Reunion

Kapitel 5

Berührungen

Severus Snape lag wie erstarrt auf dem Rücken und versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf Harrys Nähe. Doch es gelang ihm nicht. Dafür wurde ihm der Körper des ehemaligen Gryffindors von Sekunde zu Sekunde immer bewusster.

"Hm … riechst so gut …", hörte er ein Murmeln an seinem Hals.

Der Arm bewegte sich seinen Oberkörper hoch, Finger strichen über seine Wange, durch seine Haare, ein Oberschenkel presste sich zwischen seine.

"Potter!", zischte Snape, doch der junge Mann reagierte nicht. Stattdessen fühlte Snape, wie sich Lippen seine Halsbeuge hinauf und sein Ohrläppchen entlang küssten. Und – Snapes Entsetzen wurde immer größer – wie sein eigener Körper wie ausgehungert auf Harrys Berührungen zu reagieren begann und sich dem anderen entgegen drängte.

"Potter, das geht doch nicht!", stöhnte der Zaubertränkemeister auf, da verschlossen die Lippen, die er eben noch an seinem Ohr gewähnt hatte, bereits seinen Mund. Snape spürte die Zungenspitze des anderen Einlass fordern und gab wie in Trance nach. Als Harrys Zunge seine eigene berührte, raubte ihm ein heißer Schauer den kaum noch verbliebenen Atem und sammelte sich fast schmerzhaft in seiner Körpermitte. Snape fühlte überdeutlich die Erektion des Jüngeren an seiner Hüfte und wie dessen Oberschenkel seine eigene Erregung fordernd anstieß. Mit dem letzten Fünkchen Willenskraft befreite er sich aus dem Kuss, presste Harry zurück in die Matratze und keuchte:

"Was soll das, Potter?"

Irritiert betrachtete er die glasigen Augen des Jüngeren, die starr durch ihn hindurchzuschauen schienen. War da gerade ein rotes Aufglimmen gewesen?

"Potter?"

Keine Reaktion. Okay, dann eben anders.

"Harry?"

Der junge Mann unter ihm blinzelte, seine Augen wurden wieder klar und ihre Blicke trafen sich. Harry fuhr zusammen.

"Professor?", fragte er und sah dabei so erschrocken aus, dass Snape selbst unwillkürlich zusammenzuckte. Und dann eine Mischung aus Verwunderung und Ärger in sich aufsteigen fühlte. Erst fiel Potter wie von Sinnen über ihn her – und nun auf einmal so eine Abwehrreaktion? Was war bloß los mit dieser Kröte?

Während er das noch dachte, strich Snape dem Dunkelhaarigen – ohne, dass er es bewusst steuerte – über die Wange. Die Augen des Jüngeren wurden groß und Snape zog schnell seine Hand zurück. Was bitte hatten seine Finger da gerade in Potters Gesicht zu suchen gehabt? War es nicht schon peinlich genug, was eben zwischen ihnen passiert war, selbst wenn Potter es offenkundig nicht bei vollem Bewusstsein initiiert hatte und sich hoffentlich auch nicht mehr dran erinnerte? Snape atmete tief durch und bemühte sich, seine Stimme ruhig klingen zu lassen.

„Alles in Ordnung, versuchen Sie wieder zu schlafen, okay?"

Kaum hatte Snape das geflüstert, flatterten Harrys Wimpern und seine Lider fielen zu.

Der Zaubertränkemeister wartete, bis die Atemzüge des anderen tief und gleichmäßig geworden waren und drehte sich dann, in einem Sicherheitsabstand von ein paar Zentimetern, ebenfalls auf den Rücken.

Den Rest der Nacht lag Snape wach. Angespannt achtete er auf jede kleinste Bewegung des Mannes neben sich, um notfalls noch weiter wegrutschen oder aufstehen zu können, und dachte nach. Darüber, warum Potter wohl unter falschem Namen in Salem war, während seine Freunde und Fans auf der anderen Seite des Ozeans um ihren Superhelden trauerten. Darüber, wie verändert der Dunkelhaarige ihm erschien. Und darüber, was dieser bloß an so einem widerlichen Typen wie Larren fand. Stopp. Wieso dachte er über Potters Liebesleben nach? Das ging ihn nichts an. Mehr noch: Potter an sich ging ihn nichts an. Mal abgesehen davon, dass er neben ihm im Bett lag und sie vorhin … Snape stöhnte auf. Oh Merlin, was war nur mit ihm los, dass ihm die Erinnerung an diesen ‚Vorfall' schon wieder direkt in seine Körpermitte schoss?

„Verdammter Hormonstau", murmelte er, glitt leise aus dem Bett und schlich auf Zehenspitzen durch die ersten Strahlen der Morgensonne zum Bad.

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Snape hatte sich gegen eine kalte Dusche entschieden und begann, es bald schon zu bereuen. Während er die warmen Wassertropfen auf seiner Haut spürte, umkreisten seine Gedanken den jungen Mann, der im Nebenzimmer in seinem Bett lag. Potter hatte sich einfach so … so unglaublich gut angefühlt. So perfekt. Oh ja, perfekt war auch das richtige Wort dafür, wie der ehemalige Gryffindor gerochen und geschmeckt hatte. Tatsache: Potters ganzer Körper war perfekt. Snape dachte daran, wie Harry bei seiner Auseinandersetzung mit Larren auf dem Gang ausgesehen hatte. Nur in Shorts. Was für ein Anblick …

„Aber warum ausgerechnet ER", stöhnte Snape und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand der Dusche. Sekunden später umschloss seine Hand auch schon seine Erektion und Snape versuchte nicht mal ansatzweise, sie von ihrem Tun abzuhalten.

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Gedankenversunken und nur mit einem Handtuch um die Hüften verließ Snape das Bad und ging leise zu seiner Reisetasche, um sich frische Anziehsachen herauszusuchen.

"Ich habe in Ihrem Bett geschlafen?", ließ ihn Harrys Stimme herumwirbeln.

"Sollte ich Sie etwa auf dem Boden herumliegen lassen?", erwiderte der Zaubertränkemeister und ertappte Harry dabei, wie dessen Blick dezent, aber nicht dezent genug über seinen fast nackten Körper wanderte. Snape griff hastig nach seinem Zauberstab und war im nächsten Moment angezogen.

Der Dunkelhaarige errötete leicht und betrachtete auf einmal interessiert den Saum der Bettdecke.

"Entschuldigen Sie die Umstände, Professor, ich muss vor Erschöpfung eingeschlafen sein."

"Doch nicht wegen der Energiebehandlung, oder?"

Harry schüttelte den Kopf und schwang sich aus dem Bett.

"Ich hab die letzten Nächte nicht so gut geschlafen, wird wohl daran liegen …"

An der Tür klopfte es. Und zwar energisch.

„Cal, bist du da drin? Mach sofort auf!"

Snape sah, wie Harry blass wurde, zur Tür eilte und sie aufschloss. Kaum hatte sich der Schlüssel umgedreht, wurde die Tür auch schon aufgestoßen und Larren stand im Zimmer. Der Blonde sah zwischen Harry, Snape und dem zerwühlten Bett hin und her.

„Es ist nichts passiert", stieß Harry sofort hervor, „ich bin nur eingeschlafen und …"

Weiter kam er nicht, denn Larren packte ihn in den Haaren und zog ihn zu sich heran.

„Nur eingeschlafen? Wo denn? In seinem Bett?"

„Larren, bitte, es ist wirklich nicht so wie du …"

„Wie ich denke? Verarsch mich nicht, Kleiner!", er schnüffelte an Harrys Gesicht und Haaren, „Du riechst nach ihm, eindeutig!"

Larren riss Harry mit so einer Wucht Richtung Gang, dass dieser das Gleichgewicht verlor und auf den Boden knallte. Der Blonde holte aus.

„Sie werden ihn nicht schlagen!", rief Snape.

Larren stoppte in seiner Bewegung, sah auf den Zauberstab, den Snape auf ihn gerichtete hatte, und zog Harry mit einem Ruck zurück auf die Füße. Lächelnd legte er einen Arm um den Dunkelhaarigen.

"Aber, aber, Professor, ich würde Cal nie schlagen, wie kommen Sie nur auf so was?"

Harry vermied es, in Snapes Richtung zu schauen, stattdessen sah er vor sich auf den Boden. Die Augen des Zaubertränkemeisters verengten sich kurz, doch dann senkte er seinen Zauberstab.

„Vielen Dank und bis später", grinste Larren und zog Harry mit sich aus dem Zimmer.

TBC