10. Epilog/ Selbst der Tod kann die Liebe nicht aufhalten
Tief
hingen die grauen Wolken in den Baumkronen und verliehen der Umgebung
einen zwielichtigen Ton. Leise nieselte der Regen vom Himmel herab
und durchnässte den Erdboden der Gräber.
Zwei Gestalten
in schwarzen Umhängen durchwanderten die dichten Nebelschwaden
und die ihnen eine unheimliche Aura verliehen. Sie stoppten vor einem
riesigen Grab, einem Schrein gleich und blickten auf die nur wenige
Monate alte Erde hinab.
Die
Kleinere dieser Gestalten kniete sich hin und warf 13 schwarze und
blaue Rosen auf das Grab. Dann stand sie wieder auf und faltete die
Hände wie zu einem Gebet, während der Größere
der Beiden die Kapuze zurückwarf und sich durch die Haare fuhr.
Er seufzte laut auf und legte seine Hand auf die Schulter des
Anderen.
"Es kommt mir vor wie gestern.", sprach er und
befreite seinen Nachbarn von der Kopfbedeckung. Dieser lächelte
sachte und drehte sich zu dem blonden Mann um.
"Ja.",
antwortete er nur und näherte sich dem Slytherin.
"Du
kannst ihn nicht vergessen.", stellte der Blonde fest, griff
nach der Hand des Anderen und drückte zärtlich zu. Der
Schwarzhaarige wehrte sich nicht und lehnte sich sogar an den
größeren Mann.
"Niemals. Ich habe ihn geliebt und
so wird es immer sein.", war das einzige, was er darauf erwidern
konnte und drückte sich enger an den anderen.
"Du
wirst ihm nicht folgen?", harkte der Slytherin nach und musterte
den Schwarzhaarigen.
"Nein, ich habe es ihm und dem Tod
versprochen."
"Dem Tod?"
Der Kleinere nickte,
schwieg allerdings. Er presste sich
näher an den warmen Körper und kuschelte sich an die
Wärmequelle.
"Wieso sollte ich? Er hat sein Leben
gelebt, aber meins wird weitergehen.", flüsterte der
Schwarzhaarige und grinste. "Ich habe doch dich, Draco."
Draco
Malfoy schlang seine Arme um den immer noch zierlichen Körper
des Kleineren und zog ihn näher an sich. Genüsslich zog er
den Geruch des Haares ein und legte den Kopf auf die Schulter des
Anderen.
"Ja, Harry, ich werde immer bei dir
sein."
Schweigen. Viele Minuten vergingen, die die beiden
Gestalten, die irgendwie fehl am Platze wirkten, einfach nur da
standen und auf das riesige, fast zu protzige Grab
hinabstarrten.
Doch eine Frage beschäftigte den
Schwarzhaarigen schon seit Monaten. In diesem Moment fand er den Mut
sie zu stellen.
"Wieso
hast du nie geheiratet, Draco."
Der blonde Mann zog eine
Augenbraue hoch.
"Kannst du dir das nicht denken?"
Der
Kleinere seufzte und drehte sich in der Umarmung um, um in die grauen
Sturmböen des Anderen zu blicken.
"Vielleicht..."
Er schluckte hart und driftete beinahe durch diese stechenden Augen
ab. Schnell schüttelte er seinen Kopf und schlang seine Arme um
den Nacken des Slytherin.
"Ich will es noch einmal
hören."
Draco bewegte sich auf das Gesicht des
Schwarzhaarigen zu und streifte mit seinen Lippen die seines
Gegenübers.
"Weil ich dich immer noch liebe.",
hauchte er und verteilte Küsse auf dem Hals des Kleineren.
Dieser stöhnte auf und warf den Kopf in den Nacken.
"Draco,
bitte. Nicht hier.", keuchte der zierliche Mann und eine leichte
Röte zierte sein Gesicht.
"Harry,
ich will dich und das schon seit Jahren. Mein Vater ist Tod, doch du
verwehrst dich mir.", sprach Draco bitter und strich über
die Wange des Gryffindors.
"Der Schmerz ist noch zu groß.",
erwiderte Harry Potter und schniefte.
"Doch irgendwann muss
das Leben weitergehen."
"Du hast ja recht... und
dennoch, er war meine große Liebe."
"Und du bist
die meine. Ich möchte auf dich nicht verzichten. Nicht jetzt wo
ich die Chance habe dir Glück zu bringen."
"Ich
könnte dich niemals so lieben wie ihn."
"Das ist
mir egal. Sei einfach bei mir." Harry nickte fast unbemerkt und
fuhr mit seinen Händen über den Rücken des
Slytherin.
"Du bist unverbesserlich.", ließ er
zögernd verlauten und schloss die Augen.
"Immer."
Wieder
berührte Draco den Mund es Kleineren und liebkoste ihn sanft.
Seine eine Hand schlich sich zum Schritt des Anderen und drückte
fast forsch zu. Harry keuchte durch diese Tat auf und drängte
sich noch näher an den Anderen.
"Nicht hier, Draco!"
Das neue Malfoyoberhaupt seufzte ergeben und entfernte sich vom
Gryffindor.
"Er ist wenigstens ehrenvoll gestorben."
"Ja,
für die Sache der Schwarzmagier und für Voldemort."
Harry fiel wieder auf die Knie und streichelte über den
Grabstein von Lucius Malfoy und fuhr sanft die Lettern des Namens
nach.
"Es waren glückliche Jahre." Er stockte und
blickte zu Draco hoch. "Und es werden weitere wohl folgen."
Draco bewegte den Kopf und zog den Gryffindor wieder hoch.
"Komm
Harry, es hat keinen Sinn der Vergangenheit nachzujagen. Die Zukunft
kann so schön sein."
Harry ließ sich auf die Beine
ziehen und klopfte die Hose ab.
"Vielleicht kann sie das,
doch man sollte die Vergangenheit nie vergessen."
"Das
verlange ich auch nicht. Lebe. Lebe und genieße deine weitere
Zeit. Man weiß nie, wann sie endet.", philosophierte Draco
Malfoy und ging den Kiesweg zurück zum Ausgang.
Harry blieb
noch eine Weile am Grab stehen und murmelte vor sich hin.
"Ich
danke dir, für alles. Die guten Zeiten, aber auch die
schlechten, zeigten mir dein wahres Ich und deine Liebe zu mir.
Niemals werde ich dich vergessen können und niemals wird meine
Liebe zu einem andern so stark sein, so wie ich dich geliebt habe.
Lucius Malfoy, du warst mein Lebenswille, mein Schicksal. Doch nun
muss ich mich von dir verabschieden, denn ein neuer Lebensabschnitt
folgt nun und den werde ich mit Draco bestreiten. Doch sollte ich
sterben, werde ich zu dir zurückkehren und wir werden für
alle Ewigkeit zusammen sein."
Harry belächelte sich
selbst über soviel romantischen Unfug und folgte Draco, der am
Eingang des Friedhofes auf ihn wartete.
"Komm,
Draco. Wir haben noch einiges vor uns." Er griff nach der Hand
es Blonden und strich mit dem Daumen über die Haut. Dann stellte
er sich auf die Zehenspitzen und küsste den Slytherin. "Jetzt
ist unsere Zeit gekommen. Auch wenn sie kurz ist, ich werde sie
genießen und an deiner Seite glücklich werden."
Sie
gingen hinaus auf die Strasse zurück nach Malfoy Manor, als die
Sonne am Horizont erschien und die ersten heilenden Strahlen auf die
kalte Erde schickte.
Endless End!
