3. Wünsch dir was... solange es nicht der Tod ist!
Ich verlier mich tief
in dir, lass mich nie mehr fort von hier
Wann zerstörst du
meiner Welt, hier ist nichts, was mich noch hält
Ich bin
deiner Macht erlegen, ich verliere den Verstand
Endlich kriechst
du mir entgegen, halt mich fest- für immer
Wann zerstörst
du Raum und Zeit, lösch mich aus- ich bin bereit
Mit
sich selbst zufrieden betrat Lucius wieder das Wohnzimmer und ließ
sich in seinem Sessel nieder.
"Ist er aufgewacht?",
fragte Severus.
"Ja.", antwortete der blonde Mann und
nahm sich wieder einen Whiskey.
"Was sagt er?" Neugierig
sah Draco seinen Vater an.
"Er hat mich darum gebeten seinen
Wunsch zu erfüllen."
"Seinen Wunsch?" Der
Malfoyerbe runzelte mit der Stirn.
"Den Tod, mein Sohn... den
Tod." Plötzlich fühlte sich Lucius müde.
Unendlich müde. Er verdeckte sein Gesicht mit den Händen
und seufzte.
"Der
Junge kann an nichts anderes mehr denken. Er hat mir sogar seinen
Körper angeboten, nur damit ich ihm von dieser Welt
befreie."
Die anderen keuchten. Sie konnten einfach nicht
glauben, dass der Goldjunge, strahlender Stern der Zaubererwelt,
seelisch so kaputt war.
"Wirst du ihm den Wunsch erfüllen?",
meldete sich nach langer Zeit Regulus Black zu Wort und schaute
Lucius durchdringend an.
"Ich habe es ihm versprochen."
"Wie
bitte?", krächzte der Tränkemeister fassungslos. "DU
versprichst einem Potter etwas?"
"Ja, ja, Severus. Ich
weiß, es passt nicht zu mir."
"Aber wieso?",
harkte Draco nach.
"So
genau weiß ich es auch nicht. Doch berührte Potter etwas
in meiner Seele. So etwas wie Lust und Verlangen. Nicht das Verlangen
nach Morden. Nein... etwas Tiefgründigeres.. Ich kann mir selber
keinen Reim daraus machen.", murmelte Lucius und fuhr sich
erschöpft über die Augen.
"Du wirst dich doch nicht
in dieses Balg verlieben?" Severus stand von Sofa auf und kniete
sich neben Lucius.
"Aber, aber Giftmischer.", grinste
der Hausherr verschmitzt und strich einige Strähnen des blonden
Haares hinter das Ohr. "Ich mich und verlieben. Du hast wohl
zuviele Dämpfe eingeatmet."
Severus schnaubte.
"Ich
kenne dich, Lucius. Irgendetwas hast du doch mit dem Jungen vor und
bestimmt nichts Gutes."
"Vielleicht hast du ja recht.",
flüsterte der Blonde und erhob sich aus dem Sessel.
"Ich
gehe jetzt schlafen."
Und
schon war Lucius verschwunden. Die restlichen Drei schwiegen sich
Minutenlang lang, bis:
"Er wird ihn so schnell nicht sterben
lassen.", sagte Regulus und verschränkte die Arme vor der
Brust.
Severus nickte bestätigend.
"Ja, dass habe ich
auch befürchtet."
"Der Junge wird noch weiter
leiden müssen."
Draco schwieg zu dem Thema. Denn in ihm
tobte ein Kampf und es war noch nicht klar, welche Seite die Oberhand
erringen würde. Einerseits hatte er Mitleid mit dieser gequälten
Seele, doch auf der anderen Seite gab es ihm eine Art Befriedigung
seinen über alles gehassten Feind am Boden liegen zu
sehen.
Plötzlich grinste er.
"Ich gehe auch zu
Bett."
Severus und Regulus nickten darauf nur.
Doch
Draco hatte nicht vorgehabt, sich schlafen zu legen. Mit sicherem
Schritt lief er die Gänge entlang bis er vor einer Holztür
stehen blieb. Langsam wanderte die Hand zum Türknauf hielt aber
in der Bewegung inne. Gleich würde er Harry Potter
gegenüberstehen. Gebrochen, hoffnungslos und leer. Draco würde
diesen Anblick genießen.
Mit einem Ruck öffnete er die
Tür und betrat das Gästezimmer. Der junge Malfoy ließ
seinen Blick durch das Zimmer schweifen und blieb an der regungslosen
Gestalt im Bett hängen.
Mit für ihn unverständlichen
Herzklopfen marschierte er auf den Jungen zu und ließ sich auf
der Bettkante nieder.
Dracos Augen huschten über jedes kleine
Detail im Gesicht, bemerkten die getrockneten Tränen an den
Wangen, den immer noch zitternden Mund, die kleinen Schweiftropfen
auf der Stirn.
Vorsichtig
strich er mit dem Zeigefinger über die verschwitzte Haut der
Stirn und leckte ihn dann ab.
Potter. Der Schweiß schmeckte
nach Potter. Bitter und doch irgendwie süß,
verführerisch... perfekt.
Und jetzt verstand Draco seinen
Vater.
Zischend entließ er die Luft durch seine Lippen und
beugte sich über das abgemagerte Wesen. Immer näher kam er
dem Mund seines Feindes, spürte schon den heißen Atem, der
Draco eine Gänsehaut verpasste, auf seiner Haut. Millimeter von
seinem Ziel entfernt stockte er.
Was tat er hier? Die Person die
unter ihm lag war Harry Potter. Ein Schlammblutliebhaber, der seine
Freundschaft ausgeschlagen hatte und ihn piesackte in jeder
denklichen Situation.
Und doch konnte dieses Wesen nicht mehr
dieser störrische, selbstbewusste und mutige Gryffindor sein.
Nein, diese Person gab es nicht mehr. Das einzige, was noch
existierte, war dieser gefallene Engel.
Sanft
drückte Draco seine Lippen auf die des Jungen und fuhr mit
seiner Zunge die Unterlippe entlang, um den Geschmack zu kosten.
Unwillkürlich stöhnte er auf und fuhr mit seiner Hand über
die Brust des ehemaligen Mitschülers.
Nach etlichen Sekunden
löste sich Draco wieder von diesem zarten Geschöpf und
öffnete wieder die Augen, die er kurz vorm Kuss geschlossen
hatte.
Gebannt beobachtete er den Jungen, wie er die grünen
Smaragde aufschlug.
"Potter.", flüsterte Draco und
blickte kalt sein Gegenüber an.
Dieser allerdings setzte sich
auf und drückte sich mit den Rücken an die Wand.
"W-was
w-willst du, Malfoy?", stotterte Harry und umwickelte seine
angezogenen Knie mit seinen Armen.
Draco tat so, als müsste
er überlegen.
"Hm, was würde ich schon von dir
wollen? Du hast schließlich nichts, was sich für mich
lohnen würde. Außer...", grinste Malfoy junior
gehässig und krabbelte auf Harry zu. "dich leiden zu
sehen."
Der
ehemalige Gryffindor riss die Augen auf.
Bitte nicht schon wieder,
dachte er sich und wimmerte.
"Du bist wunderschön,
Potter, wenn du wie ein Baby flennst."
Harry schluchzte.
Draco mittlerweile war am Kopf des Bettes angelangt und drückte
mit der Hand an Harrys Kinn dessen Kopf hoch.
Diesmal etwas grob
und hart nahm er die Lippen des Jüngeren in Beschlag und drängte
mit seiner Zunge in die Mundhöhle des Jungen. Dieser zitterte
noch stärker, ließ aber den Eindringling gewähren.
Resignierend
schloss Harry die Augen.
Draco währenddessen wanderte zum
Hals und saugte und knabberte daran, während seine Hand zu
Harrys Unterleib fuhr. Doch bevor er weitergehen konnte, wurde die
Tür aufgerissen und ein vor Wut bebender Lucius Malfoy stand wie
Voldemort selbst in der Tür.
Draco erschrak. Noch nie hatte
er seinen Vater so zornig gesehen.
"Raus.", zischte der
Todesser leise, was nicht seinen gefährlichen Unterton
abschwächte.
"Aber, Vater."
"Raus, Draco.
Oder ich schwöre dir, dass dich nicht mal mehr der Lord retten
kann.", flüsterte Lucius und ging auf die Jungen
zu.
Schnell sprang der junge Malfoy vom Bett und lief geschockt
aus dem Zimmer.
Der blonde Mann blickte ihm böse hinterher
und seufzte.
Das
würde noch Konsequenzen haben, Draco, meinte er zu sich selbst
und wanderte mit seinen Augen wieder zu Harry.
"Potter?"
Dessen
Kopf nickte wild.
"Alles in Ordnung?"
Harry
verneinte.
"Was soll in Ordnung sein? Ich bin noch nicht
tot!", wimmerte das Häufchen Elend und schlang sich die
Decke um den Körper.
"Wieso bringst du mich nicht
endlich um?", kreischte der junge Mann hysterisch weiter und
noch mehr Tränen liefen seine Wangen hinab.
"Weil ich
das noch nicht will.", meinte Lucius etwas zu heftig und setzte
sich neben den ehemaligen Gryffindor.
"Warum?", hauchte
Harry und starrte seine Finger an.
"Das ist unwichtig."
"..."
"Schlaf
wieder."
"Nein! Ich will nicht schlafen... nicht
allein.", murmelte der Schwarzhaarige und blickte den Blonden
flehend an.
Dieser nickte.
"Ok, ich bleibe, solange, bis
du eingeschlafen bist."
Langsam legte er sich neben den
Jungen, welcher sich sofort an ihn kuschelte, ins Bett und legte die
Arme um den dürren Körper.
"Schlaf jetzt.",
flüsterte der Todesser und musste sich dabei ein Grinsen
verkneifen.
Das lief doch alles genauso, wie er es sich gedacht
hatte. Bald würde dieser Junge aus seiner Hand fressen und
dann... Ja, dann war dieses engelhafte Geschöpf sein Eigentum.
