins Gesicht. Dann griff
sie nach dem Stein.
„Bring mich zum Boot, du Bastard" befahl sie und er, denn es fiel ihm im Moment
nichts besseres ein, tat wie er geheißen.
Als sie beide sich nach Oben gezogen hatten, lagen sie in der Sonne trocknend auf
den Planken, jeder in seinen Gedanken.

st