Disclaimer: Die Welt von „Ai no Kusabi" gehört nicht mir, sondern Rieko Yoshihara Sie möge es mir verzeihen, dass ich mir Iason und Raoul vorläufig ausgeliehen habe.

Teil: 8

Genre: Ai no Kusabi

Rating: PG18-Slash

Pairing: IasonxRaoul

Warnung: keine

8. Neue Probleme

Raoul Am, neuer Leiter einer der wichtigsten Einrichtungen auf ganz Amoi, der bedeutenste Blondie nach Iason Mink, saß an seinem Schreibtisch und war ratlos. Seit zwei Tagen arbeitete er sich bereits durch unzählige Berichte, Untersuchungsergebnisse und Computerausdrucken, Kommunikationsmitschnitten und ähnlichem Material... Aber er fand nichts.

Nein, das war nicht ganz richtig. Er hatte schon viel gefunden, aber nichts passte so recht ins Puzzle, mit jedem neuem Teil wurde das Bild eher noch verwirrender. Und die Zeit rann ihnen davon, immer mehr Embryonen starben in ihren Tanks noch bevor sie fertig ausgebrütet waren. Ihre DNS brach einfach zusammen und das obwohl die Code doch immer geprüft und simuliert wurden bevor man sie umsetzte. Auch die vielen medizinischen Scans brachten keine Lösung.

Raoul graute es davor sämtliche betroffene Codes einzeln durchzusehen, denn dies war ein Prozess, der mehrere Wochen in Anspruch nahm und er hatte gar nicht mehr genügend Biochemiker im Labor, die für so eine Aufgabe in Frage kamen.

Gegen Mittag löffelte er den geschmacklosen Brei seiner Standardration, der ihn auf unangenehme Weise an seine Zeit auf der Akademie zurückerinnerte. Raoul sehnte sich nach Fays exquisiten Kochkünsten, aber sein Gefühl sagte ihm, dass er in den nächsten Tagen nicht nach Hause zurückkehren konnte. Womöglich sollte er, wenn er in diesem ganzen Chaos Zeit dazu fand, in der Kantine des Labors neue Köche einstellen.

Ein Alarm ertönte und auf seinem Computerbildschirm kündigte sich ein Gespräch auf höchster Sicherheitsstufe an. ‚Wahrscheinlich ist es Iason.'

„Wir haben wirklich ein Problem.", begann der andere Blondie ohne Umschweife.

Raoul warf erbost den Löffel in den grauen Brei zurück. „Genaugenommmen haben wir dieses Problem seit fünf Jahren. Außerdem habe ich mehr als die Hälfte meines Stabes innerhalb der letzten zwei Tage entlassen müssen. Ich muss fast alles selber machen, weil ich kaum noch jemandem vertrauen kann. Ich habe seit 60 Stunden nicht mehr geschlafen und ich muss diesen Brei hier essen. Also Iason sag mir nicht, dass wir ein Problem hätten."

Schweigen. Iason lehnte sich in seinem Sessel zurück und ging gar nicht auf seine Tirade ein. „Die Progs haben der Öffentlichkeit Material zugespielt."

Das taten sie doch schon seit Tagen. „Was ist es dieses Mal?", erkundigte er sich mit einem ergebenen Seufzen, bis jetzt hatten sie rein gar nichts gegen diesen geheimnisvollen Zirkel in der Hand und mussten wohl oder übel die Hetzkampagnen gegen das Syndiakat über sich ergehen lassen.

„Sieh es dir selbst an." Es waren Bilder aus den geheimsten und am best gesichertsten Räumen, die tief im Erdreich unter dem Labor lagen. Man sah die mit Nährflüssigkeit gefüllten Tanks und die Embryonen, die sich auf unnatürliche Weise hin und her wanden. Die Stimme aus dem Off quasselte etwas von der Hilflosigkeit der Blondies gegenüber dieser neuen Bedrohung.

In Raoul wuchs die Wut, wie konnten diese Menschen in seinen Labors solche Aufnahmen anfertigen?

„Die Analyse hat ergeben, dass die Aufnahmen schon zwei Jahre alt sind.", beruhigte ihn Iason als Raoul gerade daran dachte auch noch den Sicherheitsinspektor vor die Tür zu setzen.

Mit einem Seufzen fischte er den mittlerweile auf den Boden der Schale gesunkenen Löffel hervor, warf ihn dann aber angewidert wieder hinein.

„Lass doch Fay mit einem Kurier etwas zu Essen bringen.", schlug Iason vor, als dieser Raouls offenkundige Begeisterung über das Kantinenessen sah.

„Gute Idee... Also jetzt wissen wirklich alle, dass unsere Embryonen wegsterben.", er zuckte mit der Schulter, das war nicht gerade ihrer Sache dienlich, aber konnte auch nicht mehr ungeschehen gemacht werden. „Was willst du von mir?"

„Die Leute verlieren das Vertrauen in das System. Das Syndikat verliert an Autorität, wenn es noch ein paar Wochen so weitergeht, dann kommt es womöglich zu Aufständen. Raoul ich muss wissen, wer der Kopf der Progs ist. Ich bin mir mittlerweile sicher, dass sie ihre Leute in den Labors haben und so die Degeneration bewirken. Es muss in den Labors einen Anhaltspunkt geben.", eine Pause, „Und wir brauchen noch in den nächsten Tagen neue Codes."

‚Sonst noch Wünsche.' Raoul starrte den Bildschirm für einen Moment an. „Weißt du, was du da verlangst? Selbst ich brauche für einen kompletten Code eines Pets knapp drei Monate, ganz zu schweigen von einem Code für einen Blondie."

„Der Rat der Föderation beobachtet die Entwicklungen auf Amoi sehr kritisch. Du weißt, dass wir über keinerlei Verteidigung verfügen. Wenn wir dem Rat nicht innerhalb einer Woche zeigen, dass wir das Problem im Griff haben, dann droht uns eine Invasion."

Raoul fuhr sich durch die Haare. Er überlegte fieberhaft. „Ich kann meine letzten drei Biochemiker darauf ansetzen. Wir bräuchten keine völlig neuen Codes, wenn wir auf die Archive zurückgreifen können – vorausgesetzt, die Progs haben nicht auch etwas verändert – wäre es machbar. Auch wenn es nicht die übliche Vorgehensweise ist."

„Die Archive werden durch Jupiter direkt geschützt. Darauf haben sie keinen Zugriff."

Er hob eine blonde Augenbraue. „Ich kann mich an einen jungen Blondie erinnern, der sich in die Archive gehackt hat."

Iason lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein, die Archive sind sicher."

„Gut.", Raoul verabschiedete sich, dann stand er auf und ging zu den besagten drei Biochemikern, denen er dieses neueste Projekt noch anvertrauen konnte. Sie waren nicht gerade erbaut, aber versicherten ihr Bestes zu tun und die Codes wenigstens in den nächsten drei Tagen größtenteils fertigzustellen. Raoul würde dann den Rest übernehmen. Er fragte sich, ob er in der nächsten Woche überhaupt einmal schlafen konnte.

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Er wäre beinahe im Fahrstuhl zum Penthouse eingenickt, so strich er sich über die schmerzenden Augen und gähnte. Für das Lichtermeer von Eos, das sich unter seinen Füßen ausbreitete, hatte Raoul keine Augen. Er war hierher gekommen um Iason um etwas zu bitten, aber er hoffte sogar, dass dieser es ablehnen würde.

Nur wenige Minuten später saßen die beiden Blondies am Tisch und nahmen ein verspätetes Abendessen zu sich. Keine Pets waren anwesend und auch das Furniture hielt sich diskret zurück. Selbst Iason hatte dunkle Schatten unter den Augen und es schien als ob er sich ebenfalls nach einem Bett und wenigstens ein paar Stunden Schlaf sehnen würde.

Raoul knurrte der Magen und war erfreut, dass er endlich wieder vor einem vernünftigen Essen saß. Jedoch als er sich das Stück Fisch in den Mund gesteckt hatte, griff er sogleich zur Serviette. „Da hätte ich bei den Rationen bleiben sollen.", keuchte er und trank schnell einen Schluck Wasser, der Fisch war so scharf gewürzt gewesen, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb.

Iason probierte selbst von seiner Portion, aber er kam zu dem gleichen Schluss. „Katze?", schickte er leicht genervt nach seinem Furniture.

„Ja Master, entschuldigt.", das Furniture räumte ihre Teller weg. „Ich werde etwas vom Restaurant für Sie bringen lassen."

„Ich schicke Fay zu dir, wenn ich das nächste Mal hier essen sollte.", schlug Raoul vor.

„Katze war wirklich ein Glücksgriff. Er ist verschwiegen und erledigt seine Arbeit sehr gut, aber er kann überhaupt nicht kochen auch wenn er es immer wieder probiert."

„Ein verschwiegenes Furniture?", lachte Raoul, das waren zwei Begriffe, die sich grundsätzlich ausschlossen.

„Warum bist du überhaupt zu mir gekommen?", nutze Iason ihre unfreiwillige Pause und kam zur Sache.

Er stand auf und trat ans Fenster. Wie sollte er beginnen? „Ist der Raum sicher?"

„Ja, du kannst frei sprechen."

Raoul holte noch einmal tief Luft: „Ich bin davon überzeugt, dass die gesamten Überwachungssysteme der Labors manipuliert wurden. Selbst wenn die Embryos erste Anzeichen der Degeneration zeigen, die Scans sind noch immer negativ."

„Wer kann alles die Systeme ändern?", kam sogleich die Zwischenfrage.

„Nicht viele, man bräuchte die höchste Autorisierung."

„Das ist schon einmal ein Fortschritt.", Iason erhob sich ebenfalls und stellte sich neben ihn. „Notfalls müssten wir die Überwachungssysteme neu installieren, aber auch das ist machbar. Was ist mit dem Gendefekt selbst, bist du da weitergekommen?"

Das war allerdings etwas knifflig. Raoul seufzte auf. „Ich kann mich nicht auf die Scans verlassen und ohne die nötigen Untersuchungen kann ich noch nichts sagen. Deshalb...", er drehte sich, um dem anderen in das Gesicht sehen zu können. „... ich muss einen der Embryonen öffnen, sonst komme ich nicht an meine Daten."

Für eine qualvolle Sekunde herrschte absolute Stille, weder Iason noch Raoul bewegten sich. Dann schüttelte Iason leicht den Kopf. „Weißt du, was du da sagst?"

Er nickte und wandte den Blick ab. Niemand anderen hätte er diese Gedanken anvertrauen können, denn sie verstießen gegen die obersten Regeln ihrer Gesellschaft.

„Es ist verboten einen Blondie zu obdukzieren.", fuhr Iason fort, auch wenn Raoul das selber wusste. Der Körper eines Blondie durfte nie nach seinem Tod geöffnet werden. Auch wissenschaftliche Experimente waren nur am Computer erlaubt. „Das darf ich dir nicht erlauben."

„Deswegen bitte ich dich auch darum.", er wollte es selbst auch nicht tun. Er war Biochemiker kein Mediziner, aber es musste nun einmal sein. Raoul konnte nur so die nötigen Proben entnehmen, mit denen er die Untersuchungen durchführen konnte.

Katze kehrte mit dem Essen zurück, aber den beiden Blondies war auf einmal der Appetit vergangen.

„Und ich muss dem Guardian Eden einen Besuch abstatten. Das Backup der Systeme dort, können wir für die Neuprogrammierung benutzen und ich..."

„Das sollte kein Problem sein.", unterbrach ihn Iason mit einem Wink der Hand.

„Der Guardian!", meldete sich Katze zu Wort. „Ich war dort als Kind."

„Katze!", die Stimme Iasons nahm einen drohenden Ton an und das Furniture senkte sogleich den Kopf.

Raoul runzelte die Stirn, er spürte, dass der Kleine noch mehr zu sagen hatte. Er legte Iason beschwichtigend die Hand auf den Arm. „Katze, was weißt du über den Guardian?"

Der Jugendliche schwieg und erst auf ein Nicken seines Masters hin begann er stockend: „Der Guardian ist der einzige Ort an dem Mongrels medizinische Versorgung erhalten können. Deshalb gebären die Mütter ihre Kinder dort. Die anderen – ohne Eltern – werden dort erzogen und erhalten ihre Schulbildung. Die meisten Mongrels aber reißen irgendwann aus."

Das war zunächst einmal nichts Neues für die beiden Blondies. Vor allem war der Guardian eine Möglichkeit die Population der Mongrels niedrig zu halten, vor allem die Quote der Weibchen. Die Tatsache, dass viele Frauen dort entbanden, nutzte die Elite, so konnten sie unauffällig die weiblichen Mongrels töten oder sterilisieren.

„Als Kind bin ich in den unterirdischen Labors herumgestromert...", Katze biss sich unschlüssig auf die Lippen, auch er wusste, dass dies verbotenes Terrain war.

„Und weiter?", hackte Iason nach.

„Einmal im Monat haben sich dort immer ein paar Blondies getroffen. Ich weiß nicht mehr, über was sie gesprochen haben – ein paar Mal habe ich sie belauscht – aber ich hatte ein ganz mieses Gefühl."

Über diese hochwertige Einschätzung der Situation musste Raoul schmunzeln. „Danke Katze, das reicht." Waren es Treffen der Progs gewesen? Gab es diese Organisation schon so lange und wenn ja, wieviele Mitglieder gab es?

Immer neue Fragen wurden aufgeworfen und Raoul war sich nicht mehr so sicher, ob er und Iason dieses Problem überhaupt je lösen konnten.

„Du bist viel zu freundlich zu ihm.", bemerkte Iason als sie wieder alleine waren.

„Das ist ja wohl meine Sache.", entgegnete er kalt und widmete sich jetzt dem Essen, wenn er auch kaum etwas schmeckte. Er aß, weil er essen musste.

„Ich werde über deine Bitte nachdenken.", meinte Iason abschließend und betrachtete Raoul, der gähnend auf dem Stuhl saß.

Mehr konnte er jetzt nicht erwarten, wenn jemand erfahren würde, dass er auch nur mit dem Gedanken spielte einen Blondie im wahrsten Sinne des Wortes ‚aufzuschneiden', würde ihn die Garde Jupiters standrechtlich erschießen. Er musste darauf hoffen, dass Iason ihn deckte.

„Wann hast du das letzte Mal geschlafen Raoul?", der andere lehnte sich zurück.

Einen Moment lang musste er überlegen. „Ich glaube seit 80 Stunden nicht mehr."

„So siehst du auch aus.", bemerkte Iason trocken, aber mit einem leisen Lächeln auf den Lippen. „Schlaf heute Nacht hier."

„Ist das ein Befehl?", Raoul hob den geschliffenen Kristallkelch und fixierte seinen Gegenüber aus verengten Augen. Würde Iason darauf eingehen und sie würden zusammen die Nacht verbringen?

„Oh Raoul.", Iason stand auf und ging zu ihm herüber. Er beugte sich zu ihm herab, aber statt Raouls Lippen zu küssen, streifte er nur kurz dessen Stirn. „Du bist viel zu müde, du kannst eines der Gästezimmer benutzen.", damit verabschiedete er sich.

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Es war kühl in dem unterirdischen Labor und im Hintergrund vernahm er das dumpfe Summen der Generatoren.

Raoul straffte sich und blickte auf den Glastank vor sich. Die Degeneration hatte bereits begonnen, der Embryo zuckte in qualvoller Agonie und Raoul empfand so etwas wie Mitleid. Er legte eine Hand auf das Glas und schloss die Augen. Er spürte es, die primitiven Empfindungen: Angst, Leid und Schmerz. Und Raoul konnte es diesem kleinen Wesen nicht abnehmen. Der Blondie seufzte unglücklich.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Raoul zuckte unwillkürlich zusammen, aber er wusste, wer da hinter ihn getreten war. „Du hättest nicht kommen brauchen."

„Schon in Ordnung.", Iason drückte ihn zuversichtlich.

„Gut. Bringen wir es hinter uns." Der Embryo war mittlerweile gestorben. Raoul gab die Befehle für die Abschaltung des Tanks ein. Und als die Nährflüssigkeit abgepumpt war, entnahm er den leblosen Körper: So klein und zerbrechlich, nur eine Woche länger und er wäre fertig ausgebrütet gewesen. Irgendwie war es ein Wunder, dass aus einem Code, der am Computer erstellt worden war, ein so komplexes Lebewesen geschaffen werden konnte.

Raoul streifte sich die Plastikhandschuhe über und sonderbarerweise waren seine Hände völlig ruhig als er den Körper vor sich und den Bauch drehte und mit einem Skalpell die noch beinahe durchsichtige Haut am Rücken auftrennte.

Er war froh, dass er üblicherweise vor dem Computer arbeiten konnte. Auch auf der Akademie war es jedes Mal eine Überwindung für ihn gewesen, wenn er Versuchstiere sezieren musste.

Iason griff nach den Spreizern und hielt den Einschnitt offen. „Was brauchst du überhaupt?"

„Rückenmark.", murmelte Raoul und griff nach einer Zange um die Wirbel auseinander zu schieben bis er einen guten Zugang zum Rückenmarkskanal hatte. Schließlich entnahm er eine Ampulle von der durchsichtigen Flüssigkeit und schob sie sich in die Tasche. Er würde sich in aller Ruhe in seinem eigenen Apartment darum kümmern und die Untersuchungen vornehmen.

„Was noch?", Iason hatte bemerkt, wie er zögerte.

Raoul schüttelte den Kopf. „Nichts. Das wars.", er faltete die Plastikplane zusammen, auf der der Körper lag, so dass ein kleines Paket entstanden war. Jedoch waren seine Hände nun nicht mehr so ruhig. Und er beeilte sich die letzten Schritte zu dem Verbrennungsofen zu gehen. Iason öffnete ihm die Lade und er legte den Embryo hinein, streifte sich die Handschuhe von den Fingern und warf sie hinterher, ebenso die Instrumente, die sich benutzt hatten. Besser es gab keine Spuren von ihrer Tat.

Nachdem er sich die Hände gewaschen hatte, musste er sich dann doch an dem Becken abstüzen. Ihm wurde schwarz vor Augen, in seinen Ohren rauschte das Blut und er schwankte leicht.

Iason legte beide Arme um seinen Körper und half ihm sich zu setzen.

„Ich hätte doch etwas Essen sollen.", murmelte Raoul schwach und lehnte den Kopf an Iasons Hals. Atmete dann wieder den vertrauten Geruch ein, diese süßlich, würzige Mischung aus Vanille. Viel besser als der Geruch des Desinfektionmittels und der Nährlösungen, der hier im Labor allgegenwärtig war.

„Lange hälst du das nicht mehr durch.", bemerkte der andere missbilligend.

„Habe ich eine andere Wahl? Außerdem in zwei Tagen ist alles vorbei.", dann war der große Empfang. Iason und er wurden offiziell in ihren neuen Ämtern vorgestellt und die führenden Mitglieder der Progs sollten noch an diesem Abend verhaftet werden. Nur hatten sie noch keinerlei Anhaltspunkte und so arbeiteten Raoul und Iason beinahe rund um die Uhr. Und selbst ihre widerstandsfähigen Blondiekörper hatten irgendwann die Grenze erreicht.

„Ich werde in meine Wohnung gehen und dort die nötigen Untersuchungen vornehmen.", Raoul erhob sich langsam, er lächelte Iason an. „Und dann ein paar Stunden schlafen."

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„Und du bist dir sicher?", Iason hob den Blick von den Unterlagen, die ihm Raoul heute Morgen vorgelegt hatte.

„Sicher!", schnaubte er im Gegenzug und wandte sich von der getönten Scheibe des Hovercars ab, den ihn und Katze zum Guardian Eden brachte. „Ich denke ja, aber ich würde mich nicht darauf festlegen."

„Gut, wir werden sehen."

Raoul hatte die halbe Nacht über seiner Probe gesessen und hatte es tatsächlich geschafft den Defekt in der DNS zu isolieren.

Jeder Biochemiker hatte seinen eigenen Stil wie er vorging wenn er einen Code generierte. Und die Art und Weise wie dieser Defekt in das Erbgut eingeschleust worden war, hatte Raoul einen ziemlich starken Verdacht, was den Drahtzieher der Progs in den Zentralen Labors anging.

Jetzt hoffte er auch im Labor des Guardian eine weitere Bestätigung für seinen Verdacht zu erhalten.

Katze drückte sich die Nase an der Scheibe platt und konnte es sich ab und zu nicht verkneifen aufzuschreien, wenn er einen vertrauten Platz aus seiner Kindheit sah. Raoul hatte nicht die nötige Zeit um alle Daten selbst zu überspielen, Iason selbst war auch nicht verfügbar und der einzige, dem Iason vertraute, war sein Furniture. Also hatten sie ihn in die Kleidung eines Labormitarbeiters gesteckt und ihn kurzerhand mitgenommen.

„Wir sind da.", Katze hörte man die Freunde deutlich an und er stürmte gleich aus dem Hovercar.

„Dann bis später. Und sei vorsichtig.", Iason blieb sitzen und faltete die Unterlagen zusammen.

Raoul nickte, auch er dachte an die Worte Katzes, der von merkwürdigen Treffen im Labor gesprochen hatte. Aber es war eher unwahrscheinlich, dass sie heute Progs im Labor des Guardian treffen würden. Doch sicherheitshalber hatte er einen kleinen Laser bei sich.

Er trug seinen dunkelblauen Bodysuit und darauf das violette Obergewand mit den Abzeichen seiner Stellung und seines Ranges. Eine Hand an der Hüfte und Katze zwei Schritte hinter ihm schritt er erhobenen Hauptes auf das Tor zu.

Die kleinen Mongrels und die anderen Kinder, die hier erzogen wurden, starrten die zwei Fremden an und machten dem Blondie Platz. Im Gebäude selbst fand Raoul auch gleich das Büro des Leiters.

Dieser war schockiert so hohen Besuch zu bekommen und wäre beinahe vor ihm auf die Knie gefallen, sicherte ihm aber seine vollste Unterstützung zu. Was auch besser für ihn war, denn Raoul hätte keine Probleme ihn vor die Tür zu setzen.

Schließlich fuhren er und Katze mit dem Aufzug nach unten. Die schweren Stahltüren öffneten sich und Raoul atmete wieder den vertrauten Geruch von Desinfektionsmittel und Nährlösungen ein.

„Du warst also schon einmal hier?"

Katze neben ihm nickte und schien nicht im Mindesten schockiert über die vielen Glastanks mit den Embryonen und den medizinischen Überwachungsgeräten.

„Nun gut, dann fangen wir an.", Raoul suchte eine der Überwachsstationen am anderen Ende des Raumes und loggte sich ein. Katze packte den tragbaren Computer aus und schloss ihn an die Station an, zusammen suchten sie sich die in Frage kommenden Daten aus dem System und kopierten sie. Keine leichte Aufgabe, denn das System war mit mehreren Blockaden und Passwörtern gesichert, die unerlaubterweise angelegt worden waren.

Raoul war sich sicher, dass dies auch ein Werk der Progs war. Er überließ es Katze die nötigen Daten runterzuladen und suchte selbst nach verräterischen Spuren der Progs im System.

Er warf immer wieder einen Seitenblick auf das Furniture. Katze schien es richtig Spaß zu machen in den Datenbanken zu wühlen. Sein Gesicht glühte förmlich vor Begeisterung und seine Finger hüpften auf der Tastatur hin und her als ob er sein Leben lang nichts anderes gemacht hätte.

„Ich bin fast fertig Sir.", meldete sich Katze und unterbrach damit seine Grübeleien.

„Gut, gut.", murmelte er und starrte dann weiter auf den Bildschirm. Jetzt bräuchte er Iasons Fähigkeiten im Hacken. Er hatte tatsächlich einige Mails gefunden, die von den Progs stammten und sich auf einem Zwischenspeicher befanden.

„Kann ich euch helfen?", Katze hatte seinen Computer ausgeschaltet und stand neben ihm.

„Ich glaube kaum."

Katze beugte sich von hinten über seine rechte Schulter. „Wollt ihr wissen von wem die Nachrichten stammen?"

„Kannst du das etwa herausfinden?", Raoul war überrascht.

„Klar.", Katze griff um ihn herum und tippte einige Befehle ein. Raoul war verblüfft, dass das Furniture so gut hacken konnte, das war eigentlich gar nicht möglich.

Das konnte dem Kleinen nur Schwierigkeiten einbringen, wenn er sich nicht zügeln konnte und in Bereich eindrang, die für seine Augen nicht bestimmt waren.

Raoul spürte den warmen Atem des Jungen auf seiner Wange und auf unangenehme Weise wurde ihm in diesem Augenblick wieder bewusst, dass er seit beinahe einer Woche keine sexuellen Aktivitäten mehr gehabt hatte. Und das war bei der Libido eines Blondies so gut wie unmöglich.

Unwillkürlich gingen seine Gedanken auf Wanderschaft...

Er dachte an einen ganz bestimmten Blondie, der nackt auf seinem Bett kniete und ihn mit einem sehnsuchtsvollen Blick aus halbgeöffneten Augen bedachte. Dann seine Beine öffnete, die Hand mit den schlanken Fingern wanderte weiter abwärts, bis zu seinem bereits hoch aufgerichteten Glied, das feucht glitzerte. Und dann...

„Bitte Sir.", riss ihn Katze aus den Fantasien. Und Raoul schluckte. Ja, das kam davon, wenn man undiszipliniert war.

„Danke." Der Kleine hatte es tatsächlich geschafft und sein Verdacht bestätigte sich. Er sicherte diese Daten und schickte sie an Iason. Jetzt hatten sie immerhin ein Mitglied der Progs sicher identifiziert. Sie hatten den lange gesuchten Anhaltspunkt.

„Gut, dann gehen wir.", Erleichterung schwang in seiner Stimme, er klopfte Katze auf die Schulter und gemeinsam gingen sie in Richtung Aufzug. Vielleicht konnten er und Iason wenigstens eine Stunde in Ruhe zusammen verbringen. Oder Raoul musste mit den engen Duschen im Labor vorlieb nehmen, um seiner angestauten Lust Abhilfe zu schaffen. Auch keine verlockende Alternative. Er wusste wirklich nicht, was sein Vorgänger sich überhaupt dabei gedacht hatte. Die sanitären Einrichtungen für die Mitarbeiter musste auch dringend erneuert werden. Um war er sich alles kümmern musste...

Ihm fiel auf, dass in den Tanks nicht nur ‚normale' Menschen ausgebrütet wurden, auch ein paar Pets, die für Ranaya-Ugo gedacht waren. Dem musste er bei Gelegenheit auch nachgehen, denn eigentlich hatten nur die Zentralen Labors die Konzession für die Ausbrütung von Pets.

Aber das war nur eine Nebensächlichkeit.

Raoul trat vor den Aufzug und konnte nicht verhindern, dass sich ein tiefes Triumphgefühl in ihm breit machte. Sicher würde Iason ihren Hauptverdächtigen noch in den nächsten Minuten verhaften lassen.

Die Tür zur Kabine öffnete sich nicht. Er ging wieder einen Schritt zurück und einen wieder nach vorne, aber die Stahltüren blieben verschlossen. Er zog einen Handschuh aus und legte die Hand auf die Sensorplatte. Auch keine Reaktion.

Plötzlich gingen in dem unterirdischen Labor sämtliche Lichter aus. Katze neben ihm griff unwillkürlich nach seiner Hand. Es war noch keine Sekunde vergangen, da sprangen die Notfallgeneratoren an, um die Lebenserhaltungssysteme der Tanks weiter mit Energie zu versorgen. Aber der Rest des Komplexes blieb im Dunkeln.

„Was jetzt?"

Fortsetzung folgt...

Den neuen Teil gibt´s in zwei Wochen, wenn nicht, dann tretet mir gehörig in den Hintern.

Kritik/ Kommentare / Reviews / Feedback... egal wie ihr es nennt, hauptsache ich höre von euch. ;-)

baket