Autor: SkaraClayne

Titel: R.A.B.

Genre: Angst/Action/Adventure

Rating : PG-13

Inhalt : Wer ist der geheimnisvolle R.A.B., der Voldemort überlistete und den Horkrux in der Höhle an der Küste austauschte?

Edit: Ich habe den ersten teil neu hochgeladen, weil ein paar zeitliche Fehler drin waren... Die Handlung hat sich aber nicht verändert


1. Teil

Ich weiß nicht, ob ich es schaffen werde. Die Kräfte von Voldemort übersteigen meine bei Weitem. Trotzdem muss ich es wenigstens versuchen. Nichts kann schief gehen. Voldemort kann nicht mit der Einsicht der Toten gerechnet haben.

Der Wind peitscht mir in mein Gesicht, als ich der Küste näher fliege. Der Sturm zerrt an meinem Umhang und es scheint, als wollte er meinen Besen immer wieder vom Kurs abbringen. Aber das wird ihm nicht gelingen. Ich kenne diesen Ort gut und würde ihn immer wieder finden. Meine stärksten Erinnerungen sind mit dieser Küste verwoben.

Vor dreiundvierzig Jahren war ich bereits in dieser Höhle gewesen. Die Alpträume von diesem einen Tag haben mich jahrelang verfolgt, bis ich endlich verstand.


Ich war damals sieben Jahre alt und wusste wenig von der Gewalt und Bösartigkeit, die Menschen aufbringen können. An jenem Tag war ich zum ersten Mal Zeugin einer bösen und grausamen Tat. Viele sind seitdem gefolgt...

Vielleicht lag es an dem Schock dieses einen Tages, dass ich nie die Kräfte besitzen sollte, die mir vererbt waren. Meine Eltern waren Muggelgeborene Zauberer gewesen, doch mir gelang es nie, einen Zauberspruch korrekt auszuführen.

Trotzdem besuchte Albus Dumbledore mich an meinem elften Geburtstag. Ich nahm die Nachricht, ich sei eine Hexe, eher entsetzt auf und glaubte dem alten Mann kein Wort. Auch als Dumbledore mir eine Kostprobe seiner Kräfte zeigte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich, ich, das schmächtige, schwächliche Mädchen, zu so etwas in der Lage war.

Ich sollte Recht behalten. Dumbledore erkannte noch an diesem Tag, dass ich nicht genug Zauberkräfte hatte, um in Hogwarts zu studieren.

Dumbledore hatte mich gefragt, ob mir nie etwas Seltsames, etwas Unerklärliches passiert wäre, und ich antwortete nein, bis auf jenen Tag in der Küstenhöhle, an den ich nicht gerne denke.

Dumbledore hatte schwermütig genickt und gesagt, Tom Riddle, der hier gelebt hätte, wäre ebenfalls ein Zauberer, ein mächtigerer als ich es je sein würde. Er erzählte mir, dass Tom nun in seinem dritten Schuljahr in Hogwarts war, und sich mehr entwickelte als jeder Zauberschüler jemals zuvor. Doch Dumbledore meinte auch, dass Tom sich nicht gut entwickelte.

Ich erinnerte mich nur allzu gut an Tom, ich war eines seiner Lieblingsopfer gewesen. Er hatte mich gezwungen, ihn den Dunklen Lord zu nennen, an das, was an diesem einen Tag in der Küstenhöhle passiert war, wollte ich gar nicht denken.

Dumbledore riet mir, bis zu meiner Volljährigkeit im Waisenhaus zu bleiben, danach würde ihm etwas für mich eingefallen sein. Ich sollte niemandem erzählen, dass ich eine Hexe war.

Und ich schwieg tatsächlich, sechs lange Jahre lang.

Dumbledore kam an meinem siebzehnten Geburtstag wieder, ein Jahr früher, als ich erwartet hatte. Er nahm mich mir nach Hogwarts, doch ich wurde keine Schülerin. Jeder Tag war für mich ein neues Abenteuer, lernte ich doch das erste Mal meine eigentliche Welt kennen.

Mit den Schülern verstand ich mich gut, auch wenn manche mich als Squib beleidigten. Die meisten verstummten aber, als es mir gelang, auf einem Besen zu fliegen. Dazu schienen meine Kräfte auszureichen, und ich wurde eine gute Spielerin. Wegen meiner schmalen, wendigen Statur durfte ich einmal auch den Sucher von Ravenclaw vertreten, als dieser bei einem wichtigen Spiel erkrankte. Und wir gewannen das Spiel haushoch...

Nachdem meine Freunde aus dem siebten Jahrgang aber Hogwarts verließen, ging auch ich in die Muggelwelt zurück. Zwar bezog ich den Tagespropheten und schmökerte gerne in der Hexenwoche, aber ansonsten lebte ich wie ein Muggel. Zugegeben, für meinen Freund war die Enthüllung, ich sei eine Hexe, ein Schock, doch er verarbeitete es gut. Bis zu seinem frühen Tod lebten wir ziemlich harmonisch.

Kurze Zeit nach seinem Tod im Jahre 1957 kam Dumbledore wieder auf einen seiner sehr seltenen Besuche. Er bat mich, wieder nach Hogwarts zurückzukehren. Und ich ging.

Erst zwei Jahre später, in denen ich als Bibliothekarin arbeitete, erfuhr ich den Grund dafür.

Es war wahrscheinlich, dass Tom meinen Freund getötet hatte. Dumbledore vermutete dahinter einen Anschlag auf mein eigenes Leben, aber ich glaubte nicht daran. Eher dachte ich, es sei ein Zufall gewesen, dass Voldemort auch Dave erwischt hatte. Für ihn war er bestimmt nur ein weiterer Muggel gewesen.

Etwa zehn Jahre später nannte Tom sich offiziell Lord Voldemorts. Sein wahrer Terror begann. Hogwarts war einigermaßen sicher, doch anderswo starben überall Menschen, Zauberer und Muggel.

In dieser entsetzlichen Zeit lernte ich einige Schüler gut kennen. Bei dreien hoffte ich, dass sie sich zu guten Kämpfern gegen Voldemorts Terror entwickeln würden. In Lily Evans, Gideon Prewett und Remus Lupin setzte ich große Hoffnungen, besonders Letzterer verbrachte seine Freizeit oft in meiner Bibliothek und ich lernte ihn gut kennen.

Auch nachdem die drei Hogwarts verlassen hatten, blieb ich mit ihnen in Kontakt.

Ab dem Jahre 1975 schafften die Todesser es sogar, bis nach Hogsmeade zu gelangen. Damals verließen sehr viele Schüler Hogwarts, aber einer kam zurück: Gideon Prewett. Er war Auror geworden und kämpfte in einer Geheimorganisation, der auch Dumbledore, Remus und Lily angehörten, gegen Voldemorts Terrorregime. Nur kurze Zeit beschützte er die Schule, dann wurden er und sein Bruder von Voldemort persönlich vernichtet.

Ab dem Tag, an dem Gideon starb, wurde für mich vieles anders. Ich verschloss mich gegenüber anderen Leuten und mein Hass auf Voldemort wurde groß. Ich erinnerte mich immer besser an den Tag in der Küstenhöhle und hörte immer wieder die ängstlichen Schreie des anderen Jungen, hörte Toms Gelächter...

Dumbledore rief mich an einem Abend des Septembers im Jahre 1980 zu sich. Severus Snape, sein Spion bei Voldemort, hatte Informationen, die auch mich betrafen. Er hatte es damals, als Dave, mein Freund, gestorben war, tatsächlich auf mich abgesehen. Er musste erfahren haben, dass ich, sein Lieblingsopfer aus den Zeiten im Waisenhaus, selbst eine Hexe war. Es muss ihm Spaß gemacht haben, mein Leben weiterhin zu zerstören. Snape erzählte von einem Versteck, das Voldemort gefunden hatte. Er konnte uns nicht sagen, was Voldemort zu verstecken suchte, oder wo das Versteck war. Er meinte, Voldemort hätte gesagt, dass es nicht einmal eine Reflexion hätte, und er hätte gelacht.

Ich war gegangen, aber ich hatte gewusst, wo das Versteck lag. Keine Reflexion. In den Jahren, in denen Tom mich gequält hatte, hatte er mir einen Namen gegeben. Für ihn war ich die, die keine Reflexion hatte. Die nichts war, die so wenig war, dass sie nicht einmal das Licht reflektierte.

Ich ahnte, nein, ich wusste, dass dieses Versteck die Küstenhöhle war.

Am nächsten Tag hatte ich mich auf den Weg dorthin begeben. Dumbledore hatte ich erzählt, ich ginge in die Winkelgasse nach London. In Wirklichkeit flog ich an einem warmen Septembermorgen an die Küste. Ich fand die Höhle sofort, doch ich legte eine Bruchlandung hin und schürfte mir Arme und Knie auf.

In der Höhle fand ich nichts, außer einem großen, grauen Stein, den ich kannte. Damals hatte Tom den kleinen Jungen, der uns begleitete, herumgeschubst. Aus Gründen, die ich damals nicht verstand, fing der Junge an zu bluten, aber nicht wenig, sondern es sprudelte nur so hervor, aus vielen tiefen Wunden. Das Blut benetzte auch den Stein, und er hatte sich geöffnet. Tom hatte mich in die Höhle gezerrt. Doch dort war nichts gewesen, außer einem See aus kaltem Wasser und einer Insel im See.

Und als gestern das Blut aus meinen Schürfwunden auf den Stein tropfte, öffnete sich ein Durchgang.

Ich betrat die Höhle dahinter, doch sie hatte sich verändert. Von der Insel ging ein grünlicher Schimmer aus, eine Art Säule stand da. Ein Boot, ebenfalls grün leuchtend, lag am Ufer, und das Wasser schien eine absonderliche Gefahr abzustrahlen.

Ich hatte Angst, bestieg aber trotzdem das Boot. Und es bewegte sich zur Insel. Ich zitterte vor Furcht, als ich im Wasser tote Menschen entdeckte. Doch sie bewegten sich nur sanft in den Wellen.

Auf der Säule in der Mitte der Insel stand ein Pokal, und dort drinnen war eine Flüssigkeit. Auf dem Grund des Pokals glitzerte etwas, doch ich konnte die Flüssigkeit nicht einmal berühren. Meine Hände zitterten, doch ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich nahm ein Glas, das auf der Säule stand, tauchte es in die Flüssigkeit ein und nahm einen Schluck. Sofort fühlte ich mich wie gelähmt. Ich sah nicht mehr, alles war dunkel. Trotzdem spürte ich das Glas in meiner Hand, erahnte die Flüssigkeit und nahm wieder einige Schlucke. Meine Ohren füllten sich mit einem stetigen Sausen. Als ich den nächsten Schluck nahm, formte sich das Sausen.

Ich hörte Schreie, doch ich zwang mich, weiter zu trinken. Ich erkannte das Brüllen. Es stammte vom kleinen Jungen, den Tom gefoltert hatte. Trotzdem trank ich weiter. Ich musste. Und langsam, mit jedem weiteren Schluck, nahm eine Szene vor mir Gestalt an. Ich sah mich selbst, und Tom, den hübschen, bösen Tom. Er hob seine Hände und ich schrie, schrie vor Angst, Schmerz und Wahnsinn. Tom lachte. Und ich sah mich die schrecklichsten Dinge vor meinen Augen sehen, sah Blut, Tränen, Mord, Vergewaltigung, Hass und Angst.

Dann spürte ich, wie das Glas keine Flüssigkeit mehr enthielt. Ich hatte Durst. Ich fühlte mich vergiftet. Vage erinnerte ich mich an das Wasser, an den See. Ich ging auf die Knie und rutschte auf dem Boden, bis ich das kühle Wasser an meinen Händen spürten. Ich dachte nicht an die Leichen, sondern trank. Langsam klärte sich mein Blick.

Doch was ich sah, ließ mich erstarren. Die Leichen glitten auf mich zu. Sie richteten sich auf. Ich begriff, dass ich Inferi vor mir hatte, lebende Leichen, Opfer von Voldemort. Ich schloss mit meinem Leben ab, als sie näher und näher kamen.

Doch sie griffen nicht an. Sie lauerten.

„Halt!" flüsterte ich. Und sie hielten an. Ich glaubte mir selbst nicht, doch die Inferi sahen mich mit ihren leeren Augen an und warteten.

„Lasst mich in Ruhe"; murmelte ich und wankte zurück. Ich stieß an die Säule, griff unbewusst in de Pokal. Dann hielt ich eine schwere Kette in den Händen, mit dem geprägten Symbol Slytherins. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was dies bedeutete, doch ich wusste, dass es Voldemort wichtig sein musste.

„Gebt mir einen Tag", sagte ich. „Ich komme Morgen wieder. Dann könnt ihr tun, was ihr tun müsst. Einen Tag."

Und die Inferi glitten zurück ins Wasser.

Ich konnte es kaum fassen. Doch auch, als ich über das Wasser zurück fuhr, geschah mir nichts. Ich flog zurück nach Hogwarts, die Kette fest in der Hand.


Die Küste taucht vor mir auf. Ich schaffe es, die Klippen zu umfliegen und komme am steinigen, kurzen Strang auf. Ich steige von meinem Komet-Zwei-sechzig, sehe ihn lange an. Dann werfe ich ihn in die Luft. Der Sturm erfasst ihn und er verschwindet. Langsam gehe ich in die Höhle. Das Rauschen des Meeres und das Heulen des Windes wird leiser.

Ich ziehe einen kleinen, alten Dolch und ritze mir die Haut am Arm auf. Blut rinnt auf den Stein. Er gibt mir den Weg frei. Das Boot liegt an der selben Stelle wie gestern.

Ich steige ein und betrachte auf meiner Fahrt die ruhenden Inferi.

Auf der Insel öffne ich das Medaillon an der schweren Kette. Obwohl diese Kette genauso aussieht wie die, die ich gestern fand, ist diese nachgemacht. Die echte Kette wird an einem sicheren Versteck ruhen. Als ich einen Zettel aus meiner Tasche ziehe, frage ich mich, was Dumbledore wohl sagen wird, wenn ich nicht wiederkomme. Ob ich wohl ein Verlust bin?

Ich lese mir meine Botschaft, mit meinem Blut geschrieben, noch einmal durch.

An den Dunklen Lord

Ich weiß, ich werde tot sein, lange bevor du dies liest, aber ich will, dass du weißt, dass ich es war, der dein Geheimnis entdeckt hat.

R.A.B

Er wird wissen, dass ich es geschrieben habe. Meine persönliche Rache. Das ist das letzte Mal, dass ich ihn den Dunklen Lord nenne.

Ich schließe den Anhänger mit der Botschaft zu und lege die Kette in den Pokal. Die Flüssigkeit steigt aus dem Nichts empor und bedeckt das Schmuckstück, so dass wieder nur ein verlockendes Glitzern zu erkennen ist.

Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie das Boot fortgleitet, weg auf die andere Seite. Die Inferi steigen auf. Ich weiß, dass es keinen Sinn macht, mich zu wehren.

Beinahe gelassen gehe ich auf die Toten zu. Einer streckt seine Hand aus. Ich nehme sie. Er fühlt sich nicht nass und glitschig an, sondern eher wie Nebel, kaum fassbar, aber da.

Vielleicht ist das die große Ruhe, die jeden Sterbenden überkommt, die ich jetzt fühle.

Das Letzte, das ich weiß ist, dass ich niemals ein Grab haben werde.

Die Reflexion Amy Benson wird im kalten Wasser warten, bis auch Tom eines Tages wiederkommt und ihre Rache entdeckt.


Doch in dem Moment, als ein neuer Inferi im kalten Wasser schwebte, betrat jemand anderes die Höhle. Der Arm des jungen Mannes blutete leicht, doch die Wunde begann sich schon wieder zu schließen. Seine Augen leuchteten auf, als er das Boot und die Insel entdeckte.

Es hatte sich gelohnt, der Frau zu folgen, die einst mit seinem Herrn im Waisenhaus lebte...

A/N: Es wird noch einen zweiten Teil geben, in dem der unbekannte Mann die Höhle erkundet. Die Schlauen unter euch wissen bestimmt schon, wer er ist. Schließlich ist die Botschaft von R.A.B. noch nicht vollständig...