Disclaimer: Die Welt von „Ai no Kusabi" gehört nicht mir, sondern Rieko Yoshihara Sie möge es mir verzeihen, dass ich mir Iason und Raoul vorläufig ausgeliehen habe.

Teil: 10

Genre: Ai no Kusabi

Rating: PG18-Slash

Pairing: IasonxRaoul

Warnung: Lemon (mal wieder)

Kommentar: Nur am Rande, aber dreimal dürft ihr raten mit was ich mir meine Biochemievorlesungen versüße... Dumm nur, dass der Dozent so gar keine Ähnlichkeit mit Raoul aufweist. ;-)

10. Charmante Partygäste

Wie in Trance starrte Raoul auf seinen Bildschirm und nur mit Mühe konnte er die Augen offen halten. Selbst ein Blondie war irgendwann am Ende seiner Kräfte angelangt und insgeheim wunderte er sich, dass er eine Woche in dieser Art und Weise durchgehalten hatte.

Nachdem er vom Guardian Eden zurückgekommen war hatte er sich die genetischen Codes vorgenommen, die seine Biochemiker bereits vor Tagen zu generieren begonnen hatten. Nach zwölf Stunden hatte er sie vervollständigt und nun testete er alles das letzte Mal am Computer.

Raoul gähnte. Die Statusanzeige auf dem Bildschirm stotterte langsam vor sich hin und mit einem Seufzen legte den Kopf auf die Tischplatte. ‚Nur fünf Minuten...'

In der Ferne hörte er das Öffnen der Tür und dass jemand sein Zimmer betreten hatte. Eine Hand streichelte sein Haar und warmer Atem streifte sein Ohr als ein flüchtiger Kuss darauf gedrückt wurde.

„Was ist?", murrte Raoul noch immer mit geschlossenen Augen. Dann erinnerte sich wieder, dass er es Iason angeboten hatte heute Morgen noch einmal vorbeizukommen. Damit sie Zeit für sich hatten.

„Danke Raoul.", flüsterte es ihm ins rechte Ohr.

„Für was?"

„Du hattest völlig recht was Flainte angeht, er ist ein Mitglied der Progs."

Endlich einmal gute Nachrichten. Raoul richtete sich auf. Also hatten sich seine Vermutungen, dass Flainte Tinertai, der frühere Leiter der Labors, ein Mitglied der Progs ist, bewahrheitet. Iason stand vor ihm an der Kante des Tisches gelehnt.

Er betrachtete das ebenmäßige, perfekte Gesicht des Blondies. Unwillkürlich durchzuckte ihn die Erinnerung, dass er seit nunmehr einer Woche sich nicht mehr befriedigt hatte. Und die Präsenz des anderen rief ihm das nur zu deutlich ins Gedächtnis zurück. Auch erinnerte er sich wieder an die Lust, die er am vergangenen Tag im Guardian Eden verspürt hatte als seine Gedanken auf Wanderschaft gegangen waren… und dann später als ihnen beide ein paar Minuten unter sich vergönnt gewesen waren, bevor sie wieder die Pflicht eingeholt hatte.

„Nun, hast du Zeit?", Raoul trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte.

Iason lächelte nur leicht, er verstand. Dann öffnete die Verschlüsse seines Tags am Handgelenk und legte ihn auf den Tisch, zog sich danach die Handschuhe von den Fingern. „Ja… Außerdem dachte ich, du könntest etwas Gesellschaft vertragen.",somit beugte er sich zu Raoul hinab und strich ihm die Strähnen aus dem Gesicht.

Raoul schloss ergeben die Augen und legte sich förmlich in die warmen, angenehmen Berührungen. Stumm ließ er es geschehen, dass Iason seinen Hals liebkoste und dort seine Spuren hinterließ. Er seufzte nur als der Blondie einen empfindsamen Punkt gestreift hatte. Also musste er heute Abend unter dem Anzug ein Hemd mit hohem Kragen anziehen, sonst würde alle Welt die verräterischen blauen Flecken sehen.

Wissende Finger reizten unterdessen durch den Stoff seiner Kleidung die Brustwarzen.

„So ruhig Raoul? So ergeben?", neckte ihn Iason.

Er öffnete die Augen und erwiderte den fragenden Blick aus den klaren, eisblauen Tiefen.

„Du könntest jetzt alles mit mir machen, ich würde mich nicht wehren.", gab er zu. Tatsächlich war Raoul zu müde um sich jetzt Gedanken darüber zu machen, wer wen nahm. Er hatte bereits zu lange ohne jegliche sexuelle Aktivität auskommen müssen und allein Iasons Präsenz veranlasste seinen Körper förmlich nach Erlösung zu schreien.

„Mhm, was für ein Angebot.", murmelte Iason. „Darauf komme ich ein anderes Mal zurück. Vielleicht heute Abend." Er richtete sich auf und entledigte sich seiner Kleidung und dies tat er mit einer Anmut, die einem Klasse A - Pet in nichts nachstand. Raoul hatte es schweigend beobachtet. Und genauso stoisch nahm er es hin, dass Iason auf den Sessel stieg, die Knie neben Raouls Hüften.

Der Blondie streifte den Bodysuit über Raouls Schultern und öffnete die Hose. Er fühlte sich wie unter einem Zauberbann und alles hatte für ihn etwas Surrealistisches als würde er die Bindung zur bewussten Welt verlieren. Raoul wollte jetzt nur noch, dass sie zur Sache kommen würden, ohne lange Vorreden. Er brachte noch so viel Kraft auf, dass er seine Hüften anhob und Iason ihm von dem lästigen, schweren Stoff befreite.

Iason bewegte sein Becken, so dass sich ihrer beider Erregung berührte. Dieser intime Kontakt ließ Raoul wimmern und er zog den anderen noch näher an sich. Doch Iason legte ihm die Hände auf die Brust und schüttelte leicht den Kopf. Dann richtete er sich auf, noch verstand Raoul nicht, aber dann blieb ihm der Mund offen stehen als sich Iason auf seiner aufgerichteten Männlichkeit niederließ.

Er tat es langsam, Stück für Stück und doch verzog der Blondie das Gesicht vor Schmerzen. Raoul konnte beinahe nicht mehr an sich halten; dieser enge, heiße Griff, der sich um sein Glied schloss. Er legte schon die Hände an Iasons Hüfte um diesen mit Gewalt nieder zu drücken, aber dann ließ er davon ab und streichelte nur über die weiche Haut. Schließlich hatte ihn Iason ganz in sich aufgenommen und mit einem letzten Keuchen lehnte der Blondie nun an Raoul. Seine Lippen strichen über Raouls Ohr als er leise meinte: „Du bist der Einzige Raoul, dem ich das je erlauben würde.", die Stimme klang brüchig als wäre es für den anderen zu viel.

Raoul lächelte und drehte den Kopf, er umfing dieses edle, perfekte Gesicht mit seinen Händen wie einen wertvollen Pokal. Sein Atem stockte als er diese kühle Schönheit betrachtete und er fragte sich, ob er jemals in der Lage wäre so etwas Wundervolles zu erschaffen.

Auch Iason betrachtete ihn, mit zitternden Fingern strich er Raoul die goldenen Strähnen aus dem Gesicht. „Ich will deine Augen sehen.", murmelte er. „Deine wilden grünen Augen."

Er lächelte und ließ den Blick über den breiten Oberkörper streifen. Iason brauchte dringend ein paar Stunden Schlaf, normalerweise verhielt sich der oberste Blondie nicht so. „Sieh mich an Raoul... Ich will, dass du mich ansiehst, die ganze Zeit.", sanft wurde sein Kinn ergriffen und er wurde gezwungen nach oben zu schauen.

Dann begann sich Iason zu bewegen und was mit langsamen Rhythmus begann, steigerte sich bald zu einem hämmernden Staccato, dass von ihren leisen Schreien begleitet wurde. Raoul bäumte sich Iason entgegen, hielt ihn mit aller Kraft an sich gepresst, bis er sich völlig verströmt hatte.

Danach schien es als ob sie nur noch leblose Marionetten wären, deren Fäden man abgeschnitten hatte. Raoul lehnte sich erschöpft zurück und Iason sackte in sich zusammen. Er musste den anderen Blondie festhalten, damit dieser nicht von seinem Schoß rutschte.

Sie blieben so lange in dieser Position bis der Computer den Test beendet hatte. Sein leises Alarmton weckte sie aus ihrem leichten Schlaf. Raoul streckte sich und rief die Testergebnisse im Einzelnen auf.

„Alles in Ordnung, das war's.", er glättete die Strähnen des silberblondes Haares, das den gesamten schlanken Rücken Iasons bedeckte.

„Gut.", drang es gedämpft an sein Ohr und ein Gähnen folgte.

„Wir sollten beide dringend schlafen.", riet Raoul und streichelte nochmals Iasons Schenkel, die sich noch immer so fest an ihn pressten. Doch schließlich erhob sich Jupiters Sohn mit einem leisen Lächeln: „Jetzt bist du mir etwas schuldig Raoul. „

Gespielt theatralisch seufzte der Biochemiker.

Nachdem Raoul die Codes in die Datenbanken gespeichert und Iason sich von ihm verabschiedet hatte, war er in die nächstbeste Limousine gestiegen und hatte sich nach Hause fahren lassen. Fay hatte ihn kommen gehört und begrüßte ihn in der Diele, doch Raoul unterbrach ihn: „Ist gut, hast du noch irgendetwas Essbares im Haus?"

Das verwirrte das Furniture. „Ja Master, selbstverständlich." Er wandte sich ab und ging in die Küche. Raoul war zu hungrig und müde, um lange zu warten, deshalb folgte er dem Jungen.

„Das sind noch Pasteten von gestern…", Fay erstarrte als er seinen Master in der Küche am Herd lehnen sah. „Ich muss sie nur noch aufwärmen."

„Ist gut Fay, gib sie her.", Raoul war es egal ob sie kalt oder heiß waren. Er wollte nur etwas in seinen Magen bekommen und das möglichst schnell bevor er noch zusammenbrach.

Kyle erschien unter dem Türrahmen und verbeugte sich. „Master, schön, dass ihr wieder hier seid. verzeiht die Störung, aber wer von uns wird euch heute Abend begleiten?", Shiron wartete hinter dem Pet. Anscheinend hatten die beiden die Rangfolge in den letzten Tagen geklärt.

„Ihr beide.", murmelte er zwischen den Bissen.

„Das freut uns natürlich Master. Nun, wie Ihr sicher wisst, dann..."

„Kyle.", unterbrach ihn Raoul tadelnd und schluckte. Sein Pet hatte die Angewohnheit weit auszuschweifen, wenn es um heikle Angelegenheiten ging und gerade jetzt war ihm das zuviel.

„Ja Master, entschuldigt; welche Kleidung bevorzugt ihr?"

„Ich vertraue deinem Geschmack, du wirst etwas Passendes finden. Am besten hilfst du Shiron. Um acht Uhr erwartete ich euch.", Raoul gab Fay den Teller zurück.

„Ja Master.", die Pets verbeugten sich und verließen dann das Zimmer.

„Kann ich euch noch zu Diensten sein, Master?" Furniture hielten nicht nur den Haushalt in Ordnung und bewachten die Pets, sie waren auch persönlich Leibdiener, die den Blondies die Garderobe richteten oder ihnen ein Bad einließen.

„Nicht nötig Fay."

Bevor er in sein Schlafzimmer ging, verstaute er noch die Sicherheitskopie, die er von den Codes gemacht hatte, in seinem Tresor im Arbeitszimmer.

Dort standen auf dem Tisch auch noch die Apparate und die verschiedensten Flüssigkeiten, die er als Trägermaterialien benutzt hatte für seine Nachforschungen. Da er Fay verboten hatte hier irgendetwas anzurühren, stand alles noch so da, wie er es verlassen hatte. Nun, er würde alles in den nächsten Tagen aufräumen. So dringend war das nicht.

Er öffnete den Tresor und verstaute den kristallinen Speicherchip, der so groß wie seine Handfläche war, in der vorgesehenen Halterung. Bereits fünf weitere Chips standen dort, die Grundlage zu seinem Vermögen.

Kyle trat zögerlich in das Zimmer, auch er wusste, dass dies normalerweise verbotenes Terrain war.

„Was ist noch?", Raoul schloss die schwere Stahltür und vernahm das beruhigende Klicken des Schlosses und der anderen Sicherheitsmechanismen.

„Es geht um Shiron."

„Ja, und weiter?", er setzte sich in einen Stuhl.

Kyle schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Aber er hat etwas an sich, da schüttelt es mich."

Interessiert hob Raoul den Kopf, ihm war es genauso ergangen als das Pet zum ersten Mal gesehen hatte.

„Außerdem ist er sehr arrogant. Entschuldigt Master, aber da habt ihr wohl versagt."

Unwillkürlich lachte Raoul auf, so etwas konnte auch nur Kyle sagen. Ihm vorzuwerfen, er hätte bei dem Code des Pets einen Fehler gemacht.

„Woher weißt du überhaupt, dass ich ihn gemacht habe?", es war nicht unbedingt ein Geheimnis, aber normalerweise unterstand der Harem auch einer Schweigepflicht – doch Klatschbasen gab es schließlich auch überall.

„Ähm…", hier schluckte das Pet und sein Gesicht nahm einen rötlichen Farbton an. „Man hört so allerlei Gerüchte.", er wand sich sichtlich. Wahrscheinlich war Kyle wieder einmal in einer der Bars für Pets gewesen. Nicht, dass es Raoul ihm verbieten würde in solche Etablissements zu gehen, aber für gewöhnlich musste Kyle dafür um Erlaubnis bitten.

Raoul erhob sich und wedelte mit der Hand. Es war im Grunde ein Regelverstoß, aber er war ja auch fast eine Woche lange nicht zuhause gewesen. Und er war jetzt auch zu müde, um sich weiter damit zu befassen. „Ach ist gut Kyle. Geh jetzt."

Die Tür zu seinem Schlafzimmer hatte sich noch nicht einmal geschlossen als Raoul schon auf dem Bett lag. Er brachte gerade noch so viel Kraft auf, dass er sich ein Kissen unter den Kopf schob, dann war er auch bereits eingeschlafen.

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Fünf Minuten vor acht standen die beiden Jungen bereits fertig angezogen in der Diele. Raoul verbarg seine Anerkennung als er sie musterte, als Blondie nahm man so etwas völlig unberührt hin. Pets mussten atemberaubend aussehen, das war ja ihr Job.

Kyle trug schwarze Sandalen mit dünnen Riemen, die immer wieder um seine wohlgeformten Waden geschlungen waren, knappe Hotpants und ein Top, das nur bis zum untersten Rippenbogen reichte. Er hatte dieses Mal gänzlich auf Schmuck verzichtet, nur dem Make-up hatte er nicht widerstehen können: Die Augen waren dunkel geschminkt und seine Lippen glänzten so feucht, als ob sich im nächsten Moment ein Wassertropfen von ihnen lösen würde.

Shiron trug ebenfalls knappe Hotpants, aber keine Sandalen wie Kyle, sondern schwarze Overkneestiefel. Sein Oberkörper war unbekleidet, nur um die Oberarme war je ein breiter Lederstreifen gebunden. Eine schmale Kette, die Raoul als eine von Kyles identifizierte, umschlang die ebenso schmalen Hüften. Und zusätzlich trug er eine silberne Kette um den Hals. Seine kurzen Haar waren mit Gel zu einem wilden Durcheinander arrangiert, so dass man den Eindruck hatte, er hätte sich gerade nach erstklassigem Oralsex aus dem Griff eines anderen Pets gewunden.

Und am rechten Handgelenk trugen beide ihre Petrings: Ein Armband aus runden Silberplatten, die aneinander geschmiedet waren. Auf der mittleren Platte für jeden sichtbar eingraviert die Initialen ihres Masters: R.A.

Raoul vermochte nicht zu sagen, wer von den beiden anziehender wirkte. Shiron, der mehr Haut als Kleidung zur Schau trug, oder Kyle, knapp angezogen und mit einem Körper, der bereits eher männlich als jungenhaft wirkte. Und er nahm sich vor die beiden heute Abend kopulieren zu lassen. Vielleicht würde Iason auch mitkommen, der wollte ihn ja sehen nach dem Empfang, und sie konnten beide...

Doch er beschloss diesen Gedanken fürs Erste nicht weiter zu verfolgen. „Sehr gut.", meinte er beiläufig und Kyle errötete über das Kompliment. Auf jeden Fall würden sie Eindruck machen. Für Raoul war es sein erstes wichtiges öffentliches Auftreten und neben Iason würden alle Augen auf ihn gerichtet sein. Deshalb hatte er seine beste Abendgarderobe aus dem Schrank genommen und seine Haare so lange gebürstet, bis sie wirklich wie Gold schimmerten und sich in sanften Wellen über seinen Rücken ergossen. Die sieben Stunden Schlaf hatten ihm gut getan und er sah erholter aus. Doch am liebsten wäre er im Bett geblieben, doch es ging nicht anders.

Gerade wollte er die Wohnung verlassen als ihn Fay rief, ein dringender Anruf von Iason sei eingegangen.

Er ließ die beiden Pets im Flur warten und nahm den Anruf in seinem Arbeitszimmer entgegen.

„Was ist? Ich wollte gerade gehen."

„Du siehst gut aus.", meinte Iason und legte den Kopf leicht zur Seite.

Raoul schnaubte nur kurz und signalisierte dem anderen Blondie damit, dass er für so etwas nicht in Stimmung war.

„Raoul, ich muss dich warnen. Die Progs planen etwas, wir wissen noch nicht was, aber es soll heute Abend passieren."

„Und warum warnst du mich? Dich wollten sie aus dem Weg räumen. Außerdem, hat Flainte noch nichts gesagt?", der Blondie war jetzt schon mehrere Stunden verhaftet, sicher hatten die Verhöre etwas ergeben.

„Er ist noch nicht verhaftet."

„WAS?", Raoul hieb mit der Faust auf die Tischplatte. Er glaubte nicht richtig zu hören. Etliche Tage hatte er versucht diesem Blondie auf die Schliche zu kommen und Iason hielt es nicht für angebracht ihn hinter Schloss und Riegel zu bringen.

„Es ist so besser, eine Verhaftung hätte die Progs nur gewarnt und sie wären womöglich aus der Stadt geflüchtet. Aber so kriechen sie alle aus ihren Löcher für heute Abend."

„Iason du bist nicht ganz bei Trost. Weißt du überhaupt, in was für eine Gefahr du dich damit begibst?" Was dachte sich Iason eigentlich dabei, sich auf ein so riskantes Vorgehen einzulassen?

„Vertrau mir Raoul."

Er richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf. „Glaub mir Iason, das war ein Fehler."

Und da war sie wieder, diese dunkle Vorahnung, die ihn schon seit Tagen beschäftigte. Es war sogar ein großer Fehler, den Iason da begannen hatte.

Im Foyer seines Wohnhauses traf er auf Ceserech, der ihn und die beiden Pets sichtlich beeindruckt mit großen Augen anstarrte. Raoul nickte ihm nur leicht zu und stieg dann in die bereits wartende Limousine.

Wie erwartet richteten sich auch alle Augen der versammelten Gesellschaft im Saal auf das Dreigespann. Raoul wurde offiziell angekündigt und musste eine breite Treppe hinabdefilieren. Unten angekommen scharrten sich bereits die ersten Blondies um ihn und der Spaß begann... Oder auch nicht, Raoul hatte noch nie das Talent besessen, die anderen von sich einzunehmen und besonders charmant zu sein. Doch heute Abend riss er sich sogar zusammen. Während er sich in einem durchaus interessanten Gespräch mit einem Biochemiker von den Labors befand und seine Augen durch den Raum schweiften, erblickte er Iason.

Dieser bewegte sich elegant durch die Menge und im Gegensatz zu Raoul schien er es zu genießen. Die Tatsache, dass ihm gewissen Leute nach dem Leben trachteten, schien ihn nicht im Geringsten aus der Ruhe zu bringen. Immer wieder wurde Iason von anderen aufgehalten, um ein paar Worte zu wechseln. Und Raoul erkannte, was diesen Blondie dazu qualifizierte das Syndikat zu leiten: Iason wusste immer wie er sich seinem Gegenüber zu verhalten hatte. Er hatte Charme und jeder fühlte sich von ihm angezogen durch die angenehm tiefe Stimme. Iason konnte mit einem leichten Lächeln Smalltalk auf einer Gesellschaft betreiben, aber im nächsten Moment unerbittlich einer Exekution eines Verbrechers beiwohnen.

Iason trat an Raoul und seinen Gesprächspartner heran, sie begrüßten sich förmlich und begannen eine harmlose Unterredung. Nach einigen Minuten kam ein Diener mit einem Tablett neuer Sektgläser an ihnen vorbei. Während Iason sich ein neues Glas geben ließ, beugte er sich näher zu Raoul. „Flainte ist auch hier. Sei vorsichtig."

Am liebsten würde er dem anderen noch einmal die Meinung sagen. Iason handelte völlig irrational. Es war einfach unvorsichtig, dass Iason Flainte nicht sofort hatte verhaften lassen.

Raoul wusste nicht, warum Iason ausgerechnet ihn warnte, er war es doch selbst, der in Gefahr war. Sie lächelten einander freundlich zu als ob nichts Geschehen wäre und im nächsten Augenblick wurde der Blondie gleich von den nächsten wichtigen Persönlichkeiten in Beschlag genommen.

Er hatte noch immer ein schlechtes Gefühl, konnte aber nicht genau sagen, woran es jetzt lag. Jedoch hatte Iasons Warnung nicht gerade zu seiner Beruhigung beigetragen. Es wäre wirklich besser gewesen Flainte gleich zu verhaften auch wenn es die Progs gewarnt hätte. Doch das war nicht Raouls Entscheidung gewesen.

Es war eine illustre Gesellschaft, die sich am heutigen Abend getroffen hatte. Vertreter der anderen Städte von Amoi und auch einige Botschafter von den Randplaneten, die die neue Offenheit Amois sehr begrüssten.

Und das gemeinsame Auftreten von Morqua und Ruhius würde wieder für ausreichend Gesprächsstoff für die nächsten Tage dienen. Die beiden Blondies waren das wohl zurzeit prominenteste Pärchen in Tanagura und in einer Gesellschaft, in der Klatsch so etwas wie Volkssport war, waren die beiden ein gefundenes Fressen.

Morqua hob sein Glas als er den Blick Raouls auf sich bemerkte und lächelte, dann hob er fragend die Augenbraue. Raoul erwiderte den Gruß und nickte bestätigend. Der junge Arzt hatte seine Sache sehr gut gemacht und diese unerträglichen Schmerzen, die er am Abend zuvor verspürt hatte, waren gänzlich verschwunden.

Raouls Blick wanderte weiter: Kyle konnte er am anderen Ende des Saals ausmachen, wie er mit ein paar anderen Pets sprach. Der Junge wusste im Gegensatz zu Shiron genau, welche Freiheiten ihm Raoul gestattete und dass er nicht den gesamten Abend an der Seite seines Masters verweilen musste.

Sein jüngeres Pet allerdings musterte neugierig die versammelte Menge aus Blondies, ihren Dienern und die Bürger der anderen Städte Amois, die durch ihren exotischen Kleidungsstil auffielen.

Raoul konnte die Nervosität und Unsicherheit des Jungen deutlich spüren und so fragte er ihn freundlich, ob er etwas essen wollte.

„Ja Master, sehr gern."

„Na dann komm mit!" Nicht dass diese Aufforderung nötig gewesen wäre, Shiron folgte ihm ja sowieso auf Schritt und Tritt.

Das Buffet war auf der anderen Seite der Halle aufgebaut und während er mit angemessener Würde durch die Menge schritt, bemerkte er mit Genugtuung die abschätzenden Blick der anderen Mitglieder der Elite.

Raoul war sich darüber im Klaren, dass sein Verhalten gerade von den Älteren als Arroganz und Eitelkeit aufgefasst wurde. Denn er selbst war für die Maßstäbe der Blondies noch blutjung und besaß bereits zwei Klasse-A Pets, die soviel kosteten wie ein geräumiges Wohnhaus direkt am Ozean. Des Weiteren schämte er sich nicht, das zu zeigen.

Aber Raoul hatte seine Gründe für sein Verhalten. Er wollte Aufmerksamkeit erregen, vor allem, die von Flainte. Die Angelegenheit mit den Progs musste ein für alle Mal beendet werden. Wenn Iason nicht den Schlussstrich zog, dann tat eben er es. Während er sich dem Essen widmete, beobachtete er den Blondie und zufälligerweise begegneten sich ihre Blicke.

Raoul hatte seine Entscheidung getroffen: Er hatte womöglich die Chance diesen Verräter zu beseitigen und herauszufinden, wer noch an diesem Komplott gegen das Syndikat und Iason beteiligt war. Denn Raoul hatte erkannt worauf das empfindliche Gefüge auf Amoi und in Tanagura im Speziellen beruhte: Auf der straffen und unerbittlichen Führung - manche würden es Diktatur nennen - des Syndikats. Dieses wachte über die Sicherheit in den Slums, regelte die Beziehungen mit der Außenwelt und bestimmte die Geschäfte des Schwarzen Marktes. Kurz gesagt: Es gab keinen Aspekt des Lebens, der nicht irgendwie durch das Syndikat beeinflusst wurde. Und diese ganzen Funktionen vereinten sich in einer Gestalt: Iason Mink. Ein erfolgreicher Anschlag auf das Leben des Blondie würde das Syndikat wieder kopflos dastehen lassen und in den letzten fünf Jahren hatte Raoul die Folgen dieser Vakanz nur zu deutlich erkannt.

Raoul setzte sich in Bewegung und ging auf Flainte zu. Shiron folgte ihm, aber er schickte ihn weg. Das Pet gehorchte zwar, aber war nicht besonders erfreut darüber.

Flainte und er trafen sich in der Mitte der Halle, förmlich begrüßten sie sich.

Er sah in den blaugrauen Augen seines Gegenübers, dass dieser im Gegensatz zu vielen anderen genau wusste, warum Raoul heute hier war und was er in Wirklichkeit für eine Aufgabe hatte, dass er derjenige war, der die Verräter beseitige, sie unschädlich machte.

Flainte war ein solcher Verräter, aber er hatte seinen Stolz und war mutig genug vorzuschlagen, dass sie sich auf der Dachterrasse weiterunterhalten sollten.

Für die übrigen Gäste musste es wie ein unscheinbares Treffen zwischen zwei Blondies aussehen. Raoul öffnete Flainte die Tür zur Terrasse und neigte respektvoll den Kopf als der Ältere an ihm vorüber ging, hinaus in die kühle Nachtluft.

Doch sowohl Raoul als auch Flainte wussten es besser, einer von ihnen würde dieser Gespräch nicht überleben. Sie traten an die Brüstung, Flainte schob seinen Umhang zurück und Raoul konnte den kleinen Leser erkenne, den der andere an der Hüfte trug.

Der Anblick rief keine Panik in ihm hervor, stattdessen konzentrierte er sich und blendete alles andere um ihn herum aus. Er vermochte die Anspannung, Nervosität des Blondies spüren und sogar eine Spur von Angst.

„Wisst Ihr, was ich getan habe, bevor ich mich zur Ruhe setzte?", ergriff der Ältere das Wort.

„Nein, sollte ich?", Raouls Stimme klang wie immer. Natürlich wusste er, was Flainte gemacht hatte, aber der wollte Zeit gewinnen.

Flainte lachte kurz auf: „Ich war Biochemiker…", nun das wusste Raoul natürlich. Und er fragte sich, was Flainte noch erzählen würde.

„…und ich kann mich noch sehr gut an Jupiters Befehl erinnern die alten Forschungsergebnisse von Farrang Kie zu studieren und einen neuen Telepathen zu erschaffen. Und nach unzähligen Versuchen habe ich es tatsächlich geschafft."

„Wollte Ihr um Gnade bitten? Ich werde euch keine Gnade gewähren nur weil ihr zufälligerweise meinen Code erschaffen habt, so oder so seid ihr ein Verräter." Zu viel stand auf dem Spiel: Das gesamte Gefüge ihrer Gesellschaft! Und wenn es Raoul war, der dieses Gefüge schützen sollte, dann musste er dieses Schicksal wohl annehmen, denn niemand konnte auf Amoi seinem Schicksal entfliehen, davon war er inzwischen fest überzeugt.

„Ihr seid sehr von euch eingenommen." Mehr meinte Flainte nicht dazu, der Blondie der so etwas wie ein Vater für ihn war, rein vom technischen Standpunkt aus betrachtet.

Aber so unrecht hatte er mit seiner Behauptung gar nicht. Raoul war sich selber nicht sicher, ob er es tatsächlich schaffen konnte in den Geist des Blondie einzudringen und ihm die Geheimnisse zu entlocken, die für ihn und Iason so wichtig waren. Bei Astur hatte er es nicht geschafft.

Während er noch darüber nachdachte, hatte ihn Flainte bereits angegriffen. Doch Raoul war weitaus jünger und kräftiger. Nach einem kurzen Gerangel landete der Laser auf dem Boden, außerhalb ihrer Reichweite. Er hatte beide Hände um die Kehle des Blondies geschlossen. Eine bessere Gelegenheit würde sich nicht mehr bieten: Raoul fixierte die blaugrauen Augen und begann den ‚Abstieg'. Mit jeder Sekunde verlor er die Verbindung zu seinem Körper und nahm immer mehr von Flainte in Besitz.

Als er damals sein Pet manipuliert hatte, da war es ihm nur wie ein wilder Fluss der Gedanken und Empfindungen gewesen, in dem er nicht untergehen durfte. Jetzt allerdings war ihm als ob er in einem Strudel gefangen war und immer tiefer hinabgezogen wurde.

Natürlich versuchte Flainte ihn abzuwehren und auszusperren, ganz so wie es Astur versucht hatte. Aber dieses Mal verlor Raoul nicht die Kontrolle über sich, er ließ sich nicht von seinen Gefühlen leiten.

Raoul selbst fiel auf die Knie und sein Griff löste sich, aber Flainte war bereits nicht mehr in der Lage sich zu wehren. Aus starren Augen sah er in das perfekt geschnittene Gesicht seiner Schöpfung, seines Todesengels, hinauf.

Dann so plötzlich wie er begonnen hatte, löste er die Verbindung. Raoul versuchte aufzustehen, aber nach wenigen Metern fiel er wieder auf die Knie. Mit einem schmerzvollen Stöhnen fasste er sich an den Kopf. Es fühlte sich so an als ob es ihm im nächsten Augenblick die Schädeldecke sprengen würde, genau wie am Abend zuvor.

Vor seinem inneren Auge zogen fremde Plätze und Menschen vorbei. Wie in einem Kaleidoskop, jede Sekunde ein anderes Bild. Das waren nicht seine Erinnerungen, wie er mit einem bedrückenden Gefühl feststellte.

Beschäftigt mit seiner eigenen Übelkeit, bemerkte er nicht wie die Tür zur Terrasse geöffnet wurde. „Raoul?", er vernahm schnelle Schritte, die an seine Seite eilten und starke Arme, die ihn festhielten.

‚Diese Stimme... wer ist das?' Angestrengt versuchte er den Besitzer zu identifizieren, aber in seinem Kopf herrschte noch immer ein heilloses Chaos von versprengten Erinnerungsfetzen.

Erst als er sich an die Schulter des anderen lehnte und den vertrauten Geruch einatmete,

lichtete sich ein Schleier. „Iason, gib mir ein paar Minuten…"

Da war noch jemand auf der Terrasse. Er öffnete die Augen und drehte den Kopf. Es war sein Pet Shiron, das sich gerade über den bewegungslosen Körper von Flainte beugte.

‚Irgendetwas ist mit Shiron. Etwas Wichtiges, wovor ich Iason warnen muss.', dachte er, aber er vermochte nicht zu sagen, warum im unbehaglich wurde, als er an das junge Pet dachte.

„Lebt er noch?", erkundigte sich Iason mit einem Blick auf Flainte.

„Ja. Aber er wird nicht mehr so sein wie früher." Mit einem Schauer dachte er zurück: Der reisende Fluss aus kristallklarem Wasser hatte am Ende eher einem schlammigen, verdreckten Rinnsal geglichen. Flainte hatte keine Erinnerungen mehr an sein Leben vor diesem Abend, an seine Arbeit und seine Freunde.

Die letzten Jahre seines Lebens würde er vor sich hinvegetieren, unfähig auch nur die einfachsten Tätigkeiten zu verrichten. Und Raoul war der Urheber dessen, nun damit würde er wohl fertig werden müssen. Wie mit allem, was er in den letzten Tagen getan hatte und noch würde tun müssen. Die Blondies, die noch in den Gefängnissen landen würden oder den Tod bei einer Hinrichtung fanden. Blondies, deren Leben er jetzt ganz allein in der Hand hielt.

Langsam richtete er sich mit Iasons Hilfe auf und trat an die Brüstung. „Hör mir zu Iason…" und dann erzählte er dem Blondie alles, was er bei Flainte ‚gefunden' hatte: Die Namen der anderen Verräter, ihren Treffpunkt und ihren Plan, den Leiter des Syndikats umzubringen.

„Wie wollten sie das machen?", hakte Iason nach.

Raoul runzelte die Stirn: „Mit… mit einem Geschenk, einem… " Dann wurde es ihm mit einem Mal bewusst, er fuhr herum und trat dabei einen Schritt zur Seite, vor Iason. Er sah wie sein Pet den fallengelassenen Laser hochhob und der Finger am Abzug zuckte. „Shiron!"

Er zuckte zusammen als der Strahl ihn traf. Raoul schnappte nach Luft, seine Knie gaben unter ihm nach und der Aufschlag auf dem Boden presste ihm die Luft aus den Lungen.

‚Was für eine Ironie, von der eigenen Schöpfung getötet.' Wenn der Schmerz ihm nicht den Atem rauben würde, dann müsste er jetzt lachen.

Nun, dann war es ihm letztendlich nicht anders ergangen wie Flainte.

Fortsetzung folgt...?

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