Disclaimer: Die Welt von „Ai no Kusabi" gehört nicht mir, sondern Rieko Yoshihara Sie möge es mir verzeihen, dass ich mir Iason und Raoul vorläufig ausgeliehen habe.

Teil: 3? (wahrscheinlich 8 oder 9)

Genre: Ai no Kusabi

Rating: PG18-Slash

Pairing: IasonxRaoul

Warnung: Lemon (wollte ich eigentlich für diesen Teil nicht, aber...na ja lest selbst...)

Kommentar: Diesen Teil habt ihr einzig und allein Kathy zu verdanken, die mich mit ihrem Kommentar auf diese Idee gebracht hat. Ich glaube, ich habe so ziemlich alles mit reinpacken können, was dir an Teil 1 und 2 besonders gut gefallen hat: Mehr von Ohurus Beschwerden über Raoul und Iason, etwas Lemon und die Antwort auf die Frage: „Wie wurde Katze zu Iasons Furniture?" Und ja, Raoul hat dabei seine Finger im Spiel.

3. Nächtlicher Ausflug

Zwei Tage nach ihrer ersten gemeinsam verbrachten Nacht, schritt Raoul durch den Flur des Wohngebäudes und bemühte sich möglichst unauffällig zu verhalten. Besonders jetzt kurz vor ihren Prüfungen hätte es unangenehme Folgen für die beiden jungen Blondies, wenn jemand herausfand, was sie heute Abend geplant hatten.

Vor der Tür zu Iasons Apartment angekommen, setzte Raoul die Tasche ab, die seine heutige Abendgarderobe beinhaltete und klopfte an. Natürlich war es Ohuru, der öffnete und Raoul mit einem Blick musterte als ob der Blondie das personifizierte Böse wäre.

„Ich wünsche deinen Herrn zu sprechen.", bemerkte Raoul nach einigen Augenblicken, nachdem Ohuru keine Anzeichen zeigte irgendetwas zu tun.

Doch Ohuru versperrte ihm noch immer den Weg in das Zimmer. „Nicht schon wieder.", befahl er. Raoul verdrehte nur die Augen, öffnete seine Tasche und drückte dem Furniture die neue Glasvase in die Hand, die er für Iason gekauft hatte. „Aber nicht wieder fallen lassen.", meinte er und schob Ohuru einfach zur Seite.

„Aber das war doch nicht meine Schuld.", beschwerte sich dieser hinter ihm.

Raoul wäre beinahe zu spät zu ihrem Treffen gekommen. Wie so oft war er vor dem Computer gesessen und hatte an seinem Projekt gearbeitet. Bis jetzt hatte er niemandem erzählt, was er im Begriff war zu tun. Denn im Grunde waren solche Experimente für einen Studenten wie ihn verboten. Doch er vertraute Iason und dieser wäre der erste, der „ihn" sehen dürfte. Raoul freute sich schon heute auf diesen Tag.

Iason saß noch in seinem Arbeitszimmer vor dem Schreibtisch, aber als Raoul eintrat, klappte er das Buch, in dem er gelesen hatte, zu.

„Ohuru ist nicht erfreut mich zu sehen.", begrüßte Raoul seinen... 'Was sind wir überhaupt?' Freunde, ja das sicher und darüber hinaus noch mehr. Also Geliebte? Nein, sie waren zwar jung und hungerten förmlich nach sexuellen Befriedigung, die sie sich gegenseitig schenken konnten...Aber deshalb von Liebe zu sprechen? Nein, das war es nicht. Nicht in ihrer Gesellschaft, in der keine Intimität zu Stande kam, wie sollten dann tiefe Gefühle für einen anderen entstehen. Außerdem waren sie Blondies, dazu verdammt keine Gefühle zu zeigen.

Iason setzte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. „Ich werde froh sein, wenn ich mein eigenes Furniture habe. Er nervt jeden Tag mehr. Wenn es nach Ohuru ginge, dann sind wir die zügellosesten und impertinentesten Blondies, die ihm je untergekommen sind. Und du Raoul bist der schlimmste."

„So etwas dachte ich mir bereits.", Raoul setzte sich auf den Schreibtisch. „Übrigens ich habe dir eine neue Vase gekauft."

„Wirklich? Danke."

Raoul tat es mit einer Handbewegung ab, aber in Wirklichkeit hatte die Anschaffung der Vase ein richtiges Loch in sein Konto gerissen. Das Stück stammte aus den alten Handwerkstätten auf Gamma, dem dritten Randplaneten. Sollte Ohuru sie wieder fallen lassen, dann würde er wohl nicht mehr an sich halten können.

Er lehnte sich auf dem Tisch nach hinten und blickte Iason geradewegs in die Augen. „Dann meint Ohuru also tatsächlich, dass ich dich verführt habe?"

„Ja.", Iason beugte sich nach vorne, vergrub eine Hand in Raouls honiggelber Mähne und zog ihn noch näher zu sich heran.

„Wenn der wüsste,...", raunte Raoul, der gerade etwas zu Iasons Zungenfertigkeit in Verbindung mit unteren Körperregionen bemerken wollte, aber Iasons Lippen stahlen ihm jedes weitere Wort.

Iasons Hand wanderte an seinem Körper herab und streichelte durch den Stoff des Gewandes sein halbhartes Glied. Schließlich drückte er Raoul noch weiter nach hinten, bis dieser ganz auf dem Tisch lag. Sie küssten sich noch immer als Iason auf das Möbelstück kletterte und den Reißverschluss an Raouls Bodysuit aufzog.

Die von Raoul so gepriesene Zunge leckte gerade über seine Unterlippe als sich natürlich die Tür zum Arbeitszimmer öffnete.

Stille, in der Raouls Stöhnen nur um so lauter wirkte, und dann: „Sir Am, ich muss Sie darauf hinweisen, dass sie gerade ein schwerwiegendes..."

„Ohuru!", brüllte Raoul und stieß Iason unsanft von sich, der wäre beinahe vom Tisch gefallen. Warum wurde er immer verdächtigt? Dieses Mal war es ja ganz eindeutig Iason gewesen, der angefangen hatte und der immer noch seine Hand so eng an seinen Schritt gepresst hatte - wie Raoul mit einem wiederholten Stöhnen feststellte.

„Ohuru.", Iasons Stimme klang weitaus ruhiger und beherrschter. „Du sollst doch anklopfen, bevor du ein Zimmer betrittst.", belehrte er das Furniture, die Hand noch immer an Raoul gepresst.

„Verzeiht Master.", aber das Furniture blieb noch immer mitten im Raum stehen und sein Blick schien wie magisch auf Iasons Hand zu kleben.

„Du kannst jetzt gehen.", bemerkte schließlich Iason. Und als Ohuru das Zimmer verließ, tat er dies mit einer ungesunden roten Gesichtsfarbe.

Als sie wieder alleine waren, erhob sich Iason. „Wollen wir uns umziehen, es wird dunkel?"

Raoul grummelte etwas von 'Ungerechtigkeit', war er es doch, der jetzt angeheizt von ihren Küssen und Iasons Nähe keine Erfüllung gefunden hatte und jetzt unfertig in der Luft hing.

Der Blondie runzelte die Stirn: „Oder muss ich mich noch um etwas kümmern? Eine dringende Angelegenheit vielleicht?"

Raoul setzte sich auf und spreizte die Beine, damit der andere sah wie dringend es war. Iason verschloss die Tür - Ohuru sollte ja nicht sehen, wozu sein junger Master im Stande war - und kam dann auf ihn zu. Während er vor Raoul niederkniete, öffnete er bereits den Verschluss des silbernen Gürtel und begann die Hose über die Hüften des Blondies zu schieben.

Alles was Raoul sah, war die schiere Masse von silberblonden Haaren, die sich auf seinen Oberschenkeln ausbreitete, die er auf Iasons Schulter gelegt hatte. Alles was er hörte, waren seine eigenen harschen Atemzüge und die leisen Geräusche, die von unten zu ihm drangen.

Mit einem lauten Stöhnen ließ er seinen Kopf in den Nacken fallen und drückte verlangend die Hüften nach vorne.

Raoul blieb im Arbeitszimmer, während sich Iason im Schlafzimmer umzog. Schließlich konnten sie nicht in ihren exklusiven Gewändern und den auffälligen blonden Haaren die verrufensten Clubs hier in Midas betreten. Für solche Ausflüge bevorzugte Raoul unauffällige schwarze Kleidung: Eine nicht allzu enge Hose und ein weißes Shirt, darüber noch die abgetragenen Lederjacke und die schmutzigen Stiefel.

Ohuru würde sich bestimmt wieder beschweren, denn seine Stiefel hinterließen auf dem Teppich Fußabdrücke wie Raoul mit einem Grinsen feststellte.

Schließlich entnahm er seiner Tasche die Dose mit Haartönung und knetete das Pulver in seine Mähne. Zum Glück war es auswaschbar und das Resultat ein schmieriges hellbraun, genau passend für einen Mongrel. Zusätzlich band er das Haar noch zu einem Pferdeschwanz.

Auch Iasons Tarnung war perfekt. Er trug ebenfalls Stiefel und eine Hose, die aber an vielen Stellen bereits zerschlissen war. Ein schwarzes Oberteil und einen Mantel, der ihm bis zu den Knöcheln reichte. Seine Haare waren hochgebunden und unter einem schwarzweißen Tuch verborgen. Im Gesicht trug er dunkle Streifen, die leicht als Schlieren von Motoröl durchgingen.

Und als Krönung des Ganzen holte sich Raoul eine Zigarette aus der Jackentasche und steckte sie an. Wenn sie eines gelernt hatten, dann dass ein Mongrel ohne Zigarette genauso unglaubwürdig war, wie ein Blondie ohne blondes Haar.

Das einzige was sie jetzt noch verraten könnte, war ihre Größe und ihr Körperbau. Lange konnten sie beiden nicht mehr solche Streifzüge unternehmen, weil ihre Körperform zunehmend der eines erwachsenen Blondies entsprach, aber heute in dunkeln Ecken und Straßenzügen, würden sie nicht auffallen. Und wenn doch…nun das war doch das Interessante und der Nervenkitzel bei der ganzen Aktion.

Sie grinsten einander an. Es würde bestimmt ein spaßiger Abend werden.

Ohuru musste sich an der Wand abstützen als er seinen Master und Raoul, angezogen wie Mongrels, sah. Das Gesicht des Furniture war vor Schock kalkweiß und er griff sich an das Herz. „Ich werde langsam zu alt für so etwas. Nach diesem Semester gehe ich in Ruhestand.", murmelte er und wandte sich ab, um in sein Zimmer zu gehen.

„Wer weiß, ist vielleicht für alle das Beste.", Raoul konnte sich die Bemerkung einfach nicht verkneifen. Und Iason stand nur neben ihm und schüttelte den Kopf. So etwas war ihm wahrscheinlich zu kindisch.

Es für beide eine der leichtesten Übungen sich von dem Gelände der Akademie zu entfernen. Sie benutzen Raouls „Route": Durch den Keller von Gebäude C und danach ein kurzer Abstecher in die Vorratsräume und durch den Lieferanteneingang.

Keine halbe Stunde später standen sie am Rande der Hauptverkehrsachse von Midas. Rechter und linker Hand Clubs, Bordelle und Restaurants aufgereiht wie in einer Perlenkette und dazwischen Pets, Mongrels und Kriminelle.

Das 'Pet´s Heaven' war ihnen bekannt, der Name war definitiv nicht Programm: Die zweit- und drittklassigen Pets standen jeden Abend auf den erhöhten Plattformen um ihre Darbietungen den Kunden zu zeigen und ihnen jeden noch so exotischen Wunsch zu erfüllen.

Raoul fand gleich einen dunkeln Platz in der Ecke und sie ließen sich dort nieder. Gleich fanden sich drei Pets ein, die geduldig warteten ob ihre Dienste benötigt würden.

„Was denkst du?", Iason beugte sich zu ihm herüber. Den Mund nahe seinem Ohr. „Der mit der Narbe und der ganz links?"

Er musterte die beiden besagten Jungen, dann nickte er. Die Pets wollten sich gerade entfernen und sich auf eine der Plattformen begeben, aber Raoul hielt sie zurück. „Nein, hier vor uns auf dem Boden.", sie wechselten kurz einen besorgten Blick, aber schließlich beugten sich die Pets den Wünschen der Kunden.

Iason neben ihm lachte leise über den Gesichtsausdruck der Pets, sagte aber sonst nichts über Raouls Wünsche.

Raoul fand ihre Darbietungen irgendwie stümperhaft, aber er konnte an so einem Platz auch nicht anspruchsvoll sein. Dennoch genügte es, dass ihm das Blut in die Lenden schoss und er bemerkte, dass es seinem Sitznachbar nicht anders ging. Sie saßen im Schatten und keiner der anderen Besucher konnte sie deutlich sehen, also beugte sich Raoul zu dem anderen hinüber. Sie küssten sich und Raoul ließ seine Zunge immer tiefer in Iasons Mund gleiten.

Während die Pets ihre Darbietung mit lautem Stöhnen begleiteten, war Raoul dabei seine Schulden auszugleichen und wanderte mit der Hand immer weiter hinab, bis er am Bund von Iasons Hose angekommen war. Inzwischen lag er halb auf Iason und dieser hatte den Kopf zurückgelegt und sah zu ihm hinauf. Die Augenlider waren halb geschlossen und der Griff an Raouls Armen wäre stark genug gewesen einem normalen Menschen die Knochen zu brechen.

Kurz bevor der Blondie so weit war, küsste ihn Raoul nochmals und erstickte so jeden möglichen Laut. Nicht dass es was ausgemacht hätte, hier hörte man aus jeder Ecke Stöhnen und Wimmern.

Später suchte Raoul die Toiletten des Etablissements auf und während er in den Spiegel schaute und sich die Haare zu einem neuen Pferdeschwanz band, spürte er eine flüchtige Berührung an seiner Hüfte. Reflexartig schnellte er herum und hielt den kleinen Dieb am Arm fest, der seinen Geldbeutel in der Hand hielt.

Raoul verflcuhte sich für seine Unvorsichtigkeit, aber normalerweise war es als Blondie nicht nötig harte Währung mit sich zu tragen. Anfallende Zahlungen wurden normalerweise gleich auf ihren Konten abgebucht und ihre Identifikation war in den silbernen Tags der Blondies gespeichert, die er hier natürlich nicht benutzen konnte.

Der Dieb war rothaariger kleiner Junge, die Strähnen verfilzt und schulterlang. Und er sah Raoul mit kreidebleichem Gesicht an. „Sie haben gesagt, dass ich das Geld holen soll.", krächzte er und wurde gleich von einem Hustenanfall geschüttelt. Offensichtlich litt der Mongrel an einer der zahlreichen Infektionskrankheiten, die viele der Bewohner der Slums dahinraffte.

„Wer hat das gesagt?", erkundigte sich Raoul ohne den Griff zu lockern. Er war inzwischen vorsichtiger geworden was kleine unscheinbare Mongreljungs anging.

„Ben und die anderen."

Raoul wusste zwar nicht, wer 'Ben und die anderen' waren, aber er nahm sich seinen Geldbeutel wieder und ließ den Kleinen los. „Seid ihr ein Blondie?", fragte der schüchtern.

„Das ist unlogisch, wenn ich ein Blondie wäre, dann hätte ich blondes Haar." Und zur Verdeutlichung hob er eine braune Strähne nach oben.

„Aber die haben es doch gesagt.", entgegnete der Kleine. Aber sobald Raoul ihm noch eine Frage stellen konnte, war er bereits aus der Toilette geflitzt.

Da stimmte was nicht, wieso kam ein Mongrel auf die Idee, er wäre ein Blondie? 'Sonderbar.' Draußen ließ sich Iason von zwei weiteren Pets unterhalten, aber er schenkte ihnen mittlerweile keine Beachtung mehr. Als Raoul sich an den Tisch gesetzt hatte, bemerkte er: „Sieh mal den kleinen Rothaarigen da vorne."

Raoul blickte in die Richtung, die Iason ihm zeigte. „Gefällt er dir? Er wollte mich gerade auf der Toilette bestehlen. Aber bevor du auf äußert unsinnige Gedanken kommst, er ist noch zu jung." Besagter Dieb prügelte sich gerade mit einem älteren Jungen – wahrscheinlich besagter 'Ben' - und der Besitzer des Clubs zerrte sie an ihren Jacken nach draußen.

Natürlich gab es auch illegale Pets, die in Bordellen und Clubs auftraten und unter dem vorgeschriebenen Alter von 14 Jahren waren. Aber so etwas wurde streng geahndet.

„Du scheinst auf Mongrels eine anziehende Wirkung zu haben.", Iason zog ihn wieder einmal auf und spielte auf die Episode im Park der Akademie an. Raoul ging nicht darauf ein und leerte den nächsten Drink.

Sie hielten sich nicht mehr lange im 'Pet´s Heaven' auf und machten sich wieder auf den Rückweg. Die Gassen hatten sich merklich geleert, die Präsenz an Kriminellen jedoch war gestiegen. Doch als Blondie begegnete man so etwas mit ruhiger Gelassenheit, wusste man doch, dass kein Mensch einem das Wasser reichen konnte.

Plötzlich hörten sie hinter sich schleppende Schritte, Raoul warf einen Blick über die Schulter und erkannte den rothaarigen Jungen wieder, der augenscheinlich vor jemandem flüchtete.

„Warte.", er legte Iason eine Hand auf den Arm und bedeutete ihm sich ebenfalls umzudrehen.

Iason zog die Augenbrauen nach oben als er den Kleinen sah. Auch er hatte an dem hinkenden Gang und dem Blut, das den Oberschenkel hinabfloss und seine dünnen kurzen Hosen rot färbte, erkannt, was mit ihm geschehen war.

Der Junge musste zwangsläufig stoppen, weil er an Iason und Raoul nicht vorbeikam. Er erkannte Raoul wieder. „Ihr solltet gehen, Ben hat gesagt, dass er euch auf der Straße ausnehmen will."

Iason schnaubte nur abfällig, aber Raoul strich dem Kleinen über die roten Haare. „Danke für die Warnung." Normalerweise waren ihm Mongrels gleichgültig, aber dieser hatte einen intelligenten Blick und sein Gehirn war vermutlich noch nicht völlig mit Drogen und Medikamenten vollgepumpt.

Im Augenblick darauf hörten die Blondies leise Schritte, er waren drei Personen von vorn und vier, die sich ihnen von hinten näherten. Iason griff nach dem Laser in seinem Mantel, entsicherte ihn und wartete geduldig ab. Sie würden die Angreifer viel früher sehen und auch viel früher als sie reagieren, dazu waren sie schließlich Blondies.

„Ich gehe nach vorne.", entschied sich Raoul, Iason nickte und wandte sich um.

Raoul war im Begriff zu gehen als sein Blick auf den kleinen Mongrel fiel, der gegen die Mauer lehnte.

Ohne noch weiter darüber nachzudenken, hob Raoul ihn hoch. Der kleine Körper war überraschend leicht und der Junge schmiegte sich gleich an Raouls Schulter und schlang die dünnen Arme um seinen Nacken.

An einer Abbiegung blieb Raoul stehen, abschätzend musterte er seine Umgebung. Hier war eine gute Position und hatte genügend Platz zum Bewegen und Kämpfen. Als er den Mongrel absetzte, stöhnte dieser leise auf, als er wieder auf eigenen Beinen stand. „Hättet ihr mich nicht erwischt, hätten sie das nicht getan.", murmelte der Kleine und rieb sich den Hintern.

„Tut mir leid.", und das tat es wirklich, obwohl ihn so etwas eigentlich gar nicht zu kümmern bräuchte. Aber Raoul bezweifelte, dass dies das erste Mal gewesen war, dass der Mongrel vergewaltigt worden war. Hier in Midas und den dunklen, dreckigen Slums herrschten andere Regeln und Gesetze als in der hellen, elitären Welt, in der die Blondies lebten.

Ihre Angreifen waren inzwischen nicht mehr weit entfernt. Raoul stand in der Mitte der Gasse, die linke Hand an der Hüfte, abwartend und darauf konzentriert seinen Herzschlag unter Kontrolle zu halten.

„Habt ihr keine Angst?", wisperte der Kleine von seinem Platz in der Ecke der Straße, verborgen von den Müllbergen, die noch nicht abtransportiert worden waren.

Raoul verzog den Mund zu einem kleinen, grimmigen Lächeln. 'Angst? Oh, nein.' Als Blondie hatte man keine Angst.

Die vier Jugendlichen, die ihm gegenüber standen, waren womöglich genauso alt wie er selbst. Aber sie würde keine Chance haben. Vielleicht hatten sie das auch erkannt, an seinem Gesichtsausdruck oder seiner Haltung. Dennoch griffen sie an und Raoul konnte zum ersten Mal das anwenden, was er in den Unterrichtsstunden gelernt hatte.

Sein Magister wäre vermutlich erfreut gewesen, denn Raouls Bewegungen als er ihre Schläge und Tritte abwehrte, waren so minimal wie möglich. Er dachte gar nicht darüber nach, was er eigentlich tat. Stattdessen vertraute er auf seine Instinkte und die Schnelligkeit seiner Reflexe.

Schließlich lagen sie auf dem nassen, glitschigen Asphalt, einer regte sich noch, aber der Rest war entweder bewusstlos oder sogar tot. Müßig das nachzuprüfen.

Raoul richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf. „Und, hast du jetzt Angst?", fragte er den jungen Mongrel, der noch immer in seinem Versteck zwischen den Mülltonnen saß.

„Nein.", aber seine Stimme zitterte und er musterte Raoul mit großen Augen. „Ich seid doch ein Blondie."

Leugnen hätte keinen Zweck mehr gehabt, denn in diesem Moment stieß auch Iasons wieder zu ihnen. Sein Haar hatte sich gelöst und das helle Blond bildete einen bizarren Kontrast auf den schäbigen Kleidern.

„Wir sollten jetzt gehen bevor noch mehr Mongrels hier auftauchen."

Raoul konnte nur zustimmen.

„Kann ich mitkommen?", der Kleine reichte Iason gerade einmal bis zum Oberschenkel als er neben ihm stand und ihn am Mantel zupfte.

Raoul nahm ihn wieder hoch und die dünnen Beine schlangen sich um seine Hüfte. „Du weißt doch gar nicht wohin wir gehen."

„Aber es kann doch nur besser sein als hier."

Iason musterte ihn mit einem säuerlichen Blick als er ihn den Mongrel tragen sah: „So viel zu deiner anziehenden Wirkung auf Mongrels. Schäm dich Raoul!"

„Pass auf was du sagst.", entgegnete er. Und an den Jungen gerichtet: „Wie heißt du eigentlich?"

„Katze.", die Stimme klang gedämpft an Raouls Hals.

„Wie alt bist du Katze?"

„Fast 12."

Das wiederum fand Raoul schockierend, er hätte den Jungen auf bestenfalls neun geschätzt, so klein und dünn wie er war. Aber bei der mangelhaften Ernährung in den Slums wunderte es ihn auch nicht, dass das Wachstum beeinträchtigt war. Und es wunderte ihn ebenfalls nicht, dass er den Slums entkommen wollte.

Selbst wenn sie Katze mitnehmen würden, was konnte er in ihrer Welt werden? Doch nur ein Pet oder ein Furniture und für beides war er noch zu jung. Und die Pets kamen nach ihrem Leben bei der Elite doch nur wieder in die Slums zurück. Die Furniture zahlten ebenfalls einen hohen Preis und auch sie wurden schnell ersetzt.

„Ich mache alles, was ihre wollt.", bot Katze an.

Raoul strich ihm über den Rücken. „Selbst wenn ich wollte, ich darf dich nicht einfach mitnehmen."

„Und wenn ich euch Geld dafür gebe."

Iason, der ihnen vorausging, wandte sich um. „Du hast doch gar kein Geld."

„Ich könnte es stehlen.", behauptete der Junge.

„Nein, das lass besser.", Raoul setzte ihn ab, denn mittlerweile ragte vor ihnen der Zaun des Campus empor. „Hier.", er drückte Katze den Geldbeutel in die Hand, „Geh damit ins Krankenhaus, das sollte für eine ordentliche Behandlung reichen."

„Aber, ich will...", Tränen glitzerten auf dem schmalen Gesicht.

„Du bist noch zu jung.", erklärte Raoul, aber dies verhinderte nicht, dass noch mehr Tränen flossen und der Mongrel sich an Raoul klammerte. Hilflos starrte der Blondie auf den Jungen und blickte Iason hilfesuchend an. Auf solche Situationen wurde man nun einmal in ihrer Ausbildung nicht vorbereitet.

„Das hast du jetzt davon.", bemerkte dieser und verdrehte die Augen. Iason klopfte Katze auf die Schulter: „Hör zu Katze, ein junges Furniture oder ein durchschnittliches Pet kosten 400.000 Credits. Wenn du soviel Geld hast, dann kannst du mitkommen. Wenn nicht, dann musst du hier bleiben."

Das verstand Katze offenbar, er sah Iason an und nickte dann. „Ich werde das Geld auftreiben.", versprach er und verschwand dann in den Schatten. Raoul wünschte sich zwar für den Mongrel, dass er das wirklich tun würde, aber wie sollte ein kleiner Junge in den Besitz von 400.000 Credits gelangen. Eine Summe, die selbst für Raoul und Iason ein Vermögen darstellte.

„Den sehen wir nicht wieder.", meinte Iason und führte Raoul zu einem kleinen Hintereingang, der jedoch in der Regel von Sicherheitskräften bewacht wurde.

„Und die Wachen?", Raoul runzelte fragend die Stirn. Er war nicht in der Stimmung jetzt auch noch erwischt zu werden.

„Pass auf.", flüsterte der andere und hielt Raoul einen Finger an die Lippen, soeben passierte eine Wache, den Ausgang. Iason trat leise hinter den Mann, legte ihm eine Hand auf den Mund und die andere auf das Gewehr. „Officer, ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn sie in den nächsten Augenblicken weder etwas Sehen noch Hören. Haben sie mich verstanden?"

Der arme Mann war sicher zu Tode geängstigt plötzlich in dieser ruhigen Gegend von hinten angefallen zu werden. Aber er entspannte sich als er bemerkte, dass ein Bündel Geldscheine in seine Tasche geschoben wurde.

Iason und Raoul nutzten ihre Gelegenheit und liefen zu den Wohngebäuden.

„Und das klappt immer?", erkundigte sich Raoul staunend.

„Natürlich."

Jetzt wusste Raoul auch, warum Iason nie erwischt worden war.

Zwei Tage später saß Raoul wieder auf seinem Lieblingsplatz im Park. In der Hand hielt er einen Holoprojektor und er konzentrierte sich auf das dargestellte Hologramm. Irgendetwas an diesem Abschnitt DNS war von ihm nicht richtig angeordnet worden. Und das wurmte ihn gewaltig, denn er war sich sicher sonst keine Fehler gemacht zu haben. Er wollte so bald als möglich den letzten Schritt tun und dann endlich wäre er fertig…

Gerade meinte er den Fehler gefunden zu haben. „Sir!"

Raoul blickte auf: „Katze! Was machst du denn hier?", er hatte nicht mehr damit gerechnet den Mongrel zu sehen, vor allem nicht hier und heute.

Doch der Junge ging nicht auf seine Frage ein, fasziniert trat er näher und betrachtete den Projektor in Raouls Hand.

„Ist das ein Holoprojektor?"

„Ja.", Raoul deaktiviert ihn und warf das kleine Gerät dem Jungen zu. Katzes Gesicht glühte vor Aufregung als er die Knöpfte drückte und ausprobierte eine Hologramm von sich zu erstellen. Schließlich stieß er einen Freudenschrei aus, als er in sein eigenes Gesicht blickte, das mitten in die Luft projiziert wurde.

Raoul lächelte unwillkürlich über diese kindliche Freude. Der Kleine war offensichtlich gar nicht mal unbegabt.

„Wieder ein Mongrel, Raoul?" Iasons schritt auf die beiden zu, hinter ihm Ohuru, der einige Bücher unter den Armen trug.

Iasons betrachtete den Jungen näher, dann erkannte er ihn wieder. „Katze?" Er sah Raoul fragend an, doch er wusste auch keine Erklärung.

Katze sah auf und gab Raoul den Projektor zurück. „Ich habe das Geld."

Das überraschte beide Blondies, sie tauschten einen Blick. Dann starrten sie verdutzt auf die drei geschliffenen Diamanten, die plötzlich in der Hand des Mongrels lagen.

„Auf dem Schwarzmarkt gibt es nichts, was es nicht gibt. Man muss wissen, wo man suchen muss.", erklärte Katze und war sichtlich vom Schweigen der Blondies sichtlich verunsichert.

„Du hast sie gestohlen?", Raoul nahm den blauen Stein in die Hand. Es war ein lupenreiner Schliff.

„Ihr habt nicht gesagt, wie ich an das Geld kommen soll.", protestierte Katze. „Kann ich jetzt bleiben?"

Wie Raoul bemerkte nahm Ohurus Gesicht einen violetten Farbton bei diesen Worten an. „Nun, die ganze Sache war Iasons Idee." Er blickte den Blondie an und grinste. Iason schien seine Gedanken erraten zu haben und sah auf einmal recht unglücklich aus.

Raoul lehnte sich auf der Bank zurück und kostete diesen Moment des Triumphes voll aus: „Sag Iason, wolltest du nicht ein neues Furniture?"

Fortsetzung folgt...

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baket