A/N: Huhu Pandora! LOL Okay, dieses Kapitel ist ein wenig länger als die davor. Merci fürs Lesen & Reviewn:-)

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Reunion

Kapitel 7

Annäherung

Harry stand auf und machte eine Handbewegung. Die Wand schob sich auseinander und hinter der Öffnung erschien ein weiterer Raum.

„Falsche Wände … Für einen Gryffindor sehr Slytherin, Potter", spöttelte Snape.

„Ich konnte den sprechenden Hut auch nur mit Mühe überreden, mich nicht zu Malfoy zu stecken."

„Wie bitte? Soll das etwa heißen …"

„… dass Sie beinahe in die Verlegenheit gekommen wären, Ihrem eigenen Haus wegen mir ständig Punkte abziehen zu müssen. Tja, Glück gehabt, Professor."

Harry ging voran und der Zaubertränkemeister folgte ihm in eine Art Studien- und Wohnkammer. Die in Schwarz, dunklem Rot und dunklem Grün gehaltene Einrichtung wurde von zahlreichen Kerzen und einem Kamin erleuchtet.

Snape hörte, wie die Wand hinter ihnen wieder zu schwang.

„Whiskey?", fragte Harry und hielt wie aus dem Nichts zwei gefüllte Gläser in der Hand.

„So früh am Tag?"

Harry drückte ihm eins der Gläser mit einem Blick in die Hand, der Snape einen weiteren Kommentar hinunterschlucken ließ. Die beiden Männer setzten sich auf ein dem Feuer zugewandtes Sofa. Harry verzog das Gesicht und stürzte den Whiskey in einem Zug hinunter.

„Schmerzen, Potter?"

„Geht schon. Ich bin mit meiner Behandlung noch nicht ganz fertig."

„Kann ich helfen? Wenn Sie mir sagen, wo die Verletzungen sind …"

Snape stoppte, als er Harrys panischen Blick und die Röte sah, die dem Jüngeren ins Gesicht schoss. Eine Ahnung stieg in ihm auf und er verengte die Augen.

„Was hat ihr Freund …"

Harry unterbrach ihn hastig:

„Nichts, was ich nicht alleine wieder hinbekomme. Ich fürchte allerdings, ich muss während unseres kleinen Interviews liegen, ist das okay?"

Snape stand auf, damit Harry seine Beine auf die Couch legen konnte, und setzte sich neben ihn. Dabei berührten sich kurz ihre Hände und Snape fühlte die Hitze, die von Harry ausging. Er griff ihm an die Stirn.

„Sie sind heiß."

„Danke, Sie auch, Snape."

„Sehr witzig, Potter, Sie haben Fieber. Was genau haben Sie genommen?"

Harry lächelte ihn mit leicht glasigen Augen an.

„Ging diesmal eigentlich … Einen Kombinationstrank für Prellungen, Brüche und innere Verletzungen und was gegen die Schmerzen. Dazu einen Beruhigungstrank, ein Antidepressivum … ach ja, und jetzt den Whiskey."

Snape atmete scharf aus.

„Sie Idiot, sind Sie wahnsinnig? Tränke sind nicht dazu da, sich zuzudröhnen – und so was nennt sich Heiler!"

„Na und, dann dröhne ich mich eben zu, ist das ein Grund, mich so anzuschreien?"

„Oh ja, ist es! Das, und dass Sie sich von diesem Auswurf von Zauberer misshandeln lassen und überhaupt zu Tränken greifen müssen! Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal zu Ihnen sagen müsste, aber: Sie sind ein Gryffindor, also benehmen Sie sich auch verdammt noch mal wie einer! Wehren Sie sich!"

Harrys Augen waren geweitet, und jetzt erst merkte Snape, dass sich seine Finger in die Schultern des Jüngeren gegraben hatten und ihn ins Polster drückten. Er ließ Harry los und massierte sich resigniert die Schläfen:

„So waren Sie doch früher nicht, Potter. Warum lassen Sie das mit sich machen?"

Harry senkte seinen Blick und fixierte einen Punkt auf Snapes Schulter.

„Weil ich Angst habe, die Kontrolle über mich zu verlieren, wenn ich mich wehre. Angst davor, dass das, was in mir schlummert, an mir vorbei an die Oberfläche bricht und tötet. "

Snape war, als hätten Harrys Worte die Temperatur des Raumes unter den Gefrierpunkt gesenkt. Und nun bemerkte er es. Bemerkte das, was er so erfolgreich ignoriert hatte, obwohl es sich Nacht für Nacht, Traum für Traum in sein Bewusstsein gedrängt hatte – je näher er Harry gekommen war. Schmerz durchzog seinen linken Arm, und Ausgangspunkt dieses Schmerzes war die Narbe, war das Mal, das einmal seine Verbindung zum Dunklen Lord gewesen war.

„Wie ist das passiert?", flüsterte Snape und rot flackernde Augen fixierten ihn.

„Ich bin in einen Kreis aus Todessern appariert und direkt vor Voldemort gelandet. In diesem Moment hörte ich den Avada Kedavra und riss mein Schutzschild hoch. Als ich aufblickte, war Voldemort verschwunden. Dafür hatte sich in mir etwas verändert …"

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Harry richtete sich etwas auf, nahm das Glas Wasser entgegen und trank einen Schluck. Snape betrachtete ihn aufmerksam. Die Augen des Jüngeren waren wieder ungetrübt grün und die leichte, vom Fieber stammende Rosafärbung der Wangen war fast wieder verschwunden. Sein Blick glitt zu Harrys Lippen, die sich vom Rand des Wasserglases gelöst hatten und feucht schimmerten. So verführerisch …Halt! Er verscheuchte die Gedanken, Merlin, was war nur in ihn gefahren? Nicht nur, dass dieser Mann vor ihm Potter war, nein, es war auch noch Potter mit einem ups-ich-bin-wohl-irgendwie-mit-Voldemort-verschmolzen-Problem. Der Pest-Faktor hatte sich damit mehr als verdoppelt und …

Weiter kam Snape nicht.

„Pest-Faktor?"

Grüne Augen leuchteten spöttisch auf und Snape schottete alarmiert seine Gedanken ab – was die Augen vor ihm noch mehr funkeln ließ. Harry stellte das Glas beiseite, lehnte sich in Zeitlupe zu Snape vor und stoppte mit seinem Gesicht nur wenige Zentimeter vor dem des Zaubertränkemeisters.

„Meinen Sie etwa, Sie wären eine Bereicherung für mein Leben gewesen, Snape? Jemand, der mich ablehnt, ohne mich zu kennen? Der mich hasst, nur weil ich der Sohn meiner Eltern bin? Der mich verachtet, weil mich andere ungefragt mit Ruhm überwerfen und in mir einen Helden sehen wollen? Sie haben den Tod meiner Eltern auf dem Gewissen. Sie haben mich von unserer ersten Begegnung an permanent verfolgt und gedemütigt. Und dann haben Sie auch noch vor meinen Augen Dumbledore getötet, der so etwas wie ein zweiter Vater für mich war und mir in Hogwarts ein Zuhause gegeben hat! Ich würde sagen, dass sich IHR Pest-Faktor auch sehen lassen kann!"

„Dann wären die Fronten ja geklärt, Potter", fauchte Snape zurück.

„Noch nicht ganz."

Aus den Augenwinkeln sah Snape Harrys Hand an seinem Gesicht vorbei zu seinem Hinterkopf schnellen. Im nächsten Moment fühlte er, wie sein Kopf nach vorne gezogen wurde und sich Harrys Lippen auf seine pressten.

Überrascht wollte Snape zurückweichen, doch er konnte nicht – und Schuld war nicht nur der feste Griff Harrys. Wie in der Nacht zuvor fühlte er die Zunge des anderen über seine Unterlippe streichen und öffnete automatisch seine Lippen, um sie einzulassen. Gefangen von den Gefühlen, die die sanften und zugleich fordernden Berührungen in seinem Mund in ihm aufflackern ließen, sank er mit Harry zurück in die Sofapolster. Die Hände des Jüngeren strichen ihm den Rücken hinunter, zogen ihn noch fester an sich, und Snape merkte, dass sich seine eigenen Hände ebenfalls auf Wanderschaft begeben hatten, Harry über Wangen, Hals und Oberkörper streichelten.

Der Jüngere stöhnte leise auf, als Snape seine Zunge zurückdrängte und nun im Gegenzug jeden Winkel in Harrys Mund zu erkunden begann. Von diesem bereitwilligen Nachgeben noch mehr herausgefordert, schoben sich die Hände des Zaubertränkemeisters unter Harrys Pullover, ertasteten die erstaunliche Zartheit der Haut über den Bauchmuskeln … Harry zuckte zusammen – und der Schmerz, der statt Lust in seinem Stöhnen lag, schnitt sich durch den Kuss und riss ihre Lippen auseinander.

Schwer atmend richtete sich Snape auf und sah auf die Stelle, die er eben mit seinen Händen berührt hatte. Kurz oberhalb des Hosenbundes begann ein sich zur Leistengegend hin ausbreitendes Meer an Blutergüssen. Die Flecken begannen in ihrer Farbzeichnung zwar schon zu erblassen, ließen aber dennoch das Ausmaß an Gewalt, mit der sie zugefügt worden waren, mehr als erahnen.

„Ist halb so schlimm, ich sagte ja, ich war noch nicht ganz fertig mit der Behandlung", flüsterte Harry.

Snape sah ihn prüfend an.

„Harry, ich will jetzt eine Antwort: Was für Verletzungen hat er dir noch zugefügt?"

Der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf und wich seinem Blick aus, doch Snape fasste ihn unters Kinn und zwang ihn mit leichtem Druck, ihm in die Augen zu schauen.

„Hat er … hat er dich ver…"

„Nein! Ich meine …", Harry errötete, „vielleicht … aber er … ich … ich weiß nicht … er war so in Rage und … aber wenn ich mich gewehrt hätte, dann …", er richtete sich vorsichtig auf und atmete tief durch, „Larren war in den letzten Jahren für mich da und ich möchte ihm nicht wehtun, nur weil ich meine Kräfte nicht kontrollieren kann. Er ist kein schlechter Mensch und ich verstehe auch, warum er so wütend ist. Ich schließe ihn aus, und er spürt, dass ich mich ihm nicht ganz öffne, dass da etwas in mir ist, was ich vor ihm verberge. Und dass ich … dass ich ihn nicht liebe, so sehr ich es auch versucht habe. Merlin, und ich habe dich gerade geküsst, er hatte also Recht mir zu misstrauen!"

„Aber kein Recht, DAS mit dir zu machen."

Die beiden Männer starrten sich minutenlang schweigend an und Snape sah den Konflikt in Harrys Augen. Schließlich seufzte der Zaubertränkemeister und drückte den Jüngeren sachte zurück ins Sofa.

„So, du wirst jetzt die Behandlung zuende führen."

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Snape öffnete den kleinen Schrank neben dem Kamin und betrachtete die dicht an dicht gestellten Phiolen mit Flüssigkeiten unterschiedlichster Farben und Dichten.

„Unten rechts die grünen", hörte er Harry sagen und griff nach einem Fläschchen mit der Aufschrift „Sanus Sopor". Als er es herausnahm, sah er hinter der Phiolenreihe einen Buchdeckel, der ihm merkwürdig bekannt vorkam. Er schob die Glasfläschchen beiseite und zog das Buch hervor. Das war doch …

„Es IST deins", sagte Harry.

Snape stand auf und setzte sich wieder zu Harry, der mit geschlossenen Augen auf der Couch lag, die Hände auf seiner Leistengegend ruhend.

Der Zaubertränkemeister legte das Buch auf seinen Schoß und ließ seine Finger über den zerschlissenen Umschlag und die Aufschrift „Zaubertränke für Fortgeschrittene" gleiten.

„Du hast all deine Freunde hinter dir gelassen und nicht einmal deine Eule und deinen Hauselfen mitgenommen, aber das hier ist bei dir? Naja, endlich weiß ich hundertprozentig, woher deine gute Zaubertränke-Note bei Slughorn stammte, du kleine, betrügerische Ratte."

Harry schlug die Augen auf und funkelte ihn an.

„Stimmt, deine Zusatzeinträge waren SEHR nützlich – und tausend Mal inspirierender als dein Unterricht, du Möchtegern-Kinderschreck."

Snapes Züge verdüsterten sich. Er schnellte vor, so dass sich ihre Gesichter fast berührten. Harry schrie auf und der Zaubertränkemeister lächelte herablassend.

„Streich das ‚Möchtegern', du Rotzgöre."

„Ich bin kein Kind mehr, Severus."

Snape beugte sich noch weiter vor und flüsterte „DAS ist mir auch aufgefallen" gegen Harrys Lippen, bevor er diese mit einem Kuss verschloss. Als er ihn löste, brummte Harry protestierend. Snapes Augenbraue schoss streng in die Höhe.

„Mr. Potter, zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen."

Er reichte Harry die Phiole. Mit einem genervt klingenden Grummeln schluckte der Jüngere die Flüssigkeit und lehnte sich ins Polster zurück. Seine Augenlider flatterten und die tiefer werdenden Atemzüge verrieten, dass er fast umgehend eingeschlafen war.

Snape betrachtete die entspannten Gesichtszüge des Dunkelhaarigen und fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Lippen. Er konnte noch den Kuss spüren … Der Zaubertränkemeister schüttelte den Kopf. Das war ihm seit Jahren, ach was, seit Jahrzehnten nicht mehr passiert. Aber warum ausgerechnet Potter?

TBC